Montag, 9. März 2020


4. Fastensonntag

22. 3. 2020
 
Jo 9, 1-41
In jener Zeit
1sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.
2Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Ober haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde?
3Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden.
4Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann.
5Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
6Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen
7und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.
8Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
9Einige sagten: Er ist es. Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es.
10Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen geöffnet worden?
11Er antwortete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach, und wasch dich! Ich ging hin, wusch mich und konnte wieder sehen.
12Sie fragten ihn: Wo ist er? Er sagte: Ich weiß es nicht.
13Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern.
14Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte.
15Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich, und jetzt kann ich sehen.
16Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen.
17Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet.
18Die Juden aber wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war. Daher riefen sie die Eltern des Geheilten
19und fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr behauptet, dass er blind geboren wurde? Wie kommt es, dass er jetzt sehen kann?
20Seine Eltern antworteten: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde.
21Wie es kommt, dass er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt doch ihn selbst, er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen.
22Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als den Messias bekenne, aus der Synagoge auszustoßen.
23Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt doch ihn selbst.
24Da riefen die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, zum zweiten Mal und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.
25Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehen kann.
26Sie fragten ihn: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen geöffnet?
27Er antwortete ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt auch ihr seine Jünger werden?
28Da beschimpften sie ihn: Du bist ein Jünger dieses Menschen; wir aber sind Jünger des Mose.
29Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt.
30Der Mann antwortete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet.
31Wir wissen, dass Gott einen Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er.
32Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat.
33Wenn dieser Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können.
34Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus.
35Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn?
36Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube.
37Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es.
38Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.
39Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden.
40Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies. Und sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind?
41Jesus antwortete ihnen: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.

Gedanken zum Evangelium

Wir sind häufig blind. Es gibt die körperliche Blindheit. Es gibt das Nicht-sehen-wollen und das Nicht-sehen-können im geistigen Bereich. „Das habe ich so nicht gesehen“, sagen wir.
Wir benötigen Heilung unserer Blindheit, die vielfältig ist.

Wir sind blind für das Leben und die Natur.
Menschen gehen an der Schönheit und den Wundern der Natur vorbei. Sie können nicht staunen, werden von nichts ergriffen, sie leben „blind“.
Der Glaube an den Schöpfer lässt tiefer sehen. Der gläubige Blick auf den Schöpfer macht auch das Auge für die Schöpfung sehend. Beziehung zu Gott ermöglicht eine bessere Beziehung zur Welt, in der Gott immer gegenwärtig ist. Umgekehrt führt das Staunen über die Schönheit der Natur zum dankbaren Glauben an Gott.

Wir sind blind für unsere Mitmenschen.
Häufig sehen wir nur uns selbst, unsere Freuden und unsere Sorgen. Wir verlieren oft den Blick für die Freuden und die Sorgen der Menschen. Wir erzählen allen von Dingen, die uns betreffen. Christen sollten lernen, auf die Menschen zu schauen. Sie sollten fragen: Wie kann ich die anderen erfreuen und was bringt ihnen Glück? Wir sollten auch die Nöte der Mitmenschen sehen, uns mit ihnen sorgen, mit ihnen mitleiden, ihnen zuhören, sie trösten.

Manche sind blind für Gott.
Die Ungläubigen leugnen ihn. Aber es gibt auch Christen, die nicht mehr auf Gott, auf seine Liebe, seine Wegweisungen, seine Verheißungen schauen. Sie denken über Gott kaum nach. Sie leben Tage und Wochen hindurch so, als gäbe es Gott gar nicht. In ihren Familien spricht man nie von Gott. Sie lesen nichts über ihren Glauben, sie kennen die Bibel nicht, sie sind Gott scheinbar fern.
In der Fastenzeit sind wir Christen besonders aufgerufen, an Gott zu denken, auf Gott zu schauen, seine Normen zu studieren, seine Verheißungen zu bedenken. Wir sollten unsere Hoffnung täglich auf Gott setzen und alles im Lichte der Führung durch Gott betrachten. Das macht uns gelassen in den täglichen Plagen und lehrt uns die Ereignisse unseres Lebens richtig einzustufen und zu werten.

Die Fastenzeit schreitet voran. Sie bietet uns noch für einige Wochen die Glegenheit, nachzudenken, unser Leben zu überprüfen, die Zukunft neu zu planen. Dies erfordert  Bekehrung in verschiedenen Lebensbereichen.  Neu Wege zu wagen, macht Freude. Beglückende Zukunft haben wir allein durch Gott. (merli@utanet.at)