Pfingstsonntag
15. 5. 2016
Joh 20, 19-23
19Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus
Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre
Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine
Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie
mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu
ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr
die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Wir hörten auch den Bericht der ersten Lesung aus der
Apostelgeschichte. Phänomene der göttlichen Gegenwart werden geschildert:
Sturmesbrausen und Feuerflammen. Gottes Geist erfüllt die bisher Ängstlichen,
gibt ihnen Klarheit über ihren Auftrag und erfüllt sie mit Entschlossenheit und
Mut. So beginnen sie eindrucksvoll die Botschaft von der Auferstehung und
Rettung zu verkünden. Die Kirche Jesu Christi beginnt kraftvoll zu leben.
Gedanken zum Evangelium
Im Evangelium des Johannes wird noch einmal auf die Erscheinung nach
der Auferstehung zurückgeblickt.
Verschlossene Türen.
Ohne Jesu Gegenwart herrscht Unsicherheit und Angst. Wer nicht auf
Jesus schaut, sein Wort nicht beachtet, sich von ihm fernhält, der lebt immer
im Zweifel, dessen Grundbefindlichkeit entbehrt der Geborgenheit. Beschleichen
vielleicht den Menschen heute deshalb so viele Ängste, weil Gott aus seinem
Leben entschwunden ist?
„Friede sei mit euch!“
Jesus lässt sich von allen erkennen, die auf ihn warten, die ihn
suchen. Er befreit aus den Ängsten und Unsicherheiten. Er bringt den Seinen
einen inneren Frieden. Dieser bedeutet Sicherheit, Geborgenheit und Ruhe. Er
gibt die Gewissheit, den rechten Weg gefunden zu haben und mit Gott unterwegs
zu sein. Die Angst vor Einsamkeit und Verlassensein wird dem genommen, der sein
Leben auf Jesus baut, ihn anschaut, sich seiner Gegenwart aussetzt und ihn gleichzeitig
ein Leben lang sucht.
„Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.“
Manche verbinden den christlichen Glauben mit Ernst oder gar
Traurigkeit. Dass der Glaube das Leben schön macht und bereichert, dass er
Freude bringt, die nicht so leicht zerstört werden kann, muss erst gelernt
werden. Über dem christlichen Leben leuchten helle Sterne der Dankbarkeit für
die frohe Botschaft von der Rettung, der Geborgenheit durch die liebende
Gegenwart Jesu, der tieferen Einsicht in die Werte eines erfüllten Lebens. Es
sind wegweisende Sterne der Befreiung von ängstlicher Sorge und von Verirrungen
in der Sünde. Christliches Leben kann von einzigartiger Freude geprägt sein.
„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“
Eine Konsequenz aus der geschenkten Freude und der Rettung aus den
Ängsten ist das Bedürfnis, den Mitmenschen diese Freude von der Liebe Gottes zu
vermitteln.
Christen sind immer auf einer Missionsreise, nicht als Eiferer, sondern
einfach als frohe Menschen, die das Geheimnis der Freude in sich tragen und
ihre Brüder und Schwestern lieben. Christliche Eltern haben den Auftrag zum
Apostolat an ihren Kindern, die Mitarbeiter in einer Pfarre am Gedeihen des
religiösen Lebens, Berufstätige sind Apostel an ihrem Arbeitsplatz. Die
Menschen sollen sehen, dass wir zu Jesus Christus gehören und unseren Glauben
ernst nehmen. Sie sollen auch etwas von unserer Sorge um ihr Wohlergehen
bemerken und erleben. Nicht selten suchen sie in Krisenzeiten Zuflucht bei
denen, die den christlichen Weg klar und selbstverständlich vorgelebt haben.
„Empfangt den Heiligen Geist!“
Der Geist Gottes belebt unseren Geist. Er erleuchtet, heilt, gibt Mut
und Trost, er rettet aus den Ängsten und führt auf gute Wege. Daher wird der
Christ sich für Gottes Geist vorbereiten, indem er sich zu ihm bekehrt, alles
Widergöttliche ablegt und immer mehr aus seinem Leben entfernt.
„Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben.“
Eines der größten Geschenke in unserer
Glaubensgemeinschaft ist die Möglichkeit, von Sünden befreit zu werden, zu
einem ganz neuen Lebensweg umkehren zu können. Diese Heilung und Befreiung zu einem neuen Leben in Freude und Frieden
wird in der Gemeinschaft Jesu mit Vollmacht weitergegeben. Das Gebet um
Vergebung und die Umkehrbereitschaft sollen jedes christliche Leben begleiten.
Pfingsten ist das Fest der Liebe Gottes, ein Fest der Entscheidung für
Gott und, ein Festtag der Freude am christlichen Glauben. (merli@utanet.at)
*
Pfingstmontag
16. 5. 2016
Joh 3, 16-21
16Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen
einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht,
sondern das ewige Leben hat.
17Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit
er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
18Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt,
ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht
geglaubt hat.
19Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in
die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre
Taten waren böse.
20Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum
Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.
21Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar
wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
Gedanken zum Evangelium
In diesem Evangelium beschreibt
Johannes den wesentlichen Grund für die Menschwerdung Gottes und verkündet die
Berufung des Menschen zum Glauben und zu seinem Heil.
„Gott hat die Welt so sehr
geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab,...“
Wieder steht das Geheimnis des
Dreifaltigen Gottes im Hintergrund. Aus Liebe gab Gott sich den Menschen in
seinem Sohn. Nichts anderes gibt es bei Gott als Liebe. Jede Aktivität Gottes
ist Liebe. Alles in der Welt ist Frucht der Liebe. Ohne Liebe geschah nichts.
Dies zu bedenken ist überaus
faszinierend, darüber nachzusinnen lässt an kein Ende kommen; darin liegt der
wesentlichste Grund für dankbare Freude christlichen Lebens, für jede
Glaubensbegeisterung und Glaubenstreue. Wer aus Angst nach dem Glauben lebt,
hat die liebende Umarmung des Menschen durch Gott nicht begriffen.
„...damit jeder, der an ihn
glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“
Die adäquate Antwort auf diese
Liebe Gottes ist der Glaube an Jesus Christus. Er bedeutet vertrauende
Hinwendung zu ihm, Bereitschaft, seine Wegweisungen zu hören und zu befolgen,
einfach ein Jünger, eine Jüngerin Jesu zu sein. In dieser übernatürlichen
Lebensverbindung ist die Rettung des Menschen begründet. Er ist in das
auferstandene Leben Jesu hineingenommen. Er wird neu geschaffen und kann nicht
mehr zugrunde gehen.
„... sondern damit die Welt
durch ihn gerettet wird.“
Das Gericht steht nicht im
Vordergrund des religiösen Lebens. Nicht die Angst vor der drohenden Gefahr der
Verdammung soll Christen zum religiösen Leben führen. Es geht um ihre Rettung
aus jedem Verderben. Der Christ soll befreit werden von Angst, Sünde und Tod.
Dieses Angebot Gottes in Jesus zu bagatellisieren, ist unvernünftig und
leichtsinnig.
„Wer an ihn glaubt, wird nicht
gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet...“ Das Gericht zieht sich
der schuldhaft Ungläubige selbst zu. Wenn ein Ertrinkender den Rettungsring
zurückweist, ein Kranker den Arzt ablehnt, ein Sünder die Vergebung verschmäht,
dann ist er sein eigener Richter und entzieht sich der Rettung. Dies ist eine ernste
Warnung, die angebotene Liebe Gottes zu beachten und sein Heil nicht
leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
„Das Licht kam in die Welt,
und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht.“
Das johanneische Gegensatzpaar
von Licht und Finsternis verdeutlicht noch einmal den Unterschied zwischen
denen, die sich in die Heilsgemeinschaft Jesu begeben, und denen, die diese
Heilsgemeinschaft schuldhaft ablehnen. Christen wissen sich in mehrfacher
Hinsicht ins Licht Gottes gestellt. Ihr Lebensweg wird von Christus erleuchtet,
und sie werden selber zu Licht, das in der Finsternis der gottfernen Welt auch
für die Mitmenschen wegweisend sein kann.
Der Christ weiß, dass der
Glaube an Jesus Christus seine Lebensgrundlage ist, Zukunft durch Gott schenkt
und dass die aus einem gläubigen Leben entspringenden Taten ewigen Bestand
haben werden. (merli@utanet.at)