Montag, 8. Juli 2013



16. Sonntag im Jahreskreis
 21. 7. 2013
Lk 10, 38-42
38Sie zogen zusammen weiter, und er kam in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf.
39Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu.
40Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!
41Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen.
42Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.
Gedanken zum Evangelium

Jesu Besuch bei den Schwestern seines Freundes Lazarus kann verglichen werden mit den Berichten über die Abweisung Jesu durch die Bewohner eines samaritischen Ortes und mit der Einladung des Zöllners Zachäus. Hier bei diesen Frauen Marta und Maria dürfte Jesus schon öfter gern gesehener Gast gewesen sein. Er befindet sich nach wie vor auf dem Weg nach Jerusalem. Die Szene lädt zum Nachdenken ein.

„...eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf.“
Es ist bemerkenswert, dass hier die Frau als Gastgeberin aufscheint und nicht ihr Bruder Lazarus angeführt ist. Wieder kann man die unkonventionelle Denkweise Jesu erkennen, die Lukas nachzeichnet. Jesus setzt sich bedenkenlos über althergebrachte patriarchalische Vorgaben hinweg. Er kehrt bei einer Frau ein. Er ist souverän und nicht ängstlich an überholte Konventionen gebunden.
Jesus ist gekommen, den Menschen Freiheit und Freude zu bringen. Die zu ihm Gehörenden sollen von Ängsten befreit leben, sich nicht nach überholten Normen richten müssen oder von Tratsch und Misstrauen irritieren lassen. Entscheidend ist allerdings, dass sie ihren christlichen Lebensweg in der Gesinnung Jesu selbstlos liebend und tadellos gehen wollen.

„Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt?“
Auch heute gibt es das Problem des scheinbaren Gegensatzes zwischen religiösem Leben und der notwendigen Arbeit. „Ich komme wegen der Betreuung meiner Gäste oder weil ich als Berufstätige am Sonntag die Hausarbeit verrichten muss nicht zum Gottesdienst.“ Diese oder ähnliche Entschuldigungen kann man nicht selten hören.
Soll religiöses Leben auf Kosten der Familie oder der Betreuung von Kranken den Vorzug haben? Sind das gemütliche gemeinsame Frühstück und die bequeme Vormittagsgestaltung mit Grillen im Garten wichtiger als die Gemeinschaft der Glaubenden? Darf man das eine gegen das andere ausspielen? Müsste nicht eher ein „sowohl - als -auch“ gelten?

„Maria hat das Bessere erwählt.“
Maria hörte seinen Worten zu. Es kommt uns Jesu Ausspruch in den Sinn: „Selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen.“
Die Arbeit steht nicht im Gegensatz zum Hören des Wortes. Aber der Wert täglicher Notwendigkeiten ist von den Worten Jesu her zu beleuchten und zu gewichten. Sie geben dem Arbeiten und Mühen ihren Sinn. Alles Getue und Gerenne der modernen Lebensgestaltung ist nicht selten innerer Leerlauf und bewirkt Freudlosigkeit in den Herzen.
Der Christ wird sich Zeiten der Besinnung und des Ruhigwerdens reservieren. Vernünftige Gäste verstehen, dass Gläubige ihren Gottesdienst besuchen. Auch nichtreligiöse Familienmitglieder können, wenn sie redlich sind, der Treue im religiösen Leben ihrer Angehörigen Respekt abgewinnen.
Christen brauchen keine Angsthasen zu sein, auch nicht, wenn sie einmal wegen notwendiger Krankenpflege den Gottesdienst versäumen müssen. Auf keinen Fall sollen sie aber leichtfertig das Wort Gottes vernachlässigen, die Wegweisungen Jesu beiseite schieben, um ihren Arbeiten oder gar Vergnügungen nachzugehen. Dies würde früher oder später in die Glaubens- und Sinnlosigkeit führen.

Wer das Wort Gottes als Wegweisung bewertet und sich daher ernste Gedanken über das heutige Sonntagsevangelium machen will, kann am besten so vorgehen: Zuerst den Text lesen, dann das eigene Leben anhand der einzelnen Sätze und Aussagen überprüfen und schließlich einige Vorsätze fassen, um den Einsichten auch im täglichen Handeln Raum zu geben. (merli@utanet.at)