2. Sonntag nach Weihnachten
3. 1. 2020
Joh 1, 1-18
1Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
2Im Anfang war es bei Gott.
3Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
4In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
6Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
7Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
10Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
11Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben,
13die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
15Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.
16Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.
17Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
18Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
Gedanken zum Evangelium
In den Berichten und Erzählungen des Evangelisten Johannes wird die Frage beantwortet: Wer ist dieser Jesus von Nazaret? Mehr noch als die anderen Evangelisten lehrt der Verfasser in erster Linie Glaubenswahrheiten, Theologie. Im heute wieder gelesenen Prolog ist gleichsam das ganze Evangelium zusammengefasst. Gehen wir einige Abschnitte durch:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
Hier steht uns das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes vor Augen, das tiefste Glaubensgeheimnis, von dem wir Kunde haben, es aber mit unserem geschaffenen Geist nicht begreifen können: In dem einen Gott sind drei Personen gegenwärtig. Wir nennen sie Vater, Sohn und Geist. Die zweite göttliche Person wird Wort Gottes genannt. Mit diesem ist ein zweites Geheimnis unseres Glaubens verknüpft: „Das Wort ist Fleisch geworden“, die zweite göttliche Person hat die menschliche Natur angenommen, wurde Mensch. Von ihm bekennen wir im Glauben: Jesus ist Gott und Mensch zugleich. „Gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“ formulierte das Trienter Konzil.
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Dieser Jesus von Nazaret, der Mensch gewordene Sohn Gottes, ist für die Welt, also für die Menschen, Licht und Wegweisung. Aber viele nahmen ihn nicht auf. Er ist der Schöpfer der Welt. Er kam in sein Eigentum und brachte den Menschen Licht. Sie hätten so ihre Berufung und den Sinn ihres Lebens erkennen können. Aber sie nahmen ihn nicht auf. Eine solche Zuwendung Gottes schuldhaft nicht anzunehmen, kann das Leben des Menschen finster, hoffnungslos und sinnlos machen.
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Die ihn aufnehmen, werden Kinder Gottes; sie erhalten etwas vom unendlichen, heilenden, beglückenden Leben des Dreifaltigen Gottes. Sie werden hinein genommen in seinen Lebensstromkreis. Sie befinden sich in der tiefsten Liebe. Sie sind über ihr vergängliches, gebrechliches Leben hinaus von Gott her belebt und befähigt, die Fülle des Lebens zu erlangen, zu der menschliche Lebenskraft allein nicht ausreicht. Ein größeres Geschenk kann kein Geschöpf erhalten. Man sieht daraus, wie unsinnig und undankbar es ist, diese Berufung, dieses Geschenk nicht zu beachten oder als zweitrangig anzusehen.
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
Noch einmal fasst der Evangelist sein Glaubensbekenntnis zusammen und bezeugt diesen Jesus Christus als den Sohn Gottes, der die menschliche Natur angenommen hat. Von ihm kommen alle Gnaden, das heißt alle übernatürlichen Güter, die uns Gott schenken will: Heilung, Rettung, Befreiung, Vollendung, Liebe, Beglückung, Seligkeit.
Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
In Jesus Christus wird allen Menschen das letzte Heil angeboten. Er ist der Sohn, mögen andere noch so fromm und weise sein. Sie bleiben fehlbare Menschen, die nach guten Wegen suchen und Wegweisungen zu geben trachten. Es ist legitim, sie zu verehren. Ihnen zu folgen, auf sie zu hören, wird jenen zum Heil, die Christus nicht kennen. Doch Christen wissen sich reicher beschenkt, da Gott in Jesus ihr Bruder ist, der die heilende und rettende Lebenskraft Gottes denen gibt, die an ihn glauben dürfen. (merli@utanet.at)
Fest der Erscheinung des Herrn - Dreikönigsfest
6. Jänner
Mt 2, 1-12
1Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
2und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
3Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
4Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
5Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
6Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
7Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
8Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
9Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
10Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
11Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
12Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Gedanken zum Fest (1)
Das Fest beinhaltet eine zentrale Glaubensaussage: Gott rettet nicht nur ein Volk. In Christus erfahren alle Menschen das Heil, das von Gott kommt. Die Magier, die Sternkundigen, später Könige genannt, stehen für alle Völker, in deren Namen sie dem Christuskind als ihrem König huldigen. Wir können dazu einiges bedenken:
Es gibt bei der Berufung des Menschen durch Gott keine Diskriminierung und auch keine Bevorzugung. Alle sind in die eine Familie Gottes berufen. Es gibt kein auserwähltes Volk mehr, aber auch keine „Herrenrassen“. Gottes Liebe wird durch Christus allen Menschen in gleicher Weise geschenkt.
Dies bedeutet, dass auch die Christen allen Menschen sowohl weltweit als auch in ihren kleinen Lebensbereichen mit gleicher Achtung und Liebe begegnen müssen. Alle stehen gleichberechtigt unter dem Anruf Gottes. Christen sollen diese Einladung allen unaufdringlich, respektvoll, bescheiden, aber mit Überzeugungskraft und Freude vermitteln, dies zuerst in ihren Familien, aber auch überall, wo sie das Leben hingestellt hat.
Daher wird am heutigen Festtag auch der Anliegen der Weltmission gedacht. Die Sternsinger sammeln für Projekte der Weltkirche. Dies deshalb, weil mit dem Festgeheimnis auch ein Auftrag zur Weitergabe der Botschaft von der Rettung der Welt durch Jesus Christus verbunden ist. Die Christen sind nicht berufen, wertvolle Kulturen zu beseitigen und zu ersetzen. Sie haben einfach den Auftrag, Gottes Zuwendung zu dieser Weltfamilie überall bekannt zu machen, die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes und der Rettung der Welt zu verbreiten und ihre christliche Liebe allen anzubieten, das heißt, Jesus Christus nicht nur zu verkünden, sondern ihn auch im täglichen Leben darzustellen.
Noch einmal stehen uns die Bilder des Weihnachtsfestes vor Augen. Auch in diesem Jahr hören wir den Auftrag, uns auch auf den Weg zu machen, um Christus zu finden und anzubeten.
Gedanken zum Fest (2)
Die Erzählung bringt Wahrheiten über Jesus ans Licht und birgt Anregungen für ein christliches Leben.
Menschen suchen Gott.
In unserer heutigen Welt befinden sich die Menschen häufig auf der Jagd nach Vergänglichem. Das Streben nach Steigerung von Lebenslust treibt zu hektischen Aktivitäten.
Nach den großen Festfeiern der Menschwerdung Gottes und der Rettung durch ihn bleibt die Notwendigkeit der Gottsuche aktuell, vielleicht gerade deshalb, weil uns die Weihnachtstage wegen der vielen Freizeit- und Ferienangebote gar nicht zu tieferer Besinnung kommen lassen.
Gott findet man dort nicht leicht, wo Macht, Lebensgier und Wohlstand überschäumen. Die Männer suchen in Jerusalem am falschen Ort.
Wer Maß hält, auf Gewalt verzichtet, sein Leben in Ordnung bringt, weggeht von Überfluss und Ausschweifung, wird Gott finden.
Sie verlassen das Getriebe der Stadt und sehen den Stern wieder leuchten.
Freude kommt wieder auf.
Wir suchen die Freude im Übermaß der Erlebnismöglichkeiten, die uns heute angeboten werden und die wir uns leisten können. Alternativen zum allgemeinen Trend wären aber zu überlegen. Christen versuchen entgegen dem großen Strom neue Wege eines gesunden körperlichen und seelischen Lebens. Sie lassen sich von den Werten ihres Glaubens und vom Beispiel Jesu anstecken.
Sie finden das Kind, bringen ihre Gaben und beten an.
Das christliche Leben findet seine letzte Erfüllung in der Hingabe und in der Anbetung Gottes. Darin besteht die höchste Würde des Menschen.
Sie ziehen auf einem anderen Weg zurück.
Wer Jesus gefunden hat, geht neue Wege, die in die wahre und letzte Heimat führen, ihm ein geborgenes Zuhause bringen.
Der Bericht am Ende der Festfolge in der Weihnachtszeit lässt die Schönheit unserer christlichen Berufung in die Gemeinschaft mit Gott durch Jesus noch einmal aufleuchten. (merli@utanet.at)
1. Sonntag im Jahreskreis
10. 1. 2021
Taufe des Herrn
Mk 1, 7-11
7Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
8Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
9In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen.
10Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.
11Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.
Gedanken zum Evangelium
An diesem Sonntag können wir auch an unsere Taufe denken, die uns in die Gemeinschaft mit Christus gebracht hat. In ihr haben wir Gottes Geist, göttliches Leben empfangen. Gott lebt in einer innigen Gemeinschaft mit unserem Denken, Wollen und Lieben. Alles in uns wird erneuert und verklärt.
Diese Heilsgabe zu vernachlässigen, verkommen zu lassen, bedeutet einen schlimmen Verlust und kann schweren Schaden im Innersten des Menschen verursachen. Diese Gabe zu pflegen, ist die vornehmste Aufgabe des Christen und bringt Licht in sein ganzes Leben und bedeutet erfüllende Zukunft.
Wer war und ist dieser Jesus, auf den die Christen in der Urkirche ihr Leben und ihre Hoffnung über den Tod hinaus gesetzt haben?
Diese Frage beschäftigt die Boten des Evangeliums in der Urkirche und die Gemeinschaft der Christen bis zum heutigen Tag. Die Texte des heutigen Sonntags geben Auskunft: Jesus ist ungefähr dreißig Jahre alt und beginnt sein öffentliches Wirken als Prediger und Wundertäter. Er sammelt Schüler um sich und wird als religiöser Lehrer angesehen. Erst allmählich dämmert seinen Freunden, dass Gott innig mit diesem Jesus von Nazaret verbunden und in ihm in unüberbietbarer Weise gegenwärtig ist. Die Berichte über das Zeugnis des Täufers und die Bestätigung durch Gott selber sollen den Christen Jesu Stellung und Bedeutung beleuchten:
Er ist der Messias, der Sohn Gottes. Dies bleibt die entscheidende Antwort für die Christen aller Zeiten. Auf ihr baut unser Glaube auf. An ihr können wir prüfen, ob wir im christlichen Glauben stehen.
Diese Botschaft über Jesus wird auch in den anderen zwei Lesungen des heutigen Sonntags verdeutlicht: „...dieser ist der Herr aller “, predigt Petrus im Hause des Heiden Kornelius (Apostelgeschichte 10,34-38). In der ersten Lesung (Jesaja 42, 5a.1-4.6-7) finden wir die vorausschauenden Worte Gottes: „Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht... Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, den glimmenden Docht löscht er nicht aus.“
Die Worte des Trostes deuten die liebende Rettung des schwachen Menschen an, die allen in Christus geschenkt wird. Christen sind dankbar für diese mitfühlende Heilsgabe Gottes, dass ihnen nicht nur das Recht und die Gerechtigkeit, sondern auch das Erbarmen angekündigt sind.
Auch uns gelten die Worte des Evangeliums in einem tiefen Sinn: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter, an dir habe ich Gefallen gefunden.“
Der Christ steht dankbar und demütig angesichts dieser Auszeichnung vor seinem Gott. Er fragt sich ehrlich: Lebe ich gemäß meiner Berufung? Er erforscht sein Gewissen und bemüht sich stets um Erneuerung. (merli@utanet.at)