Christi Himmelfahrt
9. 5. 2013
Lk 24, 46-53
46Er
sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am
dritten Tag von den Toten auferstehen,
47und in
seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie
sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.
48Ihr
seid Zeugen dafür.
49Und
ich werde die Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden. Bleibt
in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet.
50Dann
führte er sie hinaus in die Nähe von Betanien. Dort erhob er seine Hände und
segnete sie.
51Und
während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben;
52sie
aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem
zurück.
53Und
sie waren immer im Tempel und priesen Gott.
Gedanken
zum Evangelium
Lukas beschließt
sein Evangelium mit den Abschiedsworten in Jerusalem. Jesus wird dort in die
Herrlichkeit des Himmels aufgenommen, von wo aus sein bejubelter Einzug in die
Stadt begann und wo er in sein Leiden hineingetaucht worden war. Betrachten wir
einige Sätze des Berichts.
„So steht es in
der Schrift.“
Jesus steht in der
Tradition des Alten Testamentes. Das Wort Gottes in den heiligen Schriften der
Juden ist für ihn wegweisend. Es beleuchtet die göttlichen Pläne, gibt Auskunft
über die Bedeutung der Ereignisse und bestätigt Jesu Leben, sein Sterben und
seine Auferstehung als Wirken Gottes.
Auch uns Christen
ist die Bibel als Wort Gottes zur Erleuchtung und zum Verständnis des
Jesusereignisses in die Hand gegeben. In ihr begegnet uns der Geist Gottes, der
unser gläubiges Denken, Erkennen und Verstehen des göttlichen Wirkens auch
heute ermöglicht.
„Ihr seid Zeugen
dafür.“
Allen Völkern soll
Rettung verkündet werden. Sie beginnt in der Befähigung zur Umkehr und in der
Vergebung der Sünden.
Es ist eine
schwierige Aufgabe geworden, den Menschen unserer Tage nahe zu bringen, sie sollten
umkehren. Wo jeder täglich die selbstbewusste und lautstarke Lehre vernimmt,
des Menschen Freiheit bestehe in seiner völligen Autonomie, er müsse allein
„nach seinem Gewissen“ handeln und dürfe sich keine Beschränkungen auferlegen
oder gefallen lassen, dort kommt die Botschaft von Sündenschuld und der
Notwendigkeit der Bekehrung schlecht an.
Die Christen
sollten umso mehr ihre Bereitschaft zu Reue und Umkehr bekunden, sichtbar als
Befreite leben und ihre Rettung durch Jesus dankbar feiern. Sie sollten auch
Zeugen der Umkehrbereitschaft für andere sein.
„Ich werde die
Gabe, die mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden.“
Jesus verheißt die
„Kraft aus der Höhe“, den Heiligen Geist. Wir sollten einige Fragen überlegen:
Hat in unserem täglichen Denken, Reden und Handeln der Heilige Geist, also
Gott, überhaupt einen Platz? Suchen wir nach wesentlichen Wahrheiten, schauen
wir nach Erleuchtung durch Gott aus? Sind wir gerne dort, wo die Herzen für
Gottes Geist geöffnet werden? Haben wir Zeit für das Gebet, das Lesen oder Studium
der Bibel und für religiöse Besinnung? Wir halten uns vielleicht zu gerne im
Keller der Gottferne auf und vergessen, dass die Sonne Gottes wärmen, beleben
und befreien kann.
„Dort erhob er
seine Hände und segnete sie.“
Die Jünger kehren voll
Freude in die Stadt zurück. Sie wissen ihre Zukunft im Segen Jesu geborgen und
beschützt. Sie spüren, er hat sie nur in der sichtbaren Welt verlassen, es
bleibt aber die übernatürliche Lebensverbindung bestehen.
Die Christen aller
Zeiten befanden sich unter dem göttlichen Segen, sie fühlten sich nicht allein
gelassen, sie kannten ihren Herrn, der sie auf ihrem Lebensweg begleitete. Auch
heutige Christen werfen mit Recht „ihre Sorgen auf den Herrn“. Wie die ersten
Jünger sind sie gerne dabei, wenn Gott angebetet wird. Sie erneuern in Treue
ihre Hoffnung, ihre Freude am Glauben und ihr Vertrauen auf den stets
gegenwärtigen Segen Jesu Christi dort, wo sie in seiner Gemeinschaft versammelt
werden.
Am Fest Christi
Himmelfahrt wurden viele von uns als Erstkommunikanten in die eucharistische
Gemeinschaft Jesu aufgenommen. Jesus blieb immer bei uns, auch wenn wir nicht
bei ihm blieben. Die Erinnerung kann uns nachdenklich machen, uns zu neuem
Eifer und zu neuer Freude am christlichen Leben bewegen. (merli@utanet.at)
*
7. Sonntag
der Osterzeit
12. 5. 2013
Jo 17, 20-26
20Aber ich
bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an
mich glauben.
21Alle
sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch
sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.
22Und ich
habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen
eins sein, wie wir eins sind,
23ich in
ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die
Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie
mich.
24Vater,
ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin.
Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon
geliebt hast vor der Erschaffung der Welt.
25Gerechter
Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie
haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
26Ich habe
ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die
Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.
Gedanken zum
Evangelium
Die Anliegen Jesu
vor seinem Sterben werden von Johannes im großen Abschiedsgebet
zusammengefasst. Jesus bittet für die Seinen und für alle, die durch sie zum
Glauben kommen werden. Vorrangig geht es in dem Bericht um eine mehrfache
Einheit: um die Einheit des Dreifaltigen Gottes, die Einheit der Glaubenden mit
Jesus und die Einheit der Christen untereinander. Das eine ist ohne das andere
nicht denkbar.
„Wie du,
Vater, in mir bist und ich in dir bin...“
Die Einheit der
Jünger Jesu ist in der Gemeinschaft des Dreifaltigen Gottes begründet. Sie sind
gleichsam auch als Christengemeinde nach dem Bild Gottes geschaffen. Es besteht
eine Analogie der Christengemeinschaft zur göttlichen Wesenseinheit. Das
göttliche Leben in den Glaubenden prägt über alle Verschiedenheiten hinaus die
Kirche. Ihre Zusammengehörigkeit ist in ihrer Hineinnahme in die Dreifaltigkeit
begründet und verwirklicht. Streit, Missgunst oder gar Glaubenskriege unter
Christen sind daher widergöttlich. Kirchliche Tätigkeiten sind nur legitim,
wenn sie diesem Leben in Gott entsprechen und vor ihm bestehen können.
„...,damit
die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast
wie mich.“
Wer in die
Gemeinschaft Jesu eintritt, ist in die Liebe des Dreifaltigen Gottes
hineingetaucht. Liebe verwandelt immer. Göttliche Liebe heilt, befreit, belebt
und beglückt unendlich. Christen sollten sich dieser Auszeichnung bewusst sein
und dankbar „in Gott“ leben. Dies geschieht durch ihr Bekenntnis zu Jesus und
in der täglichen Lebensgemeinschaft mit ihm. Er ist die Mensch gewordene Liebe
Gottes. Wer in ihm ist und mit ihm geht, wird von jener Liebe getragen, die
alles erneuert.
„Vater, ich
will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin.“ Der Bereich Gottes ist der Platz, wo der Jünger Jesu zuhause ist.
Seine „Heimat ist im Himmel“. Wir leben aber auch schon hier in Gott durch
unsere Zugehörigkeit zu Jesus. Bei ihm sind wir schon jetzt zu Hause. Die
Vollendung in Gottes Ewigkeit hat schon begonnen. Christen, die ohne Gott und
ohne Beziehung zu Jesus leben, sind Karikaturen oder Lampen ohne Strom. Wir
müssen nicht an den vergänglichen Werten dieser Erde krampfhaft festhalten. Wir
können gelassen auf Nebensächliches verzichten. Wir kennen das hohe Ziel
unserer Berufung.
Das
Abschiedsgebet Jesu, das uns Johannes überliefert, führt in die Tiefe des
göttlichen Geheimnisses, aber auch in die Tiefe der Berufung des Christen in
die Gemeinschaft mit Jesus. Sie verheißt und bewirkt Leben in Fülle. (merli@utanet.at)