10. Sonntag im Jahreskreis
7. 6. 2015
Mk 3, 20-35
20Jesus ging in ein Haus, und wieder
kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr
essen konnten.
21Als seine Angehörigen davon hörten,
machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten:
Er ist von Sinnen.
22Die Schriftgelehrten, die von
Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er ist von Beelzebul besessen; mit Hilfe
des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus.
23Da rief er sie zu sich und belehrte
sie in Form von Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben?
24Wenn ein Reich in sich gespalten ist,
kann es keinen Bestand haben.
25Wenn eine Familie in sich gespalten
ist, kann sie keinen Bestand haben.
26Und wenn sich der Satan gegen sich
selbst erhebt und mit sich selbst im Streit liegt, kann er keinen Bestand
haben, sondern es ist um ihn geschehen.
27Es kann aber auch keiner in das Haus
eines starken Mannes einbrechen und ihm den Hausrat rauben, wenn er den Mann
nicht vorher fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern.
28Amen, das sage ich euch: Alle Vergehen
und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern
mögen;
29wer aber den Heiligen Geist lästert,
der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm
haften.
30Sie hatten nämlich gesagt: Er ist von einem
unreinen Geist besessen.
31Da kamen seine Mutter und seine
Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen.
32Es saßen viele Leute um ihn herum, und
man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach
dir.
33Er erwiderte: Wer ist meine Mutter,
und wer sind meine Brüder?
34Und er blickte auf die Menschen, die
im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine
Brüder.
35Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist
für mich Bruder und Schwester und Mutter.
Gedanken zum Evangelium
Die Menschen kommen zu Jesus.
Es erhebt sich die Frage: Warum
strömen die Leute bei Jesus zusammen? Sie erfahren Hoffnung, indem sie Heilung
finden und von ihren Ängsten befreit werden. Bei Jesus gibt es Verständnis,
Vergebung, Heilung, und Trost.
Wir könnten uns
fragen, warum die Menschen mit uns so zaghaft und fast nur notgedrungen feiern?
Sollten wir ihnen nicht auch das Licht der Hoffnung anbieten und mehr Freude
zeigen und bringen?
Die Verwandten verstehen Jesus
nicht.
Sie halten ihn für verrückt. Wie
kann nur ein junger Mann so religiös übertrieben sein, sich der Verkündigung
des Gottesreiches widmen und so die ganze Sippschaft in Verruf bringen!
Wir Christen
sind gerne ein bisschen religiös, wollen dabei unauffällig bleiben. Ja nicht
auffallen, lautet die Parole des Angsthasenchristen. Gründe dieser Haltung
können sein, dass im Leben der Glaube immer nur eine Nebenrolle gespielt hat,
nie eine Entscheidung für Jesus Christus getroffen worden ist, oder auch
religiöse Feigheit, die aufgrund kirchenfeindlicher Propaganda in den
vergangenen Jahrhunderten in unseren Ländern nie überwunden werden konnte.
Christen gehören zu Christus und
sollen dies mit allen Konsequenzen, nicht aufdringlich, aber entschieden,
zeigen.
Keine Vergebung für Lästerung
gegen Gottes Geist.
Sie wollen ihn nicht als Gottesmann
anerkennen. Weil sie ja seine Wundertaten nicht leugnen können, unterstellen
sie ihm Komplizenschaft mit Satan. Wer sich aus niedrigen Motiven wider
besseres Wissen sträubt, Jesus als den gottgesandten Retter anzunehmen, der
kann kein Heil finden, dessen Zukunft ist verloren, sein Leben bleibt
verdorben.
Wir Christen sind Boten der Liebe,
die durch Jesus rettend in die Welt kam. Diese Boten bezeugen ihren Glauben und
ihr Vertrauen auf das Heil, das Jesus bringt. Sie haben den Auftrag in der
Welt, anderen die Augen für die Rettung in Jesus Christus zu öffnen, ihnen so
Befreiung aus ihren Ängsten, Vergebung ihrer Sünden und letzte Hoffnung zu
vermitteln.
Auf die Erfüllung des göttlichen
Willens kommt es an.
Jesus baut eine neue Familie auf.
Diese Familienbande sind fester und tragfähiger als die der natürlichen
Familien. Hier stehen die Menschen nicht wegen der Blutsverwandtschaft
zusammen. Sie gehören zueinander, weil sie Gottes Geist ergriffen hat, weil sie
in eine Liebes- und Lebensgemeinschaft mit Jesus eingetreten sind. So wird ihr
Leben über die alltäglichen Gegebenheiten hinaus vom gemeinsamen Geist und von
der Liebe Gottes, die ihre Herzen aneinander bindet, beseelt, geleitet, geheilt
und vollendet. Die natürlichen familiären Bindungen sind wichtig und gesegnet,
doch bleiben sie im Vorläufigen. Die letzte Bedeutung haben sie nicht.
Das Wichtigste im Christenleben ist die Hinwendung zu Gott und die
Bereitschaft, seinen Willen zu erfüllen und so Jesus nachzufolgen. Darin sind
letztes Heil, Vollendung und Glückseligkeit begründet. (merli@utanet.at)