Montag, 25. Februar 2019


1. Fastensonntag
 10. 3. 2019
 Lk 4, 1-13
In jener Zeit
1verließ Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher,
2und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger.
3Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.
4Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot.
5Da führte ihn der Teufel auf einen Berg hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde.
6Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will.
7Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.
8Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
9Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab;
10denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten;
11und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
12Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
13Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab.
Gedanken zum Evangelium

Vom Jordan weg, wo der Geist auf Jesus herabkam, führt ihn dieser in die Einsamkeit.
Jesus steht am Anfang seines öffentlichen Wirkens. Der Wüstenaufenthalt sieht nach Vorbereitung auf seine kommende Aufgabe aus.
Auch heute noch werden Menschen vierzigtägige Exerzitien angeboten, wenn sie eine neue Aufgabe übernehmen oder einen neuen Lebensweg beschreiten wollen. Besinnungstage, Wüstenzeiten, geistliche Übungen, Wochen der Glaubenserneuerung, Karwoche im Kloster oder so ähnlich heißen die Einladungen an Christen, die heilige Zeiten nützen wollen, um ihr Leben zu überprüfen, Gottes Nähe zu suchen oder auch bei Entscheidungen richtige Wege zu finden.
Die Fastenzeit gäbe uns Gelegenheit, unser Leben mit den Mitmenschen in Ehe, Beruf oder Freundeskreis zu überdenken, unnützen Ballast abzuwerfen und die Beziehung zu Gott zu vertiefen. Dazu braucht man immer Freiheit vom Alltagsstress, also ein wenig einsame Wüste. Die Fastenzeit sollte sich von den übrigen Zeiten des Jahres unterscheiden.

In der Erzählung geht es um die klassischen Versuchungen in der Menschheitsgeschichte.
Sie führen diejenigen, die ihnen erliegen, in die Abhängigkeit von vergänglichen Werten und werden zu Hindernissen auf dem Weg zur Reife und zu Gott: Lebensgenuss, Machtausübung, Geltungssucht.
Alle Verführer verheißen Glück, das scheinbar in den Angeboten der Welt zu finden ist. Schon in der Paradieseserzählung hat diese Lüge Erfolg: „Ihr werdet sein wie Gott.“
Der „moderne“ Mensch glaubt immer mehr an diese seine gottgleiche Herrschaft über die Welt und an sein uneingeschränktes Selbstbestimmungsrecht. Er fühlt sich allgegenwärtig durch Rundfunk, Fernsehen und weltumspannende Kommunikation, wodurch Entfernungen überbrückt sind; er wähnt sich allwissend durch die Informationsflut im Internet oder in anderen Informationsquellen und meint, er sei allmächtig, weil er Leistungen vollbringt, die vor Jahrzehnten noch unvorstellbar waren. Er fühlt sich daher auch häufig über moralische Schranken erhaben.
Wenn auch am Ende seine scheinbare Gottgleichheit zusammenbricht, prägt ihn doch für einige Zeit der auf reichen materiellen Gütern gegründete Hochmut. Er sucht sein Glück im Genießen und in schrankenloser Selbstbestimmung ohne sich an Gott, am Glauben oder an sittlichen Normen zu orientieren. Dies gilt für viele in der heutigen Gesellschaft.

Jesu Widerstand gegen die Versuchungen, seine Aufgabe auf billige Weise zu erfüllen und aus der Hand des „Lügners von Anbeginn“ Lebensgenuss, Machtausübung und Beifall der Massen anzunehmen, ist für jeden Christen beispielhaft.
Im Blick auf den heutigen Evangelienbericht können wir erkennen, dass es keine breite Straße zur gottgeschenkten Lebensfülle gibt, dass es vielmehr gilt, den Willen Gottes zu suchen und auch dann zu erfüllen, wenn er beschwerlich ist.
Alle Menschenverführer geben vor, das Leben erleichtern zu wollen. Von den wohlmeinenden Ratgebern und Helfern zur Abtreibung über die schreienden Angebote der Spaßgesellschaft an seichten Unterhaltungen bis zu den täglichen Versuchungen zu Übergenuss an Speisen und Getränken versprechen alle immer nur das Glück.
Der Christ wird sich nicht leichtfertig täuschen lassen, vielmehr sein Leben überprüfen und vor Gott beurteilen, welche Angebote sinnvoll und welche wertlos sind. Er erfährt so, dass der Weg zum erfüllten Leben, zu Gott und zur Vollendung Mühe kostet und Anstrengung verlangt.

Die Fastenzeit soll dazu dienen, uns von sinnlosen Gewohnheiten, die sich eingenistet haben und uns versklaven, zu befreien. An Jesus sollen wir wieder Maß nehmen, um uns neu an seinen Haltungen und Gesinnungen zu orientieren. Die dazu in den Fastenwochen verwendete Zeit ist eine gute Investition in ein geglücktes, frohes und sinnvolles Leben. (merli@utanet.at)