12. Sonntag im Jahreskreis
21. 6. 2015
Mk 4,
35-41
35Am Abend dieses
Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.
36Sie schickten die
Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere
Boote begleiteten ihn.
37Plötzlich erhob
sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es
sich mit Wasser zu füllen begann.
38Er aber lag hinten
im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert
es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?
39Da stand er auf,
drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte
sich, und es trat völlige Stille ein.
40Er sagte zu ihnen:
Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?
41Da ergriff sie
große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm
sogar der Wind und der See gehorchen?
Gedanken zum Evangelium
In die Erzählungen der Evangelisten
fließen Ängste, Erfahrungen und Hoffnungen der Urgemeinden ein. Unabhängig vom
genauen Verlauf des Geschilderten wollen die Berichterstatter Wahrheiten
kundtun, aufmuntern, Ängste beheben, Hoffnungen wecken und Aufgaben der
Christen verdeutlichen. Man spricht auch gelegentlich vom „theologischen
Gehalt“ einer Bibelstelle. Welche theologischen Inhalte können wir heute
bedenken?
„Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.“
Jeder Christ ist eingeladen, in das
Boot Jesu zu steigen, zu neuen Ufern des Glaubens und der Liebe aufzubrechen,
sich mit Jesus weiterzuentwickeln, nicht träge stehen zu bleiben und ohne Jesus
dahinzuleben. Wir sind aufgerufen, auf allen Ebenen unseres Mensch- und
Christseins weiterzuschreiten, neue Wege zu wagen und unser Leben zu wandeln
und wandeln zu lassen.
„Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm...“
Wer mit Christus lebt, befindet
sich nicht in letzter Sicherheit. Sein Leben kann wie im Sturm hin- und
hergerissen werden. Es gibt Gefahren und Lasten, die Angst machen und
gelegentlich verzagen lassen.
Jesus ist auch dann in jeder Not
bei den Seinen, wenn er zu schlafen scheint. Keiner muss sich alleingelassen
fühlen und ohne Hoffnung verzagen. Gott befindet sich immer im Boot des
Christen.
„Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei
still!“
Jesus rettet die Seinen. Er
gebietet den Stürmen unseres Lebens. Zuletzt gibt es stets Sicherheit in der
Nähe Christi, und keiner geht zugrunde. In diesem Jesus, zu dem wir gehören und
zu dem wir uns bekennen, lebt Gottes Macht über alles Geschaffene. Wir befinden
uns auf der Seite dieses Gottes, der retten kann und will, weil er uns Menschen
liebt.
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch immer keinen Glauben?“
Auch heute erhebt sich die Frage,
warum wir Christen zu wenig Glauben haben, warum unser Vertrauen eher auf vergänglichen
Sicherheiten beruht als auf Gottes Beistand. Wir sollten bewusster im Vertrauen
auf Gottes Gegenwart in unseren täglichen Aufgaben, Ängsten und Sorgen auf ihn
schauen, auf ihn hören und uns betend seiner Hilfe anvertrauen.
Auch wir werden staunen lernen und spätestens am Ende sagen können: Was war das für ein Mensch, dass er uns aus
den Stürmen unseres Lebens errettet hat! Unser Gott, dem wir unser Leben
anvertraut haben, war immer bei uns. (merli@utanet.at