Weihnacht
Gedanken zum Fest
Die Kindheitsgeschichte des
Evangelisten Lukas ist die Grundlage vieler Weihnachtslieder, berührender
Weihnachtsstimmung und zahlreicher Krippendarstellungen. Dennoch bildet sie nur
den Rahmen für Wahrheiten, die für unsere ganze menschliche Existenz von
höchster Bedeutung sind, unserem Leben Hoffnung und Sinn geben und unsere
letzte Zukunft erhellen. Schauen wir auf diese Glaubenswahrheiten, die in den
Berichten aufleuchten und die Grundlagen unserer Weihnachtsfreude sind:
Gott liebt uns.
Der für unser menschliches Denken
nur schemenhaft erkennbare unendliche Gott, der alles Sein werden ließ und
trägt, ohne dessen Wollen nichts existieren könnte, dieser Gott bekennt sich in
seiner Menschwerdung zu uns. Er erweist sich als menschenfreundlich; wir sind in
sein göttliches Leben, das Liebe ist, hineingenommen. Die vergängliche Welt
kommt somit in eine unbegreifliche Lebensverbindung mit dem ewigen Gott, dessen
Lebenskraft besonders den Menschen ergreift.
Wir werden gerettet.
Diese Beziehung zu unserem Gott
bleibt nicht nur eine theoretische, eine gedachte, sondern gewinnt Realität für
alle, die sich mit dem Mensch gewordenen Gott einlassen, an ihn glauben und
seine Nachfolge antreten. Diese Lebensverbindung heilt, gibt Lebensmut, trägt
Hoffnung in sich, die über allem Leid bestehen bleibt, eröffnet Zukunft auch in
dunklen Stunden, in denen sich das Leben nicht mehr auszuzahlen scheint. Sie
bringt Rettung aus der Vergänglichkeit, den Fehlhaltungen, den Irrwegen, aus
dem Leiden und Sterben, weil Gottes unsterbliches Leben durch die Seele derer
strömt, die sie ihm dankbar und in einem treuen christlichen leben vertrauend
öffnen.
Es leuchtet das Licht Gottes.
Das Weihnachtsfest verkündet
nicht nur in der Erzählung des Lukas Licht, Freude und Vertrauen, sondern
leuchtet über dem Leben aller, die sich an Gott wenden und nicht bloß gewohnheitsmäßig feiern, die religiösen
Aspekte aber unbeachtet lassen oder die Festtage allein mit Vergnügungen
ausfüllen.
Wer einfach die liturgischen
Angebote annimmt, in der Familie den Heiligen Abend im Gebet und Gesang Gott
zugewandt begeht, mit den Geschenken Freude verbreitet, der kann ein Licht über
seinem Leben spüren, das nicht von der gesellschaftliche Stellung, von teuren
Geschenken oder feuchtfröhlichen Veranstaltungen abhängig ist. Er kann dieses
Licht auch seinen Mitmenschen zukommen lassen.
Vor diesem theologischen Hintergrund können wir getrost unsere
Weihnachtslieder singen und gemütsbetonte Feiern abhalten, wissend, dass hinter
den berührenden Erzählungen Gottes rettende Liebe steht und unsere
Ergriffenheit und Freude in dieser Zuwendung Gottes begründet sind. Der Christ
feiert und wünscht seinen Mitchristen daher mit Recht ein frohes
Weihnachtsfest. (merli@utaent.at)
*
Am Morgen
Lk 2, 15-20
15Als die Engel sie verlassen
hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander:
Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr
verkünden ließ.
16So eilten sie hin
und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
17Als sie es sahen,
erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
18Und alle, die es
hörten, staunten über die Worte der Hirten.
19Maria aber bewahrte
alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
20Die Hirten kehrten
zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen
hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
Gedanken zum Evangelium
Die Krippen in unseren Kirchen
stellen die Szenen dar, die Lukas schildert: Hirten bringen Gaben zum Stall, in
dem sich Maria und das Kind, von Josef betreut, befinden. Die Engel mit dem
Stern schweben darüber. Die Tiere im Hintergrund vervollständigen das Bild.
Berühmte Künstler schufen
wunderbare Krippendarstellungen, aber auch einfache fromme Christen versuchten
sich an langen Winterabenden rührend als Maler, Schnitzer und Krippenbauer. Die
alljährlichen Krippenspiele vervollständigen unser Bild vom Geschehen der
Heiligen Nacht.
Dabei besteht die Gefahr, die
wesentlichen Inhalte der Frohbotschaft zu übersehen: In diesem Jesuskind kommt
Gott zu den Menschen. An ihm wird sich das Lebensschicksal jedes Menschen
entscheiden. Sein Weg, ja er selbst ist die Norm eines sinnvollen und rechten
Lebens vor Gott. Niemand wird sich in Hinkunft verloren fühlen müssen. Ein
neues Zeitalter der Menschheitsgeschichte hat begonnen. Es gibt den Frieden mit
Gott, den Frieden in den Herzen und den Frieden miteinander. Der Wert des
Menschen ist in der Zuwendung Gottes zu ihm begründet. Vertrauen und Freude
erfüllen die Herzen in der neuen Zeit mit Gott. Seine wohlwollende Gnade ruht
auf den Menschen.
Schauen wir auf die Einzelheiten
des Berichtes!
Die frohe Botschaft von Gottes
Erbarmen kommt zu den einfachen Menschen.
Vor Gott zählen nicht Armut oder
Reichtum, Gesundheit oder Krankheit, Jugend oder Alter, Schönheit oder
Unscheinbarkeit. Seine Zuwendung gehört allen, besonders denen, die sich seiner
Botschaft öffnen.
Sie können staunen und haben
Vertrauen.
Wir haben aufgrund unzähliger
Eindrücke, die auf uns einprasseln, die Fähigkeit zum Staunen, zum
Ergriffensein, zum Berührtsein häufig schon verloren. Da uns viele listig
täuschen wollen in der Politik, mit der Reklame, auch gelegentlich in unserer
Kirche, wächst unser Misstrauen. Sollten wir nicht ganz vertrauen, wenn es um
die Botschaft Gottes an uns geht?
Die Hirten brechen auf, machen
sich auf den Weg, wollen es sehen, was ihnen gesagt worden ist.
Moderne Christen sind bequem
geworden. Sie haben den Drang, die Wahrheit zu finden, gegen Skepsis und
Bequemlichkeit eingetauscht. Christen sollten sich immer auf den Weg machen,
wenn es um Gott und um die Botschaft von seiner Liebe geht.
Die Hirten erleben Freude,
weil sie Jesus gefunden haben.
Im Mittelpunkt unserer Botschaft
steht nicht die Bedrohung, sondern die Freude. Wer zu Christus findet, erlebt
eine Freude, die reiner Diesseitigkeit nicht zugänglich ist. Christliche Freude
im Innersten des Gewissens kann man denen nicht vermitteln, die entweder nur
oberflächlich, nebenbei oder überhaupt nicht mehr an diesen Jesus glauben und
sich mit Gott nicht mehr beschäftigen.
Sie verkünden allen ihr Glück.
Christen sind immer berufen,
ihren Glauben zu bekennen, ihre Freude am christlichen Leben zu zeigen und so
Apostel der Liebe Gottes und der Rettung des Menschen zu werden.
Es kann uns das von Lukas
geschilderte Bild von den Hirten und Engeln über die wesentliche Wahrheit
hinaus auch in seiner Einfachheit Wegweisung und Freude sein. (merli@utanet.at)
*
Am Tage
Joh 1, 1-18
1Im Anfang war das
Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
2Im Anfang war es bei
Gott.
3Alles ist durch das
Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
4In ihm war das Leben,
und das Leben war das Licht der Menschen.
5Und das Licht
leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
6Es trat ein Mensch
auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
7Er kam als Zeuge, um
Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8Er war nicht selbst
das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9Das wahre Licht, das
jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
10Er war in der Welt,
und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
11Er kam in sein
Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12Allen aber, die ihn
aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen
glauben,
13die nicht aus dem
Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes,
sondern aus Gott geboren sind.
14Und das Wort ist Fleisch
geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,
die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
15Johannes legte
Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der
nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
16Aus seiner Fülle
haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
17Denn das Gesetz
wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus
Christus.
18Niemand hat Gott je
gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde
gebracht.
Gedanken zum Evangelium
Im Mittelpunkt des
Weihnachtsfestes steht die Aussage: „Und das Wort ist Fleisch geworden und
hat unter uns gewohnt.“ Das heißt in der biblischen Sprache: Die zweite
göttliche Person ist ein sterblicher Mensch geworden und lebte unter uns als
Mensch und Gott. Dahinter steht das Glaubensgeheimnis: In Jesus Christus sind
in der einen Person die zwei Naturen, die göttliche und die menschliche,
vereinigt.
Johannes setzt an den Anfang
seines Evangeliums einen Hymnus als Prolog.
In diesem wird bereits das ganze
Evangelium vorweggenommen und kundgetan, wer dieser Jesus seinem Wesen nach
ist. Diese Offenbarung über Jesus ist die Weihnachtsbotschaft, auf der alle
unsere Hoffnungen ruhen. In rechter Weise Weihnachten feiern heißt, dies im
privaten Bereich und in der Liturgie feiernd zu bedenken. Erst so können über
sentimentale Gemütsbewegungen hinausgehende echte Weihnachtsstimmung und
Weihnachtsfreude entstehen.
Wer ist dieser Jesus und was
bedeutet er für mein Leben?
Das Wort Gottes
Manche Gelehrte behaupten, in der
Evolution habe die Menschwerdung erst stattgefunden, als der Mensch zu reden
begann. Da erwachten sein Geist und seine Fähigkeit zur persönlichen Begegnung
in der Liebe.
Wir könnten dies von Gottes Wort
sagen: Er sprach sein Wort in die Welt hinein. In diesem Wort ist er wesenhaft
gegenwärtig, macht die Angesprochenen zu Kindern Gottes, befähigt sie zur Liebe
und heilt ihre geschöpflichen Gebrechen. Er befreit aus der Gottferne, rettet
in die ewige göttliche Vollendung hinein, macht den Menschen erst zum Ebenbild
Gottes und führt in die Vollgestalt menschlichen Seins.
Dies alles deuten die Worte des
Evangeliums an: „In ihm war das Leben. Und das Leben leuchtet in der
Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.... Das Licht, das jeden
Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“
Unter Welt versteht Johannes die
reine Diesseitigkeit. Sie durchdringt den Alltag so vollständig, dass nichts
Göttliches mehr Platz hat: „Die Welt erkannte ihn nicht.“ Finsternis heißt
Blindheit gegen Gott, Gottferne und Orientierungslosigkeit.
„Er kam in sein Eigentum, aber
die Seinen nahmen ihn nicht auf.“
Wir könnten uns prüfen, ob sich
unser Leben von dem der gottfernen Welt unterscheidet, oder ob wir auch zu den
Bürgern dieser Welt gehören, die im Strudel der Geschäftigkeit in Finsternis zu
versinken drohen. Die Talk-Shows bringen täglich jeden geistigen Sondermüll in
unsere Wohnungen. Man surft von einem Event zum nächsten. Tiefgang ist ein
Fremdwort, nichts ist verbindlich, es kommt auf die Hülle und nicht auf den
Inhalt im Leben an.
Eine ernste Mahnung an die
Christen klingt durch diese fast vorwurfsvollen Worte des Johannes: „Die Seinen
nahmen ihn nicht auf.“ Für die Christen, die Weihnachten feiern, sollen diese
Worte nicht zutreffen.
„Allen aber, die ihn
aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“
In diesem Satz erstrahlt die
Weihnachtsbotschaft hell: Wir werden durch diesen Jesus fähig, den Heiligen
Geist in uns aufzunehmen, hineingenommen zu werden in das Leben des
Dreifaltigen Gottes, nicht nur dem Namen nach, sondern durch eine innere
Verwandlung Kinder Gottes zu werden. Wir tragen sein göttliches Leben nun in
zwar zerbrechlichen aber kostbaren Gefäßen. Wir können als von Gott Erlöste
leben, und nichts kann mehr unsere Hoffnung auf Heil und Rettung in Frage
stellen oder zerstören. In diesen Wahrheiten ist die Weihnachtsfreude der
Christen begründet.
„Aus seiner Fülle haben wir
alle empfangen, Gnade über Gnade.“
Wir sind durch diesen Jesus
gerettet, weil er sich mit uns in einer inneren Lebensgemeinschaft
solidarisiert hat. Seine Liebe wird zu unserer Liebe, seine Hingabe an den
Vater ist auch unsere Hingabe, seine Heiligkeit ist unsere. Wir sind an ihn
existentiell angeschlossen und in seinen Tod aber auch in seine Auferstehung
bereits hineingenommen. Wir gehören zu ihm. Wir haben Anteil an seinem
auferstandenen Leben. Wir werden erleuchtet, geheilt und erneuert.
Der Weihnachten feiernde
Christ sollte dies bedenken, seinem Leben eine klare Richtung geben, sich ganz
auf die Gemeinschaft mit diesem Jesus einlassen, nicht mehr hin und her
schwanken, sondern sich für das reiche Leben durch Gott entscheiden.
Dankbarkeit, Hoffnung, Freude und Heil
heißen die leuchtenden Weihnachtssterne dieses hohen Festes. (merli@utanet.at)
*
Fest des hl. Stephanus
26. Dezember
Mt 10, 17-22
17Nehmt euch aber vor
den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in
ihren Synagogen auspeitschen.
18Ihr werdet um
meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den
Heiden Zeugnis ablegt.
19Wenn man euch vor
Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es
wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt.
20Nicht ihr werdet
dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden.
21Brüder werden
einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich
gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken.
22Und ihr werdet um
meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft
bleibt, der wird gerettet.
Gedanken zum Fest
Nach dem lieblichen Fest mit dem
Kind in der Krippe, mit Weihrauchduft und Glockenklang usw. wirkt das heutige
Fest des jungen Mannes, den man mit Steinen zerschlagen hat, wie eine
Schocktherapie.
Feste der Heiligen lassen uns
einerseits auf ihre Fürsprache hoffen, andererseits stehen uns ihre
Lebensbilder auch als Vorbild vor Augen.
Jedes Jahr können wir ein Dreifaches bedenken:
Stephanus war über den Glauben informiert.
Er konnte seine Überzeugung
begründen, Er konnte in der Diskussion bestehen. Wir sollten auch informierte
Christen sein. Wir sollten alles für wichtig erachten, was unserer religiösen
Weiterbildung dient.
Stephanus war ein Bekenner seiner Überzeugung.
Auch heute ist ein klares
Bekenntnis zu Jesus Christus und zum christlichen Glauben erforderlich. Kein
Angsthasen-Christsein ist gefragt. Die heutige Welt braucht Männer, Frauen
Jugendliche, die sich entschieden deklarieren.
Christsein erfordert auch Treue und das Ertragen von Leid um des
Glaubens willen.
Auf Dauer gibt es kein
Christentum „light“. Die Spaßgesellschaft glaubt, auch das christliche Leben
kann man auf Spaß und Vergnügen reduzieren. Es geht um das wahre Leben, um die
Zukunft, um den Sinn des Lebens überhaupt. Es geht um die Beziehung zum
lebendigen Gott, um eine letzte Hoffnung. Da kann man nicht leichtfertig nur
das auswählen, was einem taugt und leicht erfüllbar ist.
Das Lebensbild des heiligen jungen Mannes, des Diakons Stephanus, steht
uns allen heute wieder vor Augen. Wir können es in drei Worten zusammenfassen:
Information, Bekenntnis, Erduldung. Seine Fürsprache bewirke in uns die Kraft
zu einem solchen christlichen Leben. (merli@utanet.at)
*
Fest
der Heiligen Familie
30. 12. 2018
Lk 2, 41-52
41Die Eltern Jesu
gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem.
42Als er zwölf Jahre
alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach.
43Nachdem die Festtage
zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in
Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten.
44Sie meinten, er sei
irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten
sie ihn bei den Verwandten und Bekannten.
45Als sie ihn nicht
fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort.
46Nach drei Tagen
fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und
stellte Fragen.
47Alle, die ihn
hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.
48Als seine Eltern ihn
sahen, waren sie sehr betroffen, und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie
konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.
49Da sagte er zu
ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein
muss, was meinem Vater gehört?
50Doch sie verstanden
nicht, was er damit sagen wollte.
51Dann kehrte er mit
ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles,
was geschehen war, in ihrem Herzen.
52Jesus aber wuchs
heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den
Menschen.
Gedanken zum Evangelium
Die Erzählung schließt die
Kindheitsgeschichte des Lukas ab. Wir sehen eine Familie, die sich am
religiösen Leben ganz selbstverständlich beteiligt. Die Wallfahrten und
religiösen Vorschriften waren erst ab dem 13. Lebensjahr verpflichtend. Die
Kinder konnten mit der Gruppe der Männer oder der Frauen, die teilweise
getrennt wanderten, mitgehen.
Christenfamilien sollten in der Weihnachtszeit
ihr religiöses Leben überprüfen. Gemeinsam gilt es, die heiligen Zeiten zu
begehen, sich an den Festen und Feiern zu beteiligen. Es sollte überall ein
religiöses Familienleben geführt werden.
Merkmale des gläubigen
Familienlebens könnten sein:
Unterstützung der Kinder im
pfarrlichen Leben
Diese Verantwortung tragen Eltern
besonders heute, bevor sich die heranwachsenden Kinder schon aus dem
Familienleben abseilen. Sie sollen von ihren Eltern ermuntert werden, sich als
Ministranten zu betätigen, beim Sternsingen, beim Kinderchor, in der Jungschar
oder an anderen Aufgaben zu beteiligen. Eltern sollten nicht nur Reiten,
Ballett, Tennis, Musikausbildung und Ähnliches tatkräftig unterstützen, sondern
ihre Kinder auch bei den religiösen Veranstaltungen begleiten und betreuen.
Religiöse Gestaltung des
Familienlebens
Gebete in der Früh, am Abend, bei
Tisch sollten in Fleisch und Blut übergehen. Wenn das abgeschafft wurde, könnte
man wenigstens an Sonntagen wieder damit anfangen. Es gibt verschiedene
Gelegenheiten zur religiösen Gestaltung des Familienlebens: Adventabende,
Herbergsuchen, gläubig gestaltete Weihnachtsfeiern, Tauftage mit der Taufkerze,
Gedenktage für die verstorbenen Angehörigen, Lesung aus der Bibel und Gespräche
über den Glauben.
Wenn die Eltern nicht mehr ihr
Beispiel einer christlichen Überzeugung geben, ist der Glaube der Kinder bald
verloren. Jemand hat einmal gesagt: „Meine Bibel war mein Vater.“
Zu einem christlichen
Familienleben gehören auch religiöse Zeichen in der Wohnung.
Es gibt sogar Christen, die über
dem Eingang ihres Hauses ein Hufeisen hängen haben und im „Herrgottswinkel“
eine Hexenpuppe mit Besen. Im ganzen Haus findet man aber kein christliches
Zeichen mehr, höchstens noch als religiösen Überrest irgendwo verborgen ein
mickriges Kruzifix oder ein Schutzengerl über dem Kinderbett.
Christen sollten sich durch
religiöse Darstellungen daran erinnern lassen, dass sie durch die Hingabe Jesu
am Kreuz gerettet sind und dass ihnen die Heiligen als Vorbilder einen guten Lebensweg
weisen und als Freunde zur Seite stehen.
Im heutigen Evangelium wird
deutlich gesagt, dass dieser als Mensch wahrnehmbare Jesus schon von Anfang an
in besonderer Weise mit Gott verbunden war.
Sein Leben war immer auf den
Vater hin ausgerichtet. Er war von Gott her geprägt, seine Weisheit ist die
Weisheit Gottes, seine Lebenskraft ist der Heilige Geist. Er sah es als seinen
Auftrag an, den Willen des Vaters zu erfüllen. Am Ende wird er betend rufen:
„Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.“
Der Lebensweg Jesu in seiner
menschlichen Dimension ist auch unser Weg zu Gott und zu unserem letzten Heil.
Auch wir sollten uns in unseren Familien bemühen, aus der Beziehung zu Gott zu
leben, Jesus nachzufolgen, um am Ende unser Leben getrost und befreit in die
Hände Gottes legen zu können.
Wir könnten uns fragen: Sind wir eine heilige Familie, in der Gott
geehrt wird, in der Christi Wegweisung Achtung findet, in der man bemüht ist,
die Treue zu Gott und die Liebe zueinander zu verwirklichen? (merli@utanet.at)
*
Hochfest
der Gottesmutter Maria
1. Jänner
Lk 2, 16-21
16So eilten sie hin
und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
17Als sie es sahen,
erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
18Und alle, die es hörten,
staunten über die Worte der Hirten.
19Maria aber bewahrte
alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
20Die Hirten kehrten
zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen
hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
21Als acht Tage
vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen
Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter
empfangen wurde.
Gedanken zum Fest und zum Evangelium
Millionenfach
klangen allerorten die guten Wünsche zum neuen Jahr, gedankenlose, unsinnige
oder auch bewusst gewählte und mit Bedacht und Wohlwollen geäußerte Wünsche.
Vom „Guten Rutsch!“ über „Prosit Neujahr!“ bis hin zu den persönlich
formulierten oder auch aus gläubiger Sicht gesprochenen Wünsche wie „ein
gesegnetes neues Jahr!“ oder „Gesundheit und Gottes Segen!“, „Frieden und
Freude!“, „Erfolg!“ und andere gute Worte wurden einander gesagt oder
geschrieben.
Auch
Christen freuen sich über freundliche Wünsche und sprechen sie anderen zu. Doch
blicken sie bei ihren Festen und Wünschen tiefer und auf Wesentliches.
Einige Gedanken zum heutigen Fest:
Wir
feiern ein Marienfest.
Vor einer
Woche stand das Kind im Mittelpunkt, jetzt blicken wir auf die Mutter. Sie hat
ihr Ja zu Gott gesagt, hat ihr Kind empfangen und zur Welt gebracht. Dennoch
bleibt sie in den Berichten wohltuend im Hintergrund.
Gott ohne
Aufsehen zu dienen, ist auch die Lebenslinie des Christen. Er soll Christus im
kommenden Jahr in sich Raum geben und ihn den Mitmenschen schenken. Er hat eine
hohe apostolische Aufgabe.
Maria
bewahrte die Geschehnisse in ihrem Herzen.
Wir sehen
keine zweifelnden Diskussionen, kein Misstrauen, keine Orientierungslosigkeit.
Sie denkt nach, bedenkt das Geschehene und hat Geduld, auch wenn sie manches
nicht versteht.
Heutige
Christen zweifeln, diskutieren und verlangen Auskünfte. Wir sind ungeduldig mit
uns, mit der Kirche, letztlich fast auch mit Gott. Geduldiges Wartenkönnen,
Ausschau halten, Nachdenken und auf Gott vertrauen sind Lebenshaltungen derer,
die für ihren Lebensweg an Maria Maß nehmen.
Die
Hirten lobten Gott.
Sie sind
dankbar für das Erlebte. Sie fanden Christus und freuen sich ein Leben lang.
Auch der
Christ kann sich mit Recht über seinen Weg zu Christus freuen. Er hat im
christlichen Glauben zu Jesus Christus gefunden. Auch er sollte dafür dankbar
sein und seinen Glauben hochschätzen und pflegen. Viele vergessen auf ihre
Berufung und auf das Geschenk der Nähe Gottes und haben so auch keine Freude
mehr an ihrem Glauben.
Man gab
dem Kind den Namen Jesus.
Der Name
bezeichnet bei den Juden das Wesen und die Aufgabe eines Menschen. Deshalb wird
den Berufenen auch von Gott ein bedeutsamer Name gegeben. Jesus bedeutet „Gott
rettet“. Jesus ist der Retter.
Wir
befinden uns in der Rettungsaktion Gottes für die Menschen. Ohne diese Rettung
gibt es für das menschliche Sein keinen letzten Sinn. Wir sind zur Hoffnung
berufen und für eine allumfassende Rettung vorgesehen. An Jesus entscheidet
sich unser Lebensschicksal. Bei ihm gibt es das Heil. Es wäre wünschenswert,
dass er der Mittelpunkt unseres Lebens sei.
Die Gedanken dieses Festes und
des Evangeliums sind Wegbegleiter durch ein neues Jahr. Wir benötigen keinen
Nostradamus, um unsere Ängste vor der Zukunft zu bändigen. Auch brauchen wir
keine Hellseher, Wahrsager, Handleser, Astrologen oder sonstige
Geschäftemacher. Uns genügt der Segen aus der ersten Lesung. Dieser walte über
uns im kommenden Jahr:
„Der Herr segne
dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei
dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.“
(merli@utanet.at)
*