Montag, 16. Oktober 2017



30. Sonntag im Jahreskreis

29. 10. 2017

Mt 22, 34-40
In jener Zeit,
34als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen.
35Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister,
36welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?
37Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.
38Das ist das wichtigste und erste Gebot.
39Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
40An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

Gedanken zum Evangelium

Im Evangelium des letzten Sonntages brachte Jesus die Sadduzäer zum Schweigen, die ihm mit einer Fangfrage eine Falle stellen wollten. Diesmal stellen die Pharisäer, eine andere religiöse Gruppe mit viel Einfluss im gesellschaftlichen und religiösen Leben, eine theologische Frage. Unter „Gesetz und Propheten“ versteht man die Heilige Schrift der Juden, das Bundesbuch, man könnte auch sagen, ihren Katechismus. Die 5 Bücher der Thora standen unter dem Namen und der Autorität des Mose. Sie enthalten verpflichtende Weisungen für das gesellschaftliche und religiöse Leben der Juden.
Sie fragen also Jesus, welche dieser vielen Vorschriften, die besonders von den frommen Pharisäern breit aufgefächert worden waren, sind nun wichtig oder gar am wichtigsten.

Jesus nennt die zwei entscheidenden Gebote:

Gottesliebe

Bedenken wir Christen überhaupt noch, was früher den Kindern im Religionsunterricht gelehrt wurde und letztlich auch heute gilt: „Wir sind auf der Welt, damit wir Gott erkennen, ihn lieben, ihm dienen und dadurch in den Himmel kommen.“

Heute könnte man sagen: Darin erfüllt sich der Sinn unseres Lebens, dass wir den Anruf Gottes hören, ernst nehmen und erwidern. Dies bedeutet am Ende Leben in Fülle, Vollendung und Glückseligkeit.
Ein Leben ohne Hinwendung zu Gott, der unser Sein täglich liebend trägt, ist ein vorläufig verirrtes Leben, ein Leben, dessen letzter Sinn nicht mehr leuchtet, das unruhig auf der Suche ist und keine Geborgenheit fühlt.
Bei dieser Überlegung wird klar, dass es vielleicht verlorene Jahre in unserem Leben gegeben hat, dass oft Vergängliches vor dem Wichtigsten Vorrang hatte. Es drängt dieser Auftrag, Gott zu lieben, zu neuen Wegen, zu einer sinnvollen Gestaltung unserer Tage, manchmal auch zu einer gründlichen Neuorientierung und neuen Lebensplanung. So kann Ruhe in unser Herz kommen, wie bei einem in den Bergen Verirrten, der den richtigen Pfad wiedergefunden hat. Wir können so unseren Lebensweg in ehrfürchtiger Hinwendung zu Gott gelassen, ohne hektische Angst und friedvoll gehen.

Nächstenliebe

Der Mensch ist auch dadurch Ebenbild Gottes, dass er lieben kann.
Dem Christen wird es eingeprägt, dass die Liebe Gottes, die in ihm schlummert, sich entfalten kann und soll. Die Liebe ist vielgestaltig. Es gibt das überschäumende Gefühl der Zuneigung, die mühsam gehaltene Treue, den Einsatz für die Mitmenschen ohne Gewinndenken, die Hingabe eines Teiles der Freiheit oder des ganzen Lebens für andere.

Die Liebe zu den Mitmenschen ist unser Lebensauftrag.
Wer diese kostbarste Gabe Gottes entfaltet, erlebt Freude, Freiheit und wird glücklich. Wer sich selbst sucht, im Mittelpunkt seines Denkens steht, immer nur fragt, wer hat mir schon wieder Unrecht getan, der verkümmert seelisch immer mehr. Zur Liebe gehört auch die Bereitschaft, Unrecht zu ertragen, zu vergessen und zu vergeben.
Wer wissen will, wie diese Liebe aussehen könnte, muss an Jesus selbst Maß nehmen. Wir sollten dies jeden Sonntag tun. Er ist die Norm des christlichen Lebens.

In diesen zwei Geboten sind letztlich alle anderen enthalten: Ehrfurcht gegen Gott, Ehrfurcht vor den Eltern, Schutz des Lebens, Verantwortung in den geschlechtlichen Beziehungen, Achtung des Eigentums und Wahrhaftigkeit gegeneinander – alles also, was in den Zehn Geboten, ja eigentlich in der ganzen Heiligen Schrift steht. – Ein gutes Lebensprogramm, das glücklich macht. (merli@utanet.at)