14. Sonntag im
Jahreskreis
8. 7. 2012
Mk 6, 1b-6
1bJesus kam
in seine Heimatstadt; seine Jünger begleiteten ihn.
2Am Sabbat
lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten
und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm
gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen!
3Ist das
nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses,
Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen
Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.
4Da sagte
Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat,
bei seinen Verwandten und in seiner Familie.
5Und er
konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und
heilte sie.
6Und er
wunderte sich über ihren Unglauben. Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und
lehrte.
Gedanken zum
Evangelium
„Am Sabbat lehrte er in der Synagoge.“
Jesus kommt, nachdem er schon als Prediger und
Wundertäter bekannt geworden war, wieder nach Nazaret, geht dort in die
Synagoge, das Bethaus des kleinen Städtchens, und predigt.
Wenn wir im
Hinblick auf unser christliches Leben an Jesus Maß nehmen, könnte uns die Szene
zuerst ganz einfach darauf aufmerksam machen, dass es gut und richtig ist,
seinen Glauben und seine Überzeugung auch vor denen zu zeigen, mit denen man
aufgewachsen ist und die einem schon von Jugend auf kennen.
Häufig sind die
Menschen gehemmt, sich im Familienkreis oder in bekannter Umgebung als religiös
zu deklarieren, vor allem dann, wenn sie vielleicht früher fernstehend waren.
Wer aber, wann
immer, zur Glaubensüberzeugung gekommen ist, der ist auch dazu berufen, diesen
Glauben den Angehörigen und Bekannten mitzuteilen, weiterzugeben, anzubieten
und vor allem ihn vorzuleben.
„Woher hat er das alles?“
Gelegentlich
kommen ähnliche Zweifel auch in unseren Pfarren vor. Wer aus dem gewöhnlichen
Trott herausragt, wird nicht selten mit Misstrauen betrachtet oder auch
abgelehnt. Dies ist so im beruflichen Bereich oder bei einer ungewöhnlichen Art
zu leben, aber auch im Bereich des Religiösen. Man sagt allzu leicht: Der will
es uns zeigen, dem ist etwas zu Kopf gestiegen, er will sich in den Vordergrund
spielen, jetzt ist er auf einmal fromm geworden.
Fehlhaltungen kann
es sicher auch geben, aber manchmal wäre es gut, es würden sich die Christen
aufrütteln lassen, wenn jemand neue, bessere, intensivere religiöse Wege zu
gehen beginnt und vorlebt. Neid, Missgunst, Eifersucht, Selbstzufriedenheit
und Spott sind Hindernisse auf dem Weg zu Gott.
„Was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen?“
Wenn auch das Wort
Goethes so nicht stimmt: „Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind“, so wecken
doch die Wundertaten Jesu das Interesse, lassen staunen und machen bei vielen
den Weg zum Glauben und zum Vertrauen frei, dies bis zum heutigen Tag. Darüber
hinaus könnten wir bedenken, welche natürlichen Wunder uns täglich umgeben Das
Staunen darüber könnte im Glaubenden Dankbarkeit wecken und dazu führen, sein
Leben immer mehr Gott anzuvertrauen.
„Und er wunderte sich über ihren
Unglauben.“
Heutige Christen
schätzen nicht selten das Exotische, z. B. die Bräuche der Kelten, die
Lebensform der Buddhisten, Sektenlehren oder pseudoreligiöse
Gesundheitspraktiken usw. mehr als die Worte Jesu, die als „gesundes Brot“ der
christlichen Lehre gute Wege zu einem sinnerfüllten Leben in ihrer eigenen Glaubensgemeinschaft
weisen.
„Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte.“
Jesus lässt sich nicht beirren und verkündet
unverdrossen die rettende Botschaft von der Liebe Gottes, obwohl er Ablehnung
erfährt.
Dies ist
vielleicht für alle, die in der Familie oder in der Pfarre den Glauben leben
und weitergeben wollen, ein Beispiel, es sich nicht verdrießen zu lassen, auch
wenn scheinbar kein Erfolg zu sehen ist. Dies gilt auch bei der Erziehung der
Kinder. Jeder Christ ist berufen, den Glauben zu zeigen, über ihn zu reden und
nach ihm, so gut er kann, zu leben. Zustimmung oder Ablehnung sollten an dieser
christlichen Grundeinstellung nichts ändern.
Abschießend könnten wir bedenken: Was immer in unseren
Beziehungen und in unserem ganzen Leben geschieht, wir sind auch heute mit
Jesus unterwegs, der uns gute Wege weist, Heil und Rettung, Hoffnung und
Zukunft bringt und letztlich Glückseligkeit schenkt. (merli@utanet.at)