Dienstag, 17. November 2020

 

1. Adventsonntag  (Lesejahr B)

 29. 11. 2020

Mk 13, 24-37

Jesus sprach zu seinen Jüngern:

24In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen;

25die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.

26Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.

27Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.

28Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.

29Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht.

30Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.

31Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

32Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

33Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.

34Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.

35Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen.

36Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.

37Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Gedanken zum Evangelium

 Wir leben auf einem gefährdeten Planeten, der um seine Sonne kreist. Die Menschen fühlten sich zu allen Zeiten von Naturkatastrophen, Seuchen oder auch durch Gefahren aus dem All bedroht. Heute kommt dazu die Sorge wegen der Vergiftung der Natur durch den Menschen selbst oder die Angst vor den zerstörerischen Waffen. Terror überzieht Staaten und ängstigt die Menschen immer mehr. Zuletzt kommt noch die Gefahr der Coronaansteckung dazu. Diese Ängste stehen in Beziehung zur allgemeinen Sorge wegen unserer Sterblichkeit.

 Die Endzeitrede Jesu weckt Hoffnung.

Wenn alles im Chaos zu versinken droht, gibt es das Licht, das im Kommen des Menschensohnes aufstrahlen wird. Er wird kommen, die Seinen zu sammeln. Wenn alles verloren scheint, kommt Rettung durch Gott. Dies ist eine Hoffnung im Hinblick auf drohende Katastrophen aller Zeiten und auch auf das Ende unserer Erde. Diese Hoffnung bleibt auch angesichts unseres persönlichen Endes im Tod bestehen. Gott verlässt uns nicht, lässt uns nicht zugrunde gehen, er ist durch Jesus Christus mit uns in eine Schicksalsgemeinschaft eingetreten.

 Über dem Evangelium steht die Aufforderung: Seid wachsam!

Am Anfang des neuen Kirchenjahres und zu Beginn der Adventzeit ist es für Christen angebracht, sich vorzusehen und wachen Geistes Lebensfragen zu bedenken. Wir werden vom täglichen Lebenskampf um Mehrung und Sicherung unserer Güter oder auf der Jagd nach Vergnügungen gelegentlich unempfindlich für tiefere Gedanken. Wir verlernen das Suchen nach Antworten auf die Fragen nach dem Sinn unserer Existenz und werden vom lauten Getöse modernen Lebens betäubt, oder wir dösen einfach religiös im alten Trott dahin.

 Der Advent gibt uns Gelegenheit, diese Haltungen zu ändern und aufzuwachen. Wir sind aufgerufen, uns Zeit zur Besinnung zu nehmen, Fragen nach Gott und nach unserer Zukunft mit ihm zu stellen und Antworten zu suchen und auch darüber miteinander zu reden.

 Wir könnten fragen:

Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn meines Lebens (wie der verstorbene Kardinal König es formuliert hat)? Weiters wären folgende Erwägungen anzustellen: Wie werde ich enden? Welche gute Antwort gibt mir die Bibel oder meine Kirche? Wie soll ich leben? Was ist von Bedeutung? Worauf könnte ich verzichten? Was fördert und bereichert mein Leben oder das Leben der mir anvertrauten Menschen? Wo kann ich bessere Wege einschlagen? Wem sollte ich vergeben, mit wem sollte ich mich versöhnen? Wie kann ich  meine Familie und andere Menschen glücklicher machen? Sollte ich meine Beziehung zu Gott, mein religiöses Leben nicht erneuern und auf eine feste Grundlage stellen? Was kann ich abbauen an Hektik, Unordnung, Leichtsinn, Rücksichtslosigkeit, Rechthaberei, Hochmut, Bequemlichkeit, Oberflächlichkeit, Falschheit? Wie kann ich ein neuer Mensch werden, der in seinen Beziehungen und bei der Erfüllung seiner Aufgaben verantwortungsbewusst lebt? Wo kann ich Leid vermindern und Trost spenden?

 Die dramatischen Worte Jesu vom Untergang und seine Aufforderung zur Wachsamkeit enthalten einen wichtigen Auftrag für den Advent, diese Zeit zu nützen und sinnvoll zu begehen. Sonst bleiben nur Folklore, triefende Rührseligkeit, billiges Glitzern und inhaltsloses Feiern, das keine wirkliche Freude gibt.

Wir Christen sollten einen tiefen, hellen und frohen Advent begehen, einen Advent der Erneuerung unseres Lebens und unserer Beziehungen zu Gott und zu unseren Mitmenschen. Der Adventkranz ist Symbol für Freude und Zukunft mit Jesus Christus, der uns in diesen heiligen Wochen neu begegnen will. (merli@utanet.at)