25. 9. 2011
26. Sonntag im Jahreskreis
Mt 21, 28-32
In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes:
28Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!
29Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht.
30Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch.
31Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.
32Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.
Gedanken zum Evangelium
Im Leben jedes Christen gibt es ähnliche Erfahrungen: Wir kennen die Jasager, auf deren Wort man nicht bauen kann. Sie geben einem immer Recht, widersprechen nicht gern, meiden anstrengende Diskussionen. Sie wollen sich mit niemandem verfeinden, geben Zusagen, wenn man sie um etwas ersucht, die sie dann nicht einhalten, und scheuen jeden Konflikt. Oberflächlich gesehen sind sie angenehme Zeitgenossen. Man kann sich aber auf sie und auf ihr Wort letztlich nicht verlassen.
Dann gibt es den anderen Typus: Er liebt den Widerspruch, gibt nicht gerne zu, dass er Unrecht hat, verweigert vielleicht sogar unhöflich eine Gefälligkeit, will bei allem über das Wieso, Warum und Muss-es-sein diskutieren. Man tut sich mit solchen schwer, sie geben sich gelegentlich auch etwas unwirsch und das Leben mit ihnen ist anstrengend. Sie sind aber bereit, ehrlich nachzudenken, ihre Meinung zu korrigieren, wenn sie es einsehen, um dann überraschend etwas zu tun, was sie vorher abgelehnt hatten. Man erlebt bei ihnen Verlässlichkeit und Einsatzbereitschaft, obwohl man dies gar nicht mehr vermutet.
Vorweg könnten wir fragen, zu welchen von beiden wir als Christen gehören. Am besten wäre es, wir gehörten zu denen, die auf Bitten ihrer Mitmenschen höflich mit Ja antworten und dieses Ja dann auch einlösen.
Das Gespräch Jesu mit den religiösen Fachleuten seiner Zeit hat aber eine weiter reichende Bedeutung. Jesus will offenbar sagen: Auch bei Fehlentscheidungen gibt es die Möglichkeit der Umkehr. Jene, die zuerst glaubenslos oder sittlich bedenklich gelebt haben, erhalten im Reich Gottes die Möglichkeit und die Kraft umzukehren, ein neues Leben zu beginnen, neue Wege zu gehen. Diese Irrenden darf der „Gerechte“ nicht abschreiben und verurteilen, wie es die Pharisäer zur Zeit Jesu getan haben und auch heute tun. Die guten Werke allein ohne Liebe und ohne das Heil von Jesus zu erwarten, also ohne an ihn zu glauben, münden häufig in Selbstgerechtigkeit und nützen nichts. Der vor Gott Gerechte muss sich hüten, immer nur ja, ja zu sagen und auf das ständige Bemühen um Gerechtigkeit zu vergessen.
Der Sünder kann hoffen, dass Gott ihm Erbarmen anbietet, ihn auf neue Wege führt und ihm schließlich sein Heil im Glauben an Jesus Christus schenkt. Dieser Glaube verlangt, dass sich der „Gerechte“ wie der „Sünder“ dankbar auf Jesus als Retter verlässt, von ihm allein Heilung erhofft und versucht, das Leben immer neu auf ihn und seine Wegweisung aufzubauen. (merli@utanet.at)