Sonntag, 16. Juni 2013



13. Sonntag im Jahreskreis
 30. 6. 2013
 Lk 9, 51-62
51Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen.
52Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen.
53Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.
54Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet?
55Da wandte er sich um und wies sie zurecht.
56Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf.
57Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.
58Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
59Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben.
60Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!
61Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen.
62Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.
Gedanken zum Evangelium

Im Reisebericht des Lukas werden verschiedene Ereignisse erzählt, die alle auch auf das kommende Leiden und Sterben und auf die Auferstehung in Jerusalem hingeordnet sind. In den Berichten werden notwendige Grundhaltungen derer sichtbar, die Jesus nachfolgen, und es wird die Wichtigkeit der Botschaft Jesu vom Reich Gottes betont.

„Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.“
Die alten politischen Auseinandersetzungen und religiösen Meinungsverschiedenheiten zwischen Juden und Samaritanern bilden offenbar den Hintergrund dieser Ablehnung. Wie oft konnte im Laufe der Geschichte des Christentums letztlich Jesus nicht aufgenommen werden, weil man alte Ressentiments, politische Erblasten und religiöse Zwistigkeiten nicht begraben konnte oder wollte! Es besteht heute mehr denn je Handlungsbedarf, die christliche Einheit zu suchen und zu wagen, damit das Reich Gottes zu allen kommen kann.

„Da wandte er sich um und wies sie zurecht.“
Die Jünger wollen die Dorfbewohner bestrafen, weil sie Jesus die Gastfreundschaft verweigern. Sie finden diese Ablehnung unerhört, erregen sich und rufen nach Verdammung.
Die Gesinnung Jesu, die seine Jünger wie auch wir lernen müssen, ist Geduld mit den Irrenden. Christen verkraften ohne Verbitterung auch die Ablehnung ihres Glaubens und die Abweisung ihrer Botschaft. Christliche Toleranz besteht in der Bereitschaft, Andersdenkenden in der Gesinnung Jesu zu begegnen. Jesus nachfolgen bedeutet, selbst in der Wahrheit festzustehen, aber die ehrliche Überzeugung anderer zu achten.

„Folge mir nach!“
Es folgen Berufungsberichte. Tote Verwandte zu begraben, war heilige Pflicht der Juden. Auch Familienbande wurden hochgeschätzt. Die Worte Jesu stellen diese nicht in Frage. Lukas will mit den geschilderten Szenen andeuten, dass die Gefolgschaft Jesu von besonderer Bedeutung ist und dass der Verkündigung des Gottesreiches höchste Priorität zukommt.
Dies beinhaltet für unsere heute gängige Art christlichen Lebens eine ernste Mahnung. Viele meinen ja, so nebenbei christlich leben zu können, „wenn es einem taugt“, „wenn man Zeit hat“ oder „wenn es etwas bringt.“
Der Leser des Evangeliums erfährt andere Maßstäbe. Christliches Leben und die Nachfolge Jesu verlangen Entschiedenheit, die tragfähig ist und nicht von den „täglichen Notwendigkeiten“ verwässert werden darf. Wer „die Hand an den Pflug legt“, soll nicht nach anderen Möglichkeiten ausschauen oder versäumten Gelegenheiten nachtrauern. Er soll seinen Weg unbeeindruckt mit Jesus gehen.

Wer den Text des heutigen Evangeliums aufmerksam liest, erfährt wieder ein wenig mehr, wie christliches Leben aussehen soll und wie er für sein Christsein eine Neuorientierung vornehmen kann. Wir alle sind eingeladen, auf unserem „Weg nach Jerusalem“ Jesus nachzufolgen. Es ist zeitweise ein Weg des Leidens und Sterbens, führt aber immer zur Auferstehung und Verherrlichung (merli@utanet.at).