13. Sonntag im
Jahreskreis
30. 6. 2013
Lk 9,
51-62
51Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden
sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen.
52Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf
und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen.
53Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.
54Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen
wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet?
55Da wandte er sich um und wies sie zurecht.
56Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf.
57Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte:
Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.
58Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre
Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
59Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich
zuerst heimgehen und meinen Vater begraben.
60Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und
verkünde das Reich Gottes!
61Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass
mich von meiner Familie Abschied nehmen.
62Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und
nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.
Gedanken zum
Evangelium
Im Reisebericht
des Lukas werden verschiedene Ereignisse erzählt, die alle auch auf das
kommende Leiden und Sterben und auf die Auferstehung in Jerusalem hingeordnet
sind. In den Berichten werden notwendige Grundhaltungen derer sichtbar, die
Jesus nachfolgen, und es wird die Wichtigkeit der Botschaft Jesu vom Reich
Gottes betont.
„Aber man
nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.“
Die alten
politischen Auseinandersetzungen und religiösen Meinungsverschiedenheiten
zwischen Juden und Samaritanern bilden offenbar den Hintergrund dieser
Ablehnung. Wie oft konnte im Laufe der Geschichte des Christentums letztlich
Jesus nicht aufgenommen werden, weil man alte Ressentiments, politische
Erblasten und religiöse Zwistigkeiten nicht begraben konnte oder wollte! Es besteht
heute mehr denn je Handlungsbedarf, die christliche Einheit zu suchen und zu
wagen, damit das Reich Gottes zu allen kommen kann.
„Da wandte er
sich um und wies sie zurecht.“
Die Jünger
wollen die Dorfbewohner bestrafen, weil sie Jesus die Gastfreundschaft
verweigern. Sie finden diese Ablehnung unerhört, erregen sich und rufen nach
Verdammung.
Die Gesinnung
Jesu, die seine Jünger wie auch wir lernen müssen, ist Geduld mit den Irrenden.
Christen verkraften ohne Verbitterung auch die Ablehnung ihres Glaubens und die
Abweisung ihrer Botschaft. Christliche Toleranz besteht in der Bereitschaft,
Andersdenkenden in der Gesinnung Jesu zu begegnen. Jesus nachfolgen bedeutet,
selbst in der Wahrheit festzustehen, aber die ehrliche Überzeugung anderer zu achten.
„Folge mir
nach!“
Es folgen
Berufungsberichte. Tote Verwandte zu begraben, war heilige Pflicht der Juden.
Auch Familienbande wurden hochgeschätzt. Die Worte Jesu stellen diese nicht in
Frage. Lukas will mit den geschilderten Szenen andeuten, dass die Gefolgschaft
Jesu von besonderer Bedeutung ist und dass der Verkündigung des Gottesreiches
höchste Priorität zukommt.
Dies beinhaltet
für unsere heute gängige Art christlichen Lebens eine ernste Mahnung. Viele
meinen ja, so nebenbei christlich leben zu können, „wenn es einem taugt“, „wenn
man Zeit hat“ oder „wenn es etwas bringt.“
Der Leser des
Evangeliums erfährt andere Maßstäbe. Christliches Leben und die Nachfolge Jesu
verlangen Entschiedenheit, die tragfähig ist und nicht von den „täglichen
Notwendigkeiten“ verwässert werden darf. Wer „die Hand an den Pflug legt“, soll
nicht nach anderen Möglichkeiten ausschauen oder versäumten Gelegenheiten
nachtrauern. Er soll seinen Weg unbeeindruckt mit Jesus gehen.
Wer den Text
des heutigen Evangeliums aufmerksam liest, erfährt wieder ein wenig mehr, wie
christliches Leben aussehen soll und wie er für sein Christsein eine
Neuorientierung vornehmen kann. Wir alle sind eingeladen, auf unserem „Weg nach
Jerusalem“ Jesus nachzufolgen. Es ist zeitweise ein Weg des Leidens und Sterbens,
führt aber immer zur Auferstehung und Verherrlichung (merli@utanet.at).