Sonntag, 22. Juli 2012


17. Sonntag im Jahreskreis

29. 7. 2012
 
Joh 6, 1-15
1Danach ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt.
2Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
3Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder.
4Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe.
5Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?
6Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.
7Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.
8Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm:
9Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!
10Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer.
11Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.
12Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt.
13Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.
14Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.
15Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.
Gedanken zum Evangelium

Bei den Berichten aus dem Johannesevangelium geht es letztlich immer um die Frage: Wer ist dieser Jesus? Das ganze Evangelium will bekunden: Dieser Jesus ist der Messias, der Mensch gewordene Sohn Gottes, der Herr.
Im Prolog des Johannesevangeliums steht: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“
In unserem großen Glaubensbekenntnis beten wir: „Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.“ Vor diesem Glaubenshintergrund können wir den heutigen Bericht meditieren.

Jesus, der göttliche Lehrer
Mose führte zum Gottesberg. Er war von Gott beglaubigt, lehrte dessen Gesetze und Normen und wies in seinem Namen den rechten Weg. Angst und Zittern erfassten das Volk.
Jesus lehrt nun als der gottgesandte neue Mose, weist den Weg und lehrt die Menschen ebenfalls nach den Gesetzten und Normen Gottes zu leben. Hinter seiner Lehre steht göttliche Autorität.

Jesus der göttliche Wohltäter
Sie kommen in Scharen, sie umdrängen ihn, weil sie spüren, dass es hier Barmherzigkeit gibt. Sie erleben Trost in ihren tristen Verhältnissen, erhalten innere Kraft, Frieden und Freude. Sie erkennen, dass dieser Jesus ihnen wohlgesinnt ist, sie nicht beherrschen und verurteilen will. Sie erleben seine Wohltat in der wunderbaren Speisung. Auch wir gehören zu denen, die Jesus mit seiner Fürsorge umgibt.

Jesus, der Verkannte.
Allzu schnell geben sich die Menschen aber mit den Wohltaten des Leibes zufrieden. Der volle Bauch ist wichtig. Sie verkennen Jesus und wollen ihn zum weltlichen König machen. Er wird unsere diesseitige Not beheben, denken sie. Sie sind noch weltlich gesinnt, noch „von dieser Welt“.
Bei Johannes finden wir den Begriff „Welt“. Er versteht darunter die noch gottferne Welt, die den Alltag der Menschen so vollständig durchdringt, dass nichts Göttliches mehr Platz hat. Gelderwerb, Vergnügungen, Unterhaltungen, Macht und Einfluss, Ansehen und Geltung treten an Stelle der Hinwendung zu Gott. Die Beziehung zu ihm wird zweitrangig oder verkümmert ganz. Menschen leben so, als gäbe es keinen Gott. Wir Christen könnten uns fragen: Unterscheiden wir uns von diesen Bürgern der „Welt“?

Jesus, der göttliche Beter
Es kommt wiederholt vor, dass sich Jesus zurückzieht, um allein zu beten. Die Apostel haben dies immer wieder erlebt und baten einmal sogar: Herr, lehre uns beten. Jesu kraftvolles Wirken ist nicht in den Wunderzeichen begründet. Er lebt in inniger Verbindung mit dem Vater. Dies ist die wahre Wurzel seiner Autorität, seines Königtum und seines Wirkens.
Auch des Christen innere Kraft kommt von diesem Bemühen um eine Gottesbeziehung. Ohne Gebet versandet der Glaube. Hektische Aktivitäten im Dienste der Menschen sind auf Dauer zu wenig. Dem Christen geht dann langsam die religiöse Luft aus. Eines Tages ist er „angefressen“ und beleidigt, wenn er nicht die hinreichende Anerkennung bei seiner pfarrlichen Tätigkeit erfährt oder Misserfolge erleben muss.

Wer Jesu Worte und Taten bedenkt, erkennt seine göttliche Sendung, versteht seine Wegweisung immer mehr und lernt, im Glauben an ihn geborgen und in innerem Frieden zu leben. (merli@utanet.at)

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18. Sonntag im Jahreskreis

5. 8. 2012
 
Joh 6, 24-35
24Als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafarnaum und suchten Jesus.
25Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierher gekommen?
26Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid.
27Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt.
28Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?
29Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.
30Sie entgegneten ihm: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Was tust du?
31Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.
32Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.
3Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.
34Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot!
35Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
Gedanken zum Evangelium

Sie suchten Jesus.
Es stellt sich die Frage, warum suchten ihn die Menschen? Wollten sie seine Gleichnisse hören, seine Wunder sehen oder waren sie vielleicht doch darauf aus, die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes, von der Hoffnung für die Armen und Kranken zu vernehmen? Sehnten sie sich nach geistlicher Speise, die von Gott kommt und zu Gott führt?

„Ihr sucht mich, weil ihr satt geworden seid.“
Jesus beantwortet diese Fragen nicht vorwurfsvoll. Sie sind ja immerhin zu ihm gekommen. Er will sie nur weiterführen.
Wie ist das mit der Religion bei uns? Welche Gründe haben die Menschen heute, welche haben wir, wenn wir uns am religiösen Leben beteiligen? Es gibt die Tradition, die Gewohnheit. Manche lieben die barocken, andere die modernen Formen und Rhythmen in der Liturgie.
Es gab auch schon Zeiten, da musste man beim Gottesdienst dabei sein, wenn man beruflich weiterkommen oder als Armer karitative Hilfe bekommen wollte.
Vielleicht geht es auch nur einfach um die Erfüllung der Sonntagspflicht. Manche beteiligen sich am pfarrlichen Leben wegen ihrer Kinder, die gerne und eifrig bei den Festen mitleben. Sind die Kinder aber aus der Schule, bleiben häufig auch die Eltern weg. Es gibt auch solche Väter, die ihre Kinder zur Sonntagmesse führen, dann beim Wirt oder am Tennisplatz eine „Erholungspause“ einlegen, um danach ihre Kinder nach der Messe wieder abzuholen. Auch vor uns steht die Frage: Aus welchen Gründen gehe ich zum Gottesdienst, zu religiösen Festen und Feiern mit Jesus Christus?

„Müht euch ab … für die Speise, die für das ewige Leben bleibt.“
Jesus bietet ein Brot an, das nicht verdirbt, das bis zum Lebensende positive Folgen zeitigt und für die Ewigkeit von höchster Bedeutung ist. Es ist uns nicht immer bewusst, dass es sich bei der Begegnung mit Jesus im religiösen Leben um eine Belebung handelt, die den Menschen verwandelt, erneuert und für seine Zukunft aufbaut, kräftigt und auch schon die Fülle des kommenden Lebens andeutet und enthält. Der flach und gedankenlos dahinlebende Lustmensch meint, er sei glücklich, solange er im oberflächlichen Getriebe steht, immer Neues erlebt, sich fast alles leisten kann und gesund ist.
Doch kommen Stunden und Tage, an denen jeder spürt, dass diese gängige Lebensweise nicht die Erfüllung der Sehnsucht nach Tiefe und anhaltender Freude ist; die Sinnfrage taucht auf, und Zukunftsangst schleicht sich ein.
Viele haben es erfahren: Tiefe Freude, Geborgenheitsgefühl, sinnvolle Lebenslust sind Früchte der Christusbegegnung.

„Ich bin das Brot des Lebens.“
Dieses Brot gibt wahres Leben, das nicht mehr zerstört wird, es ist ein Leben in Fülle und beinhaltet Liebe, Heilung, Zuversicht, Vertrauen und Freude. Es ist ein von Gott durchflutetes Leben.
Unser Leben wird nicht durch Lustmaximierung lebenswert, sondern durch das Daheimsein dort, wo man hingehört, nämlich bei Gott. Ein lebenswertes Leben, ist ein Leben mit Gott und in der Beziehung zu Jesus Christus.

Es zahlt sich aus, dieses Leben entschlossen zu suchen. Es gibt jedem Menschenschicksal Sinn und Zukunft. (merli@utanet.at)