Dienstag, 5. Juli 2011

17.7. 2011

16. Sonntag im Jahreskreis

Mt 13, 24-43

In jener Zeit

24erzählte Jesus der Menge das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.

25Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg.

26Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.

27Da gingen die Knechte zum Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Weizen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?

28Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?

29Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus.

30Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich zu den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündeln, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune.

31Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte.

32Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hoch gewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.

33Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: Mit dem Himmelreiche ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.

34Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse; er redete nur in Gleichnissen zu ihnen.

35Damit sollte sich erfüllen, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund und rede in Gleichnissen, ich verkünde, was seit der Schöpfung verborgen war.

36Dann verließ er die Menge und ging nach Hause. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.

37Er antwortete: Der Mann, der den guten Samen sät, ist der Menschensohn;

38der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Söhne des Reiches; das Unkraut sind die Söhne des Bösen;

39der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Arbeiter bei dieser Ernte sind die Engel.

40Wie nun das Unkraut aufgesammelt wird und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein:

41Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben,

42und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.

43Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!

Gedanken zum Evangelium

Am heutigen Sonntag wird die Reihe der Reich-Gottes-Gleichnisse fortgesetzt. Unter Himmelreich oder Reich Gottes wird die neue Heilszeit verstanden, die durch Jesus Christus angebrochen ist. Wer in dieses Reich Christi eintritt, ist beauftragt und wird befähigt, seine Mitmenschen zu lieben und erfährt durch seine Hinwendung zu Gott Rettung und Heil. Um dies besser verständlich zu machen, erzählt Jesus die Gleichnisse - heute von der wachsenden Saat, vom Senfkorn und vom Sauerteig. Im zweiten Teil wird eine Erklärung dargeboten.

Die wachsende Saat

Wenn wir unsere christlichen Gemeinden anschauen, fällt auf, dass sich das Christsein in verschiedener Ausprägung manifestiert. Es gibt die entschlossenen Christen, deren Leben vom Glauben geprägt ist, die das Leben einer Pfarre mittragen und ihren Kern bilden. Andere pflegen einen mehr losen Kontakt zu ihrer Kirche, sind keine aktiven Mitarbeiter, feiern aber die Glaubensfeste regelmäßig mit. Wieder andere stehen mehr am Rande, kommen nur gelegentlich zum Gottesdienst, zahlen ihren Kirschenbeitrag noch, sonst aber haben sie kaum mit der Kirche Kontakt. Dann gibt es noch die losgelösten Christen, die sich abgemeldet haben, weil ihnen der Kirchenbeitrag zu hoch erschienen ist oder etwas in der Kirchenführung nicht gepasst hat. Ihnen ging der Glaube schon vorher großteils verloren. Gelegentliches Gebet, die Teilnahme an Begräbnissen oder Trauungen Bekannter bleiben als Reste ihrer kirchlichen Bindung.

Das Gleichnis legt uns nahe, die Taufscheinchristen oder Auswahlchristen nicht zu verdammen oder auszuschließen. Gottes Geduld mit ihnen soll auch auf uns ausstrahlen. Wir sind nicht die Richter, gerichtet wird am Ende, und das ist Sache Gottes.

Das Senfkorn

Es ist einer der kleinsten Samen, und doch wird daraus ein großer Strauch. Wenn auch darin kaum Vögel nisten konnten, so diente der Senfstrauch doch den Vögeln als Rastplatz und Unterschlupf. Das Gleichnis hat Bedeutung für uns selbst. Wir müssen nicht verzagen, wenn wir keine vollendete Heiligen, sondern noch Anfänger im Glauben und unvollkommenen sind. Geduld mit uns selbst ist die Voraussetzung auch für die Milde zu denen, die ebenfalls mangelhaft christlich leben. Wir werden niemanden verurteilen oder vertreiben.

Die Hoffnung, dass sie den Weg zu Gott finden und diesen dann auch gehen werden, soll von unserem Wohlwollen zu ihnen begleitet sein. Wir müssen ihnen mit freundlicher Einladung begegnen.

Der Sauerteig

Ohne etwas davon zu merken wird der Teig durchsäuert. Still, ohne Lärm und Aufsehen wächst auch der Glaube in den Menschen. Im Reich Gottes gilt das Gesetz des Heiligen Geistes, der auf stille Weise die Herzen berührt und allmählich verwandelt. Wir haben dieses Gesetz im Geschehen einer Pfarre manchmal vergessen.

Auch dort, wo scheinbar nichts weitergeht, kann das Reich Gottes wachsen, die Sehnsucht nach Gott vordringen und schließlich ein gutes Brot des christlichen Lebens entstehen. Allerdings braucht es den Sauerteig, der wir selbst immer mehr werden sollten.

Die Reich-Gottes-Gleichisse lehren uns auch heute wieder ein wenig mehr verstehen, wie es ist mit der Berufung in die Gemeinschaft Jesu steht, in der unsere wahre, letzte, heile und beglückende Zukunft begründet ist. (merli@utanet.at)