27. Sonntag im Jahreskreis
5. 10. 2014
Mt 21, 33-44
In jener Zeit sprach Jesus zu
den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes:
33Hört noch
ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an,
zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann
verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land.
34Als nun die
Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an
den Früchten holen zu lassen.
35Die Winzer
aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie
um, einen dritten steinigten sie.
36Darauf
schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es
genauso.
37Zuletzt
sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie
Achtung haben.
38Als die Winzer
den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn
töten, damit wir seinen Besitz erben.
39Und sie
packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.
40Wenn nun der
Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun?
41Sie sagten
zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg
an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür
ist.
42Und Jesus
sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die
Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr
vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder?
44Und wer auf
diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den
wird er zermalmen.
43Darum sage
ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden,
das die erwarteten Früchte bringt.
Gedanken zum Evangelium
Das Evangelium schließt an die
erste Lesung des Sonntags an, wo Jesaja über den liebevoll angelegten Weinberg
des Freundes spricht, der aber keine guten Früchte bringt. Jesaja beschreibt
mit dem unnützen Weinberg die Untreue des Volkes Israel gegen seinen sorgenden
Gott. Ebenso spricht das Evangeliumsgleichnis vom hartherzigen Unglauben gegen
Jesus, den sie töten werden. Es fallen harte Worte, die besagen, dass es um
eine ernste Lebensfrage geht. Der Glaube an Jesus rettet. Wer schuldhaft nicht
glaubt, der findet kein Heil.
Der liebevoll angelegte
Weinberg
Wir sind von Gott als seine
Kinder angenommen. Wir sind Gottes Weinberg. Seine Liebe umgibt die Christen.
Sie könnten dankbar unter der bergenden Sonne Gottes leben.
Ist uns bewusst, welchen Schatz
wir annehmen können oder worauf wir verzichten, wenn wir Gottes Berufung zur
Gemeinschaft mit ihm gering achten? Die Liebe Gottes trägt alles Leben. Kein
Mensch kann außerhalb dieser Liebes- und Lebenskraft existieren. Wie reagieren
wir auf dieses Geschenk? Gläubig, dankbar oder gleichgültig?
Wir sollen gute Früchte
bringen.
Der Glaube an Jesus Christus muss
sich auf unser Leben auswirken. Christen leben manchmal so, als gäbe es Gott
gar nicht. Man kann ihren Glauben nicht bemerken. Ihr Leben unterscheidet sich
nicht von dem Ungläubiger. Sie reden nie über Gott. Sie nehmen an den Feiern
des Glaubens nur bei besonderen Anlässen teil, wo der Toten gedacht wird oder
wo es um öffentliche Veranstaltungen geht, bei denen man dabei sein muss. Auch
ihre Ansichten und ihr sittliches Leben unterscheiden sich kaum vom Leben der
Nichtgläubigen.
Christen sollte man es ansehen, dass
sie glauben. Ihr Leben sollte von religiösen Handlungen begleitet sein. Sie
sollten nicht nur nach den Grundsätzen ihres Glaubens treu leben, sondern auch
darüber offen reden. Christen sind Missionare, die ihre Freude am Glauben
weitersagen und weitergeben. Christliches Leben soll fruchtbar sein..
Der Glaube an Jesus Christus
wird zum Gericht.
Denen, die ihn annehmen, gereicht
der Glaube zur endgültigen Heilung. Ihr Leben gewinnt Sinn. Sie wissen, worauf
sie bauen können. Sie kennen die sorgende Liebe Gottes, dem sie ihr Leben
anvertrauen.
Es gibt aber auch die
leichtsinnige Ablehnung Jesu, den verspielten Glauben. Es gibt die Gefahr, dass
die zurückgewiesene oder nicht ernst genommene Liebe Gottes zum Gericht und zur
Tragödie des Lebens wird. Das Angebot Gottes kann man nicht ablehnen, ohne
schweren Schaden zu erleiden. Es geht hier nicht um ein Butterbrot oder um eine
bedeutungslose Ware eines eifrigen Vertreters, den man ungestraft
hinauskomplimentieren kann. Hier geht es um Verzweiflung oder Sinn, um Tod oder
Leben, um endgültiges Unheil oder letztes Heil.
Der nachdenkliche Christ wird sein Leben überprüfen, seine Antenne neu
auf Jesus ausrichten, den Kurs korrigieren und den ihm von Gott geschenkten
Weinberg seines Lebens entschlossen pflegen. (merli@utanet.at)