Sonntag, 10. Juni 2012


Geburt des Johannes des Täufers
24. Juni

Lk 1, 57-66.80

57Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt.
58Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.
59Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.
60Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen.
61Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt.
62Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle.
63Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes.
64Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott.
65Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa.
66Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.
80Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag,
an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.
Gedanken zum Evangelium

Johannes ist der einzige Heilige, dessen Geburt im Kirchenjahr als Hochfest gefeiert wird. Alle Feste der Heiligen werden an ihrem Todestag begangen, der ja in frühen christlichen Zeiten als der wahre und entscheidendste Geburtstag eines Christen angesehen wurde.
Im Mittelpunkt des Berichtes steht die Namensgebung des Neugeborenen. Der von Gott angeordnete Name hat in der Bibel immer auch die Bedeutung eines Lebensprogramms.
Johannes bedeutet „Gott ist gnädig“.

Zuerst sehen wir in dieser Namensgebung die Gnade Gottes und die Dankbarkeit der Eltern für das unerhoffte Geschenk eines Sohnes.
Wir könnten aus dieser Sicht bedenken, dass jedes Kind ein Geschenk Gottes ist. Es wäre zu hinterfragen, ob selbstherrlich und überheblich klingende Ausdrucksweisen mancher heutiger Menschen, wie „ein Kind zu machen“ oder „sich eines anzuschaffen“, einer respektvollen gläubigen Sicht der kostbaren Gabe Gottes, die jedes Kind darstellt, entsprechen.

Der Name „Gott ist gnädig“ betrifft aber besonders das Leben des Johannes. Seine Berufung zum Propheten ist Gnade, Geschenk von Gott.
Jede Berufung ist Gottes Gnade. Dies betrifft alle, die in einen besonderen Dienst Gottes berufen werden. Priester und Ordensleute sollten von einer lebenslangen Dankbarkeit erfüllt sein. Dieses Wissen von der liebenden Beauftragung durch Gott lässt auch in erfolglosen Zeiten keine Frustration aufkommen. Nur muss man sich diese Gnadengabe auch bewusst machen und in einer Lebensverbindung mit Gott bleiben.
Aber auch die nicht Geweihten, welche Lebensform und welchen Beruf sie auch immer gewählt haben, sind Begnadete. Auch ihre Aufgaben sind heilige Beauftragungen und somit gilt auch für sie uneingeschränkt: „Gott ist gnädig“. Alle heißen letztlich Johannes.

„... er redete und pries Gott.“
In Dankbarkeit sollten alle Christen von der Gnade Gottes reden und Gott preisen. Die Menschen brauchen das gläubige Beispiel derer, die ihr Leben und ihre Begabungen, ihren Beruf und ihre Familien als Gottes „gnädiges“ Geschenk ansehen und das auch bezeugen.

Johannes wurde zum großen Zeugen für Christus. Er blieb seiner Sendung, für Gott und seine Normen einzutreten, treu bis in den Tod. Er wird mit Recht als großer Heiliger verehrt. (merli@utanet.at)