19. Sonntag
im Jahreskreis
11. 8. 2013
Lk 12,
32-48
32Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen,
euch das Reich zu geben.
33Verkauft eure Habe, und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel,
die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im
Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst.
34Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.
35Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen!
36Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer
Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft.
37Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich
sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der
Reihe nach bedienen.
38Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie
wach - selig sind sie.
39Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb
kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht.
40Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde,
in der ihr es nicht erwartet.
41Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch
all die anderen?
42Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der
Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung
zuteilt?
43Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!
44Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen
Vermögens machen.
45Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und
anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich
berauscht,
46dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht
erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in
Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen.
47Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum
kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen.
48Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge
verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird
viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man
umso mehr verlangen.
Gedanken zum
Evangelium
Wir befinden uns
immer in einer existentiellen Unsicherheit. Naturkatastrophen, kriegerische
Auseinandersetzungen, wirtschaftliche Probleme, Bedrohungen durch Krankheit
wecken Ängste. Wie sollen wir uns verhalten?
„Fürchte dich
nicht, du kleine Herde!“
In Anspielung
auf das kleine Volk der Israeliten, das unter dem Schutz Jahwes stand, werden
auch uns von Gott Schutz und Hilfe zugesagt. In allen Bedrohungen wissen wir
uns letztlich in seiner liebenden Fürsorge geborgen. Wir gehören zur
Gemeinschaft Jesu und haben Anteil am Reich Gottes, das Heil und Rettung aus
allen Gefährdungen bedeutet.
„Macht euch
Geldbeutel, die nicht zerreißen.“
Es wird uns ein
guter Weg durch die Ängste und Gefahren unseres Lebens gewiesen. Wir sollen
nicht auf unsere Besitzungen bauen, sondern die Armen an ihnen teilnehmen
lassen. Das sind die Schätze, die nicht bedeutungslos verderben und weggenommen
werden können.
„...lasst
eure Lampen brennen.“
Der Christ lebt
immer mit einem Blick zum Himmel, lehnt sich an den an, der ihm angstbefreites
Leben verheißt und schenkt. Er hängt sein Herz nicht im Übermaß an
Vergängliches. Er ist in Erwartung auf das größte und entscheidendste Ereignis
seines Lebens. Man könnte fragen: sieht man uns Christen diese Einstellung an
oder leben wir gedanken- und beinahe glaubenslos in den Tag hinein? Brennen unsere Lampen des Glaubens, der
Hoffnung und der Liebe?
„Selig die
Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt.“
Zu jeder Zeit
sollen wir Christen für das Kommen unseres Herrn bereit sein. Diese
Bereitschaft für Gottes Kommen wird besonders in den religiösen Handlungen und
liturgischen Feiern vorbereitet und vertieft. Wer nie in der liturgischen
Gemeinschaft betet: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung
preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“, der wird das große Ziel seiner
Berufung zum vollendeten Leben aus dem Auge verlieren. Wer die Feste des
Glaubens, die immer auch auf die endgültige Begegnung mit Christus hinweisen,
nicht mitfeiert, verliert diese Hoffnung und kann sie auch an seinem Lebensende
nicht wecken. Die Hoffnung kann man nicht nur essen, man muss sie auch kochen,
lesen wir sogar beim Philosophen Ernst Bloch.
„Haltet auch
ihr euch bereit!“
Wir befinden uns
auf dem Weg. Unser Leben endet diesseitig im Tod. Er kommt langsam oder
überraschend. Ein Ausweichen gibt es nicht. Daher gibt uns Jesus die
fürsorgliche Mahnung, dafür bereit zu sein. Allerdings geht es dabei nicht um
den Untergang, sondern um das Ende in dieser Weltzeit und um den Neubeginn in
einer neuen Dimension unseres Seins. Die Worte Jesu, er werde sie am Tisch
Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen, deuten die Freude in der
Gemeinschaft des Himmels und die dort zu erwartende Glückseligkeit an. Zu
dieser seligen Vollendung unserer ganzen Existenz sind wir unterwegs. Wir leben
zielorientiert.
Bedrohungen
sind unsere Wegbegleiter in diesem Leben. Für uns Christen gibt es aber in
jedem Lebensabschnitt die Sicht auf das hohe Ziel. Dieses führt uns Jesus im
heutigen Evangelium tröstend und ermunternd vor Augen. Wir dürfen bei allen
Belastungen dankbar auf die Vergangenheit und voll Hoffnung in unsere Zukunft
blicken. (merli@utanet.at)