Herz-Jesu-Fest
7. 6. 2013
Lk 15, 3-7
3Da
erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
4Wenn einer
von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die
neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es
findet?
5Und wenn
er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern,
6und wenn
er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu
ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren
war.
7Ich sage
euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen
Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben
umzukehren.
Gedanken zum
Fest
Vor fünfzig oder
mehr Jahren hatte im religiösen Leben der Christen die Herz-Jesu-Verehrung
einen festen Platz. Damit waren Heilsverheißungen verknüpft. Man feierte die
Herz-Jesu- Freitage, ging beichten und zur Kommunion und stellte etwas kitschig
anmutende Herz-Jesu-Statuen in den Kirchen auf. Diese Frömmigkeit hatte etwas
Sentimentales oder gar Süßliches an sich. Herz-Jesu-Lieder und -Gebete bezeugen
dies bis heute.
In den letzten
Jahrzehnten hat sich ein mehr sachlicher, nüchterner oder wesentlicher und
theologisch fundierter Kult im Blick auf das Herz Jesu entwickelt. Die
Gesinnungen der Liebe, des Erbarmens und der Ehrfurcht, die bei Jesus zu sehen
und zu spüren sind, stehen im Vordergrund. Diese zu betrachten und von ihnen zu
lernen ist ein wesentlicher Sinn des Festes. Das reiche Innenleben Jesu, das
unter dem Wort Herz zusammengefasst werden kann, soll Wegweisung für die
Christen sein. Blicken wir auf dieses „Herz.“
Gehorsam und Ehrfurcht gegen Gott
Jesus kam, um den Willen Gottes zu erfüllen. Wir lehnen uns gegen
Gott auf, wir suchen das Glück bei vergänglichen Gütern, wir kümmern uns um
Gott zu wenig, wir sündigen in Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit gegen Gottes
Zuwendung. Jesus erfüllt den Willen Gottes an unserer Stelle und somit seine
Lebensaufgabe bis in den Tod. Er ist „gehorsam bis zum Tod.“
Wahrhaftigkeit
Unter den Menschen sind Heuchelei und Falschheit weit verbreitet.
Die Lüge wird in der großen Politik als Diplomatie verkauft. Sie ist in der
Gesellschaft täglich gegenwärtig. Sie tarnt sich als Notlüge, ist eine Folge
von Angeberei, entspringt der Feigheit und zerstört letztlich das Vertrauen in
der Gesellschaft. Man findet selten Menschen, die ganz aufrichtig und lauter
sind.
Jesus fasziniert durch seine Wahrhaftigkeit. Er kennt keine
Falschheit. Ihm kann man vertrauen. Es gilt, sich an seiner Lauterkeit zu
orientieren.
Barmherzigkeit
Menschen belauern einander. Wer Fehler begeht, der wird beurteilt
und nicht selten verurteilt. Dahinter steht häufig Selbstgerechtigkeit. Wo man
selbst fehlt, da gibt es die Entschuldigung und Freisprechung. Wo andere
fehlen, da wird schwerer gewichtet. So verbinden sich Falschheit,
Überheblichkeit und Missgunst und werden zum Richter über die Mitmenschen.
Jesus bagatellisiert die Sünde nicht. Aber er wendet sich dem Sünder
mit Wohlwollen zu, hat Mitleid und Verständnis für seine Situation. Vor allem
sagt er ihm Befreiung zu und führt so zu Reue, Bekehrung, Freude und Freiheit.
Christen sollten auf Jesus schauen und Wegbereiter zu neuer Hoffnung sein. Das
Gleichnis vom verlorenen Schaf zeigt diese Gesinnung auf.
Liebe
Alle Tugenden, alle positiven
Gesinnungen sind in der Liebe zusammengefasst. „Eine größere Liebe hat niemand
als der, der sein Leben hingibt für seine Freunde.“ In Jesus ist die höchste
Liebe göttliches Lebenselement. In ihm ist Gottes Liebe mit der menschlichen
Liebe vereint. Diese Liebe enttäuscht nicht, sie beseelt, heilt, befreit und
beglückt. Wer diese Liebe des Herzens Jesu studiert und betrachtet, der
erkennt, was Liebe in seinem Leben bedeuten könnte, der spürt die Beglückung in
der Nähe dieser belebenden Liebe, der weiß, was er an Jesu Freundschaft hat.
Wenn hier auch nicht auf alle Gesinnungen des reichen Innenlebens
Jesu eingegangen werden kann, so lässt sich doch erahnen, dass
Herz-Jesu-Verehrung auch heute aktuell und modern ist. Auf Jesus zu schauen
bedeutet Trost, Freude und Geborgenheit. Wer an ihm Maß nimmt, dessen Lebensweg
wird erhellt und führt zum letzten Ziel
des glückseligen Lebens bei Gott (merli@utanet.at).
10. Sonntag im Jahreskreis
9. 6. 2013
Lukas 7, 11-17
In
jener Zeit
11ging
Jesus in eine Stadt namens Nain; seine Jünger und eine große Menschenmenge
folgten ihm.
12Als
er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war
der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt
begleiteten sie.
13Als
der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht!
14Dann
ging er zu der Bahre und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er
sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!
15Da
richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner
Mutter zurück.
16Alle
wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet
ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen.
17Und
die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
Gedanken
zum Evangelium
Mit der Schilderung
der Totenerweckung im kleinen Städtchen Nain vertieft Lukas den Glauben an Jesus, der
in der Kraft Gottes lehrt und wirkt.
Das
Mitgefühl.
Eine Witwe trägt
ihren einzigen Sohn, ihre ganze Hoffnung zu Grabe. Das jüdische Gesetz
verlangte, sich der Witwen besonders anzunehmen. Jesus ist in seinem Innersten
ergriffen über das Leid dieser Frau. Er nimmt sich ihrer an und gibt ihr den
Sohn wieder zurück.
Jesus wird so Vorbild und Modell christlichen Handelns. Wir sollten nie
vom Leid und der existentiellen Not unserer Mitmenschen ungerührt bleiben. Das
Weinen mit den Weinenden ist keine unangebrachte Rührseligkeit, sondern eine
christliche Tugend. Auch wir sind berufen, dem Elend Einhalt zu gebieten, die
Not zu wenden und neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Dies kann geschehen
durch persönliche Zuwendung, durch Mitarbeit in sozialen Diensten oder zum
Beispiel durch materielle Hilfe für Blinde, Waisen- oder Pflegeheime oder
sonstige Organisationen der Nächstenliebe.
Die
Auferweckung.
Eine
Totenerweckung ist unvorstellbar. Im Alten Testament vollbringen diese Wunder
Propheten durch Gottes Kraft. Auch bei Jesus wird das Wirken Gottes sichtbar.
Er ist der mit göttlicher Kraft ausgestattete Heil und Rettung bringende Mann
Gottes. Im Zusammenhang mit seiner eigenen Auferstehung wird das Unvorstellbare
immer mehr im Glauben erfasst: In ihm ist Gott unter den Menschen gegenwärtig.
Den Christen unserer Tage ist die Ergriffenheit über die Gegenwart
Gottes unter den Menschen vielfach abhanden gekommen. Wir sollten wieder aus
dieser Wahrheit leben lernen. Sie ist Grund unseres Vertrauens auf Rettung,
Grund unserer Hoffnung, geborgen zu sein in diesem Leben und am Ende in der
neuen Dimension der Ewigkeit. Ein Leben aus dieser Sicht wird von Zuversicht
und Freude getragen.
Die Kunde.
Sie wurden von
Furcht ergriffen, weil sie die Gegenwart Gottes spürten. Sie priesen Gott und
erzählten überall von diesem Ereignis und von Jesus.
Wir gehören zu diesem Jesus, in dem Gott unter uns wirkt. Er ist auch
heute der Herr, durch den uns die Nähe Gottes geschenkt ist. Wir sind seine
Brüder und Schwestern. Wir können sicher sein, dass er uns begleitet, vor
Verderben bewahrt und uns neu belebt, wenn wir verzagt, zerschlagen,
verzweifelt oder dem Tode nahe sind. Mit ihm verbunden haben wir jetzt schon
Anteil an seinem auferstandenen Leben und tragen in uns den göttlichen Keim der
Vollendung.
Diesen Glauben an
unsere Rettung sollen wir verbreiten. Auf die Frage nach unserer Hoffnung soll
jeder unsere gläubige Antwort hören. An uns und durch unser Leben soll man
erkennen: Durch Jesus Christus gibt es das Heil, die Befreiung und die
Vollendung für alle. (merli@utanet.at)