Palmsonntag
Lukas 19, 28-40
In jener Zeit
28 ging Jesus nach Jerusalem hinauf.
29 Als er in die Nähe von Betfage
und Betanien kam, an den Berg, der Ölberg heißt, schickte er zwei seiner Jünger
voraus
30 und sagte: Geht in das Dorf, das
vor uns liegt. Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort einen jungen Esel
angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los,
und bringt ihn her!
31 Und wenn euch jemand fragt: Warum
bindet ihr ihn los?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn.
32 Die beiden machten sich auf den
Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte.
33 Als sie den jungen Esel
losbanden, sagten die Leute, denen er gehörte: Warum bindet ihr den Esel los?
34 Sie antworteten: Der Herr braucht
ihn.
35 Dann führten sie ihn zu Jesus,
legten ihre Kleider auf das Tier und halfen Jesus hinauf.
36 Während er dahinritt, breiteten
die Jünger ihre Kleider auf der Straße aus.
37 Als er an die Stelle kam, wo der
Weg vom Ölberg hinabführt, begannen alle Jünger freudig und mit lauter Stimme
Gott zu loben wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten.
38 Sie riefen: Gesegnet sei der
König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der
Höhe!
39 Da riefen ihm einige Pharisäer
aus der Menge zu: Meister, bring deine Jünger zum Schweigen!
40 Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn
sie schweigen, werden die Steine schreien.
Gedanken zum
Evangelium
Viele Pilger waren
zum Fest unterwegs nach Jerusalem. Auch Jesus und seine Jünger kamen ans Ziel
ihres langen Wanderweges. Sie und die Menschen überall haben die Worte Jesu
vernommen und seine Wundertaten erlebt. Manche haben ihn auch nur aus den
Erzählungen gekannt. Nun sehen sie ihn selbst, und es bemächtigt sich ihrer
eine frohe Hoffnung, dass Gott nun sein Reich errichten werde.
Die Vorstellungen
von einem neuen Königreich Israel sind zur Zeit Jesu bunt gemischt. Es gab die
Träumer von einem neuen großen weltlichen Königreich, das nach der Beseitigung
der Fremdherrschaft anbrechen sollte. Andere dachten vielleicht nur an die
Erneuerung der Treue des Volkes gegen Gott und an die Erfüllung seiner Gebote
und Vorschriften. Die einen waren für den Kampf um die Freiheit, andere für
Zurückhaltung und Ausgleich mit der römischen Oberherrschaft. In diese
Erwartung der Jerusalempilger hinein erscheint nun Jesus von Nazaret vor den
Toren der Gottesstadt.
Machen wir uns anhand des Berichtes einige
Gedanken.
Jesus reitet auf
dem jungen Esel.
Die Herrscher jener
Zeit ritten hoch zu Ross. Der Esel ist das Symbol der Einfachheit,
Gewaltlosigkeit und Demut. Damit wird angedeutet, dass Jesu Königsherrschaft
eine andere sein werde als die erwartete. Er kommt als Retter und nicht als
Richter und Gewaltherrscher zu den Menschen. Gott kommt immer in Liebe und nie
rachsüchtig, wie es frühere Prediger vermuteten. Den in Freundschaft Kommenden
kann man ohne Angst und in freier Entscheidung aufnehmen.
Gesegnet sei der
König, der kommt im Namen des Herrn.
Wer Jesus aufnimmt,
der nimmt Gott auf. Er kommt im Namen Gottes. Wer ihn ablehnt, der lehnt Gott
ab. Daher gibt es keinen Weg zu Gott und zum Leben in Gottes Welt an Jesus
vorbei. In ihm gibt es die Heilung, die Befreiung aus Sünde und Angst, die
Heimat für die Seele, die Rettung aus dem Tod. Wer sich ihm anschließt, trägt
eine unzerstörbare Hoffnung in sich. Er kann ruhig und getrost seinen Lebensweg
gehen, wohin immer er auch führt. Gläubige Gelassenheit prägt das Leben des
Christen.
Wenn sie
schweigen, werden Steine reden.
Die Pharisäer
fürchten, es könnte zu einem Aufstand kommen, den die Römer mit Gewalt
niederschlagen würden. Zu den Festtagen zogen diese ja immer größere Truppenkontingente
in Jerusalem zusammen. Außerdem gab es schon mehrmals Aufstände, die
niedergeschlagen wurden. Vielleicht waren die religiösen Führer auch
eifersüchtig auf diesen Jesus, dem das Volk zujubelte.
Jesus steht am
Anfang der Woche, die mit seinem Tod enden wird. Dennoch will er die Menschen
nicht „zurückpfeifen“, denn ihre Rufe stimmen ja.
Wir könnten dieses
Bekenntnis der Pilgerscharen zu Jesus bedenken und auch auf unser Leben
anwenden. Auch wir sollten unseren Glauben an die Königsherrschaft Jesu
bekennen, anderen mitteilen, unsere Zugehörigkeit zu ihm öffentlich kundtun.
Dies auch dann, wenn es nicht bei allen auf Verständnis stößt. Jesus ist in
unserer Mitte als einer, der noch nicht endgültig seine Herrschaft zum
Durchbruch geführt hat. Wir wissen auch in unserer Glaubenstreue, dass der
christliche Weg über das Kreuz führt und erst am Ende die Herrlichkeit aufleuchten
wird.
Gehen wir in die
Karwoche mit dem Vorsatz, diese Zeit zur Besinnung zu nützen. Die Ereignisse
der Kartage enthalten die Lichtpunkte unserer christlichen Hoffnung. In der
Neuorganisierung unseres Lebens aus dieser Hoffnung ist das wesentliche
Fundament der kommenden Osterfreude begründet. (merli@utanet.at)
*
Gründonnerstag
Jo 13, 1-15
1Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war,
um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt
waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.
2Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot,
schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern.
3Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und
dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,
4stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem
Leinentuch.
5Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu
waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
6Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die
Füße waschen?
7Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch
später wirst du es begreifen.
8Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus
erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.
9Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern
auch die Hände und das Haupt.
10Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur
noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle.
11Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht
alle rein.
12Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz
genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
13Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn
ich bin es.
14Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann
müsst auch ihr einander die Füße waschen.
15Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an
euch gehandelt habe.
Gedanken zur Liturgie
Über diesem Abend liegt eine
besondere Weihe. Jesus nimmt Abschied von seinen Freunden. Wer seinen Tod vor
Augen hat, der sagt und tut nur mehr Wesentliches und ganz Wichtiges. So kann
man die Worte und Handlungen Jesu als bedeutendstes Vermächtnis verstehen.
Dieses zeigt sich in dem zweifachen Geschehen als Auftrag: Einsetzung der
heiligen Eucharistie und Fußwaschung.
Jesus stiftet nach
katholischer Auffassung die Eucharistie als Opfer und Mahl. Unter
Eucharistie versteht man die Gegenwart Jesu mit Fleisch und Blut, mit Leib und
Seele, als Gott und Mensch unter den Gestalten von Brot und Wein, wie er sich
für uns hingibt und uns zur Seelennahrung wird.
Es handelt sich dabei um eine dem
göttlichen Bereich zugehörige Wirklichkeit, die nicht an Zeit und Raum gebunden
ist, also immer gegenwärtig wird, wo man diesen Auftrag Jesu gläubig erfüllt
und die Gedächtnisfeier begeht.
Die fundamentale Bedeutung dieses
Geheimnisses für das Leben des Christen geht weit über die definierte
Formulierung hinaus. In der Eucharistie wird Gottes Gegenwart unter den
Menschen Wirklichkeit. Der Mensch wird bei der Feier der Eucharistie in das
Leben des Dreifaltigen Gottes hineingenommen, erfährt Gottes prägenden Geist,
wird in die Auferstehung Jesu integriert, erlangt Heilung seiner Verwundungen,
wird zur Liebe befähigt und somit Jesus ähnlich.
Es gibt kein größeres Geschenk
als diese Gemeinschaft mit Gott in der Feier der Eucharistie.
Diese Vereinigung mit Jesus
befähigt, so zu handeln wie er.
Sein Beispiel der dienenden Liebe
wird zum Lebensauftrag für die Christen. Im Symbol der Fußwaschung ist der
Auftrag zur dienenden Liebe enthalten. Diese Gesinnung des Dienens verhindert
die Überheblichkeit der Kirchenleitung ebenso wie den Hochmut der materiell
oder geistig Reichen gegenüber den Armen. Jeder Christ ist aufgerufen, sich in
der Karwoche auf ein Ostern der Liebe vorzubereiten. Es gilt, neue Wege des
Zusammenlebens in der Familie und in der Pfarre einzuschlagen.
Am Ende des Abends stehen Verrat
und Angst.
Christen befinden sich noch nicht
in der Vollendung. Auch in ihrem Leben gibt es die Enttäuschung von
Mitmenschen, die Angst und Verfolgung und schließlich den Tod. Wer aber auf
Jesu Leben und Sterben schaut, bedenkt das Wort der Schrift: „ Gott wird alle
Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer,
keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“
In den Feiern der Karwochenliturgie und in den Berichten über die Worte
Jesu und die Ereignisse leuchtet schon die Osterhoffnung auf. Die Mitfeier ist
die beste Vorbereitung auf das große Fest. (merli@utanet.at)
*
Karfreitag
Gedanken zur Liturgie
Der Religionsfeind Friedrich
Nietzsche zeigte seine Verachtung für die christliche Religion mit dem spöttischen
Ausspruch: „Gott am Kreuze! Es hat bisher noch niemals und nirgendwo eine
gleiche Kühnheit im Umkehren gegeben.“ Dies mag verständlich sein, denn man
hörte von Gott im Himmel, vom allmächtigen Gott oder von den mächtigen Göttern.
Aber von einem Gott, der einen schmachvollen Tod erleidet, hörte man außerhalb
des Christentums nie. Dennoch steht in der Mitte der heutigen Liturgie dieser
Tod des Gottessohnes am Kreuz. Darin offenbart sich eine mehrfache
Glaubenswahrheit.
Gott bekannte sich nicht nur
in Worten zu den Menschen, er ist unbegreiflicherweise sogar in die Menschheit
eingegangen, dies mit allen Konsequenzen, also auch in die Sterblichkeit.
Er sagt damit eindrucksvoll und endgültig: Ich bin einer von euch, ich stehe
für euch ein, ihr seid meine Brüder und Schwestern, euer Schicksal ist auch
meines. Ihr seid nicht mehr verlassen und könnt auf meine Zuneigung bauen.
Dies zu wissen ist von nicht geringer
Bedeutung für ein Leben in Zuversicht und Hoffnung, auch im Zugrundegehen.
Hoffnung strahlt so vom Kreuz auf alle.
Der menschgewordene Gott trägt
unser Leben mit. Wir haben Anteil an seiner Gerechtigkeit, Liebe und Hingabe in
den Willen Gottes.
Diese Hingabe geschieht
stellvertretend für alle, die sich gläubig unter das Kreuz stellen. Wir sind in
sie hineingenommen. Wir erhalten so Anteil an den Wirkungen dieser liebenden
Hingabe an Gott: Heilung, Vergebung, Befreiung, Erlösung, Hoffnung,
Auferstehung.
Aus der Lebensgemeinschaft mit
Jesus bezieht unser Christsein seine Lebenskraft.
Daher wird der Christ diese
Gemeinschaft auf allen Ebenen seines Lebens ausbauen und verwirklichen. Sie
wird begründet in der im Glauben empfangenen Taufe, setzt sich fort in den
Gnadengaben der Sakramente, erreicht ihren Höhepunkt in der Feier der
Eucharistie, wird verwirklicht in einem Leben der Gottes- und Nächstenliebe und
wird vollendet in der Auferstehung.
Wenn wir Karfreitag feiern,
steht das Kreuz vor uns. Wir müssen uns seiner nicht schämen, auch wenn Spötter
am Werk sind. Es ist nicht mehr das Zeichen des Todes, sondern der liebenden
Nähe Gottes und unserer Rettung durch ihn. Es bedeutet Hoffnung auf ein
erneuertes, vollendetes Leben. Deshalb verehren wir im Kreuz unseren Gott, der
gekommen ist, um uns zu retten. Wir stellen die Kreuze auf und hängen sie in
unsere Wohnungen, weil wir dieses Zeichen der Hoffnung auf Rettung und Leben
uns selbst und unseren Mitmenschen immer wieder vor Augen führen wollen. (merli@utanet.at)
*
Osterzeit
Osternacht
30. 3. 2013
Lk 24, 1-12
1Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben,
die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab.
2Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war;
3sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.
4Während sie ratlos dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern
zu ihnen.
5Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu
ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
6Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was
er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war:
7Der Menschensohn muss den Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und
am dritten Tag auferstehen.
8Da erinnerten sie sich an seine Worte.
9Und sie kehrten vom Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den
elf und den anderen Jüngern.
10Es waren Maria Magdalene, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus; auch
die übrigen Frauen, die bei ihnen waren, erzählten es den Aposteln.
11Doch die Apostel hielten das alles für Geschwätz und glaubten ihnen
nicht.
12Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur
die Leinenbinden dort liegen. Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über
das, was geschehen war.
Gedanken zur Liturgie
Die Feiern der Osternacht beginnen
mit der Segnung des Feuers und der Osterkerze. Danach folgen Ostergesang,
Lesungen, Taufwasserweihe und die Feier der heiligen Eucharistie.
Die Kerze symbolisiert den
auferstandenen Jesus Christus.
Er steht im Mittelpunkt des
Ostergeschehens und Feierns. Ohne das Zeugnis der Weggefährten Jesu von seiner
Auferstehung gäbe es kein Christentum und keine Osterliturgie. Man könnte zwar
den Gekreuzigten in Erinnerung rufen, seine Lehre wie die eines weisen
Philosophen bedenken, seinen Geburts- oder Sterbetag begehen, doch gäbe es
dieses Fest nicht als Höhepunkt des Kirchenjahres.
Warum kommen zu diesen Feiern
auch viele, die sonst nur am Rande die christlichen Feste mitfeiern?
Wahrscheinlich geht es hier um die letzte Hoffnung, die auch in den
Fernstehenden lebendig geblieben ist. Wir feiern unseren auferstandenen
Christus, weil wir die frohe Botschaft vom neu erstandenen Leben nicht nur
vernehmen, sondern auch in Christi Auferstehung unseren eigenen Lebensweg über
den Tod hinaus vorgezeichnet wissen. Weil der Tod besiegt ist und das Leben unauslöschlich
weiterbesteht, ist unser Osterfest unsere höchste und letzte Hoffnung und
unsere große Freude. Das Kerzenlicht erleuchtet unseren Weg und schenkt
Geborgenheit und Wärme an diesem Abend oder in der Nacht. Deshalb tragen die
Menschen nach dem Gottesdienst das Osterlicht in ihre Häuser.
Das Taufwasser wird geweiht.
In der Osternacht wurden die
Gläubigen, die sich in der Fastenzeit vorbereitet hatten, in die Gemeinschaft
mit Christus und mit den Christen hineingetauft. Wenn auch heute die Kindertaufe
üblich ist, so stellt uns die Kirche einmal im Jahr unsere Taufe vor Augen,
damit wir die Konsequenzen dieses Geschenks überdenken und unser Leben neu als
Getaufte gestalten.
Ostern sollte eine Auferstehung
aus der Gleichgültigkeit und Mittelmäßigkeit, aus verschlammtem religiösem Leben und aus Halbherzigkeit
werden. Wir sind eingeladen, unsere Taufe jedes Jahr wieder zu unterschreiben.
Die Entscheidung für Gott, für die Gemeinschaft der Christen, für ein
religiöses Leben, für Umkehr und Treue sollte nachhaltig fallen.
Natürlich ist wie immer der
Höhepunkt unseres Feierns die Eucharistie.
In ihr gehen wir ja in Jesu
heilende und rettende Hingabe an den Vater und an die Menschen ein, wir sind in
der Kommunion in den Zeichen des Brotes und Weines mit der Lebenskraft des
Auferstandenen vereint. Wir werden geheilt und befreit und zur Liebe befähigt,
weil wir ja bei der hl. Messe immer wieder gleichsam Christus anziehen. Er lebt
in uns, und wir leben in ihm.
Bei der
Auferstehungsprozession, die in vielen Pfarren gehalten wird, bezeugen wir
unseren Glauben an den Auferstandenen, verkünden allen die Frohbotschaft und
bekennen uns zu ihm.
Jeder soll wissen: Wir haben
eine Hoffnung, die unser Leben und Sterben prägt. Der Wunsch „Frohe Ostern“,
den wir einander zurufen, ist berechtigt und kann unser Leben mit Osterfreude
erfüllen, die nie mehr erlöschen wird. (merli@utanet.at)
*
Ostersonntag
Joh 20, 1-9
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala
frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab
weggenommen war.
2Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und
sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen
nicht, wohin man ihn gelegt hat.
3Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab;
4sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller
war als Petrus, kam er als erster ans Grab.
5Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht
hinein.
6Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab
hinein. Er sah die Leinenbinden liegen
7und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber
nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer
besonderen Stelle.
8Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war,
hinein; er sah und glaubte.
9Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten
auferstehen musste.
Gedanken zum Evangelium
In den Evangelien
werden verschiedenartige Berichte über die Ereignisse um Jesu Auferstehung
dargeboten. Im heutigen Evangelium stehen Maria von Magdala und die zwei Jünger
Johannes und Petrus im Blick. Es ist sicher von theologischer Bedeutung, dass
gerade Petrus, der „Felsenmann“ und Johannes, der „Lieblingsjünger“ zuerst zum
leeren Grab kommen. Interessant aber ist, dass sie den Auferstandenen nicht
sehen. Dies wird dagegen von der Frau berichtet.
Maria von
Magdala kam frühmorgens zum Grab.
Später heißt
es: „Sie weinte“. Hinter diesen Berichten steht eine Frau, die liebt. Liebe
lässt aktiv werden, Liebe bereitet auch Schmerz, Liebe ermöglicht den Zugang
zum Geheimnis der Auferstehung, Liebe führt zur Begegnung mit Jesus.
Die Tatsache,
dass die ersten Zeugen der Auferstehung Frauen waren, könnte der theologischen
Wissenschaft und der Verkündigung zu denken geben. Beide bewegen sich häufig
auf der Schiene des Verstandes, wirken manchmal hart und bieten wenig Raum für
Gefühle. Der Bericht deutet an, dass es den Glauben nur in Verbindung mit der
Liebe gibt. Menschen, die andere verachten oder vor Hochmut triefen, finden
kaum zum Glauben.
Gewiss kann
der Glaube nicht nur aus dem Gemüt heraus entstehen; sentimentale Gefühle
können täuschen und in die Irre führen, wenn der Verstand aussetzt. Trotzdem
sollten wir uns nicht fürchten vor Gefühlen der Trauer oder der Freude, vor
Tränen, vor Begeisterung, vor Mitgefühl oder Reue. Gefühle wurden im religiösen
Leben und in der christlichen
Erziehung häufig für schädlich gehalten und unterdrückt. So kamen dann nicht
selten Kälte und Härte auf, die beträchtliches Unheil anrichten konnten.
Petrus und
Johannes laufen zum Grab.
Die Berichte
der Frauen werden in Parallelschilderungen als Einbildung und Weibergeschwätz
abgetan. Die zwei Jünger aber gehen den unglaublichen Meldungen nach. Sie
drehen sich nicht auf die andere Seite und schlafen weiter, sie werden aktiv.
Ein Vorbild für alle, die sich bemühen, die Botschaften über den auferstandenen
Jesus Christus ernst zu nehmen und sich bei der Wahrheitssuche durch nichts abhalten
lassen. Viele „schlafen“ heute, ohne sich am christlichen Leben zu beteiligen.
Sie ließen sich vielleicht von Sensationsberichten halbgebildeter und
selbsternannter Theologen oder Enthüllungsjournalisten verunsichern. Sie
kümmern sich um das Ereignis der Auferstehung Jesu kaum, das für die Welt und
für ihr persönliches Leben von eminenter Bedeutung wäre. Viel mehr Zeit und
Energie werden für Kuraufenthalte, Körperpflege, Vergnügungsveranstaltungen
oder alltägliche seichte Sendungen aufgebracht. Für das Entscheidendste ihres
Lebens finden sie nur Zeit, wenn ihnen „danach ist“ oder wenn etwas Besonderes
geboten wird.
Christen, die
Ostern feiern, sollten etwas von der Freude in diesen Berichten lebendig werden
lassen, geradezu begierig die Wahrheiten über das neue Leben der Auferstehung
suchen und eine gläubige Wertung der täglichen Aufgaben und Angebote vornehmen.
„Er sah und
glaubte.“
Die Jünger
sehen die Leichentücher da liegen. Jesus kehrte nicht wieder in sein vorheriges
sterbliches Leben zurück. Es begann eine neue Dimension auch des körperlichen
Seins. Göttliche Lebenskraft belebt den verklärten Leib der Auferstehung. Durch
die Leinenbinden hindurch, meinen Bibeltheologen, drang der auferstandene Leib
Jesu. Jedenfalls können wir mit Recht annehmen, dass jeder, der Christus sucht,
zum Glauben befähigt wird.
Letztlich ist
der Glaube sowohl für den Sehenden, als auch für den, der Jesus nicht sieht,
kein Ergebnis von Beweisführungen, sondern Gnadengeschenk. Diesen Glauben an
den Auferstandenen soll in diesen österlichen Tagen in den großen Festfeiern
neu aufleben und erneut unser ganzes Sein prägen. Wir sollten als
freudestrahlende österliche Menschen leben.
Wir feiern zu Ostern auch unsere eigene
Zukunft, denn wir haben schon jetzt Anteil am auferstandenen Leben Christi,
sind von seinem Geist durchdrungen, unsere Auferstehung ist bereits im Gange.
Wir sind in das Leben des Dreifaltigen Gottes hineingenommen, aus dem wir nicht
mehr herausfallen können. Unsere Zukunft ist in seiner liebenden Hand gesichert.
(merli@utanet.at)
*
Ostermontag
1. 4. 2013
Lukas 24, 13-35
Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in
ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
14Sie sprachen miteinander über all das,
was sich ereignet hatte.
15Während sie redeten und ihre Gedanken
austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen.
16Doch sie waren wie mit Blindheit
geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.
17Er fragte sie: Was sind das für Dinge,
über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen,
18und der eine von ihnen - er hieß
Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als einziger
nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
19Er fragte sie: Was denn? Sie
antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort
und Tat vor Gott und dem ganzen Volk.
20Doch unsere Hohepriester und Führer
haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
21Wir aber hatten gehofft, dass er der
sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem
das alles geschehen ist.
22Aber nicht nur das: Auch einige Frauen
aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe
beim Grab,
23fanden aber seinen Leichnam nicht. Als
sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten
gesagt, er lebe.
24Einige von uns gingen dann zum Grab und
fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn
nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt
haben.
26Musste nicht der Messias all das
erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
27Und er legte ihnen dar, ausgehend von
Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben
steht.
28So erreichten sie das Dorf, zu dem sie
unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen,
29aber sie drängten ihn und sagten: Bleib
doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging
er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30Und als er mit ihnen bei Tisch war,
nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen.
31Da gingen ihnen die Augen auf, und sie
erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.
32Und sie sagten zueinander: Brannte uns
nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn
der Schrift erschloss?
33Noch in derselben Stunde brachen sie
auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger
versammelt.
34Diese sagten: Der Herr ist wirklich
auferstanden und ist dem Simon erschienen.
35Da erzählten auch sie, was sie
unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
Gedanken zum Evangelium
Die Erzählung über die Emmausjünger
enthält viele theologische Aussagen. In ihr finden sich erste Erfahrungen der
Jesusjünger mit dem auferstandenen Jesus ebenso wie Anklänge an die
Gottesdienstfeier in der Urgemeinde. Wie jedes Jahr können wir den Bericht der
Reihe nach meditieren. Die hier dargelegten Gedanken sollen kurze Anregungen
zum Weiterdenken sein.
Zwei Jünger, die nicht aus dem
engen Apostelkreis stammen und eventuell griechischstämmige Gäste in Jerusalem
waren, gehen enttäuscht vom Ort der Hinrichtung Jesu weg.
Dennoch wäre gerade dort, wo alles
hoffnungslos zu sein scheint, die neue Erfahrung der Auferstehung möglich
gewesen. Vielleicht für heutige Christen ein Anstoß, auch in dunklen Stunden
zum gekreuzigten Jesus zu stehen.
Sie reden über Jesus, über ihre
enttäuschte Hoffnung auf ihn und sind verzagt.
Es wäre gut, würden die Christen
auch heute über ihre Enttäuschungen in der Kirche miteinander reden, sich nicht
nur in liebloser Kritik ergehen, sondern in Sorge um ihren Glauben und um ihre
Gemeinschaft mit Jesus wohlwollend miteinander diskutieren.
Jesus gesellte sich zu ihnen.
Jesus begleitet alle, die Leid
tragen, die sich um ihren Glauben sorgen und diese Sorge mit anderen teilen.
Die zwei Jünger bekennen sich zu ihrer Erfahrung mit Jesus, sie verheimlichen ihren
nun hart geprüften Glauben an Jesus nicht, sie reden über Fragen des Glaubens
mit dem „Fremden“.
Für alle christliche Angsthasen eine
Lehre, sich offen zum Glauben zu bekennen, sich nicht mit belanglosem, seichten
Gerede zufriedenzugeben, sondern auch vor anderen Interesse an ernsten Fragen
des Lebens, der Enttäuschungen und des Glaubens überhaupt zu zeigen.
Jesus erklärt die Schrift.
Christen sollten ihre Bibel kennen.
Sie bietet Erkenntnisse, hilft auch dort verstehen, wo rein diesseitigem Denken
manches unbegreiflich bleibt. Das Geheimnis des Lebens und Sterbens Jesu, sowie
seine Auferstehung müssen aus der Heiligen Schrift beleuchtet werden. Holen wir
die Bibel aus dem Schrank!
Sie laden Jesus ein.
Sie befinden sich dabei in der
Tradition der Gastfreundschaft im Heiligen Land zur Zeit Jesu, haben aber
sicher auch Interesse an einem weiterführenden Gespräch mit Jesus über die
Worte der Schrift.
Christen sollen immer Einladende
sein und gesprächsbereit, wenn es um ihren Glauben geht. Nichts fördert die
Unwissenheit des modernen Christen über seinen Glauben mehr als die „gottlosen“
Gespräche, die wir tagtäglich führen. Wir leben und reden miteinander häufig
eine ganze Woche lang so, als wären wir Ungläubige, die Jesus gar nicht kennen.
Über ihn und unsere Gemeinschaft mit ihm wird kaum je ein Wort gesprochen. Das
können wir in der Osterzeit ändern.
Jesus bleibt bei ihnen.
Jesus ist auch heute bei denen, die
sich für die bedeutendste Frage ihres Lebens, für ihren Glauben interessieren,
die christliche Gastfreundschaft üben und denen ihre Religion ein wesentliches
Anliegen ist.
Sie erkennen ihn beim
Brotbrechen.
Wie schon bei anderen Gelegenheiten
erleben sie es wieder: Jesus bricht das Brot und reicht es ihnen. Damit wird
wohl auch die eucharistische Gemeinschaft angedeutet. Daran erkennen sie ihn.
Auch heute erkennen wir Jesus,
erleben seine Auferstehung, werden hineingenommen in sein neues Leben, wenn wir
Eucharistie feiern, wo er uns das Brot bricht und reicht.
Sie brechen auf, um den anderen die
Freude zu bringen.
Christen sind Verkünder, Apostel der
Freude, der Hoffnung, der Liebe Gottes, die in Jesus erschienen ist. Sie sind
immer Boten der Auferstehung. Sind wir das?
Am zweiten Ostertag können wir
den Emmausbericht meditieren, uns an ihm orientieren, unsere Beziehung zu
Christus festigen und die Osterfreude vertiefen. (merli@utanet.at)