4.
Adventsonntag
24. 12. 2017
Lk 1, 26-38
26Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in
Galiläa namens Nazaret
27zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt,
der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
28Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr
ist mit dir.
29Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten
habe.
30Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei
Gott Gnade gefunden.
31Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du
den Namen Jesus geben.
32Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr,
wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
33Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft
wird kein Ende haben.
34Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann
erkenne?
35Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die
Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig
und Sohn Gottes genannt werden.
36Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn
empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
37Denn für Gott ist nichts unmöglich.
38Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es
gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.
Gedanken
zum Evangelium
Am 4. Adventsonntag wird uns noch
einmal das große Geheimnis der Menschwerdung Gottes im Verkündigungstext des
Lukas vor Augen gestellt. Damit werden die Verheißungen des Propheten Natan
über den kommenden Heilsbringer angesprochen. Wir haben über die
Glaubensaussage des heutigen Evangeliums schon zum Fest der Erwählung Mariens (8. Dezember) nachgedacht. Schauen wir noch
einmal auf einige Sätze, die zwar nicht den vollständigen theologischen Gehalt
der Erzählung betreffen, aber doch im Advent bedenkenswert sein können:
„Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu
bedeuten habe.“
Wir Christen leben gerne ein wenig
oberflächlich und nicht immer konsequent. Gelegentlich wird uns aber in einer
Predigt oder bei einem Lied- oder Gebetstext bewusst, dass wir dieser unserer
Berufung in die Nähe Gottes nicht entsprechen. Wir getrauen uns nicht in ein
intensives Verhältnis zu Jesus Christus einzutreten. Wir beten nach Formeln und
scheuen uns, persönlich und gleichsam freundschaftlich mit Gott zu reden. Wir
sind religiös, aber nicht zu intensiv. Wir bezeichnen Mitchristen, die sich
ganz zu Gott hinwenden, als „bigott“ und halten ihr religiöses Leben für
übertrieben.
Der Advent ist eine Zeit, in der
wir über Wesentliches nachdenken sollen. Wir könnten überlegen, was es
bedeutet, dass Gott in uns gegenwärtig ist, dass wir seinen Geist in uns
tragen, dass er uns liebt und unser Leben begleitet, dass er uns zu unserem
Lebensglück führen will. Wir befinden uns in einer Zeit der Besinnung, des
Nachdenkens, der Meditation. Nützen wir sie! Scheuen wir einen innigeren
Kontakt zu Jesus nicht! Überlegen auch wir!
„Fürchte dich nicht, Maria...“
Unser Leben ist häufig von Angst
geprägt. Wir machen uns Sorgen um unsere Gesundheit, um unseren Besitz, um
unser Leben überhaupt, um unsere Kinder und ihre Zukunft. Wir erschrecken über
Katastrophenberichte, über die Gefahren von Kriegen oder Umweltschädigungen.
Wir leben selten ohne Angst. Dagegen steht das Wort der Frohen Botschaft:
„Fürchtet euch nicht.“ Der Glaubende sollte aus einem Urvertrauen heraus leben
und, wenn es soweit ist, im Vertrauen auf Gott auch sterben können. Es heißt: „Wer
glaubt, der zittert nicht“. Das biblische Wort soll uns begleiten: „Ich weiß,
dass mein Erlöser lebt.“
„Ich bin die Magd des Herrn.“
Ein Kranker, der wusste, dass er
dem Tode nahe war, fragte den ihn versehenden Priester: „Wie soll ich es
richtig machen in meiner restlichen Lebenszeit?“ Der Priester sagte: „Machen
Sie es so wie Jesus. Sagen Sie jeden Tag zu Gott: Ich lege mein Leben in deine
Hände, nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ Diese Einstellung hat
aber nicht nur für Sterbende Bedeutung, sie ist eine wesentliche christliche
Haltung für das ganze Leben. Sie lautet: Ich will deinen Willen erfüllen, ich
bin ein Diener, eine Dienerin des Herrn, dein Wille geschehe! Wer diese Sätze
ernst nimmt, steht in der Nachfolge Jesu. Sie gehören wesentlich zum
christlichen Leben. Dies setzt das Vertrauen voraus, dass Gott mein Leben in
Liebe trägt, dass er mich bejaht und mit einer Liebe liebt, die Angst mindert,
seelische Wunden heilt und neues, unvergängliches Lebensglück bringt.
Die Worte des Evangeliums sollen zur kommenden Weihnachtsfreude
beitragen. (merli@utanet.at)
*
Weihnachtszeit
Christfest
In der Nacht
Lk 2, 1-14
1In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des
Reiches in Steuerlisten einzutragen.
2Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.
3Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
4So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in
die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht
Davids.
5Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind
erwartete.
6Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft,
7und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
8In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache
bei ihrer Herde.
9Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte
sie. Sie fürchteten sich sehr,
10der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde
euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:
11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der
Messias, der Herr.
12Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in
Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
13Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott
lobte und sprach:
14Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den
Menschen seiner Gnade
Gedanken zum Weihnachtsfest
Menschen feiern verschiedene Feste.
Seit Beginn des Advents ziehen schwitzende Weihnachtsmänner rauschebärtig durch
die Straßen und Geschäfte. Sie verteilen Gaben, denn das vorgezogene
Weihnachtsfest ist auch für sie ein Fest der Liebe und des Schenkens.
Christen feiern das Fest der
Liebe in einem tiefen Sinn.
Es beginnt mit dem Advent und
erreicht seinen Höhepunkt am Heiligen Abend. Zeichen dafür sind in der
Vorbreitungszeit der Adventkranz und am Fest selbst der Christbaum mit der
Krippe. Sie reden daher auch vom Christkind, weil sie an die Geburt Jesu
denken. Sie feiern die Menschwerdung
Gottes.
Weihnachten ist ein Fest der
Liebe Gottes zu den Menschen.
Während der Blockade Berlins durch
die Sowjetunion vor Jahrzehnten besuchte der amerikanische Präsident die Stadt
und hielt eine Ansprache, die in dem in Deutsch gesagten Satz mündete: „Ich bin
ein Berliner.“ Tosender Applaus zeigte an, dass die Berliner verstanden, was
Kennedy sagen wollte: Ich bin für euch da, euer Schicksal ist das unsere, wir
geben euch nicht auf, wir werden euch verteidigen, wir gehören zusammen, habt
keine Angst!
Wenn wir Christen dem
Weihnachtsfest eine so große Bedeutung beimessen, dann deshalb, weil darin zum
Ausdruck kommt, dass Gott mit uns ist, dass wir ihm nicht gleichgültig sind,
dass er gekommen ist, um uns zu retten und unserem Leben Hoffnung zu bringen.
Gott sagt gleichsam „ich gehöre zu euch Menschen“ und bekennt sich in Jesus
Christus zu uns. Wir sind nie mehr alleingelassen und können nicht verloren
gehen. Gottes Liebe wird allen zuteil, die sie im Glauben annehmen wollen.
Diese rettende Liebe Gottes wird im Kreuzestod und in der Auferstehung Jesu
vollendet sein; wahrlich ein wichtiger Grund zu frohem Feiern.
Weihnachten ist aber auch ein
Fest der Liebe untereinander, also zu den Mitmenschen. Daher die Zeichen
der Liebe, die Geschenke, die guten Worte, die Wünsche. Wo Liebe ist, dort wird
es hell: daher der Glanz, die Kerzen und Lichter überall.
Wir Christen können dieses Fest nur
recht feiern, wenn wir der Liebe Vorrang geben, wenn wir uns versöhnen,
einander vergeben, zerbrochene Beziehungen wieder zu erneuern bemüht sind, wenn
wir Einsamen Trost bringen, Geborgenheit schenken und zueinander in vieler
Hinsicht gut sind. Der Braten, teure Getränke, kostbarste Geschenke oder weite
Reisen können dem Fest keinen Sinn geben, wenn Worte und Taten der Liebe
fehlen.
Christen bedenken dies und
versammeln sich am Heiligen Abend, um die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes
zu hören, miteinander zu beten und zu singen, und feiern als Höhepunkt die
Mette oder am Christtag den Festgottesdienst. (merli@utanet.at)
*
Christfest
Am Tage
Joh 1, 1-18
1Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
2Im Anfang war es bei Gott.
3Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was
geworden ist.
4In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht
erfasst.
6Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
7Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch
ihn zum Glauben kommen.
8Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das
Licht.
9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
10Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt
erkannte ihn nicht.
11Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden,
allen, die an seinen Namen glauben,
13die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem
Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir
haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom
Vater, voll Gnade und Wahrheit.
15Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich
gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
16Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
17Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit
kamen durch Jesus Christus.
18Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des
Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
Gedanken zum Evangelium
Im vorliegenden Prolog wird das Wesentlichste des ganzen
Johannesevangeliums zusammengefasst: In Jesus Christus ist der ewige Sohn
Gottes, die zweite göttliche Person des dreifaltigen Geheimnisses, im
Zeitenablauf der Welt Mensch geworden, um diese Welt zu retten. Wir wollen
einige Aussagen des vorliegenden Textes über das „Wort“, den Mensch gewordenen Gottessohn, bedenken:
„Alles ist durch das Wort
geworden.“
Diesen Jesus links liegen zu lassen, bedeutet, den Schöpfer zu missachten,
heißt, den zu vernachlässigen, durch den
allein alles existiert und jeder Mensch leben kann. Der moderne Mensch meint,
alle Geheimnisse der Welt zu durchschauen, aber seinen Schöpfer hat er oft aus
dem Auge verloren. Weihnachten ist das
Fest, sich auf Gott, der alles Sein trägt, zu besinnen, und sich ihm zuzuwenden.
„In ihm war das Leben.“
Es geht um ein von Gott ausgehendes beständiges Leben, ein Leben, das nicht
dem Verfall preisgegeben werden kann und nicht dem Zufall überlassen ist, Es
geht um ein Leben in Fülle, das frei ist von ständiger Gefährdung. Die
Wissenschaft hantiert mit dem Leben, auch mit dem Leben des Menschen, als wäre
es in ihre Verfügbarkeit gelegt worden. Wie man mit Lebewesen umgehen, welche
Experimente man mit Menschen machen darf, kann nicht ohne den ehrfürchtig
fragenden Blick auf Gott geschehen, der in Jesus Christus als Urgrund des
Lebens die verpflichtende Norm allen menschlichen Handelns sein muss.
„Das Licht, das jeden
Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“
Es gibt Fachblinde, das sind Menschen, die nur ihr Forschungsgebiet, ihre
Wissenschaft, ihr gesellschaftliches Anliegen sehen, oder auch Ich-Blinde ohne
Gespür für größere Zusammenhänge, die den gläubigen Blick auf das von Gott
kommende Licht verloren haben.
Zum Weihnachtsfest könnten wir aufgrund der Evangeliumsbotschaft unsere
Augen weit aufmachen für Gottes Führung und Wegweisung.
„…allen aber, die ihn
aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, …“
Dies ist eine ungeheure Aussage. Kinder Gottes tragen in sich das
unendliche Leben des Gottes, der Liebe in höchster Fülle ist, Liebe, die heilt,
befreit, begeistert, beglückt. Es gibt keine größere Gabe, als Gott selbst.
Kinder Gottes tragen nicht nur diesen Namen, sie sind von Gottes Geist
ergriffen, sie empfangen eine ungeahnte Lebensfülle und werden ihrer armseligen
Vergänglichkeit mit all den Schäden von Irrtum, Angst und Sünde entrissen. Sie
gehören zu einer neuen Schöpfung und gehen in eine beglückende Zukunft.
Weihnachtsfreude kann nicht genug strahlen.
Die Glaubensaussagen werden
weihnachtlich in dem Satz zusammengefasst: „Und das Wort ist Fleisch geworden
und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die
Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ Christen
sollen sich zum Weihnachtsfest unter diese Wahrheit stellen. (merli@utanet.at)
*
Fest des hl Stephanus
26. 12.
Apg 6, 8-10; 7, 54-60
8Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter
dem Volk.
9Doch einige von der so genannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und
Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit
Stephanus zu streiten;
10aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht
widerstehen.
54Als sie das hörten, waren sie aufs Äußerste über ihn empört und
knirschten mit den Zähnen.
55Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die
Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen
56und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten
Gottes stehen.
57Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten
gemeinsam auf ihn los,
58trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre
Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.
59So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm
meinen Geist auf!
60Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde
nicht an! Nach diesen Worten starb er.
Gedanken zum Fest
Der Gegensatz der beiden Feste kann
nicht größer sein: zuerst das liebliche Fest der Geburt, dann das blutige Ende
eines Erschlagenen. Dies deutet aber schon hin auf den Zusammenhang von der
Geburt Jesu und dem Kreuz am Ende seines Lebens.
Am Fest des heiligen Stephanus
steht das Urbild christlichen Lebens und Sterbens vor unseren Augen. Der junge
Märtyrer kann uns in vielfacher Hinsicht Wegweisung sein. Betrachten wir den
Bericht in der Apostelgeschichte:
„... voll Gnade und Kraft.“
Christliches Leben ist initiativ,
überzeugend und einsatzfreudig. Wie leben heutige Christen in Europa, wie leben
wir? Soll unser christliches Leben nicht wieder gnaden- und kraftvoll werden?
„...sie konnten der Weisheit und
dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen.“ Wie bescheiden und
inhaltslos hört sich doch dagegen heutiges Geschwätz vieler Menschen an und wie
leer das aufgeregte Spektakel in den Medien, gelegentlich auch in der Kirche!
Christen sollten zu den Fragen der Zeit und des Lebens klare Worte finden. Ihre
Aussagen sollten von der Weisheit Gottes getragen sein. Sie sollten sich nicht
dem öden Gerassel ohne Tiefe anschließen und das Mitheulen mit den aggressiven
Wölfen oder gar mit den geistlosen Ochsen verschmähen. Christen sollten
Informierte sein. Sind wir das? Reicht unser religiöses Wissen in einer
„gottlosen“ Umgebung, in der wir leben?
„.. waren aufs Äußerste über ihn
empört.“
Klare Grundsätze, unerschrockene
Worte, entschiedene Standpunkte werden immer auch Widerspruch wecken. Christen
lassen sich aber davon nicht abschrecken. Sie sind in Gottes Wahrheit
verankert.
„Ich sehe den Himmel offen und
den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ Christsein bedeutet auch
heute, sich zu Jesus Christus zu bekennen, von ihm Zeugnis zu geben, sein Leben
so zu gestalten, dass jeder sehen kann: Ich bin ein Christ. Angsthasen sind in
der christlichen Gemeinde keine Vorbilder.
„...steinigten ihn.“
Sind wir überhaupt noch
grundsätzlich bereit, wegen unseres Glaubens an Jesus Christus Nachteile in
Kauf zu nehmen? Gehören wir nicht auch zu denen, die sich fürchten, öffentlich
für die Grundsätze unserer Glaubensgemeinschaft einzutreten? Haben wir nicht
als unerschrockene Jünger und Jüngerinnen Jesu längst abgedankt? Stimmen wir
nicht in den Chor derer ein, die sagen: Was bringt es? Es gibt mir nichts, wozu
die Anstrengungen? Heurigenbesuch, Ausschlafen, Frühschoppen, Mittagsschlaf,
Ausflug, Fußballmatch und Ähnliches prägen nicht selten das Wochenendleben
vieler Christen. Wertvolles ist nicht immer billig zu haben. Disziplin,
Selbstüberwindung, Opfer sind nicht die höchsten Güter, aber sie können auf dem
Weg zu unserem hohen Ziel nicht ohne Glaubensverlust gänzlich gemieden werden.
„... nimm meinen Geist auf.“
Die Hinwendung zu Gott im Gebet
begleitet auch das Leben und Sterben des Christen. Wer in Hinwendung zu Jesus
Christus lebt und stirbt, der lebt und stirbt richtig. Sterben im Glauben
bedeutet Heimkehr.
„Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“
Wie sein Meister betet Stephanus für
die Verfolger.
Christliches Leben bedeutet immer auch Bereitschaft zu vergeben. Die
Liebe endet beim Christen nicht dort, wo er Unrecht erleidet. Sein Prinzip
lautet nicht vergelten, heimzahlen, Rache nehmen. Er ist bereit, Unrecht zu
ertragen und zu vergessen und keinen aus seinem Gebet auszuschließen. Unrecht
kann zumeist nur durch Vergebung beseitigt werden.
Wir sollen heute mit Freude auf
diesen jungen Diakon der Urkirche schauen, uns an seinem Beispiel orientieren
und ihm in der Treue zu Jesus Christus nachfolgen. (merli@utanet.at)
*
Fest der Heiligen Familie
31. 12. 2017
Lk 2, 22-40
22Es kam für
die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie
brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen,
23gemäß dem
Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn
geweiht sein.
24Auch wollten
sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar
Turteltauben oder zwei junge Tauben.
25In Jerusalem
lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf
die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
26Vom Heiligen
Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den
Messias des Herrn gesehen habe.
27Jetzt wurde
er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um
zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war,
28nahm Simeon
das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
29Nun lässt
du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
30Denn meine
Augen haben das Heil gesehen,
31das du vor
allen Völkern bereitet hast,
32ein Licht,
das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
33Sein Vater
und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
34Und Simeon
segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass
in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er
wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.
35Dadurch
sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selber aber wird ein
Schwert durch die Seele dringen.
36Damals lebte
auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Pénuels, aus dem Stamm Ascher.
Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben
Jahre mit ihrem Mann gelebt;
37nun war sie
eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und
diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
38In diesem
Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die
auf die Erlösung Jerusalems warteten.
39Als seine
Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie
nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
40Das Kind
wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade
ruhte auf ihm.
Die Lesungen der Sonntagsliturgie können für ein
gutes und glückliches Zusammenleben in unseren christlichen Familien beste
Wegweiser sein. Daher die Texte der ersten zwei Lesungen im Wortlaut:
1. Lesung aus dem Buch Jesus Sirach 3, 2-6. 12-14
(3-7.14-17a)
Der Herr hat den Kindern befohlen, ihren Vater
zu ehren, und die Söhne verpflichtet, das Recht ihrer Mutter zu achten. Wer den
Vater ehrt, erlangt Verzeihung der Sünden, und wer seine Mutter achtet, gleicht
einem Menschen, der Schätze sammelt. Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an
den eigenen Kindern, und wenn er betet, wird er Erhörung finden. Wer den Vater
achtet, wird lange leben, und wer seiner Mutter Ehre erweist, der erweist sie
dem Herrn. Mein Sohn, wenn dein Vater alt ist, nimm dich seiner an, und betrübe
ihn nicht, solange er lebt. Wenn sein Verstand abnimmt, sieh es ihm nach, und
beschäme ihn nicht in deiner Vollkraft! Denn die Liebe zum Vater wird nicht
vergessen, sie wird als Sühne für deine Sünden eingetragen.
2. Lesung aus dem Brief des
Apostels Paulus an die Kolosser 3, 12-21
Brüder und Schwestern! Ihr seid von
Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit
aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch
gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat.
Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt
einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen
macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als
Glieder des einen Leibes. Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem
ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt
Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist ein- gibt,
denn ihr seid in Gottes Gnade. Alles, was ihr in Worten und Werken tut,
geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater! Ihr Frauen,
ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt. Ihr Männer,
liebt eure Frauen, und seid nicht aufgebracht gegen sie! Ihr Kinder, gehorcht
euren Eltern in allem; denn so ist es gut und recht im Herrn. Ihr Väter,
schüchtert eure Kinder nicht ein, damit sie nicht mutlos werden.
Gedanken zum Evangelium
Die Eltern Jesu befolgen
das religiöse Gesetz.
Wir fragen häufig nach dem
Wieso, Wozu, Warum. Sollten wir uns nicht einfach auf die Normen, die in der
Kirche gewachsen sind und sich oft bewährt haben, vertrauen, ohne alles zu
hinterfragen? Wir kennen das Wort Jesu: Wer euch hört, der hört mich, wer mich
hört, hört den, der mich gesandt hat.
Der greise Simeon
spricht: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden...
Wer Jesus findet, wer als
Christ lebt und die Gemeinschaft mit Jesus pflegt, der kann sein Leben und sein
Sterben getrost in Gottes Hände legen.
„Er wird ein Zeichen
sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen
offenbar werden.“
An Jesus ist
alles Geschehen zu messen. Jeder Gedanke und alles Tun des Menschen wird
gemessen an Jesu Leben und an seinen Worten. Wer gegen die Leitlinien Jesu
lebt, der geht in die Irre. Die endgültige Verirrung bedeutet Verderben und
Sinnlosigkeit. Wer hingegen die Wegweisung Jesu beachtet und Jesu Weg zu gehen
versucht, der erfährt Rettung, Heil und Vollendung. An Jesus entscheidet sich
das Schicksal jedes Menschen.
Die Witwe preist Gott und
spricht zu allen, die auf die Erlösung warten, über das Kind.
Christen künden nicht nur in
der Weihnachtszeit, dass sie zu Jesus Christus gehören, sondern bezeugen ihren Glauben
in den Familien und vor aller Welt. Wir brauchen entschiedene Christen, die
Freude an ihrem Glauben ausstrahlen. Ihnen sind die in der Gottferne lebenden
Mitmenschen nicht gleichgültig. Christen sind immer Apostel. (merli@utanet.at)
*
Hochfest der
Gottesmutter Maria
1. Jänner
Lk 2, 16-21
16So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der
Krippe lag.
17Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden
war.
18Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
19Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte
darüber nach.
20Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie
gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden
war.
21Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab
man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im
Schoß seiner Mutter empfangen wurde.
Gedanken zum Fest
Der Neujahrstag ist für viele ein
neuer Anfang. Wir wünschen einander ein gutes Jahr und damit verbunden
Gesundheit und Gottes Segen. Den inhaltslosen gewordenen „guten Rutsch“ pflegen
nachdenkliche Christen durch gehaltvolle Wünsche zu ersetzen.
Wir können auf drei Bedeutungen des heutigen Festes schauen:
1. Beschneidung oder Namensgebung Jesu
Der Name Jesus bedeutet „Gott
rettet“. Das heißt Gott ist mit uns, Gott begleitet uns, Gott liebt uns
Menschen. Bei Gott allein haben wir eine helle Zukunft.
Mit diesem Gott ins neue Jahr
gehen zu können, ist ein großes Geschenk. Unser Reden, Denken und Tun soll
unter der Verheißung stehen, dass wir auch in diesem Jahr wieder ein Stück
weiter gerettet werden aus allen Tiefen unseres Seins, aus den Ängsten, aus den
Verstrickungen und Irrungen unseres Gewissens, aus unserer Sündhaftigkeit und
hinein in eine neue Zukunft. Wir sollen also „im Namen Jesu“ leben, das heißt
als Menschen, die jeden Tag bedenken, dass Gott gekommen ist, um sie zu retten.
Das Jahr soll vor diesem unserem rettenden Gott ein gutes Jahr, ein Jahr der
Befreiung und der Zuversicht werden.
2. Weltfriedenstag
Die Welt ruft auf, die ersten Tage
im Jänner als Weltfriedenstage zu begehen. Der Aufruf erscheint wie eine
Karikatur angesichts der Waffenanhäufung in großen und kleinen Ländern. Die Arsenale
gehen über, Forschung, Erzeugung und Erprobung neuer Vernichtungsmöglichkeiten
verschlingen Unsummen. Daneben sterben Tausende vor Unterernährung. Was sollen
wir daher mit einem Weltfriedenstag?
Wir Christen können nur um den
Frieden beten, in unserer kleinen Welt selbst Frieden halten oder Frieden
schließen. Wir können ein kleines Licht des Friedens anzünden in der Hoffnung,
dass viele Lichter eines Tages die Sonne des großen Friedens aufleuchten lassen
werden. Geduld, Gesprächsbereitschaft, Respekt, Toleranz, Vergebung,
Wahrhaftigkeit sind Voraussetzungen des Friedens in den Familien und
Gemeinschaften. Ein Leben in der Nachfolge Jesu kann immer nur friedensstiftend
sein. Christen sind Friedensbringer.
3. Fest der Gottesmutter Maria
Maria wurde immer in allen Nöten
angerufen. Sie ist als unsere himmlische Schwester und Mutter am Gelingen
unseres Lebens im kommenden Jahr interessiert. Sie tritt auf eine
übernatürliche Weise für uns ein, die wir vielleicht gar nicht begreifen
können. Wir sagen, sie begleitet uns mit ihrem Gebet und erbittet Gottes Segen
für uns. Legen wir unser Leben am Anfang dieses Jahres in ihre Hände! Lassen
wir uns durch sie zu Christus, zu Gott, zu einem entschiedenen gläubigen Leben
führen!
So liegen unsere
Gedanken, Hoffnungen und Neujahrswünsche richtig platziert, und das neue Jahr
wird gewiss ein gutes Jahr werden! Dies sei allen gewünscht und im Namen Gottes
zugesagt. (merli@utanet.at)