5. Sonntag der Osterzeit
24. 4. 2016
Jo 13, 31-33a. 34-35
31Als Judas
hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und
Gott ist in ihm verherrlicht.
32Wenn Gott in ihm
verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn
bald verherrlichen.
33aMeine Kinder, ich
bin nur noch kurze Zeit bei euch.
34Ein neues Gebot gebe
ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander
lieben.
35Daran werden alle
erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Gedanken zum Evangelium
Vor seinem Tod schärft Jesus seinen
Freunden noch Wichtiges ein. Das Vermächtnis auf dem Sterbebett war vielen ein
Auftrag, den sie ihr Leben lang beachtet haben. So ist es auch mit den
Aufträgen Jesu in der letzten Nacht vor seinem Sterben.
Die Apostel hören die Aufforderung
zur Feier der eucharistischen Gemeinschaft: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“
Besonders eindringlich wird damit ein zweites Vermächtnis verknüpft: die Liebe.
Für uns auch ein Hinweis, dass Eucharistiegemeinschaft nicht ohne Nächstenliebe
oder getrennt von ihr gefeiert werden kann.
„Ein neues Gebot gebe ich
euch: Liebt einander!“
Auf dieses Hauptgebot hat Jesus
schon hingewiesen, als man ihn fragte, welches Gebot das wichtigste sei. Auch
im Bericht von der Fußwaschung wird die dienende Liebe als Norm christlichen
Zusammenlebens eingeschärft. Die Lebensform der Christen soll von Liebe
getragen werden. Unter den Geboten und Normen der christlichen Religion hat die
Liebe immer Vorrang.
Dies bedeutet eine neue Sicht des
Zusammenlebens. Christsein heißt sozial sein. Wir haben ein neues Gebot und
sind berufen, die Liebe in eine Welt des Hasses, der Rachsucht, des
Misstrauens, der Heuchelei, der Ichsucht und der Auseinandersetzungen
hineinzutragen.
„Wie ich euch geliebt habe, so
sollt auch ihr einander lieben.“
Unter dem Titel Liebe wird
Verschiedenes angeboten. Belangloses wird dabei mit Wesentlichem vermischt: Ich
liebe mein Leben, mein Auto, meine Freiheit, meinen Hund, mein Heimatland usw.
Um welche Liebe geht es beim Auftrag Jesu?
Das Maß der christlichen Liebe
ist Jesus selbst. An ihm kann man ersehen, was Liebe im besten Sinn bedeutet.
Er liebt die Seinen schon während seines gemeinsamen Lebens mit ihnen.
Vollendet zeigt sich seine Liebe in seiner stellvertretenden Hingabe für die
Menschen in seinem Tod, um sie zu heilen, zu erlösen, zu befreien, und ihnen
die Gemeinschaft mit Gott und damit ihr Lebensglück zu ermöglichen. Christliche
Liebe wird sich um die Mitmenschen sorgen, ihnen gute Wege zeigen, sie zu Höherem
führen, aber auch immer etwas vom eigenen Leben für sie einsetzen.
„Daran werden alle erkennen,
dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt.“
Es ist unerträglich, wenn
Christengruppen einander so wie politische Parteien bekämpfen, wenn sie genau
so hinterlistig argumentieren oder ihre Gegner an die Wand spielen wollen, wie
das manchmal im Wirtschaftsleben geschieht.
Christen soll man daran erkennen,
dass sie ihre Meinungen ohne Furcht, aber rücksichtsvoll und ohne List oder
Drohung kundtun, dass sie in gegenseitiger Achtung Auseinandersetzungen
austragen und sich dabei an Jesu Haltungen und Worten orientieren. Sie sollten
bei Fernstehenden durch ihre Menschenfreundlichkeit, die nichts mit nach dem
Mund redender Heuchelei zu tun hat, die Sehnsucht wecken, auch dazuzugehören.
Christen sollten so Freude und Licht in ihre Umgebung tragen.
Wir können unser Leben in diesen
Wochen der Osterzeit wieder anhand des Auftrages Jesu überprüfen, täglich
Verirrungen korrigieren und in unseren Lebensbereichen die Liebe neu entfalten.
(merli@utanet.at)