Montag, 3. September 2018


24. Sonntag im Jahreskreis

 16. 9. 2018
 
Mk 8, 27-35
27Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen?
28Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten.
29Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias!
30Doch er verbot ihnen, mit jemandem über ihn zu sprechen.
31Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen.
32Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe.
33Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
34Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
35Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.

„Für wen haltet ihr mich?“

Du bist der Messias!
Petrus bekennt sich zu Jesus, aber sein Glaube ist von der damaligen Vorstellung über den kommenden Messias beeinflusst. Man erwartete einen politischen Befreier, einen, der die römische Besatzungsmacht vertreiben und ein neues Reich aufrichten werde, wie es die Propheten und die Psalmen angekündigt hatten. Jesus verbot den Jüngern, darüber zu reden, vielleicht weil solche Äußerungen von den Römern als Aufruhr angesehen hätten werden können. Er will vor allem keine falsche Messiashoffnung nähren.
Jesus ist offenbar nicht der Revolutionär, nicht der kommende weltliche Herrscher über Israel und damit auch über die Welt. Er werde sogar leiden und sterben, sagt er zu den verständnislos reagierenden Jüngern. Petrus will Jesus vor einem solchen Schicksal bewahren. Doch Jesus weist ihn mit harten Worten zurecht, weil er ihn von seinem gottgegebenen Auftrag abbringen will.
Dieser besteht darin, in Liebe und Gehorsam sein Lebensschicksal, sein Tod inbegriffen, aus der Hand des Vaters anzunehmen, stellvertretend für alle, die sich ihm anschließen, sich zu ihm bekennen, mit einem Wort die an ihn glauben, letztlich für alle Menschen.

Die Glaubensfrage ergeht auch an uns: Für wen halten wir Jesus?

„Wo warst du?“ könnte ein Freund fragen. Die Antwort: „Ich habe einen Besuch gemacht, um etwas Wichtiges zu besprechen.“ „Wen hast du denn besucht?“ Die Antwort: „Jesus“. Wäre dieses Zwiegespräch vorstellbar?

Die Antwort auf die Frage „Für wen halten wir Jesus“ kann rein theoretisch ausfallen oder aber durch die tägliche Lebenspraxis gegeben werden.

Christen könnten sich selbst dazu einige einfache Fragen stellen, z. B.:  Was wähle ich bei der Alternative Sonntagmesse oder gleichzeitig stattfindende Übertragung eines Grand Prix? Was würde ich nicht missen wollen, die Sonntagsgedanken in der Kirchenzeitung oder eher den Kommentar von Herbert Prohaska über das Derby in der „Krone“? Lasse ich die übliche Sauna mit den Kumpanen wegen des Gottesdienstes ausfallen oder umgekehrt? Wie fällt der Vergleich aus zwischen den Kosten meiner Geburtstagsfeier und der jährlichen Armenspende?  Ist für mich das Grab eines Verstorbenen das Heiligste? Bereitet mir der schwindende Messbesuch in meiner Pfarrgemeinde mehr Sorgen als niedrige Zinsen auf meinem Sparbuch? Rede ich in meiner Familie über Jesus Christus? Stehe ich zu meinem Glauben auch beim Heurigen? Wie schaut es mit der Bereitschaft zur Mitarbeit in einer Pfarre aus usw.?
Ehrliche Antworten auf diese und auch folgende Fragen können zeigen, was Christen wirklich von Jesus Christus halten:
Geht es ihnen im Alltag um vielerlei und daneben halt auch um Jesus oder ist er die Mitte ihres Denkens, Handelns und Lebens? Sind sie mit Jesus im Gespräch, sozusagen „per du“?
Glauben sie an den Sohn Gottes? Ist für sie in Jesus Gott bei uns Menschen als Befreier und  Erlöser?
Der Christ könnte sich zusätzlich fragen: Halte ich die Beziehung zu Jesus und den Glauben an ihn für die wichtigste Entscheidung, von der Sinn und Zukunft meines Lebens abhängen? Sind Jesu Worte und Gesinnungen oberste Orientierungshilfen für mein Reden, Denken und Handeln? Nütze ich in der raumzeitlichen Begrenztheit vorrangig die Möglichkeiten übernatürlicher Kontaktnahme zu Jesus wie Gebet, Eucharistie, Sakramente, Bibelworte? Setze ich auf diesen Jesus, weil ich hoffe, durch ihn Rettung aus allen Tiefen meines Lebens erwarten zu können, letztlich die beseligende Hineinnahme in die Lebensfülle des Dreifaltigen Gottes? Folge ich als Jünger oder Jüngerin Jesus nach?

Zusammengefasst stellt uns Jesus am heutigen Sonntag unausweichlich die persönliche Frage: Für wen hältst du mich? Er erwartet eine ehrliche Antwort und, wenn nötig, eine gläubige Kurskorrektur und Neuorientierung.  (merli@utanet.at)