Sonntag, 23. August 2015



23. Sonntag im Jahreskreis

6. 9. 2015
 
Mk 7, 31-37
31Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis.
32Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren.
33Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel;
34danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich!
35Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden.
36Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt.
37Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Gedanken zum Evangelium

Wer nicht hören und reden kann, ist in der Gesellschaft isoliert. Mit einem Taubstummen zu kommunizieren, ist mühsam. Er selbst zieht sich immer mehr zurück, weil er vieles vom Geschehen um sich herum nicht mitbekommt. Die Isolation eines Menschen kann viele Gründe haben. Es gibt die verschiedensten Formen des Taub- und Stummseins.

Die Isolation aufgrund körperlicher Gebrechen:
Taubheit, Sehbehinderung, Sprachhemmungen, körperliche Behinderungen jeder Art.
Christen sind berufen, im Namen Jesu und gemäß seinem Beispiel bei ihren Mitmenschen Erleichterung und Heilung zu bewirken. Die rücksichtsvolle Zuwendung gerade den Behinderten gegenüber ist selbstverständliche Liebespflicht der Gesunden. Jesus wirkt heute ermutigend, stärkend, heilend durch uns.

Es gibt die psychische Isolierung:
Seelische Krankheiten, Hemmungen, die durch Kindheitserlebnisse verursacht sind, Angstzustände, Beziehungsunfähigkeit, Einsamkeitsgefühl usw. Nicht wenige Menschen leiden an dieser seelisch bedingten Isolation.
Auch in solchen Situationen besteht die Aufgabe der „Gesunden“, den „Kranken“ mitfühlend, rücksichtsvoll und geduldig zu begegnen. Wenn schon keine Heilung möglich ist, besteht doch die Hoffnung, dass liebende Zuwendung immer Erleichterung bringt und Lebensmut weckt.
Jesus will durch uns auch denen Zuversicht geben, die an seelischen Hemmungen leiden, verzagt sind und sich alleingelassen fühlen.

3. Isolierung kann auch im Religionsverlust bestehen.
Wer sein Hören und Sprechen zu Gott hin verloren hat, der befindet sich in der ärgsten Isolation. Seine Beziehungen entbehren einer Tiefe, nach der er sich sehnt. Ohne diese Beziehung zu Gott fühlt sich der Mensch auch dann verlassen, wenn er noch so viele scheinbar bedeutende Kontakte pflegt, ständig umschwärmt wird und ein hektisches gesellschaftliches Leben führt. Nicht selten fühlt sich ein solcher Mensch in seinen stillen Stunden einsam, erkennt die Oberflächlichkeit seiner Beziehungen und die Leere seines nur scheinbar ausgefüllten Lebens.

Das Ich des Menschen findet seine Entfaltung im Du. Je wertvoller dieses Du ist, umso beglückender diese seine Entfaltung. Lebensfreude, Beglückung, Geborgenheit und letztlich Heilung findet der Mensch in reichstem Maße in der Beziehung zu Gott.

Daher besteht die Heilung aus der Isolation des Unglaubens auch in der Hinführung zu einem religiösen Leben. Wir Christen können durch nichts mehr Heilung und Befreiung auf breiter Basis bewirken, als durch die Förderung des Glaubens im Gespräch und vor allem durch unser Beispiel. Wer einem Mitmenschen wohlgesinnt ist, kann ihm nichts Besseres schenken als den Glauben. Taubheit und Stummsein gegenüber Gott sind die größten Übel, Heilung von dieser Krankheit der Gottferne ein großes Geschenk.

Jesus will gewiss, dass wir uns an diesem Heilungsprozess der Welt, den er selbst eingeleitet hat und trägt, beteiligen. Wir sind Ärzte für die Tauben und Stummen jeder Art in unseren Tagen.

Auch wir selbst können in unseren körperlichen und seelischen Gebrechen dankbar auf die sorgende Liebe Jesu vertrauen. Wir sollten diejenigen hochschätzen und unterstützen, die ihren behinderten und leidenden Mitmenschen berufsmäßig oder auch ohne Bezahlung zur Seite stehen. (merli@utanet.at)