Dienstag, 9. März 2021

 

5. Fastenssonntag 

21. 3. 2021

Joh 12, 20-33

In jener Zeit 

20traten einige Griechen, die beim Osterfest in Jerusalem Gott anbeten wollten,

21an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen.

22Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus.

23Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird.

24Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht auf die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.

25Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.

26Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.

27Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.

28Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen.

29Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet.

30Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch.

31Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.

32Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.

33Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.

Gedanken zum Evangelium

 Zum Paschafest der Juden befanden sich viele Pilger in Jerusalem, um Gott im Tempel Opfergaben darzubringen und ihn anzubeten. Man hatte von Jesus gehört und wollte ihn näher kennen lernen. Es ist interessant, wie man zuerst bei seinen Leuten vorfühlt und um Vermittlung ersucht. Offenbar ist es menschlich, sich in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Zusammenlebens wie auch in religiösen Fragen eines Vermittlers zu bedienen.

 Auch in unserer Glaubensgemeinschaft ist es legitim, Vermittler zu haben und über diese in den Bereich des Göttlichen zu gelangen oder auch für andere Glaubensbote zu sein.

Die Katholiken sehen ihre Priester als solche Vermittler an. Aber auch bei der Heiligenverehrung gibt es diesen Aspekt, wenn wir auch wissen, dass der einzigartige Mittler zwischen Gott und den Menschen die Person Jesus Christus ist.

Man fühlt sich zu unsicher, um in den Beziehungen zu Gott und zu Jesus Christus allein sein zu wollen. Wir können berechtigterweise diese Gepflogenheit praktizieren, sehen wir doch auch mehrere Ansätze dafür in der Bibel.

 Jesus benützt diese Begegnung mit den Suchenden, um auf seinen Auftrag und sein bevorstehendes Schicksal hinzuweisen. Es geht um seine liebende Hingabe und um seine Verherrlichung. Sein Tod und seine Auferstehung kommen ins Blickfeld. Es naht die Entscheidung, sein Werk der Rettung für alle Menschen zu vollbringen.

Der in der Fastenzeit besinnlich auf das Osterfest voranschreitende Christ soll erkennen, dass der Tod und die Auferstehung Jesu das wesentliche Geschehen für ihn persönlich bedeuten. Die heilende Liebe Gottes zu allen Menschen wird in diesem Todesschicksal Jesu und in seiner Verherrlichung für alle Zeiten gegenwärtig bleiben. Deshalb verkünden wir jedes Mal in der feiernden Gemeinschaft bis zum Ende der Welt den Tod und die Auferstehung, in die wir schon geheimnisvoll hineingenommen sind.

 Es folgt eine für die Fastenzeit wichtige Mahnung, dieses Leben und seine Angebote nicht zu überschätzen.

Wer dies tut, wer sein Denken und Handeln zu sehr auf die diesseitigen Werte konzentriert, der läuft Gefahr, seine wahre Berufung zu verlieren. Es gilt, die Vollendung des Menschen bei Gott in Glückseligkeit zu bedenken und sein Leben danach auszurichten.

 Wie schaut ein solches vom Glauben getragenes Leben aus? „Wer mir dienen will, folge mir nach; wo ich bin, dort soll auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird ihn der Vater ehren.“

 Im alten Kinderkatechismus hieß es: „Wir sind auf der Welt, um Gott zu dienen...“

Heute dienen die Menschen im Übermaß der Besitzvermehrung, der beruflichen Karriere, den Vergnügungen, der körperlichen Gesundheit und den vielfältigen gesellschaftlichen Veranstaltungen, denen sie viel Zeit und Energie widmen. Der Garten ihres Glaubens und des religiösen Lebens hingegen verödet, und sie merken es im ständigen Lärm gar nicht.

Daher sollen wir zur Wiederbelebung oder Festigung unserer Beziehung zu Christus die Fastenzeit nützen und uns wieder mehr den bleibenden Werten, die Zukunft haben, zuwenden.

Dann wird uns „der Vater ehren“. Das heißt, wir werden, in die bergende Liebe Gottes hineingewachsen, getröstet, geheilt und mit Freude und Hoffnung auf das Osterfest zugehen können. Jesus wird uns rettend „an sich ziehen“.