Montag, 19. Februar 2018



3. Fastensonntag

 4. 3. 2018
 
Joh 2, 13-25
13Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
14Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
15Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um.
16Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
17Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.
18Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst?
19Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
20Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
21Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
22Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
23Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat.
24Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle
25und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen ist.

Gedanken zum Evangelium

Die Situation erinnert an unsere Wallfahrtsorte. Auch dort herrscht emsiges Treiben der Verkäufer von Kerzen und Andenken. Gelegentlich stört dies auch heute die Stille der „Gnadenstätten“, zu denen die Menschen pilgern, um zu beten und sich zu besinnen.

Da man im jüdischen Tempel Tieropfer darbrachte, hat es dort auch gleich einen Tiermarkt gegeben, wo man die Opfertiere kaufen konnte, um sie dann bei den Tempeldienern abzugeben. Es gab die großen Tiere, die von Reichen erworben wurden, wie Rinder, Schafe und Ziegen, und die Opfertiere der Ärmeren, die Tauben. Zu dem ganzen Geschehen gesellten sich noch die lärmenden Geldwechsler. Man kann sich das orientalische Durcheinander vorstellen. Konnte man da noch in Ehrfurcht an Gott denken und beten?

„Macht das Haus meines Vaters nicht zur Markthalle!“
Jesus greift drastisch ein. Wenn die Ehre Gottes dort missachtet wird, wo man die Gegenwart Gottes feiert, wenn man dabei überhaupt auf Gott zu vergessen scheint und nur mehr die gewohnten Opfergaben gewohnheitsmäßig darbringt, stellt sich Jesus energisch dagegen.
Der Missbrauch der Religion nicht nur zur Machtausübung sondern auch zur Bereicherung war zu allen Zeiten eine immer wieder aufkeimende Versuchung. Auch heutige Christen müssen an dieser Warnung Jesu Maß nehmen und alles meiden, was im „religiösen Getriebe“ die Ehrfurcht vor Gott verdunkelt, die Liebe zu Gott in den Hintergrund drängt und oberflächliches Getue an die Stelle echter Hinwendung zu Gott in Gebet und Gottesdienst verhindert.

„Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst?“
Es geht ihnen nicht um ihr eigenes Tun. Sie hinterfragen nicht, was sie vielleicht selbst  übersehen, falsch gemacht haben könnten oder ändern müssten. Sie verlangen, dass sich Jesus rechtfertigt, wenn er ihr Verhalten anklagt und im wahrsten Sinne des Wortes geißelt.
Wie viele fragen auch heute nach der Berechtigung der Kirche, im Namen Jesu religiöse oder sittliche Forderungen zu stellen, gesellschaftliche Verirrungen anzuklagen, Korrekturen des Lebens zu verlangen, weil sie gar nicht vorhaben, ihr Leben zu ändern.
Reife Christen sind immer zur Änderung ihres Lebens bereit, weil sie wissen, dass sie nicht vollkommen sind und Wegweisungen durch Jesus notwendig haben. Dies bedeutet nicht, dass man alles ungeprüft hinnehmen müsse, sondern erfordert nur die Bereitschaft, über das eigene Leben ehrlich nachzudenken und notwendige Kursänderungen vorzunehmen. Richtige Christen überprüfen, bevor sie Kritik üben, zuerst ihr eigenes Leben und sind bekehrungsbereit.

„Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufbauen.“
Der Evangelist sagt: „Er aber meinte den Tempel seine Leibes.“ Alles, was Johannes über Jesus berichtet, steht im Zusammenhang mit dessen Tod und Auferstehung. Ohne diesen Glauben kann man nichts, was Jesus tat, sagte oder forderte, richtig begreifen.
Wer bei Jesus nur menschliche Maßstäbe anlegt, erfasst die Bedeutung des Evangeliums nicht und findet auch keinen hinreichenden Grund, seine Forderungen, aber auch seine Verheißungen zu beachten. Der Glaube an Jesus und an seine Frohbotschaft und die Bereitschaft des Christen, sein Leben danach auszurichten, stehen immer im untrennbaren Zusammenhang mit dem Glauben an den Mensch gewordenen Sohn Gottes, der sich rettend im Kreuzestod für die Menschen hingab und der in der Auferstehung die Welt zu erneuern begann. Die kirchlichen Normen müssen sich ebenfalls aus diesen Wahrheiten speisen, wenn sie glaubwürdig und akzeptabel sein sollen.

Wir sind auch heute eingeladen, unseren Glauben zu prüfen und uns neu am Evangelium zu orientieren. (merli@utanet.at)