Palmsonntag
20. 3. 2016
Lukas 19, 28-40
In jener Zeit
28 ging Jesus nach Jerusalem hinauf.
29 Als er in die Nähe von Betfage
und Betanien kam, an den Berg, der Ölberg heißt, schickte er zwei seiner Jünger
voraus
30 und sagte: Geht in das Dorf, das
vor uns liegt. Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort einen jungen Esel
angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los,
und bringt ihn her!
31 Und wenn euch jemand fragt: Warum
bindet ihr ihn los?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn.
32 Die beiden machten sich auf den
Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte.
33 Als sie den jungen Esel
losbanden, sagten die Leute, denen er gehörte: Warum bindet ihr den Esel los?
34 Sie antworteten: Der Herr braucht
ihn.
35 Dann führten sie ihn zu Jesus,
legten ihre Kleider auf das Tier und halfen Jesus hinauf.
36 Während er dahinritt, breiteten
die Jünger ihre Kleider auf der Straße aus.
37 Als er an die Stelle kam, wo der
Weg vom Ölberg hinabführt, begannen alle Jünger freudig und mit lauter Stimme
Gott zu loben wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten.
38 Sie riefen: Gesegnet sei der
König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der
Höhe!
39 Da riefen ihm einige Pharisäer
aus der Menge zu: Meister, bring deine Jünger zum Schweigen!
40 Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn
sie schweigen, werden die Steine schreien.
Gedanken zum
Evangelium
Viele Pilger waren
zum Fest unterwegs nach Jerusalem. Auch Jesus und seine Jünger kamen ans Ziel
ihres langen Wanderweges. Sie und die Menschen überall haben die Worte Jesu
vernommen und seine Wundertaten erlebt. Manche haben ihn auch nur aus den
Erzählungen gekannt. Nun sehen sie ihn selbst, und es bemächtigt sich ihrer
eine frohe Hoffnung, dass Gott nun sein Reich errichten werde.
Die Vorstellungen
von einem neuen Königreich Israel sind zur Zeit Jesu bunt gemischt. Es gab die
Träumer von einem neuen großen weltlichen Königreich, das nach der Beseitigung
der Fremdherrschaft anbrechen sollte. Andere dachten vielleicht nur an die
Erneuerung der Treue des Volkes gegen Gott und an die Erfüllung seiner Gebote
und Vorschriften. Die einen waren für den Kampf um die Freiheit, andere für
Zurückhaltung und Ausgleich mit der römischen Oberherrschaft. In diese
Erwartung der Jerusalempilger hinein erscheint nun Jesus von Nazaret vor den
Toren der Gottesstadt.
Machen wir uns anhand des Berichtes einige
Gedanken.
Jesus reitet auf
dem jungen Esel.
Die Herrscher jener
Zeit ritten hoch zu Ross. Der Esel ist das Symbol der Einfachheit,
Gewaltlosigkeit und Demut. Damit wird angedeutet, dass Jesu Königsherrschaft
eine andere sein werde als die erwartete. Er kommt als Retter und nicht als
Richter und Gewaltherrscher zu den Menschen. Gott kommt immer in Liebe und nie
rachsüchtig, wie es frühere Prediger vermuteten. Den in Freundschaft Kommenden
kann man ohne Angst und in freier Entscheidung aufnehmen.
Gesegnet sei der
König, der kommt im Namen des Herrn.
Wer Jesus aufnimmt,
der nimmt Gott auf. Er kommt im Namen Gottes. Wer ihn ablehnt, der lehnt Gott
ab. Daher gibt es keinen Weg zu Gott und zum Leben in Gottes Welt an Jesus
vorbei. In ihm gibt es die Heilung, die Befreiung aus Sünde und Angst, die
Heimat für die Seele, die Rettung aus dem Tod. Wer sich ihm anschließt, trägt
eine unzerstörbare Hoffnung in sich. Er kann ruhig und getrost seinen Lebensweg
gehen, wohin immer er auch führt. Gläubige Gelassenheit prägt das Leben des
Christen.
Wenn sie
schweigen, werden Steine reden.
Die Pharisäer
fürchten, es könnte zu einem Aufstand kommen, den die Römer mit Gewalt
niederschlagen würden. Zu den Festtagen zogen diese ja immer größere
Truppenkontingente in Jerusalem zusammen. Außerdem gab es schon mehrmals
Aufstände, die niedergeschlagen wurden. Vielleicht waren die religiösen Führer
auch eifersüchtig auf diesen Jesus, dem das Volk zujubelte.
Jesus steht am
Anfang der Woche, die mit seinem Tod enden wird. Dennoch will er die Menschen
nicht „zurückpfeifen“, denn ihre Rufe stimmen ja.
Wir könnten dieses
Bekenntnis der Pilgerscharen zu Jesus bedenken und auch auf unser Leben
anwenden. Auch wir sollten unseren Glauben an die Königsherrschaft Jesu
bekennen, anderen mitteilen, unsere Zugehörigkeit zu ihm öffentlich kundtun.
Dies auch dann, wenn es nicht bei allen auf Verständnis stößt. Jesus ist in
unserer Mitte als einer, der noch nicht endgültig seine Herrschaft zum
Durchbruch geführt hat. Wir wissen auch in unserer Glaubenstreue, dass der
christliche Weg über das Kreuz führt und erst am Ende die Herrlichkeit aufleuchten
wird.
Gehen wir in die
Karwoche mit dem Vorsatz, diese Zeit zur Besinnung zu nützen. Die Ereignisse
der Kartage enthalten die Lichtpunkte unserer christlichen Hoffnung. In der
Neuorganisierung unseres Lebens aus dieser Hoffnung ist das wesentliche
Fundament der kommenden Osterfreude begründet. (merli@utanet.at)