Montag, 3. Juni 2013



11. Sonntag im Jahreskreis

16. 6. 29^3

Lk 7, 36 -  8, 3
In jener Zeit
36ging Jesus in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch.
37Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl
38und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl.
39Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist.
40Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister!
41 (Jesus sagte:) Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig.
42Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben?
43Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast Recht.
44Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet.
45Du hast mir (zur Begrüßung) keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst.
46Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt.
47Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie  (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe.
48Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben.
49Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt?
50Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!
1In der folgenden Zeit wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn,
2außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren,
3Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.
Gedanken zum Evangelium

Es war üblich, dass man zum Mahl einlud. Die Tischgemeinschaft war eine Männerrunde. Man lag auf Teppichen und Polstern, stützte den Kopf auf den linken Arm und aß mit der rechten Hand, was am Fußboden des Raumes serviert wurde. Der Einladende erwartete philosophische oder theologische Gespräche. Bei der Einladung Jesu geschah etwas Unerwartetes und Ungeheures.

Eine Frau mit schlechtem Ruf betritt den Raum.
Sie kniet bei den Füßen Jesu nieder, benetzt seine Füße mit ihren Tränen, gießt Parfum auf sie und trocknet sie mit ihrem aufgelösten Haar. Das ganze ist eine sehr ungehörige und erotische Szene. Jesus lässt es geschehen.
In der Nähe Jesu bleiben althergebrachte Bräuche unberücksichtigt. Jesus meidet in der Öffentlichkeit die Frauen nicht. Er ist sich auch nicht zu gut, um mit Sündern Kontakt zu pflegen. Er achtet jeden Menschen und gibt auch dem Sünder eine Chance.
Ein Beispiel, das in der männerorientierten katholischen Kirche Beachtung finden könnte.
In unserer Gemeinschaft ist derselbe Jesus gegenwärtig, der uns seine Gesinnungen als Wegweisung anbietet. Heutige einschlägige Probleme und Anliegen zu diskutieren und auch neue Wege zu wagen, sollten nicht verboten sein.

Jesu Einstellung wird vom Gastgeber missbilligt.
Auch heute erlauben sich „Gerechte“, Urteile über Sünder oder Sünderinnen zu fällen. Der Klatsch verbreitet Fehlhaltungen der Mitmenschen; man kann sich doch so schön über ihre Verirrungen entsetzen, wobei man sich selbst als gerecht erachtet.
Es drängt sich die Frage auf: Sollten wir nicht mehr Barmherzigkeit lernen und auch denen in Liebe Wege zur Umkehr ebnen, die schwach waren? Dies könnte in Ehe und Familie ebenso geschehen wie im Pfarrleben, wo es immer auch Schwäche, Sünde und Umkehrbereitschaft gibt.

„Deine Sünden sind dir vergeben.“
Die Voraussetzung für Bekehrung und Neubeginn sind Vertrauen zu Jesus Christus und Reue über den eigenen Irrweg. In der heutigen Welt wollen viele unschuldig sein. Sie leugnen lieber, Sünder zu sein als ihre Sünden einzubekennen, zu bereuen und bei Jesus Heilung zu suchen.
Befreiung geht immer nur über die Schiene von Einsicht, Reue und Liebe. Seine Sünden zu leugnen und durch wohlklingende Erklärungen aus der Welt schaffen zu wollen, bringt keine Befreiung und nimmt die Lasten nicht von der Seele. Unser Weg zur Erneuerung unserer Herzen heißt auch heute Vertrauen, Umkehrbereitschaft und liebender Kontakt zu Jesus.

„Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!“
Viele suchen Frieden fern von Gott. Alle Propheten der modernen Zeit verheißen Glück, Frieden, neue Lebensqualität durch Selbstverwirklichung oder Erweiterung des Bewusstseins. Gesundheitsapostel bieten Lebensfreude und ewige Jugend an. Trotzdem schleichen viele angstvoll und verdrossen auf ihrem Lebensweg ohne Orientierung dahin.
Wirklich frei und damit froh kann aber nur sein, wer dort Zuneigung sucht, wo Gott gegenwärtig ist und der dort Liebe erfährt, wo der Urgrund jeder Liebe wohnt. Wer ohne Gott und fern von Jesus Heil sucht, lebt eine Zeitlang in einer Scheinwelt des Wohlstandes und des Glücks, weiß aber doch in seinem Gewissen, dass, glitzernde Verheißungen, wenn auch noch so selbstbewusst dargeboten, sein Lebensglück nicht begründen können und immer wieder Enttäuschungen nach sich ziehen.

Die im heutigen Evangelium geschilderte Szene lehrt uns wieder Wahrheiten, die in unserem täglichen Leben Geltung haben sollten. Der Sünder weiß sich angenommen, der Pharisäer korrigiert, der Christ zur Nachfolge in der liebenden Hinwendung und zur Barmherzigkeit aufgerufen. Wir alle, ob Sünder oder Gerechte, dürfen Erbarmen und Heil von Jesus erwarten. (merli@utanet.at)