Montag, 16. Dezember 2019


Heilige Nacht

24. Dezember

Lk 2, 1-14
1In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen.
2Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.
3Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
4So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
5Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
6Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft,
7und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
8In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
9Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr,
10der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:
11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.
12Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
13Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:
14Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.

Gedanken zum Evangelium

„Du Betlehem bist nicht die geringste unter den Fürstenstädten Judas, denn aus dir wird hervorgehen, der mein Volk regieren soll.“ (Micha, 5,1)

Die Berichte des Lukas sind Erzählungen, die den Glauben an Jesus Christus, den Retter und Messias, umrahmen. Sie beinhalten Glaubensaussagen über diesen Jesus, an den die Christengeneration des Lukas glaubt, den sie als Auferstandenen feiert und als Retter und Heilbringer erwartet. Einige Gedanken des Berichtes sollen weihnachtlicher Besinnung dienen:

Gott in der Geschichte
Lukas stellt die Geburt Jesu in einen geschichtlichen Rahmen. Die Weltgeschichte scheint oft von Menschen bestimmt zu sein. Die Ereignisse kommen scheinbar ohne Gott über die Welt. Dennoch werden Gottes Pläne nicht von Zufälligkeiten, von ehrenwerten oder grausamen Machthabern bestimmt. Diese wissen nicht, dass sie letztlich Werkzeuge Gottes sind. Seine Gegenwart wird von vielen in der Politik oder Wirtschaft nicht mehr wahrgenommen.
Christen, die Weihnachten feiern, sollen aber bedenken: Gott nimmt sich der Menschen immer an. Wer auf ihn baut, hat Bestand. Es gilt, Ihn zu suchen in einer scheinbar gottlosen Welt. Er kommt immer, wenn auch unbemerkt, zu denen, die seine Botschaft im Gewirr der Ereignisse hören wollen. Er ist in der Geschichte gegenwärtig. Wer glauben will, kann Gott auch heute finden und in einer „gottlosen“ Welt entschieden als Christ leben.

In der Herberge ist kein Platz
Gott kommt zu den Menschen und wird abgewiesen. Sie schicken ihn in den Stall. Er nimmt diese Abweisung in Kauf. Er geht den Weg des Verzichtes, der Armut, der Liebe. Christliche Gemeinschaften sollten sich dieser Tatsache bewusst sein, wenn die Versuchung zu Anhäufung von Macht und Reichtum lockt. Aber auch der gewöhnliche Christ befindet sich in der Gefahr, zu sehr auf diese Welt und ihre Angebote zu bauen. Einfachheit, Unscheinbarkeit, Armut, Verzicht aus Liebe sind auch für uns heutige Christen Tugenden und nicht Zeichen des Versagens.

Fürchtet euch nicht!
Die Hirten erfahren die Nähe Gottes. Unsicherheit und Furcht erfassen ihr Gemüt. Sie hören die frohe Botschaft. Eine „große Freude“ wird ihnen zuteil. Christen sollen nicht nur am Weihnachtsfest Freude empfinden. Der christliche Glaube ist geprägt von der Freude, die in der Nähe Gottes begründet ist. Im Namen Gottes werden seit Jesus Rettung, Heil, Erlösung, Hoffnung für alle Zukunft verkündet und zugesagt. Die höchste Berechtigung, froh und gelassen zu leben, haben unter allen Menschen die Christen. Ihre Freude basiert nicht auf vergänglichen Werten und trügerischen Hoffnungen. Ihre Freude ist getragen von Gottes Kommen, von der Aussichtz auf Heilung, Vergebung und Rettung über den Tod hinaus aufgrund der Auferstehung Jesu, an der sie bereits jetzt im Glauben und im religiösen Leben Anteil haben.

Wir feiern mit Recht ein frohes Weihnachtsfest, singen mit Freude die Weihnachtslieder, wünschen einander aus Überzeugung, in Liebe mit den Glaubensbrüdern und -schwestern verbunden, Gutes und tragen die Weihnachtshoffnung auf unseren Mensch gewordenen Gott unauslöschlich im Herzen und bekennen sie vor aller Welt. (merli@utanet.at)

Am Morgen

Lk 2, 15-20
15Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.
16So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
17Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
18Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
19Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
20Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.

Gedanken zum Evangelium

Nach der Feier der Kindermette am Nachmittag, des Heiligen Abends zu Hause oder auch bei der Christmette in der Nacht kommen die Frühaufsteher heute wieder zum Gottesdienst, um das hohe Weihnachtsfest auch am Christtag zu begehen.
Die Hirten stehen im Mittelpunkt des Evangelienberichtes. Letztlich will Lukas den Lesern auch mit dieser Schilderung die Bedeutung des von Gott bezeugten Messiaskindes vor Augen führen. Wir können anhand des Textes einiges bedenken.

„Kommt, wir gehen nach Betlehem.“
Die Hirten hören die Botschaft der Engel. Zuerst ergreift sie Furcht, dann Staunen und schließlich Freude. Sie brechen auf, um den Retter zu finden. Sie legen sich nicht auf die andere Seite, um weiter zu schlafen. Sie gehen vom wärmenden Feuer weg in die kalte Nacht.
Heutige Menschen hören die Botschaft von Gott auf vielfältige Weise: in der Schule, von den Eltern, in der Kirche, in den Medien. Doch viele beachten sie nicht. Zu fantastisch oder zu unbequem ist sie ihnen. Sie machen sich nicht auf die Suche nach Jesus, sie bleiben, wo sie sind und rühren sich nicht vom Fleck.
Wir Christen sollen uns von der heiligen Botschaft berühren lassen und uns auf den Weg machen, Gott zu suchen und zu finden. Diese Botschaft beinhaltet die Zusage Gottes von Erlösung, Heilung, Vergebung und Rettung. Sie bedeutet Geborgenheit in der Liebe Gottes, bringt Sicherheit auf dem Lebensweg, begründet den Sinn all unserer Freuden und Plagen. Sie ist einfach die Frohbotschaft, die alle sonstigen Versprechungen und Verheißungen überstrahlt. Sie zu suchen und in Jesus zu finden, ist Angebot und Auftrag des Weihnachtsfestes.

„Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.“
Die von Gottes Zuwendung Ergriffenen halten ihre Freude nicht geheim. Der Theologe Bonhoeffer sagt: „Der Glaube ist nur dann echt, wenn er ein Glaube für andere ist.“ Es ist unsere Aufgabe, unseren Glauben an Jesus Christus und an die Befreiungstat Gottes  öffentlich kundzutun. Wer die Weihnachtsfreude erlebt, soll sie auch weiter tragen in die Familien, in die Diskussionsrunden über religiöse Fragen und besonders durch das Beispiel eines soliden christlichen Lebens verbreiten.

„Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten.“
Die Weihnachtsfeiern werden zur Farce, die Lieder klingen hohl, das Herz bleibt leer, wenn sich das Fest nicht in einem gläubigen Leben bewährt; manchmal gleichen sie einem Rahmen ohne das Bild. Wer die Menschwerdung Gottes in Jesus gefeiert hat, kann nicht zur Tagesordnung eines schlampigen religiösen Lebens zurückkehren und so tun, als gäbe es die Mensch gewordene Liebe Gottes nicht, auch nicht die Rettung in eine neue Dimension des Menschseins, nicht die göttliche Verheißung und nicht die Hoffnung, durch diesen Jesus endgültiges Heil und letzte Rettung zu erlangen. Wer sich zu den Hochfesten in den göttlichen Bereich begibt, ist zum Lobpreis Gottes an den Sonn- und Feiertagen des ganzen Jahres eingeladen und zur Freude eines entschiedenen und kraftvollen christlichen Lebens gerufen.

Der Morgen des Weihnachtsfestes erhelle unsere Herzen und breite über uns die Sonne des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. (merli@utanet.at)


Am Tag

Joh 1, 1-18
1Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
2Im Anfang war es bei Gott.
3Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
4In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
6Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
7Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
10Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
11Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben,
13die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
15Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
16Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
17Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
18Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Gedanken zum Evangelium

Der Verfasser des Johannesevangeliums will Jesus als den Mensch gewordenen Gottessohn, den Messias und Retter aller Menschen darstellen. Er betont besonders im heute vorgelesenen Prolog, dass Gott in Jesus in die gottferne Welt kam, um hier das göttliche Licht des neuen Lebens und des Heiles zu entzünden.

Das Wort
Das gesprochene Wort geht aus dem Wesen hervor. Unter dem Wort versteht der Evangelist die Zweite göttliche Person, die vor aller Zeit im Dreifaltigen Gott existiert, wesensgleich mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Diese für menschliches Denken unbegreifliche Glaubenswahrheit vom Dreifaltigen Gott der drei Personen und der einen Natur steckt in den Worten des Johannesprologs. Aus dieser Glaubenswahrheit gingen Gebete hervor, wie das „Ehre sei dem Vater...“ oder folgender Satz im Gebet „Der Engel des Herrn“: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Die Zweite göttliche Person wurde in dem Menschen Jesus gegenwärtig. Wir sagen, in ihm sind die göttliche und die menschliche Natur vereint, er ist der Gottmensch. Dies ist das Glaubensgeheimnis des Weihnachtsfestes: Gott wurde einer von uns, bekannte sich in Liebe zu den Menschen, ist bereit, uns aus den Verstrickungen in Sünde und Tod zu befreien und zum endgültigen Leben in Fülle zu führen. Ein wahrhaft bedeutender Grund zur Weihnachtsfreude.

Das Leben
Das Leben des Menschen ist gefährdet und vergänglich. Es wird eine Zeitlang Leben genannt, doch wirkliches Leben ist es nicht. Johannes spricht von einem neuen Leben, das durch den Glauben an Jesus Christus begründet wird und von Leid und Tod unberührt bleibt. Es ist ein Leben, das von Gottes Geisteskraft getragen ist, nicht verdirbt, sondern in der Vollendung bei Gott seine selige Erfüllung erfahren wird. Dieses Leben fließt in die Seele des Glaubenden, ergreift ihn, macht ihn heil und lässt ihn Anteil erlangen am Leben Gottes. Dafür danken Christen am Weihnachtsfest und jeden Sonntag. Die in dieser neuen Wirklichkeit Lebenden tragen Gottes Zusage des Heils als unauslöschliche Hoffnung in sich. Sie wissen sich geborgen und geliebt. Sie haben eine Zukunft, die nicht mehr gefährdet und vergänglich ist.

Das Licht
Die Menschen befanden sich ohne die Offenbarung Gottes in einer Unwissenheit. Sie tasteten sich da und dort zu Gott hin. Viele Verirrungen im Namen der Religion waren die Folge dieser Finsternis.
In Jesus kommt das Licht, das die Menschen erleuchten kann. Sie erfahren im Blick auf diesen Jesus, wie man Gott begegnen, wie man mit den Mitmenschen umgehen soll und was richtig und was falsch ist. Er weist den rechten Lebensweg, gibt Auskunft über das Leben nach dem Tod und über des Menschen Berufung zur Glückseligkeit. Jesus sagte: „Ich bin das Licht der Welt.“ Er beauftragte seine Freunde, Licht in der Welt zu sein. Er wollte, dass an unserem christlichen Leben alle Welt ersehen kann, worauf es ankommt, und welche Zukunft auf uns wartet. Wir sollen vor unseren Mitmenschen bezeugen, dass es den liebenden Gott gibt und dass bei ihm Heilung, Vergebung und Heimat zu erwarten sind.

Zu diesen Überlegungen könnte man noch zusätzlich bedenken, was es bedeutet, dieses Licht zu missachten, das Heil Gottes bewusst auszuschlagen, sich ausschließlich in reiner Diesseitigkeit zu bewegen und letztlich Sein Heil zu verwirken. Aber auch die Verheißung steht vor uns, Kinder Gottes zu werden und Anteil zu erhalten an der Seligkeit des Ewigen.

Christen feiern das Weihnachtsfest besinnlich, erneuern ihren Glauben und wagen neue Wege des christlichen Lebens, über dem himmlische Hoffnung leuchtet. (merli@utanet.at)

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Fest des heiligen Stephanus

26. Dezember

Lesung: Apg 6, 8-10; 7, 54-60
8Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk.
9Doch einige von der so genannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten;
10aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen.
54Als sie das hörten, waren sie aufs Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen.
55Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen
56und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
57Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los,
58trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.
59So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!
60Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.
Evangelium: Mt 10, 17-22
17Nehmt euch aber vor den Menschen in Acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen.
18Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt.
19Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt.
20Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden.
21Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken.
22Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.

Gedanken zum Evangelium

„Nehmt euch vor den Menschen in Acht!“
Jesus setzte auf die Kraft der Liebe. Er lehnte Gewalt ab und wollte mit seinen Worten und mit seinem Leben überzeugen. Einigen schien das von Anfang an verdächtig, andere verließen ihn später, weil er offenbar nicht als Machthaber regieren wollte, wieder andere schickten ihn in den Tod. Nicht nur er erlitt dieses Schicksal. Wir erinnern uns an Mahatma Gandhi, an Martin Luther King oder an die vielen christlichen Blutzeugen ihres Glaubens Jahr für Jahr bis zum heutigen Tag. Jesus sagte es voraus: Seine Jünger werden auch Ablehnung und Verfolgung erleiden. Wenn ihnen alle, auch die Böswilligen, nur Beifall klatschten, läge dies vielleicht an ihrem unverbindlichen, seichten, leichtgewichtigen und oberflächlichen christlichen Leben. Entschlossene Nachfolge Jesu erregt immer auch Anstoß.

„... damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt.“
Christen sind immer Zeugen ihres Glaubens. Wenn man einem Christen seinen Glauben nicht ansieht, kann dieser nicht richtig sein. Es kommt vor, dass Verlobte noch nicht einmal nach Jahren der Bekanntschaft wissen, welchen Glauben ihr zukünftiger Partner hat und ob er gläubig ist oder nicht.
Wir sollten unser Leben danach überprüfen, ob es ein gläubiges Zeugnis ist, an dem sich jedermann darüber orientieren kann, was Christsein bedeutet. Manches christliche Lebenszeugnis führt eher in die Irre und stellt ein verzerrtes Bild entarteten Glaubenslebens dar. Jesus erwartet von den Seinen ein solides, ehrliches und entschiedenes Zeugnis. Der Papst sagte, dass jeder Christ auch Missionar sein müsse.

„...macht euch keine Sorgen,...“
Dem Christen ist der Beistand des Heiligen Geistes zugesagt. Nicht Ängstlichkeit, Zaghaftigkeit, Kleingläubigkeit oder Menschenfurcht sind seine Markenzeichen. Vertrauen auf Gottes Beistand, Gelassenheit, Überzeugungskraft und innere Ruhe sollen sein Glaubenszeugnis begleiten.

„...wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.“
Bei allen Unternehmungen, beglückenden oder belastenden Ereignissen, auch bei Unverständnis, Ablehnung oder Verfolgung leuchtet im Leben des Christen die Verheißung der endgültigen Rettung, der Teilnahme an der Auferstehung und Vollendung auf. Wenn heute auch die Geschäftsreklamen lautstark Glück verheißen oder der Lebensstandard Wohlergehen auf Dauer zu vermitteln scheint, weiß der Christ von der Unzuverlässigkeit diesseitiger Angebote und von der Verletzlichkeit und Begrenztheit seines Wohlstandes. Unsere Hoffnung ist die Heimat bei Gott. Was uns vorher an Gutem geschenkt wird, nehmen wir froh und dankbar an, doch binden wir unser Herz nicht so daran, dass wir den Sinn für das Ewige verlieren.

Der heilige Stephanus ist der kraftvolle und unbeugsame Zeuge des Glaubens an Jesus Christus, der Seine Hoffnung in seinem Wirken als Diakon in der Urkirche war und dem er auch in seinem Tode treu geblieben ist. Wir rufen ihn als Fürbitter an und ahmen sein Lebenszeugnis nach. (merli@utanet.at)

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Fest der Heiligen Familie
29. 12. 2019

Mt 2, 13-15, 19-23
13Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.
14Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten.
15Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.
19Als Herodes gestorben war, erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum
20und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot.
21Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel.
22Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa
23und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.

 Gedanken zum Evangelium

Wir können nach dem Weihnachtsfest auf die Familie schauen, in der Jesus lebte und heranwuchs. Wenn auch der Evangelist kein Modell christlichen Familienlebens entwerfen will, sondern das Wort der Schrift deutet „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn berufen“ und sein späteres Kommen aus Nazaret erklärt, so dürfen wir doch das Vorbild der Heiligen Familie bedenken.

Wir hören von der Verfolgung.
Diese Nachstellung wird in den Unglauben der Schriftgelehrten und schließlich in den Kreuzestod Jesu münden. Christsein bedeutet offenbar auch, Anfeindungen ausgesetzt zu sein. In einer christlichen Familie zu leben, findet nicht immer selbstverständliche Anerkennung. Eltern werden unter Umständen schon angepöbelt, weil sie sich „mehrere Kinder leisten“. Die kinderfeindliche Welt will ihre Ruhe haben und missgönnt den größeren Familien sogar ihre Kinderbeihilfe.
Aber auch die Gründung einer Familie bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Bei Ablehnung von Kindern durch Gatten oder Großeltern, bei guten Ratschlägen, doch abzutreiben, kann es zu Konflikten kommen, die Christen austragen müssen. Dann gibt es die Auseinandersetzungen mit den Heranwachsenden, die viele andere Miterzieher in der Spaßgesellschaft zu einem hemmungslosen Leben verführen und dem christlichen Elternhaus entfremden wollen.
Also ist das Bemühen, eine christliche Familie aufzubauen, von vielen Arten von „Verfolgungen“ unserer Zeit umgeben. Dennoch sollen die Verantwortlichen wissen, es gibt keine tragfähige Alternative zu einer christlichen Familie als Weg zu einem sinnvollen und geglückten Leben. Wenn auch Ausnahmen möglich sind, bestätigen dies viele Beispiele der Gefährdung und des Versagens junger Menschen, die in einer desolaten Familie aufwachsen mussten.

Im Evangelium fällt die wiederholte Bereitschaft auf, den Auftrag Gottes zu erfüllen.
Heute pflegt man die Selbstbestimmung, die Selbstverwirklichung als das Um und Auf der Freiheit hoch zu loben. „Lass dir nichts gefallen!“, tönt es ringsherum. „Trau dich was!“, heißt der Kampfruf gegen Autoritäten. Die Bereitschaft zum Gehorsam ist vielfach geschwunden, die Erfüllung von Geboten und Normen wird nur akzeptiert, wenn staatliche Strafen drohen. Sonst ist man selbst gescheit genug, um „nach seinem Gewissen“ zu leben, vergisst dabei aber auf eine solide Gewissensbildung. Gewissen bedeutet vielen nur, nach eigenem Gutdünken zu handeln.
Der Christ dagegen achtet den Grundsatz: Man muss Gott gehorchen. Diese Haltung befähigt ihn, Normen zu akzeptieren, die Ehrfurcht vor Gott stützen und Rücksicht gegen die Menschen begründen, auch wenn sie Anstrengung erfordern. Er betrachtet auch die Vorschriften des Staates und die „Gebote“ seiner Kirchengemeinschaft nicht als Zwang, sondern als Regeln, die das Leben miteinander ermöglichen, beglücken und zu Gott führen. Christsein bedeutet auch, sich sinnvoll unterzuordnen und letztlich bei allen Handlungen vor Gott Rechenschaft abzulegen.

Das Leben in Nazaret ist unauffällig.
Die Berichte aus der Jugendzeit Jesu sind zwar lückenhaft, dennoch ersehen wir aus ihnen, dass er sich in einer in religiösen Traditionen verankerten Familie befand. Die Teilnahme am Glaubensleben war selbstverständlich, wie die Wallfahrt mit dem Zwölfjährigen zeigt. Auch darin soll uns die Heilige Familie ein Vorbild sein. Christliches Leben muss nicht spektakulär sein, es beinhaltet die Heiligung des Sonntages, das Gebet in der Familie, die Mitfeier der Glaubensfeste, Beitragsleistungen für die Armen und heute auch die Mitarbeit in einer Pfarrgemeinde. Lassen wir uns zu einem von der Weihnachtsfreude inspirierten neuen soliden christlichen Leben aus dem Glauben anregen.

Wir sind berufen, in den Irrungen unserer Tage deutlich zu machen, dass wir Christen sind und bewusst und froh nach unserem Glauben leben wollen (merli@utanet.at).