Montag, 18. Dezember 2017



4. Adventsonntag

 24. 12. 2017

Lk 1, 26-38
26Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
27zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
28Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
29Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
30Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
31Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.
32Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
33Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
34Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
35Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
36Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
37Denn für Gott ist nichts unmöglich.
38Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Gedanken zum Evangelium
Am 4. Adventsonntag wird uns noch einmal das große Geheimnis der Menschwerdung Gottes im Verkündigungstext des Lukas vor Augen gestellt. Damit werden die Verheißungen des Propheten Natan über den kommenden Heilsbringer angesprochen. Wir haben über die Glaubensaussage des heutigen Evangeliums schon zum Fest der Erwählung Mariens  (8. Dezember) nachgedacht. Schauen wir noch einmal auf einige Sätze, die zwar nicht den vollständigen theologischen Gehalt der Erzählung betreffen, aber doch im Advent bedenkenswert sein können:

„Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.“
Wir Christen leben gerne ein wenig oberflächlich und nicht immer konsequent. Gelegentlich wird uns aber in einer Predigt oder bei einem Lied- oder Gebetstext bewusst, dass wir dieser unserer Berufung in die Nähe Gottes nicht entsprechen. Wir getrauen uns nicht in ein intensives Verhältnis zu Jesus Christus einzutreten. Wir beten nach Formeln und scheuen uns, persönlich und gleichsam freundschaftlich mit Gott zu reden. Wir sind religiös, aber nicht zu intensiv. Wir bezeichnen Mitchristen, die sich ganz zu Gott hinwenden, als „bigott“ und halten ihr religiöses Leben für übertrieben.
Der Advent ist eine Zeit, in der wir über Wesentliches nachdenken sollen. Wir könnten überlegen, was es bedeutet, dass Gott in uns gegenwärtig ist, dass wir seinen Geist in uns tragen, dass er uns liebt und unser Leben begleitet, dass er uns zu unserem Lebensglück führen will. Wir befinden uns in einer Zeit der Besinnung, des Nachdenkens, der Meditation. Nützen wir sie! Scheuen wir einen innigeren Kontakt zu Jesus nicht! Überlegen auch wir!

„Fürchte dich nicht, Maria...“
Unser Leben ist häufig von Angst geprägt. Wir machen uns Sorgen um unsere Gesundheit, um unseren Besitz, um unser Leben überhaupt, um unsere Kinder und ihre Zukunft. Wir erschrecken über Katastrophenberichte, über die Gefahren von Kriegen oder Umweltschädigungen. Wir leben selten ohne Angst. Dagegen steht das Wort der Frohen Botschaft: „Fürchtet euch nicht.“ Der Glaubende sollte aus einem Urvertrauen heraus leben und, wenn es soweit ist, im Vertrauen auf Gott auch sterben können. Es heißt: „Wer glaubt, der zittert nicht“. Das biblische Wort soll uns begleiten: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“

„Ich bin die Magd des Herrn.“
Ein Kranker, der wusste, dass er dem Tode nahe war, fragte den ihn versehenden Priester: „Wie soll ich es richtig machen in meiner restlichen Lebenszeit?“ Der Priester sagte: „Machen Sie es so wie Jesus. Sagen Sie jeden Tag zu Gott: Ich lege mein Leben in deine Hände, nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ Diese Einstellung hat aber nicht nur für Sterbende Bedeutung, sie ist eine wesentliche christliche Haltung für das ganze Leben. Sie lautet: Ich will deinen Willen erfüllen, ich bin ein Diener, eine Dienerin des Herrn, dein Wille geschehe! Wer diese Sätze ernst nimmt, steht in der Nachfolge Jesu. Sie gehören wesentlich zum christlichen Leben. Dies setzt das Vertrauen voraus, dass Gott mein Leben in Liebe trägt, dass er mich bejaht und mit einer Liebe liebt, die Angst mindert, seelische Wunden heilt und neues, unvergängliches Lebensglück bringt.

Die Worte des Evangeliums sollen zur kommenden Weihnachtsfreude beitragen. (merli@utanet.at)

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Weihnachtszeit

Christfest

In der Nacht

Lk 2, 1-14
1In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen.
2Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.
3Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
4So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
5Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
6Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft,
7und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
8In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
9Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr,
10der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:
11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.
12Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
13Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:
14Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade

Gedanken zum Weihnachtsfest

Menschen feiern verschiedene Feste. Seit Beginn des Advents ziehen schwitzende Weihnachtsmänner rauschebärtig durch die Straßen und Geschäfte. Sie verteilen Gaben, denn das vorgezogene Weihnachtsfest ist auch für sie ein Fest der Liebe und des Schenkens.

Christen feiern das Fest der Liebe in einem tiefen Sinn.
Es beginnt mit dem Advent und erreicht seinen Höhepunkt am Heiligen Abend. Zeichen dafür sind in der Vorbreitungszeit der Adventkranz und am Fest selbst der Christbaum mit der Krippe. Sie reden daher auch vom Christkind, weil sie an die Geburt Jesu denken. Sie feiern die Menschwerdung Gottes.

Weihnachten ist ein Fest der Liebe Gottes zu den Menschen.
Während der Blockade Berlins durch die Sowjetunion vor Jahrzehnten besuchte der amerikanische Präsident die Stadt und hielt eine Ansprache, die in dem in Deutsch gesagten Satz mündete: „Ich bin ein Berliner.“ Tosender Applaus zeigte an, dass die Berliner verstanden, was Kennedy sagen wollte: Ich bin für euch da, euer Schicksal ist das unsere, wir geben euch nicht auf, wir werden euch verteidigen, wir gehören zusammen, habt keine Angst!
Wenn wir Christen dem Weihnachtsfest eine so große Bedeutung beimessen, dann deshalb, weil darin zum Ausdruck kommt, dass Gott mit uns ist, dass wir ihm nicht gleichgültig sind, dass er gekommen ist, um uns zu retten und unserem Leben Hoffnung zu bringen. Gott sagt gleichsam „ich gehöre zu euch Menschen“ und bekennt sich in Jesus Christus zu uns. Wir sind nie mehr alleingelassen und können nicht verloren gehen. Gottes Liebe wird allen zuteil, die sie im Glauben annehmen wollen. Diese rettende Liebe Gottes wird im Kreuzestod und in der Auferstehung Jesu vollendet sein; wahrlich ein wichtiger Grund zu frohem Feiern.

Weihnachten ist aber auch ein Fest der Liebe untereinander, also zu den Mitmenschen. Daher die Zeichen der Liebe, die Geschenke, die guten Worte, die Wünsche. Wo Liebe ist, dort wird es hell: daher der Glanz, die Kerzen und Lichter überall.
Wir Christen können dieses Fest nur recht feiern, wenn wir der Liebe Vorrang geben, wenn wir uns versöhnen, einander vergeben, zerbrochene Beziehungen wieder zu erneuern bemüht sind, wenn wir Einsamen Trost bringen, Geborgenheit schenken und zueinander in vieler Hinsicht gut sind. Der Braten, teure Getränke, kostbarste Geschenke oder weite Reisen können dem Fest keinen Sinn geben, wenn Worte und Taten der Liebe fehlen.

Christen bedenken dies und versammeln sich am Heiligen Abend, um die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu hören, miteinander zu beten und zu singen, und feiern als Höhepunkt die Mette oder am Christtag den Festgottesdienst. (merli@utanet.at)

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Christfest

Am Tage

Joh 1, 1-18
1Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
2Im Anfang war es bei Gott.
3Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
4In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
6Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
7Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
10Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
11Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben,
13die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
15Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
16Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
17Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
18Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Gedanken zum Evangelium

Im vorliegenden Prolog wird das Wesentlichste des ganzen Johannesevangeliums zusammengefasst: In Jesus Christus ist der ewige Sohn Gottes, die zweite göttliche Person des dreifaltigen Geheimnisses, im Zeitenablauf der Welt Mensch geworden, um diese Welt zu retten. Wir wollen einige Aussagen des vorliegenden Textes über das „Wort“, den Mensch gewordenen Gottessohn, bedenken:

„Alles ist durch das Wort geworden.“
Diesen Jesus links liegen zu lassen, bedeutet, den Schöpfer zu missachten, heißt, den  zu vernachlässigen, durch den allein alles existiert und jeder Mensch leben kann. Der moderne Mensch meint, alle Geheimnisse der Welt zu durchschauen, aber seinen Schöpfer hat er oft aus dem Auge verloren. Weihnachten ist das Fest, sich auf Gott, der alles Sein trägt, zu besinnen, und sich ihm zuzuwenden.

„In ihm war das Leben.“
Es geht um ein von Gott ausgehendes beständiges Leben, ein Leben, das nicht dem Verfall preisgegeben werden kann und nicht dem Zufall überlassen ist, Es geht um ein Leben in Fülle, das frei ist von ständiger Gefährdung. Die Wissenschaft hantiert mit dem Leben, auch mit dem Leben des Menschen, als wäre es in ihre Verfügbarkeit gelegt worden. Wie man mit Lebewesen umgehen, welche Experimente man mit Menschen machen darf, kann nicht ohne den ehrfürchtig fragenden Blick auf Gott geschehen, der in Jesus Christus als Urgrund des Lebens die verpflichtende Norm allen menschlichen Handelns sein muss.

„Das Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“
Es gibt Fachblinde, das sind Menschen, die nur ihr Forschungsgebiet, ihre Wissenschaft, ihr gesellschaftliches Anliegen sehen, oder auch Ich-Blinde ohne Gespür für größere Zusammenhänge, die den gläubigen Blick auf das von Gott kommende Licht verloren haben.
Zum Weihnachtsfest könnten wir aufgrund der Evangeliumsbotschaft unsere Augen weit aufmachen für Gottes Führung und Wegweisung.

„…allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, …“
Dies ist eine ungeheure Aussage. Kinder Gottes tragen in sich das unendliche Leben des Gottes, der Liebe in höchster Fülle ist, Liebe, die heilt, befreit, begeistert, beglückt. Es gibt keine größere Gabe, als Gott selbst. Kinder Gottes tragen nicht nur diesen Namen, sie sind von Gottes Geist ergriffen, sie empfangen eine ungeahnte Lebensfülle und werden ihrer armseligen Vergänglichkeit mit all den Schäden von Irrtum, Angst und Sünde entrissen. Sie gehören zu einer neuen Schöpfung und gehen in eine beglückende Zukunft. Weihnachtsfreude kann nicht genug strahlen.

Die Glaubensaussagen werden weihnachtlich in dem Satz zusammengefasst: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ Christen sollen sich zum Weihnachtsfest unter diese Wahrheit stellen. (merli@utanet.at)

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Fest des hl Stephanus


26. 12.

Apg 6, 8-10; 7, 54-60
8Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk.
9Doch einige von der so genannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten;
10aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen.
54Als sie das hörten, waren sie aufs Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen.
55Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen
56und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
57Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los,
58trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.
59So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!
60Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.

Gedanken zum Fest

Der Gegensatz der beiden Feste kann nicht größer sein: zuerst das liebliche Fest der Geburt, dann das blutige Ende eines Erschlagenen. Dies deutet aber schon hin auf den Zusammenhang von der Geburt Jesu und dem Kreuz am Ende seines Lebens.
Am Fest des heiligen Stephanus steht das Urbild christlichen Lebens und Sterbens vor unseren Augen. Der junge Märtyrer kann uns in vielfacher Hinsicht Wegweisung sein. Betrachten wir den Bericht in der Apostelgeschichte:

„... voll Gnade und Kraft.“
Christliches Leben ist initiativ, überzeugend und einsatzfreudig. Wie leben heutige Christen in Europa, wie leben wir? Soll unser christliches Leben nicht wieder gnaden- und kraftvoll werden?

„...sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen.“ Wie bescheiden und inhaltslos hört sich doch dagegen heutiges Geschwätz vieler Menschen an und wie leer das aufgeregte Spektakel in den Medien, gelegentlich auch in der Kirche! Christen sollten zu den Fragen der Zeit und des Lebens klare Worte finden. Ihre Aussagen sollten von der Weisheit Gottes getragen sein. Sie sollten sich nicht dem öden Gerassel ohne Tiefe anschließen und das Mitheulen mit den aggressiven Wölfen oder gar mit den geistlosen Ochsen verschmähen. Christen sollten Informierte sein. Sind wir das? Reicht unser religiöses Wissen in einer „gottlosen“ Umgebung, in der wir leben?

„.. waren aufs Äußerste über ihn empört.“
Klare Grundsätze, unerschrockene Worte, entschiedene Standpunkte werden immer auch Widerspruch wecken. Christen lassen sich aber davon nicht abschrecken. Sie sind in Gottes Wahrheit verankert.

„Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ Christsein bedeutet auch heute, sich zu Jesus Christus zu bekennen, von ihm Zeugnis zu geben, sein Leben so zu gestalten, dass jeder sehen kann: Ich bin ein Christ. Angsthasen sind in der christlichen Gemeinde keine Vorbilder.

„...steinigten ihn.“
Sind wir überhaupt noch grundsätzlich bereit, wegen unseres Glaubens an Jesus Christus Nachteile in Kauf zu nehmen? Gehören wir nicht auch zu denen, die sich fürchten, öffentlich für die Grundsätze unserer Glaubensgemeinschaft einzutreten? Haben wir nicht als unerschrockene Jünger und Jüngerinnen Jesu längst abgedankt? Stimmen wir nicht in den Chor derer ein, die sagen: Was bringt es? Es gibt mir nichts, wozu die Anstrengungen? Heurigenbesuch, Ausschlafen, Frühschoppen, Mittagsschlaf, Ausflug, Fußballmatch und Ähnliches prägen nicht selten das Wochenendleben vieler Christen. Wertvolles ist nicht immer billig zu haben. Disziplin, Selbstüberwindung, Opfer sind nicht die höchsten Güter, aber sie können auf dem Weg zu unserem hohen Ziel nicht ohne Glaubensverlust gänzlich gemieden werden.

„... nimm meinen Geist auf.“
Die Hinwendung zu Gott im Gebet begleitet auch das Leben und Sterben des Christen. Wer in Hinwendung zu Jesus Christus lebt und stirbt, der lebt und stirbt richtig. Sterben im Glauben bedeutet Heimkehr.

„Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“
Wie sein Meister betet Stephanus für die Verfolger.
Christliches Leben bedeutet immer auch Bereitschaft zu vergeben. Die Liebe endet beim Christen nicht dort, wo er Unrecht erleidet. Sein Prinzip lautet nicht vergelten, heimzahlen, Rache nehmen. Er ist bereit, Unrecht zu ertragen und zu vergessen und keinen aus seinem Gebet auszuschließen. Unrecht kann zumeist nur durch Vergebung beseitigt werden.

Wir sollen heute mit Freude auf diesen jungen Diakon der Urkirche schauen, uns an seinem Beispiel orientieren und ihm in der Treue zu Jesus Christus nachfolgen. (merli@utanet.at)

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Fest der Heiligen Familie

31. 12. 2017

Lk 2, 22-40
22Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen,
23gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.
24Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
25In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
26Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.
27Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war,
28nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
29Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
30Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
31das du vor allen Völkern bereitet hast,
32ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
33Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
34Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.
35Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selber aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.
36Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Pénuels, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;
37nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
38In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
39Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
40Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

Die Lesungen der Sonntagsliturgie können für ein gutes und glückliches Zusammenleben in unseren christlichen Familien beste Wegweiser sein. Daher die Texte der ersten zwei Lesungen im Wortlaut:
1. Lesung aus dem Buch Jesus Sirach 3, 2-6. 12-14 (3-7.14-17a)
Der Herr hat den Kindern befohlen, ihren Vater zu ehren, und die Söhne verpflichtet, das Recht ihrer Mutter zu achten. Wer den Vater ehrt, erlangt Verzeihung der Sünden, und wer seine Mutter achtet, gleicht einem Menschen, der Schätze sammelt. Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an den eigenen Kindern, und wenn er betet, wird er Erhörung finden. Wer den Vater achtet, wird lange leben, und wer seiner Mutter Ehre erweist, der erweist sie dem Herrn. Mein Sohn, wenn dein Vater alt ist, nimm dich seiner an, und betrübe ihn nicht, solange er lebt. Wenn sein Verstand abnimmt, sieh es ihm nach, und beschäme ihn nicht in deiner Vollkraft! Denn die Liebe zum Vater wird nicht vergessen, sie wird als Sühne für deine Sünden eingetragen.

2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser 3, 12-21

Brüder und Schwestern! Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist ein- gibt, denn ihr seid in Gottes Gnade. Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater! Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt. Ihr Männer, liebt eure Frauen, und seid nicht aufgebracht gegen sie! Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem; denn so ist es gut und recht im Herrn. Ihr Väter, schüchtert eure Kinder nicht ein, damit sie nicht mutlos werden.

Gedanken zum Evangelium

Die Eltern Jesu befolgen das religiöse Gesetz.
Wir fragen häufig nach dem Wieso, Wozu, Warum. Sollten wir uns nicht einfach auf die Normen, die in der Kirche gewachsen sind und sich oft bewährt haben, vertrauen, ohne alles zu hinterfragen? Wir kennen das Wort Jesu: Wer euch hört, der hört mich, wer mich hört, hört den, der mich gesandt hat.

Der greise Simeon spricht: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden...
Wer Jesus findet, wer als Christ lebt und die Gemeinschaft mit Jesus pflegt, der kann sein Leben und sein Sterben getrost in Gottes Hände legen.

„Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden.“
An Jesus ist alles Geschehen zu messen. Jeder Gedanke und alles Tun des Menschen wird gemessen an Jesu Leben und an seinen Worten. Wer gegen die Leitlinien Jesu lebt, der geht in die Irre. Die endgültige Verirrung bedeutet Verderben und Sinnlosigkeit. Wer hingegen die Wegweisung Jesu beachtet und Jesu Weg zu gehen versucht, der erfährt Rettung, Heil und Vollendung. An Jesus entscheidet sich das Schicksal jedes Menschen.

Die Witwe preist Gott und spricht zu allen, die auf die Erlösung warten, über das Kind.
Christen künden nicht nur in der Weihnachtszeit, dass sie zu Jesus Christus gehören, sondern bezeugen ihren Glauben in den Familien und vor aller Welt. Wir brauchen entschiedene Christen, die Freude an ihrem Glauben ausstrahlen. Ihnen sind die in der Gottferne lebenden Mitmenschen nicht gleichgültig. Christen sind immer Apostel. (merli@utanet.at)

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Hochfest der Gottesmutter Maria

1. Jänner

Lk 2, 16-21
16So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
17Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
18Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
19Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
20Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
21Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.

Gedanken zum Fest

Der Neujahrstag ist für viele ein neuer Anfang. Wir wünschen einander ein gutes Jahr und damit verbunden Gesundheit und Gottes Segen. Den inhaltslosen gewordenen „guten Rutsch“ pflegen nachdenkliche Christen durch gehaltvolle Wünsche zu ersetzen.

Wir können auf drei Bedeutungen des heutigen Festes schauen:

1. Beschneidung oder Namensgebung Jesu
Der Name Jesus bedeutet „Gott rettet“. Das heißt Gott ist mit uns, Gott begleitet uns, Gott liebt uns Menschen. Bei Gott allein haben wir eine helle Zukunft.
Mit diesem Gott ins neue Jahr gehen zu können, ist ein großes Geschenk. Unser Reden, Denken und Tun soll unter der Verheißung stehen, dass wir auch in diesem Jahr wieder ein Stück weiter gerettet werden aus allen Tiefen unseres Seins, aus den Ängsten, aus den Verstrickungen und Irrungen unseres Gewissens, aus unserer Sündhaftigkeit und hinein in eine neue Zukunft. Wir sollen also „im Namen Jesu“ leben, das heißt als Menschen, die jeden Tag bedenken, dass Gott gekommen ist, um sie zu retten. Das Jahr soll vor diesem unserem rettenden Gott ein gutes Jahr, ein Jahr der Befreiung und der Zuversicht werden.

2. Weltfriedenstag
Die Welt ruft auf, die ersten Tage im Jänner als Weltfriedenstage zu begehen. Der Aufruf erscheint wie eine Karikatur angesichts der Waffenanhäufung in großen und kleinen Ländern. Die Arsenale gehen über, Forschung, Erzeugung und Erprobung neuer Vernichtungsmöglichkeiten verschlingen Unsummen. Daneben sterben Tausende vor Unterernährung. Was sollen wir daher mit einem Weltfriedenstag?
Wir Christen können nur um den Frieden beten, in unserer kleinen Welt selbst Frieden halten oder Frieden schließen. Wir können ein kleines Licht des Friedens anzünden in der Hoffnung, dass viele Lichter eines Tages die Sonne des großen Friedens aufleuchten lassen werden. Geduld, Gesprächsbereitschaft, Respekt, Toleranz, Vergebung, Wahrhaftigkeit sind Voraussetzungen des Friedens in den Familien und Gemeinschaften. Ein Leben in der Nachfolge Jesu kann immer nur friedensstiftend sein. Christen sind Friedensbringer.

3. Fest der Gottesmutter Maria
Maria wurde immer in allen Nöten angerufen. Sie ist als unsere himmlische Schwester und Mutter am Gelingen unseres Lebens im kommenden Jahr interessiert. Sie tritt auf eine übernatürliche Weise für uns ein, die wir vielleicht gar nicht begreifen können. Wir sagen, sie begleitet uns mit ihrem Gebet und erbittet Gottes Segen für uns. Legen wir unser Leben am Anfang dieses Jahres in ihre Hände! Lassen wir uns durch sie zu Christus, zu Gott, zu einem entschiedenen gläubigen Leben führen!

So liegen unsere Gedanken, Hoffnungen und Neujahrswünsche richtig platziert, und das neue Jahr wird gewiss ein gutes Jahr werden! Dies sei allen gewünscht und im Namen Gottes zugesagt. (merli@utanet.at)