2. Sonntag
der Osterzeit
(Weißer Sonntag)
7. 4. 2013
Joh 20, 19-31
19Am Abend
dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die
Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen:
Friede sei mit euch!
20Nach
diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die
Jünger, dass sie den Herrn sahen.
21Jesus
sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt
hat, so sende ich euch.
22Nachdem
er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den
Heiligen Geist!
23Wem ihr
die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert,
dem ist sie verweigert.
24Thomas,
genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus
kam.
25Die
anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen:
Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen
Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege,
glaube ich nicht.
26Acht Tage
darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen
waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit
euch!
27Dann
sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck
deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern
gläubig!
28Thomas
antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!
29Jesus
sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht
sehen und doch glauben.
30Noch
viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus
vor den Augen seiner Jünger getan.
31Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias
ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem
Namen.
Gedanken zum
Evangelium
Dieses
Evangelium wird auch als Botschaft an die Zweifelnden bezeichnet. Thomas trägt
den Beinamen „der Ungläubige“ zu Unrecht, denn er sah und glaubte. Er mied in
seinen Zweifeln die Glaubensgemeinschaft nicht, sondern forschte nur noch
tiefer. Dafür hörte er die milde Mahnung:
„…sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Der heutige Bericht enthält
aber noch weiter reichende Wahrheiten und Anregungen, die wir anhand des
geschilderten Geschehens bedenken können:
Die Jünger
kamen zusammen.
Jesus begegnet
den Seinen in der Gemeinschaft der Glaubenden und Zweifelnden. Wer sich
absondert, bekommt Probleme, wer sich von den Glaubensbrüdern und -schwestern
fernhält, gerät in hilflose Unsicherheit.
Auch heute ist
es unvernünftig und für den Glauben gefährlich, sich zu absentieren und die
Christengemeinde zu meiden. Allein verstrickt man sich zu leicht in Zweifel
oder verliert sogar den Glauben ganz. In der Gemeinschaft erhält der Glaube
seine Bestätigung.
„Der Friede
sei mit euch!“
Jesus begegnet
den Wartenden und Hoffenden. Sie hatten schon vernommen, dass er lebe. Jetzt
erkennen sie ihn, als er mitten unter ihnen erscheint und den Friedensgruß
spricht. Die Gegenwart Jesu bewirkt immer Frieden. Er spricht seinen
Friedenswunsch auch heute. Die Menschen, die mit Jesus feiern, erfahren
Behebung ihrer Zweifel, sie lernen gelassen und vertrauend zu leben, sie wissen
sich im Frieden mit Gott und werden selbst Friedensbringer.
„Wie mich der
Vater gesandt hat, so sende ich euch.“
Wer zu Jesus gehört
und mit ihm lebt, ist ein Gesandter; er hat Anteil an der Sendung Jesu und kann
nicht mehr wie ein unbeteiligter Zuschauer so tun, als gingen ihn die
Geschehnisse in seiner Kirche nichts an. Gemeinschaft mit Jesus verlangt auch
von heutigen Christen Einsatz und Mitarbeit.
„Wem ihr die
Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, ...“
Der Friede, den
Jesus den Seinen zusagt, besteht vorrangig in der Befreiung von Fehlhaltungen
und Sünden. Diesen Frieden können alle erfahren, und er soll unter den
Glaubenden weitergegeben werden. Die Kirche bietet die Vergebung hauptsächlich
im Sakrament der Buße an. Doch Vergebung bewirken auch die reuevolle Hinwendung
zu Gott im Gebet, bei der Feier der Eucharistie, geschieht auch beim Lesen und
Bedenken des Gotteswortes und besonders auch durch Werke der Liebe. Diese
Befreiung wurde schon vielen zur Freude an ihrem christlichen Glauben und zu
einem Neubeginn für eine helle Zukunft.
„...damit ihr
durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“
Der Evangelist
will mit seinem Bericht, ja mit seinem ganzen Evangelium, den Glauben an Jesus,
den Messias, den Sohn Gottes wecken und festigen. In diesem Glauben an ihn
erfüllt sich unser Lebenssinn. Der Glaube an Jesus Christus bewirkt eine
Rettung, die von allem Verderben befreit und so erst das wahre, unvergängliche
Leben in Fülle ermöglicht. Er heilt von allen Schäden und führt zur Vollendung
und zum glückseligen Leben in der Gemeinschaft des Dreifaltigen Gottes.
Wer Ostern
gefeiert hat, kann sich neu für Jesus entscheiden, seine Lebensbereiche nach
ihm ausrichten, zwielichtige Wege verlassen und ihm entschlossen nachfolgen.
Österliche Menschen tragen in sich spürbar das Licht des Glaubens, bringen
ihren Mitmenschen Freude und Hoffnung und wissen sich dankbar geborgen in der von
der Liebe Gottes getragenen Gemeinschaft. (merli@utanet.at)