Montag, 9. November 2009

Der Pfarrer in der Alltagshetze

ist Schnittpunkt vieler Gegensätze,
Mit andern Worten und bizarrer:
Er ist kein Mensch, er ist ein Pfarrer!
Doch nicht nur Kinder dieser Zeit
betrachten so die Geistlichkeit.
Der Pfarrer kämpft auch mit den Tücken
der innerkirchlichen Kritiken.
Zeigt Partnerschaft sein Arbeitsstil,
heißt es: Er weiß nicht, was er will!
Doch pflegt er nicht in allem Rat,
gilt er sogleich als Potentat.
Und sitzt er in der Pfarrkanzlei,
dann hat er vor den Leuten Scheu.
Bemerkt man unterwegs ihn häufig,
dann gleicht er einem Hund, der läufig.
Fährt er zum Essen nach den Taufen,
wär´ es gescheiter, er tät laufen.
Befolgt er streng die Kirchenlehre,
da geht es ihm um die Karriere.
Beachtet er die Regeln nicht,
dann fehlt es an Gehorsamspflicht.
Hat er ein Wort Latein gesprochen
gilt er als erz - antiker Knochen.
Wenn er nur deutsche Messen liest,
ist er ein böser Progressist.
Erlaubt er, dass ein Laie predigt,
als faul ist er dann rasch erledigt.
Doch wehe, predigt da kein Laie,
kommt das vom Dünkel seiner Weihe.
Gerät die Liturgie ihm länglich,
ist er ein Trödler unumgänglich.
Macht er es aber kurz und bündig,
schon wird er mangels Frommsein sündig.
Und spricht er leise und nicht viel,
ist er ein Paläo - Fossil.
Gibt er sich lebhaft und charmant,
so heißt es gleich: ein Komödiant!
Und trägt er wohlfrisiert den Schopf,
so hat er schlichtweg Pflanz im Kopf.
Erscheint er einmal unrasiert,
hört man: Dass er sich nicht geniert.
Ermahnt er wuchtig und energisch,
so ist er rasend wie ein Derwisch.
Die einen sagen: viel zu hoch,
für andre klafft ein Bildungsloch.
Und wenn er freundlich auch zu Frauen,
kannst seinem Zölibat nicht trauen.
Wenn er dagegen ernst erscheint,
so ist er gleich ein Frauenfeind.
Lebt er gelassen, ruhig, nüchtern,
klingt es im Chor: Für uns zu schüchtern!
Bei Elleganz von Schuh bis Scheitel,
ertönt der Ruf: Er ist halt eitel!
Doch geht er einfach angezogen,
so ist er sicherlich verschroben.
Kommt er mit buntem Hemd gewandet,
so hält man ihn schon für gestrandet.
Bewegt er sich ganz hochgeschossen,
heißt´s: Klerikal, auf hohen Rossen!
Ist ihm die Mode nicht gelegen,
hört man: Er sollte sich mehr pflegen.
Doch pflegt er modisch sich zu kleiden,
so kann das einer auch nicht leiden.
Wenn Blödeln mit ihm nicht zu machen,
sagt man, er geht zum Keller lachen.
Gibt er sich heiter beim Veltliner,
ist er gewiss ein Erzschlawiner.
Beklopft er fröhlich das Klavier,
ist es gewiss: Er quält das Tier.
Doch ist sein Ton besinnlich leise,
zum Schlafen ist dann diese Weise.
Legt er den Finger auf die Wunden,
wird er für zynisch bald empfunden.
Lässt er es aber locker laufen,
so liebt er Sau- und Chaoshaufen.
Und löscht er kräftig seinen Durst,
labt er sich oft bei Speck und Wurst,
so macht sich mancher seinen Reim:
Er kann doch nur ein Schlemmer sein!
Wenn er aufs Fasten sich versteht,
ist er ein finsterer Asket.
Und zahlt er abends Freunden Bier,
so liest er sicher kein Brevier.
Schaut er hingegen Krimis gar,
ist er gewiss ein Fernsehnarr.
So hört man reden manche Frommen,
sobald sie aus der Kirche kommen.
Er steckt im Mühlrad der Extreme;
denn stets, was er auch unternähme,
so sagt ein Katholik, ein starrer:
Er ist kein Mensch, er ist doch Pfarrer!
Zum Glück, darüber sind wir froh,
ist das ja nur woanders so!
In Krems hat es ein Pfarrer fein;
hier ist er Mensch, hier darf er's sein!
Da kannst du jeden Namen tragen,
darfst Michel, Sepp, Hans, Edi sagen.
Es stört hier auch kein Tennisschläger,
ja nicht einmal ein Infelträger.
Du darfst hier tanzen, trinken, lachen,
auch klerikale Faxen machen. -
Der Dichter, wie er jetzt erscheint,
sein fernes Ideal beweint.
So könnten wir voll Hoffnung sagen:
- Ich selber würde dies nicht wagen -
Wenn alle frommen Brüderlein
so wären, wie ihr - solltet sein.
Damit es baldigst kommt so weit,
dafür gibt’s jetzt die Fastenzeit.
Der Brüderkreis in Stadt und Lande,
wir wünschen dies der Viererbande,
dazu Gesundheit, Glück und Segen
auf frommen pastoralen Wegen.