Christi
Himmelfahrt
30. 5. 2019
Lk 24,
46-53
46Er sagte zu
ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag
von den Toten auferstehen,
47und in seinem
Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen
umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.
48Ihr seid Zeugen
dafür.
49Und ich werde die
Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden. Bleibt in der Stadt,
bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet.
50Dann führte er
sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und segnete sie.
51Und während er
sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben;
52sie aber fielen
vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück.
53Und sie waren
immer im Tempel und priesen Gott.
Gedanken zum
Evangelium
Lukas beschließt sein Evangelium mit
den Abschiedsworten in Jerusalem. Jesus wird dort in die Herrlichkeit des
Himmels aufgenommen, von wo aus sein bejubelter Einzug in die Stadt begann und
wo er in sein Leiden hineingetaucht worden war.
„So steht es in der Schrift.“
Jesus steht in der Tradition des
Alten Testamentes. Das Wort Gottes in den heiligen Schriften der Juden ist für
ihn wegweisend. Es beleuchtet die göttlichen Pläne, gibt Auskunft über die
Bedeutung der Ereignisse und bestätigt Jesu Leben, sein Sterben und seine
Auferstehung als Wirken Gottes.
Auch uns Christen ist die Bibel als
Wort Gottes zur Erleuchtung und zum Verständnis des Jesusereignisses in die
Hand gegeben. In ihr begegnet uns der Geist Gottes, der unser gläubiges Denken,
Erkennen und Verstehen des göttlichen Wirkens auch heute ermöglicht. Sollte die
Bibel nicht selbstverständliche Lektüre der Christen sein?
„Ihr seid Zeugen dafür.“
Allen Völkern soll Rettung verkündet
werden. Sie beginnt in der Befähigung zur Umkehr und in der Vergebung der
Sünden.
Es ist eine schwierige Aufgabe
geworden, den Menschen unserer Tage nahe zu bringen, umzukehren. Wo jeder
täglich die selbstbewusste und lautstarke Lehre vernimmt, des Menschen Freiheit
bestehe in seiner völligen Autonomie, er müsse allein „nach seinem Gewissen“
handeln und dürfe sich keine Beschränkungen auferlegen oder gefallen lassen,
dort kommt die Botschaft von Sündenschuld und der Notwendigkeit der Bekehrung
schlecht an.
Die Christen sollten umso mehr ihre
Bereitschaft zu Reue und Umkehr bekunden, sichtbar als Befreite leben und ihre
Rettung durch Jesus dankbar feiern. Sie sollten auch Zeugen der
Umkehrbereitschaft für andere sein.
„Ich werde die Gabe, die mein
Vater verheißen hat, zu euch herabsenden.“
Jesus verheißt als „Kraft aus der
Höhe“ den Heiligen Geist. Wir sollten einige Fragen überlegen: Hat in unserem
täglichen Denken, Reden und Handeln der Heilige Geist, also Gott, überhaupt
einen Platz? Suchen wir nach wesentlichen Wahrheiten, schauen wir nach
Erleuchtung durch Gott aus? Sind wir gerne dort, wo die Herzen für Gottes Geist
geöffnet werden? Haben wir Zeit für das Gebet, das Lesen oder Studium der Bibel
und für religiöse Besinnung? Wir halten uns vielleicht zu gerne im Keller der
Gottferne auf und vergessen, dass die Sonne Gottes wärmen, beleben und befreien
kann.
„Dort erhob er seine Hände und
segnete sie.“
Die Jünger kehren voll Freude in die
Stadt zurück. Sie wissen ihre Zukunft im Segen Jesu geborgen und beschützt. Sie
spüren, er hat sie nur in der sichtbaren Welt verlassen, es bleibt aber die
übernatürliche Lebensverbindung bestehen.
Die Christen aller Zeiten befanden
sich unter dem göttlichen Segen, sie fühlten sich nicht allein gelassen, sie
kannten ihren Herrn, der sie auf ihrem Lebensweg begleitete. Auch heutige
Christen werfen mit Recht „ihre Sorgen auf den Herrn“. Wie die ersten Jünger
sind sie gerne dabei, wenn Gott angebetet wird. Sie erneuern in Treue ihre
Hoffnung, ihre Freude am Glauben und ihr Vertrauen auf den stets gegenwärtigen
Segen Jesu Christi dort, wo sie in seiner Gemeinschaft versammelt werden.
Am Fest Christi Himmelfahrt
wurden viele von uns als Erstkommunikanten in die eucharistische Gemeinschaft
Jesu aufgenommen. Jesus blieb immer bei uns, auch wenn wir nicht bei ihm
blieben. Die Erinnerung kann uns nachdenklich machen, uns zu einer neuen
Entscheidung und zu neuer Freude am christlichen Leben bewegen. (merli@utanet.at)
*
7. Sonntag der Osterzeit
2. 6. 2019
Jo 17, 20-26
20Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für
alle, die durch ihr Wort an mich glauben.
21Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in
dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich
gesandt hast.
22Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir
gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind,
23ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in
der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen
ebenso geliebt hast wie mich.
24Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort
bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir
gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt.
25Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber
habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
26Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn
bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und
damit ich in ihnen bin.
Gedanken zum Evangelium
Die Anliegen Jesu vor seinem Sterben
werden von Johannes im großen Abschiedsgebet zusammengefasst. Jesus bittet für
die Seinen und für alle, die durch sie zum Glauben kommen werden. Vorrangig
geht es in dem Bericht um eine mehrfache Einheit: um die Einheit des
Dreifaltigen Gottes, die Einheit der Glaubenden mit Jesus und die Einheit der
Christen untereinander. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar.
„Wie du, Vater, in mir bist
und ich in dir bin...“
Die Einheit der Jünger Jesu ist
in der Gemeinschaft des Dreifaltigen Gottes begründet. Sie sind gleichsam auch
als Christengemeinde nach dem Bild Gottes geschaffen. Es besteht eine Analogie
der Christengemeinschaft zur göttlichen Wesenseinheit. Das göttliche Leben in
den Glaubenden prägt über alle Verschiedenheiten hinaus die Kirche. Ihre
Zusammengehörigkeit ist in ihrer Hineinnahme in die Dreifaltigkeit begründet
und verwirklicht. Streit, Missgunst oder gar Glaubenskriege unter Christen sind
daher widergöttlich. Kirchliche Tätigkeiten sind nur legitim, wenn sie diesem
Leben in Gott entsprechen und vor ihm bestehen können.
„...,damit die Welt erkennt,
dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich.“
Wer in die Gemeinschaft Jesu
eintritt, ist in die Liebe des Dreifaltigen Gottes hineingetaucht. Liebe
verwandelt immer. Göttliche Liebe heilt, befreit, belebt und beglückt
unendlich. Christen sollten sich dieser Auszeichnung bewusst sein und dankbar
„in Gott“ leben. Dies geschieht durch ihr Bekenntnis zu Jesus und in der
täglichen Lebensgemeinschaft mit ihm. Er ist die Mensch gewordene Liebe Gottes.
Wer in ihm ist und mit ihm geht, wird von jener Liebe getragen, die alles
erneuert.
„Vater, ich will, dass alle,
die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin.“ Der Bereich Gottes
ist der Platz, wo der Jünger Jesu zuhause ist. Seine „Heimat ist im Himmel“.
Wir leben aber auch schon hier in Gott durch unsere Zugehörigkeit zu Jesus. Bei
ihm sind wir schon jetzt zu Hause. Die Vollendung in Gottes Ewigkeit hat schon
begonnen. Christen, die ohne Gott und ohne Beziehung zu Jesus leben, sind
Karikaturen oder Lampen ohne Strom. Wir müssen nicht an den vergänglichen Werten
dieser Erde krampfhaft festhalten. Wir können gelassen auf Nebensächliches
verzichten. Wir kennen das hohe Ziel unserer Berufung.
Das Abschiedsgebet Jesu, das
uns Johannes überliefert, führt in die Tiefe des göttlichen Geheimnisses, aber
auch in die Tiefe der Berufung des Christen in die Gemeinschaft mit Jesus. Diese
verheißt und bewirkt Leben in Fülle. (merli@utanet.at)