Dienstag, 28. Dezember 2010

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Sonntag nach Epiphanie


Taufe Jesu


Mt 3, 13-17

13Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.

14Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?

15Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.

16Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.

17Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.


Gedanken zum Evangelium

Nach den Festen der Menschwerdung Gottes gedenken wir heute der Taufe Jesu bei Johannes am Jordan. Unter den Sündern steht auch Jesus. Johannes weist auf ihn hin. Einige Johannesjünger folgen Jesus und werden seine Apostel. Wir können wieder einiges bedenken.


Sünder kommen zu Johannes.

Es sind Menschen, die ihre Sünden einsehen, diese bereuen und in einem Bußakt loswerden wollen. Heute ist das Sündenbewusstsein geschwunden. Die Sünde wird verharmlost oder totgeschwiegen. Alles ist erlaubt, nichts ist verboten. „Mach, was dir gefällt!“, heißt die Parole.

Würden wir hinausgehen zu Johannes, uns öffentlich als Sünder bekennen, unsere Schwächen zugeben, bereuen und um Vergebung ersuchen? Oder sagen wir auch gerne „ich habe ja keine Sünden“, wenn von der Beichte die Rede ist? Gehen wir noch zur Beichte? Über Sünde und Schuld wird kaum noch geredet. Worüber man nicht spricht, das scheint nicht zu existieren. Wenn man über eine Epidemie nicht redet, ist sie dennoch da und bringt Unheil über die Menschen.

Wie schaut es aber in unserer Gesellschaft aus? Ehebruch wird gleichsam schon vor der Eheschließung eingeübt, ist dann während der Ehe ein Kavaliersdelikt. Ehebruch bei Scheidung und Wiederverheiratung wird nicht mehr wahrgenommen. „Ergreife jede Gelegenheit!“, lehren uns beinahe jede Sendung und jeder Film. Die Mitfeier der Sonntagmesse wird zum Hobby für übertrieben Fromme erklärt. Bigott nennt man diejenigen, die treu nach dem Glauben und nach den Vorschriften unserer Gemeinschaft leben. Gelogen kann werden, wann immer es nützt. Man spricht verharmlosend von „Notlügen“. Das Ausrichten der Mitmenschen ist zur allgemeinen Belustigung selbstverständlich erlaubt. Worüber sollte man auch beim Kaffeetratsch oder beim Heurigen reden? Den Armen wird, statt ihnen zu helfen, geraten, sie mögen gefälligst nicht tachinieren. Und im Übrigen kommen wir ja sowieso alle in den Himmel, denn Gott ist ja barmherzig.


Gott ist barmherzig mit allen, die bereuen.

Es wäre ein gefährlicher Irrtum zu glauben, dass Gott die Sünden ohne Reue vergeben kann. Das würde bedeuten, Gott bestätigt das Fehlverhalten des Menschen, er bejaht sein sündhaftes Treiben. Gott vergibt dem reuigen Sünder, nicht dem verstockten oder gleichgültigen, der sich um Gott und um Vergebung gar nicht bemüht. Jesus gesellt sich am Jordan nicht zu den Sündern, die ohne Reue kommen, er steht bei den Reumütigen, welche die Bußtaufe empfangen wollen.

Wer seine Sündhaftigkeit nicht bereut und seine Schwäche nicht bedauert, sich daher auch nicht um Besserung bemüht, der kann von seinen Sünden nicht befreit werden. Nur wer trotz seiner Schwächen und Sünden einsichtig ist und Gott demütig anruft, hofft mit Recht auf Vergebung.


Der Heilige Geist kommt in einem sichtbaren Zeichen auf Jesus herab.

Die Stimme Gottes sagt dabei: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ Diese Worte gelten auch für jeden Christen, der versucht, wie Christus zu leben. Der Christ schaut auf Jesus, er beginnt so zu denken, zu leben und zu handeln wie Jesus. Er ist ein Schüler, ein Jünger Jesu. Der Geist Jesu strömt immer mehr in seine Seele und befähigt ihn zu einem christlichen Lebensweg. Daher lautet der Grundsatz: Lebe mit Jesus, damit du ihm immer ähnlicher wirst. Das sittliche Streben des Christen besteht hauptsächlich im Bemühen, so zu werden wie Jesus. Es geht also wie bei Jesus um die Ehrfurcht vor Gott, um die Liebe zu Gott und zu den Menschen, um Widerstand gegen Falschheit und Hochmut, um Versöhnungsbereitschaft, um Wahrhaftigkeit und Treue.


Wer Jesu Wege nachgeht, dem gilt das Wort: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ Darin erschließt sich letztlich der Sinn des Lebens und ist des Menschen glückselige Vollendung begründet. (merli@utanet.at)