Sonntag, 8. September 2013



25. Sonntag im Jahreskreis 

22. 9. 2013
Lk 16, 1-13
In jener Zeit
1 sagte Jesus zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen.
2Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein.
3Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich.
4Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin.
5Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?
6Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib „fünfzig“.
7Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib „achtzig“.
8Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.
9Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es (mit euch) zu Ende geht.
10Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen.
11Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen?
12Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer (wahres) Eigentum geben?
13Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.
Gedanken zum Evangelium (1)

Die Warnung vor dem Reichtum zieht sich durch alle Evangelien. Jesus selbst lebt in Armut; seine Jünger sollen keinen Reichtum anhäufen. Schon in der Urkirche hat sich das Ideal der Christus-Nachfolge auch im freiwilligen Verzicht auf Besitz verwirklicht.
Diesmal wird eine in der damaligen Gesellschaft gelegentlich vorkommende Misswirtschaft eines Verwalters von landwirtschaftlichen Gütern als Beispiel angeführt, um vor Habsucht zu warnen.

„Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters.“
Hier geht es nicht um das Lob für Unehrlichkeit, sondern allein um den Vergleich: Wie der Mann vorausblickend handelt, so sollen die Christen zielstrebig leben und ihren Besitz klug einsetzen, um die ewigen Güter zu erlangen.

„Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon...“
Es wird im Text vorausgesetzt, dass beim Erwerb von Reichtum immer auch Ungerechtigkeiten vorkommen können, dass man dabei nie genug Rücksicht nimmt auf die Armen und Schwachen, dass es immer Draufzahlende gibt und dass der Reichtum auch ungerecht verwendet wird. Die moderne Wirtschaftsordnung mit ihrem Konkurrenzkampf im Kleinen, aber auch weltweit, zeigt diese Situation deutlich auf. Die Meinung, dass die Armen bei Gott für jene eintreten werden, die ihnen beigestanden sind, war schon im Alten Testament Glaubensgut und ist es bis heute geblieben. Der Christ kennt die Worte: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“
Viele Menschen des Überflusses haben sich von Gott abgewandt. Der Mammon, der Reichtum, der missbraucht werden kann, beherrscht die kleine und die große Welt. Der Glaube an Gott und die Wegweisungen Gottes spielen im Leben vieler Menschen keine Rolle mehr. Aber auch bei Christen findet man den Versuch, sich alles, was angeboten wird, zu leisten, das Leben in vollen Zügen zu genießen und gleichzeitig auch ein gläubiges Leben führen zu wollen.
Der aufrichtige Christ wird erkennen, dass er sich in einem Dilemma befindet. Stets muss er Kompromisse schließen, wenn er Geschäfte tätigt. Immer hat er ein schlechtes Gewissen, wenn er auf Kosten anderer seinen Reichtum vermehrt. Er steht häufig in einem Gewissenskonflikt. Gelegentlich ändert Reichtum den Charakter, macht hochmütig, herrschsüchtig, fordernd und unverträglich. Es findet eine Selbstvergötterung statt. Wer reich ist, steht in der Versuchung, sich für wertvoller zu halten und den Armen und weniger Gebildeten zu verachten. Andererseits ist auch sein religiöses Leben eingeschränkt. Der Gottesdienst wird vernachlässigt, aufkeimender Geiz behindert entsprechende Wohltätigkeit, die Beziehung zu Gott nimmt nur mehr einen marginalen Platz im täglichen Mühen ein. Das alles muss nicht so sein, kann sich jedoch unversehens als Grundübel einschleichen.

Wenn man dies bedenkt, kann man in Anlehnung an einen Text im „Messbuch 2004“ sagen:
Nicht der Besitz ist schlecht, aber er wird zum Hindernis, wenn wir unsere Bedeutung über Geld und Macht, die sie verleihen, definieren.
Das Evangelium bietet einen Perspektivenwechsel an. Es sagt nicht: So musst du dich verhalten, sondern: So kannst du leben. Sodass nicht dein Besitz, sondern das, was du bist, deinen Reichtum ausmacht; sodass du Unrecht, Unterjochung, Zerstörung der menschlichen Würde des Armen wahrnimmst und dich nicht damit abfindest.
Reichtum wächst, wenn er verschwendet wird. Reich ist der Mensch, der seinen Wert nicht abhängig macht von materiellen Dingen. Reich ist der Mensch, der sich zur Schönheit des Lebens verlocken lässt, das ihm Gott geschenkt hat.

Die Einladung ergeht am heutigen Sonntag wieder an uns alle, unser Herz nicht so an Vergängliches zu hängen, dass Gott und das Leben durch ihn und einst bei ihm zurückgedrängt werden. Wir sollen nichts und niemanden an die Stelle Gottes setzen. Anbetung gebührt Gott allein. Jesus lehrt uns diesen Weg zum Leben (merli@utanet.at)