Sonntag, 26. Mai 2013



Herz-Jesu-Fest

7. 6. 2013 

Lk 15, 3-7
3Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
4Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?
5Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern,
6und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren war.
7Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.
Gedanken zum Fest

Vor fünfzig oder mehr Jahren hatte im religiösen Leben der Christen die Herz-Jesu-Verehrung einen festen Platz. Damit waren Heilsverheißungen verknüpft. Man feierte die Herz-Jesu- Freitage, ging beichten und zur Kommunion und stellte etwas kitschig anmutende Herz-Jesu-Statuen in den Kirchen auf. Diese Frömmigkeit hatte etwas Sentimentales oder gar Süßliches an sich. Herz-Jesu-Lieder und -Gebete bezeugen dies bis heute.
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein mehr sachlicher, nüchterner oder wesentlicher und theologisch fundierter Kult im Blick auf das Herz Jesu entwickelt. Die Gesinnungen der Liebe, des Erbarmens und der Ehrfurcht, die bei Jesus zu sehen und zu spüren sind, stehen im Vordergrund. Diese zu betrachten und von ihnen zu lernen ist ein wesentlicher Sinn des Festes. Das reiche Innenleben Jesu, das unter dem Wort Herz zusammengefasst werden kann, soll Wegweisung für die Christen sein. Blicken wir auf dieses „Herz.“

Gehorsam und Ehrfurcht gegen Gott
Jesus kam, um den Willen Gottes zu erfüllen. Wir lehnen uns gegen Gott auf, wir suchen das Glück bei vergänglichen Gütern, wir kümmern uns um Gott zu wenig, wir sündigen in Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit gegen Gottes Zuwendung. Jesus erfüllt den Willen Gottes an unserer Stelle und somit seine Lebensaufgabe bis in den Tod. Er ist „gehorsam bis zum Tod.“

Wahrhaftigkeit
Unter den Menschen sind Heuchelei und Falschheit weit verbreitet. Die Lüge wird in der großen Politik als Diplomatie verkauft. Sie ist in der Gesellschaft täglich gegenwärtig. Sie tarnt sich als Notlüge, ist eine Folge von Angeberei, entspringt der Feigheit und zerstört letztlich das Vertrauen in der Gesellschaft. Man findet selten Menschen, die ganz aufrichtig und lauter sind.
Jesus fasziniert durch seine Wahrhaftigkeit. Er kennt keine Falschheit. Ihm kann man vertrauen. Es gilt, sich an seiner Lauterkeit zu orientieren.

Barmherzigkeit
Menschen belauern einander. Wer Fehler begeht, der wird beurteilt und nicht selten verurteilt. Dahinter steht häufig Selbstgerechtigkeit. Wo man selbst fehlt, da gibt es die Entschuldigung und Freisprechung. Wo andere fehlen, da wird schwerer gewichtet. So verbinden sich Falschheit, Überheblichkeit und Missgunst und werden zum Richter über die Mitmenschen.
Jesus bagatellisiert die Sünde nicht. Aber er wendet sich dem Sünder mit Wohlwollen zu, hat Mitleid und Verständnis für seine Situation. Vor allem sagt er ihm Befreiung zu und führt so zu Reue, Bekehrung, Freude und Freiheit. Christen sollten auf Jesus schauen und Wegbereiter zu neuer Hoffnung sein. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf zeigt diese Gesinnung auf.

Liebe
Alle Tugenden, alle positiven Gesinnungen sind in der Liebe zusammengefasst. „Eine größere Liebe hat niemand als der, der sein Leben hingibt für seine Freunde.“ In Jesus ist die höchste Liebe göttliches Lebenselement. In ihm ist Gottes Liebe mit der menschlichen Liebe vereint. Diese Liebe enttäuscht nicht, sie beseelt, heilt, befreit und beglückt. Wer diese Liebe des Herzens Jesu studiert und betrachtet, der erkennt, was Liebe in seinem Leben bedeuten könnte, der spürt die Beglückung in der Nähe dieser belebenden Liebe, der weiß, was er an Jesu Freundschaft hat.

Wenn hier auch nicht auf alle Gesinnungen des reichen Innenlebens Jesu eingegangen werden kann, so lässt sich doch erahnen, dass Herz-Jesu-Verehrung auch heute aktuell und modern ist. Auf Jesus zu schauen bedeutet Trost, Freude und Geborgenheit. Wer an ihm Maß nimmt, dessen Lebensweg wird erhellt und  führt zum letzten Ziel des glückseligen Lebens bei Gott (merli@utanet.at).



10. Sonntag im Jahreskreis
 9. 6. 2013

Lukas 7, 11-17

In jener Zeit
11ging Jesus in eine Stadt namens Nain; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm.
12Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie.
13Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht!
14Dann ging er zu der Bahre und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!
15Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.
16Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen.
17Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
Gedanken zum Evangelium
Mit der Schilderung der Totenerweckung im kleinen Städtchen  Nain vertieft Lukas den Glauben an Jesus, der in der Kraft Gottes lehrt und wirkt.

Das Mitgefühl.
Eine Witwe trägt ihren einzigen Sohn, ihre ganze Hoffnung zu Grabe. Das jüdische Gesetz verlangte, sich der Witwen besonders anzunehmen. Jesus ist in seinem Innersten ergriffen über das Leid dieser Frau. Er nimmt sich ihrer an und gibt ihr den Sohn wieder zurück.
Jesus wird so Vorbild und Modell christlichen Handelns. Wir sollten nie vom Leid und der existentiellen Not unserer Mitmenschen ungerührt bleiben. Das Weinen mit den Weinenden ist keine unangebrachte Rührseligkeit, sondern eine christliche Tugend. Auch wir sind berufen, dem Elend Einhalt zu gebieten, die Not zu wenden und neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Dies kann geschehen durch persönliche Zuwendung, durch Mitarbeit in sozialen Diensten oder zum Beispiel durch materielle Hilfe für Blinde, Waisen- oder Pflegeheime oder sonstige Organisationen der Nächstenliebe.

Die Auferweckung.
Eine Totenerweckung ist unvorstellbar. Im Alten Testament vollbringen diese Wunder Propheten durch Gottes Kraft. Auch bei Jesus wird das Wirken Gottes sichtbar. Er ist der mit göttlicher Kraft ausgestattete Heil und Rettung bringende Mann Gottes. Im Zusammenhang mit seiner eigenen Auferstehung wird das Unvorstellbare immer mehr im Glauben erfasst: In ihm ist Gott unter den Menschen gegenwärtig.
Den Christen unserer Tage ist die Ergriffenheit über die Gegenwart Gottes unter den Menschen vielfach abhanden gekommen. Wir sollten wieder aus dieser Wahrheit leben lernen. Sie ist Grund unseres Vertrauens auf Rettung, Grund unserer Hoffnung, geborgen zu sein in diesem Leben und am Ende in der neuen Dimension der Ewigkeit. Ein Leben aus dieser Sicht wird von Zuversicht und Freude getragen.

Die Kunde.
Sie wurden von Furcht ergriffen, weil sie die Gegenwart Gottes spürten. Sie priesen Gott und erzählten überall von diesem Ereignis und von Jesus.
Wir gehören zu diesem Jesus, in dem Gott unter uns wirkt. Er ist auch heute der Herr, durch den uns die Nähe Gottes geschenkt ist. Wir sind seine Brüder und Schwestern. Wir können sicher sein, dass er uns begleitet, vor Verderben bewahrt und uns neu belebt, wenn wir verzagt, zerschlagen, verzweifelt oder dem Tode nahe sind. Mit ihm verbunden haben wir jetzt schon Anteil an seinem auferstandenen Leben und tragen in uns den göttlichen Keim der Vollendung.

Diesen Glauben an unsere Rettung sollen wir verbreiten. Auf die Frage nach unserer Hoffnung soll jeder unsere gläubige Antwort hören. An uns und durch unser Leben soll man erkennen: Durch Jesus Christus gibt es das Heil, die Befreiung und die Vollendung für alle. (merli@utanet.at)