Montag, 3. Oktober 2011


16. 10. 2011

29. Sonntag im Jahreskreis

Mt 22, 15-21

In jener Zeit

15kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.

16Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemanden Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person.

17Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?

18Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle?

19Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin.

20Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?

21Sie antworteten: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!

Gedanken zum Evangelium

Wenn es um die Steuern geht oder gar um ihre Erhöhung, hüten sich die zuständigen Politiker, klare Worte zu gebrauchen. Es wird von „notwendiger Anpassung“, „Gebührenangleichung“, „Mautgebühren“ oder „Gegenfinanzierung“ gesprochen. Dabei werden Pensionssicherung, Krankenkosten, Erhaltung und Ausbau von Straßen oder der Bahn und Ähnliches ins Spiel gebracht. Man will schließlich durch klare Aussagen über beabsichtigte direkte oder indirekte Steuern oder deren Erhöhung nicht die Wähler vergrämen und den politischen Gegnern Munition für Angriffe liefern. Man will sich ja nicht unbeliebt machen.

Die Gegner Jesu legten ihm eine Fangschlinge, sie stellten eine Falle. Sie wollten ihn zu einer klaren Aussage zwingen. Sagt er, die Steuern seien dem Kaiser in Rom zu zahlen, stellt er sich gegen die Interessen des unterdrückten Volkes, und seine Popularität wäre dahin. Sagt er aber, man möge keine Steuern zahlen, kann man ihn bei den Besatzern anschwärzen und damit „aus dem Verkehr“ ziehen lassen.

Jesus lässt sich eine Münze zeigen, auf der die religiösen und politischen Zeichen des Kaisers eingeprägt waren. Die damit bezahlten und handelten, anerkannten offenbar des Kaisers Autorität, was eine Abweichung des Juden von seinem Glauben und von seinem Unabhängigkeitsstreben mit einschloss. Jesus weist mit seiner Gegenfrage auf die Inkonsequenz seiner Gegner hin und schließt den eindeutigen Aufruf an, Gott zu geben, was ihm gehört.

Was aber gehört Gott, und was gehört ihm nicht? Diese Frage stellt sich auch uns an diesem Sonntag.

Gehört ihm nur der Sonntag und die anderen Tage nicht? Steht es dem Menschen frei, über seinen materiellen Besitz nach Belieben zu verfügen? Darf er seine geistigen Begabungen ohne Verantwortung vor Gott gebrauchen? Ist er der absolute Herr über seinen Körper? Gehört nicht alles, was des Menschen ist, ja er selbst letztlich Gott?

„Herr, ich bin dein Eigentum, dein ist ja mein Leben“,

heißt es in unserem Lied, das wir beim Gottesdienst singen. Wir sollten die Konsequenzen aus dieser Wahrheit unseres Glaubens genauer überprüfen. Es würde offenbar werden, dass die lautstark propagierte uneingeschränkte „Selbstverwirklichung“ im privaten und öffentlichen Leben eine Verirrung weg vom gläubigen christlichen Denken bedeutet.

Der Jugend- und Gesundheitskult, der an Stelle der religiösen Praxis getreten ist, sollte hinterfragt werden. Die Umweltbewegung könnte durch die Ehrfurcht vor dem Schöpfer belebt und fundiert werden. Die Kinder sind in gläubiger Sicht nicht „machbar“, wenn es einem halt taugt, und die Mittel ihrer Verhinderung oder Beseitigung sind nicht in des Menschen freie Willkür ohne Verantwortung vor dem Herrn des Lebens gelegt. Selbst die Berufswahl und die Entscheidung, eine Familie zu gründen, sind aus der Sicht, dass Gott, dem Herrn, zu geben ist, was ihm gehört, zu überdenken, nicht als zwanghafte Bedrohung, sondern als Wegweisung. Absoluter Freiheitsanspruch führt den Menschen und die Gesellschaft unweigerlich in den Abgrund.

Zu diesen und noch anderen Überlegungen könnte uns das heutige Evangelium anregen. Die Frage, ob Gott wirklich der Herr unsres Lebens und der Welt ist, erfordert Besinnung und verlangt Entscheidungen. (merli@utanet.at)

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Gedanken zum Weltmissionssonntag

3. Sonntag im Oktober

Wenn ein großartiges Orchester unter einem bekannten Dirigenten ein bedeutendes musikalisches Werk einstudiert, probt und vorbereitet, soll es selbstverständlich auch zur Aufführung kommen. Man will es kundtun und hören und nicht nur ins Repertoire aufnehmen, sonst wären Dirigent und Musiker frustriert und gingen womöglich zu einer anderen Gruppe.

Wenn ein Künstler große Werke schuf, werden diese nicht in einem Depot versteckt sondern in Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert.

Wenn eine Kirche renoviert wurde, werden zur Freude aller Besucher die Luster eingeschaltet, damit sich die Menschen an der Schönheit der Malerei und der Plastiken erfreuen können.

Jesus sagt: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt auf dem Berge kann nicht verborgen bleiben, eine Lampe stellt man nicht unter einen Eimer, sondern auf den Leuchter, damit sie allen im Hause leuchte. So soll euer Licht leuchten...“

Christen sollten den kostbaren Schatz ihres Glaubens, die Freude über ihre Hoffnung auf Gott, die Zusage der rettenden Liebe Gottes auch nicht verheimlichen oder verschämt verbergen. Wenn sie das tun, leidet ihr Glaube bereits an Schwindsucht.

Am Missionssonntag sind wir aufgerufen, zu bedenken, welch kostbarer Schatz uns in unserer christlichen Berufung, in unserer christlichen Gemeinschaft geschenkt wurde und wie wir diesen Schatz in unseren Familien, aber auch für alle Menschen auf unserer Erde sichtbar machen können.

Wir werden an die Worte Jesu erinnert, die für alle Christen gelten und die entscheidende Begründung jeder Missionstätigkeit sind:

„Geht in die ganze Welt hinaus und lehrt alle Menschen. Wer glaubt und sich taufen lässt, der wird gerettet werden, ...“

Einige Priester und Laien fühlen sich berufen, selbst zu den Völkern zu gehen. Andere unterstützen diese, weil es auch ihr persönliches Anliegen ist, die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes und vom Heil des Menschen weiterzugeben. So kann der Schatz des Glaubens von vielen erkannt und angenommen werden.

In unseren Pfarren sind wir an diesem Tag aufgerufen, für die im Missionseinsatz Stehenden zu beten und durch unsere Spenden die finanzielle Grundlage für ihre Tätigkeit zu schaffen. (merli@utanet.at)