4.
Adventsonntag
23. 12. 2012
Lk 1,
39-45
39Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt
im Bergland von Judäa.
40Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
41Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da
wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt
42und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen
Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
43Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
44In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude
in meinem Leib.
45Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr
sagen ließ.
Gedanken zum
Evangelium
Am Ende des
Advents steht vor uns die freundliche Gestalt der Elisabet („Mein Gott ist
Vollkommenheit“), der betagten Gattin des Priesters Zacharias.
In
fortgeschrittenem Alter empfängt sie ihr langersehntes Kind.
Er wird später
Johannes der Täufer genannt. Sie empfand wie die meisten Mütter ihrer Zeit ein
Kind nicht als Last, sondern als Segen und Geschenk Gottes. Dankbarkeit und
Freude begleiten die herannahende Geburt des Kindes.
Heutige Menschen
in der hektisch gewordenen Welt des Wohlstandes betrachten ein unverhofft
ankommendes Kind gelegentlich als eine Katastrophe. Es wird sogleich ängstlich
überlegt, welche Einschränkungen und Probleme sich nun ergeben werden. Dennoch
könnten wir bedenken, dass auch heute jedes Kind letztlich Geschenk und Segen
Gottes ist und Freude in die Familie bringt, ja häufig erst einem
perspektivlosen Leben seinen tiefen Sinn gibt.
Maria steht als
werdende Mutter da, ohne Verständnis für ihre außergewöhnliche Situation
erwarten zu können. Bei Elisabet, ihrer Verwandten, deren Leben auf Gott
ausgerichtet ist, findet sie freudige Aufnahme und Stütze.
Sie erfährt die
Bestätigung dessen, was sie an Unbegreiflichem erlebt hatte. Christen sollen
Stützen sein, wo immer es Menschen gibt, die unverstanden sind, in Unsicherheit
und Angst leben oder keinen Ausweg wissen.
Trost sollte man
auch heute nicht bei noch so gescheiten selbsternannten Heilbringern suchen,
sondern von denen erhoffen, die sich an Gott orientieren. Die Christen sollen
aus dieser Gottverbundenheit allen in Freundlichkeit begegnen und das Gottvertrauen
ihrer Mitchristen stärken.
„Selig, die
du geglaubt hast..“
Das Vertrauen
auf Gott soll auch uns ein Leben lang begleiten. Der Glaube öffnet den Blick
für Wahrheiten, die sonst nicht begriffen werden können. Der Advent fordert uns
auf, unser Leben auf das Fundament des Glaubens an Gottes Liebe und auf das
Heil, das Jesus bringt, zu bauen. Falsche und irreführende Heilsangebote sollen
uns nicht irritieren und beeindrucken. Setzen wir auf unseren christlichen
Glauben, in dessen Licht unser Leben und die Welt richtig beurteilt werden
können!
Mitten im
Advent steht die Gestalt der Elisabet. Ihre Freundlichkeit lässt Maria im
großen Lob- und Dankgebet, dem Magnifikat, aufjubeln. Auch unsere Freude liegt
am Weihnachtsfest in der Menschenfreundlichkeit Gottes, die in Christus jedem
geschenkt wird. (merli@utanet.at)
*
Weihnachten
In der Nacht
Lk 2,
1-14
1In
jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in
Steuerlisten einzutragen.
2Dies
geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.
3Da
ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
4So
zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt
Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
5Er
wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind
erwartete.
6Als
sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft,
7und
sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte
ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
8In
jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer
Herde.
9Da
trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie
fürchteten sich sehr,
10der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde
euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:
11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der
Messias, der Herr.
12Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in
Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
13Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott
lobte und sprach:
14Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den
Menschen seiner Gnade.
Gedanken zum Fest
Die Kindheitsgeschichte
des Evangelisten Lukas ist die Grundlage vieler Weihnachtslieder, berührender
Weihnachtsstimmung und zahlreicher Krippendarstellungen. Dennoch bildet sie nur
den Rahmen für Wahrheiten, die für unsere ganze menschliche Existenz von höchster
Bedeutung sind, unserem Leben Hoffnung und Sinn geben und unsere letzte Zukunft
erhellen. Schauen wir auf diese Glaubenswahrheiten, die in den Berichten
aufleuchten und die Grundlagen unserer Weihnachtsfreude sind:
Gott liebt
uns.
Der für unser
menschliches Denken nur schemenhaft erkennbare unendliche Gott, der alles Sein
werden ließ und trägt, ohne dessen Wollen nichts existieren könnte, dieser Gott
bekennt sich in seiner Menschwerdung zu uns. Er erweist sich als
menschenfreundlich; wir sind in sein göttliches Leben, das Liebe ist,
hineingenommen. Die vergängliche Welt kommt somit in eine unbegreifliche
Lebensverbindung mit dem ewigen Gott, dessen Lebenskraft besonders den Menschen
ergreift.
Wir werden
gerettet.
Diese Beziehung
zu unserem Gott bleibt nicht nur eine theoretische, eine gedachte, sondern
gewinnt Realität für alle, die sich mit dem Mensch gewordenen Gott einlassen,
an ihn glauben und seine Nachfolge antreten. Diese Lebensverbindung heilt, gibt
Lebensmut, trägt Hoffnung in sich, die über allem Leid bestehen bleibt,
eröffnet Zukunft auch in dunklen Stunden, in denen sich das Leben nicht mehr
auszuzahlen scheint. Sie bringt Rettung aus der Vergänglichkeit, den
Fehlhaltungen, den Irrwegen, aus dem Leiden und Sterben, weil Gottes
unsterbliches Leben durch die Seele derer strömt, die ihm ihre Seele dankbar
und vertrauend öffnen.
Es leuchtet
das Licht Gottes.
Das
Weihnachtsfest verkündet nicht nur in der Erzählung des Lukas Licht, Freude und
Vertrauen, sondern leuchtet über dem Leben aller, die sich an Gott wenden und
nicht nur gewohnheitsmäßig feiern, die religiösen Aspekte unbeachtet lassen
oder die Festtage allein mit Vergnügungen ausfüllen.
Wer einfach die
liturgischen Angebote annimmt, in der Familie den Heiligen Abend im Gebet und
Gesang Gott zugewandt begeht, mit den Geschenken Freude verbreitet, der kann
ein Licht über seinem Leben spüren, das nicht von der gesellschaftliche
Stellung, von teuren Geschenken oder feuchtfröhlichen Veranstaltungen abhängig
ist.
Vor diesem theologischen Hintergrund können wir
getrost unsere Weihnachtslieder singen und gemütsbetonte Feiern abhalten,
wissend, dass hinter den berührenden Erzählungen Gottes rettende Liebe steht
und unsere Ergriffenheit und Freude in dieser Zuwendung Gottes begründet sind.
Der Christ feiert und wünscht seinen Mitchristen daher mit Recht ein frohes
Weihnachtsfest. (merli@utaent.at)
*
Am Morgen
Lk 2,
15-20
15Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren,
sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis
zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.
16So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der
Krippe lag.
17Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden
war.
18Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
19Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte
darüber nach.
20Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie
gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt
worden war.
Gedanken zum
Evangelium
Die Krippen in
unseren Kirchen stellen die Szenen dar, die Lukas schildert: Hirten bringen
Gaben zum Stall, in dem sich Maria und das Kind, von Josef betreut, befinden.
Die Engel mit dem Stern schweben darüber. Die Tiere im Hintergrund
vervollständigen das Bild.
Berühmte
Künstler schufen wunderbare Krippendarstellungen, aber auch einfache fromme
Christen versuchten sich an langen Winterabenden rührend als Maler, Schnitzer
und Krippenbauer. Die alljährlichen Krippenspiele vervollständigen unser Bild
vom Geschehen der Heiligen Nacht.
Dabei besteht
die Gefahr, die wesentlichen Inhalte der Frohbotschaft zu übersehen: In diesem
Jesuskind kommt Gott zu den Menschen. An ihm wird sich das Lebensschicksal
jedes Menschen entscheiden. Sein Weg, ja er selbst ist die Norm eines
sinnvollen und rechten Lebens vor Gott. Niemand wird sich in Hinkunft verloren
fühlen müssen. Ein neues Zeitalter der Menschheitsgeschichte hat begonnen. Es
gibt den Frieden mit Gott, den Frieden in den Herzen und den Frieden
miteinander. Der Wert des Menschen ist in der Zuwendung Gottes zu ihm
begründet. Vertrauen und Freude erfüllen die Herzen in der neuen Zeit mit Gott.
Seine wohlwollende Gnade ruht auf den Menschen.
Schauen wir auf
die Einzelheiten des Berichtes!
Die frohe
Botschaft von Gottes Erbarmen kommt zu den einfachen Menschen.
Vor Gott zählen
nicht Armut oder Reichtum, Gesundheit oder Krankheit, Jugend oder Alter,
Schönheit oder Unscheinbarkeit. Seine Zuwendung gehört allen, besonders denen, die
sich seiner Botschaft öffnen.
Sie können
staunen und haben Vertrauen.
Wir haben
aufgrund unzähliger Eindrücke, die auf uns einprasseln, die Fähigkeit zum
Staunen, zum Ergriffensein, zum Berührtsein häufig schon verloren. Da uns viele
listig täuschen wollen in der Politik, mit der Reklame, auch gelegentlich in
unserer Kirche, wächst unser Misstrauen. Sollten wir nicht ganz vertrauen, wenn
es um die Botschaft Gottes an uns geht?
Die Hirten
brechen auf, machen sich auf den Weg, wollen es sehen, was ihnen gesagt worden ist.
Moderne Christen
sind bequem geworden. Sie haben den Drang, die Wahrheit zu finden, gegen
Skepsis und Bequemlichkeit eingetauscht. Christen sollten sich immer auf den
Weg machen, wenn es um Gott und um die Botschaft von seiner Liebe geht.
Die Hirten
erleben Freude, weil sie Jesus gefunden haben.
Im Mittelpunkt
unserer Botschaft steht nicht die Bedrohung, sondern die Freude. Wer zu
Christus findet, erlebt eine Freude, die reiner Diesseitigkeit nicht zugänglich
ist. Christliche Freude im Innersten des Gewissens kann man denen nicht
vermitteln, die entweder nur oberflächlich, nebenbei oder überhaupt nicht mehr
an diesen Jesus glauben und sich mit Gott nicht mehr beschäftigen.
Sie verkünden
allen ihr Glück.
Christen sind
immer berufen, ihren Glauben zu bekennen, ihre Freude am christlichen Leben zu
zeigen und so Apostel der Liebe Gottes und der Rettung des Menschen zu werden.
Es kann uns
das von Lukas geschilderte Bild von den Hirten und Engeln über die wesentliche
Wahrheit hinaus auch in seiner Einfachheit Wegweisung und Freude sein. (merli@utanet.at)
*
Am Tage
Joh 1,
1-18
1Im
Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
2Im
Anfang war es bei Gott.
3Alles
ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
4In
ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5Und
das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
6Es
trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
7Er
kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum
Glauben kommen.
8Er
war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9Das
wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
10Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt
erkannte ihn nicht.
11Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden,
allen, die an seinen Namen glauben,
13die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem
Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir
haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom
Vater, voll Gnade und Wahrheit.
15Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich
gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
16Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
17Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit
kamen durch Jesus Christus.
18Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des
Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
Gedanken zum
Evangelium
Im Mittelpunkt
des Weihnachtsfestes steht die Aussage: „Und das Wort ist Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt.“ Das heißt in der biblischen Sprache: Die zweite
göttliche Person ist ein sterblicher Mensch geworden und lebte unter uns als
Mensch und Gott. Dahinter steht das Glaubensgeheimnis: In Jesus Christus sind in
der einen Person die zwei Naturen, die göttliche und die menschliche,
vereinigt.
Johannes
setzt an den Anfang seines Evangeliums einen Hymnus als Prolog.
In diesem wird
bereits das ganze Evangelium vorweggenommen und kundgetan, wer dieser Jesus
seinem Wesen nach ist. Diese Offenbarung über Jesus ist die
Weihnachtsbotschaft, auf der alle unsere Hoffnungen ruhen. In rechter Weise
Weihnachten feiern heißt, dies im privaten Bereich und in der Liturgie feiernd
zu bedenken. Erst so können über sentimentale Gemütsbewegungen hinausgehende
echte Weihnachtsstimmung und Weihnachtsfreude entstehen.
Wer ist
dieser Jesus und was bedeutet er für mein Leben?
Das Wort
Gottes
Manche Gelehrte
behaupten, in der Evolution habe die Menschwerdung erst stattgefunden, als der
Mensch zu reden begann. Da erwachten sein Geist und seine Fähigkeit zur
persönlichen Begegnung in der Liebe.
Wir könnten dies
von Gottes Wort sagen: Er sprach sein Wort in die Welt hinein. In diesem Wort
ist er wesenhaft gegenwärtig, macht die Angesprochenen zu Kindern Gottes,
befähigt sie zur Liebe und heilt ihre geschöpflichen Gebrechen. Er befreit aus
der Gottferne, rettet in die ewige göttliche Vollendung hinein, macht den
Menschen erst zum Ebenbild Gottes und führt in die Vollgestalt menschlichen Seins.
Dies alles
deuten die Worte des Evangeliums an: „In ihm war das Leben. Und das Leben
leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.... Das
Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“
Unter Welt
versteht Johannes die reine Diesseitigkeit. Sie durchdringt den Alltag so
vollständig, dass nichts Göttliches mehr Platz hat: „Die Welt erkannte ihn
nicht.“ Finsternis heißt Blindheit gegen Gott, Gottferne und
Orientierungslosigkeit.
„Er kam in
sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“
Wir könnten uns
prüfen, ob sich unser Leben von dem der gottfernen Welt unterscheidet, oder ob
wir auch zu den Bürgern dieser Welt gehören, die im Strudel der Geschäftigkeit
in Finsternis zu versinken drohen. Die Talk-Shows bringen täglich jeden
geistigen Sondermüll in unsere Wohnungen. Man surft von einem Event zum
nächsten. Tiefgang ist ein Fremdwort, nichts ist verbindlich, es kommt auf die
Hülle und nicht auf den Inhalt im Leben an.
Eine ernste
Mahnung an die Christen klingt durch diese fast vorwurfsvollen Worte des
Johannes: „Die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Für die Christen, die Weihnachten
feiern, sollen diese Worte nicht zutreffen.
„Allen aber,
die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“
In diesem Satz erstrahlt
die Weihnachtsbotschaft hell: Wir werden durch diesen Jesus fähig, den Heiligen
Geist in uns aufzunehmen, hineingenommen zu werden in das Leben des
Dreifaltigen Gottes, nicht nur dem Namen nach, sondern durch eine innere
Verwandlung Kinder Gottes zu werden. Wir tragen sein göttliches Leben nun in
zwar zerbrechlichen aber kostbaren Gefäßen. Wir können als von Gott Erlöste
leben, und nichts kann mehr unsere Hoffnung auf Heil und Rettung in Frage
stellen oder zerstören. In diesen Wahrheiten ist die Weihnachtsfreude der
Christen begründet.
„Aus seiner
Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.“
Wir sind durch
diesen Jesus gerettet, weil er sich mit uns in einer inneren Lebensgemeinschaft
solidarisiert hat. Seine Liebe wird zu unserer Liebe, seine Hingabe an den
Vater ist auch unsere Hingabe, seine Heiligkeit ist unsere. Wir sind an ihn
existentiell angeschlossen und in seinen Tod aber auch in seine Auferstehung
bereits hineingenommen. Wir gehören zu ihm. Wir haben Anteil an seinem
auferstandenen Leben. Wir werden erleuchtet, geheilt und erneuert.
Der
Weihnachten feiernde Christ sollte dies bedenken, seinem Leben eine klare
Richtung geben, sich ganz auf die Gemeinschaft mit diesem Jesus einlassen,
nicht mehr hin und her schwanken, sondern sich für das reiche Leben durch Gott
entscheiden. Dankbarkeit, Hoffnung, Freude
und Heil heißen die leuchtenden Weihnachtssterne dieses hohen Festes. (merli@utanet.at)
*
Fest des hl. Stephanus
26. Dezember
Mt 10,
17-22
17Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor die
Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen.
18Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr
vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt.
19Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was
ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen
sollt.
20Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch
euch reden.
21Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die
Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken.
22Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber
bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.
Gedanken zum Fest
Nach dem
lieblichen Fest mit dem Kind in der Krippe, mit Weihrauchduft und Glockenklang
usw. wirkt das heutige Fest des jungen Mannes, den man mit Steinen zerschlagen
hat, wie eine Schocktherapie.
Feste der
Heiligen lassen uns einerseits auf ihre Fürsprache hoffen, andererseits stehen
uns ihre Lebensbilder auch als Vorbild vor Augen.
Jedes Jahr können wir ein Dreifaches bedenken:
Stephanus war über den Glauben informiert.
Er konnte seine
Überzeugung begründen, Er konnte in der Diskussion bestehen. Wir sollten auch
informierte Christen sein. Wir sollten alles für wichtig erachten, was unserer
religiösen Weiterbildung dient.
Stephanus war ein Bekenner seiner Überzeugung.
Auch heute ist
ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus und zum christlichen Glauben
erforderlich. Kein Angsthasen-Christsein ist gefragt. Die heutige Welt braucht Männer,
Frauen Jugendliche, die sich entschieden deklarieren.
Christsein erfordert auch Treue und das Ertragen von
Leid um des Glaubens willen.
Auf Dauer gibt
es kein Christentum „light“. Die Spaßgesellschaft glaubt, auch das christliche
Leben kann man auf Spaß und Vergnügen reduzieren. Es geht um das wahre Leben,
um die Zukunft, um den Sinn des Lebens überhaupt. Es geht um die Beziehung zum
lebendigen Gott, um eine letzte Hoffnung. Da kann man nicht leichtfertig nur das
auswählen, was einem taugt und leicht erfüllbar ist.
Das Lebensbild des heiligen jungen Mannes, des Diakons
Stephanus, steht uns allen heute wieder vor Augen. Wir können es in drei Worten
zusammenfassen: Information, Bekenntnis, Erduldung. Seine Fürsprache bewirke in
uns die Kraft zu einem solchen christlichen Leben.
(merli@utanet.at)
*
Fest der Heiligen Familie
30. 12. 2012
Lk 2,
41-52
41Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem.
42Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem
Festbrauch entsprach.
43Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der
junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten.
44Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine
Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten.
45Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten
ihn dort.
46Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den
Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen.
47Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine
Antworten.
48Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen, und seine Mutter
sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben
dich voll Angst gesucht.
49Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht,
dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?
50Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte.
51Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam.
Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.
52Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen
bei Gott und den Menschen.
Gedanken zum
Evangelium
Die Erzählung
schließt die Kindheitsgeschichte des Lukas ab. Wir sehen eine Familie, die sich
am religiösen Leben ganz selbstverständlich beteiligt. Die Wallfahrten und
religiösen Vorschriften waren erst ab dem 13. Lebensjahr verpflichtend. Die
Kinder konnten mit der Gruppe der Männer oder der Frauen, die teilweise getrennt
wanderten, mitgehen.
Christenfamilien
sollten in der Weihnachtszeit ihr religiöses Leben überprüfen. Gemeinsam gilt
es, die heiligen Zeiten zu begehen, sich an den Festen und Feiern zu
beteiligen. Es sollte überall ein religiöses Familienleben geführt werden.
Merkmale des
gläubigen Familienlebens könnten sein:
Unterstützung
der Kinder im pfarrlichen Leben
Diese
Verantwortung tragen Eltern besonders heute, bevor sich die heranwachsenden
Kinder schon aus dem Familienleben abseilen. Sie sollen von ihren Eltern
ermuntert werden, sich als Ministranten zu betätigen, beim Sternsingen, beim
Kinderchor, in der Jungschar oder an anderen Aufgaben zu beteiligen. Eltern
sollten nicht nur Reiten, Ballett, Tennis, Musikausbildung und Ähnliches
tatkräftig unterstützen, sondern ihre Kinder auch bei den religiösen
Veranstaltungen begleiten und betreuen.
Religiöse
Gestaltung des Familienlebens
Gebete in der
Früh, am Abend, bei Tisch sollten in Fleisch und Blut übergehen. Wenn das
abgeschafft wurde, könnte man wenigstens an Sonntagen wieder damit anfangen. Es
gibt verschiedene Gelegenheiten zur religiösen Gestaltung des Familienlebens:
Adventabende, Herbergsuchen, gläubig gestaltete Weihnachtsfeiern, Tauftage mit
der Taufkerze, Gedenktage für die verstorbenen Angehörigen, Lesung aus der
Bibel und Gespräche über den Glauben.
Wenn die Eltern
nicht mehr ihr Beispiel einer christlichen Überzeugung geben, ist der Glaube
der Kinder bald verloren. Jemand hat einmal gesagt: „Meine Bibel war mein
Vater.“
Zu einem
christlichen Familienleben gehören auch religiöse Zeichen in der Wohnung.
Es gibt sogar
Christen, die über dem Eingang ihres Hauses ein Hufeisen hängen haben und im „Herrgottswinkel“
eine Hexenpuppe mit Besen. Im ganzen Haus findet man aber kein christliches
Zeichen mehr, höchstens noch als religiösen Überrest irgendwo verborgen ein
mickriges Kruzifix oder ein Schutzengerl über dem Kinderbett.
Christen sollten
sich durch religiöse Darstellungen daran erinnern lassen, dass sie durch die
Hingabe Jesu am Kreuz gerettet sind und dass ihnen die Heiligen als Vorbilder
einen guten Lebensweg weisen und als Freunde zur Seite stehen.
Im heutigen
Evangelium wird deutlich gesagt, dass dieser als Mensch wahrnehmbare Jesus
schon von Anfang an in besonderer Weise mit Gott verbunden war.
Sein Leben war
immer auf den Vater hin ausgerichtet. Er war von Gott her geprägt, seine
Weisheit ist die Weisheit Gottes, seine Lebenskraft ist der Heilige Geist. Er
sah es als seinen Auftrag an, den Willen des Vaters zu erfüllen. Am Ende wird
er betend rufen: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.“
Der Lebensweg
Jesu in seiner menschlichen Dimension ist auch unser Weg zu Gott und zu unserem
letzten Heil. Auch wir sollten uns in unseren Familien bemühen, aus der
Beziehung zu Gott zu leben, Jesus nachzufolgen, um am Ende unser Leben getrost
und befreit in die Hände Gottes legen zu können.
Wir könnten uns fragen: Sind wir eine heilige Familie,
in der Gott geehrt wird, in der Christi Wegweisung Achtung findet, in der man
bemüht ist, die Treue zu Gott und die Liebe zueinander zu verwirklichen? (merli@utanet.at)
*
Hochfest der Gottesmutter Maria
1. Jänner
Lk 2,
16-21
16So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der
Krippe lag.
17Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden
war.
18Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
19Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte
darüber nach.
20Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie
gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt
worden war.
21Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab
man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im
Schoß seiner Mutter empfangen wurde.
Gedanken zum Fest und zum
Evangelium
Millionenfach klangen allerorten die guten Wünsche zum neuen Jahr,
gedankenlose, unsinnige oder auch bewusst gewählte und mit Bedacht und
Wohlwollen geäußerte Wünsche. Vom „Guten Rutsch!“ über „Prosit Neujahr!“ bis
hin zu den persönlich formulierten oder auch aus gläubiger Sicht gesprochenen
Wünsche wie „ein gesegnetes neues Jahr!“ oder „Gesundheit und Gottes Segen!“,
„Frieden und Freude!“, „Erfolg!“ und andere gute Worte wurden einander gesagt
oder geschrieben.
Auch Christen freuen sich über freundliche Wünsche und sprechen sie
anderen zu. Doch blicken sie bei ihren Festen und Wünschen tiefer und auf
Wesentliches.
Einige Gedanken zum
heutigen Fest:
Wir feiern ein Marienfest.
Vor einer Woche stand das Kind im Mittelpunkt, jetzt blicken wir auf
die Mutter. Sie hat ihr Ja zu Gott gesagt, hat ihr Kind empfangen und zur Welt
gebracht. Dennoch bleibt sie in den Berichten wohltuend im Hintergrund.
Gott ohne Aufsehen zu dienen, ist auch die Lebenslinie des Christen.
Er soll Christus im kommenden Jahr in sich Raum geben und ihn den Mitmenschen
schenken. Er hat eine hohe apostolische Aufgabe.
Maria bewahrte die Geschehnisse in ihrem Herzen.
Wir sehen keine zweifelnden Diskussionen, kein Misstrauen, keine
Orientierungslosigkeit. Sie denkt nach, bedenkt das Geschehene und hat Geduld,
auch wenn sie manches nicht versteht.
Heutige Christen zweifeln, diskutieren und verlangen Auskünfte. Wir
sind ungeduldig mit uns, mit der Kirche, letztlich fast auch mit Gott.
Geduldiges Wartenkönnen, Ausschau halten, Nachdenken und auf Gott vertrauen
sind Lebenshaltungen derer, die für ihren Lebensweg an Maria Maß nehmen.
Die Hirten lobten Gott.
Sie sind dankbar für das Erlebte. Sie fanden Christus und freuen
sich ein Leben lang.
Auch der Christ kann sich mit Recht über seinen Weg zu Christus
freuen. Er hat im christlichen Glauben zu Jesus Christus gefunden. Auch er
sollte dafür dankbar sein und seinen Glauben hochschätzen und pflegen. Viele
vergessen auf ihre Berufung und auf das Geschenk der Nähe Gottes und haben so
auch keine Freude mehr an ihrem Glauben.
Man gab dem Kind den Namen Jesus.
Der Name bezeichnet bei den Juden das Wesen und die Aufgabe eines
Menschen. Deshalb wird den Berufenen auch von Gott ein bedeutsamer Name
gegeben. Jesus bedeutet „Gott rettet“. Jesus ist der Retter.
Wir befinden uns in der Rettungsaktion Gottes für die Menschen. Ohne
diese Rettung gibt es für das menschliche Sein keinen letzten Sinn. Wir sind
zur Hoffnung berufen und für eine allumfassende Rettung vorgesehen. An Jesus
entscheidet sich unser Lebensschicksal. Bei ihm gibt es das Heil. Es wäre
wünschenswert, dass er der Mittelpunkt unseres Lebens sei.
Die Gedanken
dieses Festes und des Evangeliums sind Wegbegleiter durch ein neues Jahr. Wir
benötigen keinen Nostradamus, um unsere Ängste vor der Zukunft zu bändigen.
Auch brauchen wir keine Hellseher, Wahrsager, Handleser, Astrologen oder
sonstige Geschäftemacher. Uns genügt der Segen aus der ersten Lesung. Dieser
walte über uns im kommenden Jahr:
„Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht
über dir leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und
schenke dir Heil.“
(merli@utanet.at)