Gründonnerstag
28. 3. 2013
Jo 13, 1-15
1Es war vor dem Paschafest. Jesus
wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater
hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er
ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.
2Es fand ein Mahl statt, und der
Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu
verraten und auszuliefern.
3Jesus, der wusste, dass ihm der
Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu
Gott zurückkehrte,
4stand vom Mahl auf, legte sein
Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch.
5Dann goss er Wasser in eine
Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch
abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
6Als er zu Simon Petrus kam, sagte
dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen?
7Jesus antwortete ihm: Was ich tue,
verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.
8Petrus entgegnete ihm: Niemals
sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht
wasche, hast du keinen Anteil an mir.
9Da sagte Simon Petrus zu ihm:
Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.
10Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad
kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr
seid rein, aber nicht alle.
11Er wusste nämlich, wer ihn
verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
12Als er ihnen die Füße gewaschen,
sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen:
Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
13Ihr sagt zu mir Meister und Herr,
und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es.
14Wenn nun ich, der Herr und
Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße
waschen.
15Ich habe euch ein Beispiel
gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.
Gedanken zur
Liturgie
Über diesem
Abend liegt eine besondere Weihe. Jesus nimmt Abschied von seinen Freunden. Wer
seinen Tod vor Augen hat, der sagt und tut nur mehr Wesentliches und ganz
Wichtiges. So kann man die Worte und Handlungen Jesu als bedeutendstes
Vermächtnis verstehen. Dieses zeigt sich in dem zweifachen Geschehen als
Auftrag: Einsetzung der heiligen Eucharistie und Fußwaschung.
Jesus stiftet
nach katholischer Auffassung die Eucharistie als Opfer und Mahl. Unter Eucharistie versteht man die Gegenwart Jesu mit Fleisch und
Blut, mit Leib und Seele, als Gott und Mensch unter den Gestalten von Brot und
Wein, wie er sich für uns hingibt und uns zur Seelennahrung wird.
Es handelt sich
dabei um eine dem göttlichen Bereich zugehörige Wirklichkeit, die nicht an Zeit
und Raum gebunden ist, also immer gegenwärtig wird, wo man diesen Auftrag Jesu
gläubig erfüllt und die Gedächtnisfeier begeht.
Die fundamentale
Bedeutung dieses Geheimnisses für das Leben des Christen geht weit über die
definierte Formulierung hinaus. In der Eucharistie wird Gottes Gegenwart unter
den Menschen Wirklichkeit. Der Mensch wird bei der Feier der Eucharistie in das
Leben des Dreifaltigen Gottes hineingenommen, erfährt Gottes prägenden Geist,
wird in die Auferstehung Jesu integriert, erlangt Heilung seiner Verwundungen,
wird zur Liebe befähigt und somit Jesus ähnlich.
Es gibt kein
größeres Geschenk als diese Gemeinschaft mit Gott in der Feier der Eucharistie.
Diese
Vereinigung mit Jesus befähigt, so zu handeln wie er.
Sein Beispiel
der dienenden Liebe wird zum Lebensauftrag für die Christen. Im Symbol der
Fußwaschung ist der Auftrag zur dienenden Liebe enthalten. Diese Gesinnung des
Dienens verhindert die Überheblichkeit der Kirchenleitung ebenso wie den
Hochmut der materiell oder geistig Reichen gegenüber den Armen. Jeder Christ
ist aufgerufen, sich in der Karwoche auf ein Ostern der Liebe vorzubereiten. Es
gilt, neue Wege des Zusammenlebens in der Familie und in der Pfarre
einzuschlagen.
Am Ende des
Abends stehen Verrat und Angst.
Christen
befinden sich noch nicht in der Vollendung. Auch in ihrem Leben gibt es die
Enttäuschung von Mitmenschen, die Angst und Verfolgung und schließlich den Tod.
Wer aber auf Jesu Leben und Sterben schaut, bedenkt das Wort der Schrift: „
Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein,
keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“
In den Feiern der Karwochenliturgie und in den
Berichten über die Worte Jesu und die Ereignisse leuchtet schon die
Osterhoffnung auf. Die Mitfeier ist die beste Vorbereitung auf das große Fest. (merli@utanet.at)
*
Karfreitag
29. 3. 2013
Gedanken zur Liturgie
Der Religionsfeind
Friedrich Nietzsche zeigte seine Verachtung für die christliche Religion mit
dem spöttischen Ausspruch: „Gott am Kreuze! Es hat bisher noch niemals und
nirgendwo eine gleiche Kühnheit im Umkehren gegeben.“ Dies mag verständlich
sein, denn man hörte von Gott im Himmel, vom allmächtigen Gott oder von den
mächtigen Göttern, aber von einem Gott, der einen schmachvollen Tod erleidet,
hörte man außerhalb des Christentums nie. Dennoch steht in der Mitte der
heutigen Liturgie dieser Tod des Gottessohnes am Kreuz. Darin offenbart sich
eine mehrfache Glaubenswahrheit.
Gott bekannte
sich nicht nur in Worten zu den Menschen, er ist unbegreiflicherweise sogar in
die Menschheit eingegangen, dies mit allen
Konsequenzen, also auch in die Sterblichkeit. Er sagt damit eindrucksvoll und
endgültig: Ich bin einer von euch, ich stehe für euch ein, ihr seid meine
Brüder und Schwestern, euer Schicksal ist auch meines. Ihr seid nicht mehr
verlassen und könnt auf meine Zuneigung bauen.
Dies zu wissen
ist von nicht geringer Bedeutung für ein Leben in Zuversicht und Hoffnung, auch
im Zugrundegehen. Hoffnung strahlt so vom Kreuz auf alle.
Der
menschgewordene Gott trägt unser Leben mit. Wir haben Anteil an seiner
Gerechtigkeit, Liebe und Hingabe in den Willen Gottes.
Diese Hingabe
geschieht stellvertretend für alle, die sich gläubig unter das Kreuz stellen.
Wir sind in sie hineingenommen. Wir erhalten so Anteil an den Wirkungen dieser
liebenden Hingabe an Gott: Heilung, Vergebung, Befreiung, Erlösung, Hoffnung,
Auferstehung.
Aus der
Lebensgemeinschaft mit Jesus bezieht unser Christsein seine Lebenskraft.
Daher wird der
Christ diese Gemeinschaft auf allen Ebenen seines Lebens ausbauen und
verwirklichen. Sie wird begründet in der im Glauben empfangenen Taufe, setzt
sich fort in den Gnadengaben der Sakramente, erreicht ihren Höhepunkt in der
Feier der Eucharistie, wird verwirklicht in einem Leben der Gottes- und
Nächstenliebe und wird vollendet in der Auferstehung.
Wenn wir
Karfreitag feiern, steht das Kreuz vor uns. Wir müssen uns seiner nicht
schämen, auch wenn Spötter am Werk sind. Es ist nicht mehr das Zeichen des
Todes, sondern der liebenden Nähe Gottes und unserer Rettung durch ihn. Es
bedeutet Hoffnung auf ein erneuertes, vollendetes Leben. Deshalb verehren wir
im Kreuz unseren Gott, der gekommen ist, um uns zu retten. Wir stellen die
Kreuze auf und hängen sie in unsere Wohnungen, weil wir dieses Zeichen der
Hoffnung auf Rettung und Leben uns selbst und unseren Mitmenschen immer wieder
vor Augen führen wollen. (merli@utanet.at)
*
Osterzeit
Osternacht
30. 3. 2013
Lk 24,
1-12
1Am ersten Tag der Woche gingen die
Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe
zum Grab.
2Da sahen sie, dass der Stein vom
Grab weggewälzt war;
3sie gingen hinein, aber den Leichnam
Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.
4Während sie ratlos dastanden,
traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen.
5Die Frauen erschraken und blickten
zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den
Toten?
6Er ist nicht hier, sondern er ist
auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in
Galiläa war:
7Der Menschensohn muss den Sündern
ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.
8Da erinnerten sie sich an seine
Worte.
9Und sie kehrten vom Grab in die
Stadt zurück und berichteten alles den elf und den anderen Jüngern.
10Es waren Maria Magdalene, Johanna
und Maria, die Mutter des Jakobus; auch die übrigen Frauen, die bei ihnen
waren, erzählten es den Aposteln.
11Doch die Apostel hielten das alles
für Geschwätz und glaubten ihnen nicht.
12Petrus aber stand auf und lief zum
Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden dort liegen. Dann ging
er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.
Gedanken zur Liturgie
Die Feiern der
Osternacht beginnen mit der Segnung des Feuers und der Osterkerze. Danach
folgen Ostergesang, Lesungen, Taufwasserweihe und die Feier der heiligen
Eucharistie.
Die Kerze
symbolisiert den auferstandenen Jesus Christus.
Er steht im
Mittelpunkt des Ostergeschehens und Feierns. Ohne das Zeugnis der Weggefährten
Jesu von seiner Auferstehung gäbe es kein Christentum und keine Osterliturgie.
Man könnte zwar den Gekreuzigten in Erinnerung rufen, seine Lehre wie die eines
weisen Philosophen bedenken, seinen Geburts- oder Sterbetag begehen, doch gäbe
es dieses Fest nicht als Höhepunkt des Kirchenjahres.
Warum kommen zu
diesen Feiern auch viele, die sonst nur am Rande die christlichen Feste
mitfeiern? Wahrscheinlich geht es hier um die letzte Hoffnung, die auch in den
Fernstehenden lebendig geblieben ist. Wir feiern unseren auferstandenen
Christus, weil wir die frohe Botschaft vom neu erstandenen Leben nicht nur
vernehmen, sondern auch in Christi Auferstehung unseren eigenen Lebensweg über den
Tod hinaus vorgezeichnet wissen. Weil der Tod besiegt ist und das Leben
unauslöschlich weiterbesteht, ist unser Osterfest unsere höchste und letzte
Hoffnung und unsere große Freude. Das Kerzenlicht erleuchtet unseren Weg und
schenkt Geborgenheit und Wärme an diesem Abend oder in der Nacht. Deshalb
tragen die Menschen nach dem Gottesdienst das Osterlicht in ihre Häuser.
Das
Taufwasser wird geweiht.
In der
Osternacht wurden die Gläubigen, die sich in der Fastenzeit vorbereitet hatten,
in die Gemeinschaft mit Christus und mit den Christen hineingetauft. Wenn auch
heute die Kindertaufe üblich ist, so stellt uns die Kirche einmal im Jahr
unsere Taufe vor Augen, damit wir die Konsequenzen dieses Geschenks überdenken
und unser Leben neu als Getaufte leben.
Ostern sollte
eine Auferstehung aus der Gleichgültigkeit und Mittelmäßigkeit, aus
verschlammtem religiösem Leben und aus
Halbherzigkeit werden. Wir sind eingeladen, unsere Taufe jedes Jahr wieder zu
unterschreiben. Die Entscheidung für Gott, für die Gemeinschaft der Christen,
für ein religiöses Leben, für Umkehr und Treue sollte nachhaltig fallen.
Natürlich ist
wie immer der Höhepunkt unseres Feierns die Eucharistie.
In ihr gehen wir
ja in Jesu heilende und rettende Hingabe an den Vater und an die Menschen ein,
wir sind in der Kommunion in den Zeichen des Brotes und Weines mit der
Lebenskraft des Auferstandenen vereint. Wir werden geheilt und befreit und zur
Liebe befähigt, weil wir ja bei der hl. Messe immer wieder gleichsam Christus
anziehen. Er lebt in uns, und wir leben in ihm.
Bei der
Auferstehungsprozession, die in vielen Pfarren gehalten wird, bezeugen wir
unseren Glauben an den Auferstandenen, verkünden allen die Frohbotschaft und
bekennen uns zu ihm.
Jeder soll
wissen: Wir haben eine Hoffnung, die unser Leben und Sterben prägt. Der Wunsch
„Frohe Ostern“, den wir einander zurufen, ist berechtigt und kann unser Leben
mit Osterfreude erfüllen, die nie mehr erlöschen wird. (merli@utanet.at)
*
Ostersonntag
31. 3. 2013
Joh 20, 1-9
Am ersten Tag der Woche kam Maria
von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der
Stein vom Grab weggenommen war.
2Da lief sie schnell zu Simon
Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn
aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.
3Da gingen Petrus und der andere
Jünger hinaus und kamen zum Grab;
4sie liefen beide zusammen dorthin,
aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans
Grab.
5Er beugte sich vor und sah die
Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
6Da kam auch Simon Petrus, der ihm
gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen
7und das Schweißtuch, das auf dem
Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern
zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
8Da ging auch der andere Jünger,
der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.
9Denn sie wussten noch nicht aus
der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.
Gedanken zum Evangelium
In
den Evangelien werden verschiedenartige Berichte über die Ereignisse um Jesu
Auferstehung dargeboten. Im heutigen Evangelium stehen die Frau Maria von
Magdala und die zwei Jünger Johannes und Petrus im Blick. Es ist sicher von
theologischer Bedeutung, dass gerade Petrus, der „Felsenmann“ und Johannes, der
„Lieblingsjünger“ zuerst zum leeren Grab kommen. Interessant aber ist, dass sie
den Auferstandenen nicht sehen. Dies wird dagegen von der Frau berichtet.
Maria von Magdala kam frühmorgens zum Grab.
Später heißt es: „Sie weinte“. Hinter diesen Berichten steht eine
Frau, die liebt. Liebe lässt aktiv werden, Liebe bereitet auch Schmerz, Liebe
ermöglicht den Zugang zum Geheimnis der Auferstehung, Liebe führt zur Begegnung
mit Jesus.
Die Tatsache, dass die ersten Zeugen der Auferstehung Frauen waren,
könnte der theologischen Wissenschaft und der Verkündigung zu denken geben.
Beide bewegen sich häufig auf der Schiene des Verstandes, wirken manchmal hart
und bieten wenig Raum für Gefühle. Der Bericht deutet an, dass es den Glauben
nur in Verbindung mit der Liebe gibt. Menschen, die andere verachten oder vor
Hochmut triefen, finden kaum zum Glauben.
Gewiss kann der Glaube nicht nur aus dem Gemüt heraus entstehen;
sentimentale Gefühle können täuschen und in die Irre führen, wenn der Verstand
aussetzt. Trotzdem sollten wir uns nicht fürchten vor Gefühlen der Trauer oder
der Freude, vor Tränen, vor Begeisterung, vor Mitgefühl oder Reue. Gefühle
wurden im religiösen Leben und in der
christlichen Erziehung häufig für schädlich gehalten und unterdrückt. So kamen
dann nicht selten Kälte und Härte auf, die beträchtliches Unheil anrichten
konnten.
Petrus und Johannes laufen zum Grab.
Die Berichte der Frauen werden in Parallelschilderungen als Einbildung
und Weibergeschwätz abgetan. Die zwei Jünger aber gehen den unglaublichen
Meldungen nach. Sie drehen sich nicht auf die andere Seite und schlafen weiter,
sie werden aktiv. Ein Vorbild für alle, die sich bemühen, die Botschaften über
den auferstandenen Jesus Christus ernst zu nehmen und sich bei der
Wahrheitssuche durch nichts abhalten lassen. Viele „schlafen“ heute, ohne sich
am christlichen Leben zu beteiligen. Sie ließen sich vielleicht von
Sensationsberichten halbgebildeter und selbsternannter Theologen oder
Enthüllungsjournalisten verunsichern. Sie kümmern sich um das Ereignis der
Auferstehung Jesu kaum, das für die Welt und für ihr persönliches Leben von
eminenter Bedeutung wäre. Viel mehr Zeit und Energie werden für Kuraufenthalte,
Körperpflege, Vergnügungsveranstaltungen oder alltägliche seichte Sendungen
aufgebracht. Für das Entscheidendste ihres Lebens finden sie nur Zeit, wenn
ihnen „danach ist“ oder wenn etwas Besonderes geboten wird. Christen, die
Ostern feiern, sollten etwas von der Freude in diesen Berichten lebendig werden
lassen, geradezu begierig die Wahrheiten über das neue Leben der Auferstehung
suchen und eine gläubige Wertung der täglichen Aufgaben und Angebote vornehmen.
„Er sah und glaubte.“
Die Jünger sehen die Leichentücher da liegen. Jesus kehrte nicht
wieder in sein vorheriges sterbliches Leben zurück. Es begann eine neue
Dimension auch des körperlichen Seins. Göttliche Lebenskraft belebt den
verklärten Leib der Auferstehung. Durch die Leinenbinden hindurch, meinen
Bibeltheologen, drang der auferstandene Leib Jesu. Jedenfalls können wir mit
Recht annehmen, dass jeder, der Christus sucht, zum Glauben befähigt wird.
Letztlich ist der Glaube sowohl für den Sehenden, als auch für den,
der Jesus nicht sieht, kein Ergebnis von Beweisführungen, sondern
Gnadengeschenk. Diesen Glauben an den Auferstandenen soll in diesen österlichen
Tagen in den großen Festfeiern neu aufleben und erneut unser ganzes Sein
prägen. Wir sollten als freudestrahlende österliche Menschen leben.
Wir feiern zu Ostern auch
unsere eigene Zukunft, denn wir haben schon jetzt Anteil am auferstandenen
Leben Christi, sind von seinem Geist durchdrungen, unsere Auferstehung ist
bereits im Gange. Wir sind in das Leben des Dreifaltigen Gottes hineingenommen,
aus dem wir nicht mehr herausfallen können. Unsere Zukunft ist in seiner
liebenden Hand gesichert. (merli@utanet.at)
*
Ostermontag
1. 4. 2013
Lukas 24, 13-35
Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in
ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
14Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.
15Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und
ging mit ihnen.
16Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.
17Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg
miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen,
18und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd
in Jerusalem, dass du als einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort
geschehen ist?
19Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er
war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk.
20Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans
Kreuz schlagen lassen.
21Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und
dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
22Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große
Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab,
23fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es
seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe.
24Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen
gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch,
alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.
26Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu
gelangen?
27Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der
gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
28So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als
wolle er weitergehen,
29aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald
Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu
bleiben.
30Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis,
brach das Brot und gab es ihnen.
31Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn
nicht mehr.
32Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er
unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?
33Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück,
und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt.
34Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon
erschienen.
35Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten,
als er das Brot brach.
Gedanken zum
Evangelium
Die Erzählung über
die Emmausjünger enthält viele theologische Aussagen. In ihr finden sich erste
Erfahrungen der Jesusjünger mit dem auferstandenen Jesus ebenso wie Anklänge an
die Gottesdienstfeier in der Urgemeinde. Wie jedes Jahr können wir den Bericht
der Reihe nach meditieren. Die hier dargelegten Gedanken sollen kurze
Anregungen zum Weiterdenken sein.
Zwei Jünger, die
nicht aus dem engen Apostelkreis stammen und eventuell griechischstämmige Gäste
in Jerusalem waren, gehen enttäuscht vom Ort der Hinrichtung Jesu weg.
Dennoch wäre gerade
dort, wo alles hoffnungslos zu sein scheint, die neue Erfahrung der
Auferstehung möglich gewesen. Vielleicht für heutige Christen ein Anstoß, auch
in dunklen Stunden zum gekreuzigten Jesus zu stehen.
Sie reden über
Jesus, über ihre enttäuschte Hoffnung auf ihn und sind verzagt.
Es wäre gut, würden
die Christen auch heute über ihre Enttäuschungen in der Kirche miteinander
reden, sich nicht nur in liebloser Kritik ergehen, sondern in Sorge um ihren
Glauben und um ihre Gemeinschaft mit Jesus wohlwollend miteinander diskutieren.
Jesus gesellte
sich zu ihnen.
Jesus begleitet
alle, die Leid tragen, die sich um ihren Glauben sorgen und diese Sorge mit
anderen teilen. Die zwei Jünger bekennen sich zu ihrer Erfahrung mit Jesus, sie
verheimlichen ihren nun hart geprüften Glauben an Jesus nicht, sie reden über
Fragen des Glaubens mit dem „Fremden“.
Für alle
christliche Angsthasen eine Lehre, sich offen zum Glauben zu bekennen, sich
nicht mit belanglosem, seichten Gerede zufriedenzugeben, sondern auch vor
anderen Interesse an ernsten Fragen des Lebens, der Enttäuschungen und des
Glaubens überhaupt zu zeigen.
Jesus erklärt
die Schrift.
Christen sollten
ihre Bibel kennen. Sie bietet Erkenntnisse, hilft auch dort verstehen, wo rein
diesseitigem Denken manches unbegreiflich bleibt. Das Geheimnis des Lebens und
Sterbens Jesu, sowie seine Auferstehung müssen aus der Heiligen Schrift
beleuchtet werden. Holen wir die Bibel aus dem Schrank!
Sie laden Jesus
ein.
Sie befinden sich
dabei in der Tradition der Gastfreundschaft im Heiligen Land zur Zeit Jesu,
haben aber sicher auch Interesse an einem weiterführenden Gespräch mit Jesus
über die Worte der Schrift.
Christen sollen
immer Einladende sein und gesprächsbereit, wenn es um ihren Glauben geht.
Nichts fördert die Unwissenheit des modernen Christen über seinen Glauben mehr
als die „gottlosen“ Gespräche, die wir tagtäglich führen. Wir leben und reden
miteinander häufig eine ganze Woche lang so, als wären wir Ungläubige, die
Jesus gar nicht kennen. Über ihn und unsere Gemeinschaft mit ihm wird kaum je
ein Wort gesprochen. Das können wir in der Osterzeit ändern.
Jesus bleibt bei
ihnen.
Jesus ist auch
heute bei denen, die sich für die bedeutendste Frage ihres Lebens, für ihren
Glauben interessieren, die christliche Gastfreundschaft üben und denen ihre
Religion ein wesentliches Anliegen ist.
Sie erkennen ihn
beim Brotbrechen.
Wie schon bei
anderen Gelegenheiten erleben sie es wieder: Jesus bricht das Brot und reicht
es ihnen. Damit wird wohl auch die eucharistische Gemeinschaft angedeutet.
Daran erkennen sie ihn.
Auch heute erkennen
wir Jesus, erleben seine Auferstehung, werden hineingenommen in sein neues
Leben, wenn wir Eucharistie feiern, wo er uns das Brot bricht und reicht.
Sie brechen auf,
um den anderen die Freude zu bringen.
Christen sind
Verkünder, Apostel der Freude, der Hoffnung, der Liebe Gottes, die in Jesus
erschienen ist. Sie sind immer Boten der Auferstehung. Sind wir das?
Am zweiten
Ostertag können wir den Emmausbericht meditieren, uns an ihm orientieren,
unsere Beziehung zu Christus festigen und die Osterfreude vertiefen. (merli@utanet.at)