23. Sonntag
im Jahreskreis
8. 9. 2013
Lk 14,
25-33
In jener Zeit
25als viele Menschen Jesus begleiteten; wandte er sich an sie und sagte:
26Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder,
Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht
mein Jünger sein.
27Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger
sein.
28Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht
zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?
29Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber
den Bau nicht fertig stellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn
verspotten
30und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende
führen.
31Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich
dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem
entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
32Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, so lange der andere
noch weit weg ist, und bittet um Frieden.
33Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen
ganzen Besitz verzichtet.
Gedanken zum Evangelium
Wenn auch die
Worte Jesu in erster Linie auf die notwendige radikale Nachfolge seiner Jünger
hinweisen, gelten sie doch auch für alle Christen, die ihren Glauben ernst
nehmen und Jesu Weisungen Gewicht beimessen. Schauen wir uns diese ernsten Worte
an.
Jesus ist die
Mitte im Christenleben.
Mit der
Nachfolge Jesu beginnt eine neue Beziehung, die tiefer und stärker ist als alle
sonstigen Gemeinschaften. Hier geht es nicht mehr nur um Kontakte zu
Angehörigen, Freunden oder Bekannten. Hier geht es um eine Lebensgemeinschaft,
die Herz und Verstand ergreift und dem Menschen göttliches Leben und damit
innere Erneuerung und Heilung bringt. Hier ist eine neue Wertung des
Christseins, des religiösen Lebens, des Glaubens und all dessen, was die
Beziehung zu Gott in Jesus Christus ausmacht, mehrt und festigt, gefordert.
Wer das in
ruhigen Stunden bedenkt, erkennt erst, wie oberflächlich sein religiöses Leben
dahinplätschert, wie mangelhaft seine Entscheidung für die Nachfolge Jesu
ausgefallen ist und dass sein christliches Leben von Grund auf erneuert und
verbessert werden müsste. Dies zu ahnen oder zu erkennen, ist für jeden Christen
heilsam. Die Worte Jesu sind dabei Motivation, Wegweisung und Stütze.
Nachfolge
bedeutet auch, sein Kreuz vertrauend zu tragen.
Unter Kreuz
können wir vieles verstehen: Es gibt die schweren Lasten seelischer oder
körperlicher Krankheit, die mangelnde Anerkennung, das leichtsinnig verspielte
Glück, die zerbrochene Liebe, den Verlust eines nahe stehenden Menschen oder
auch die Angst vor dem nahenden unausweichlichen Tod. Aber auch die berufliche
Situation oder die tägliche Plage eines gestörten Familienlebens können
zeitweise belasten. Diese Kreuze zusammen gehören zum Schicksal eines Menschen.
Die
Bereitschaft, sein Kreuz als Jünger Jesu zu tragen und ihm so nachzufolgen,
bedeutet, das eigene Lebensschicksal mit ruhigem Vertrauen aus der Hand Gottes
anzunehmen. Der Christ muss keine Kreuze suchen, er kann frohe Stunden
genießen. Er versucht aber auch immer, wenn es notwendig ist, zu den Lasten und
Kreuzen, die ihn begleiten, sein Ja zu sagen.. Die Worte Jesu im heutigen
Evangelium regen uns an, dies zu bedenken und unseren Rucksack der Lasten in
Hinkunft vertrauensvoll zu tragen.
Besitz und
Reichtum sind vergängliche Werte.
Die meisten von
uns sind begütert. Wir haben Reserven, können uns Annehmlichkeiten leisten.
Hunger oder Not kennen wir vielleicht noch aus der Erinnerung. Die die meisten Jungen
haben überhaupt keine Erfahrung persönlicher Notlage.
Jesus will uns
auf einen Weg der Freiheit führen. Nicht selten warnt er vor zu viel
Inanspruchnahme durch weltliche Güter. Der Jünger Jesu soll auch in der
gängigen Faszination vergänglicher Werte seine Abhängigkeit von Geld, Macht und
Wohlstand reduzieren und überwinden. Dies geschieht durch ein einfaches Leben
mit freiwilligem Verzicht, gekoppelt mit Werken der Liebe.
Ein Jünger Jesu
lässt sich nicht in einen gierigen Wettlauf um Reichtum ein, er hilft wo Not
ist und hängt sein Herz und sein Leben nicht seelenlos an Vergängliches. Er
unterscheidet sich von der rein diesseitig orientierten Welt, die um ihn herum
vor lauter Sucht nach Mehr hastet, dabei womöglich innerlich ängstlich zittert
und stöhnt.
Die zwei
Beispiele des Evangeliums vom leichtfertigen Turmbau und vom unüberlegten
Feldzug gegen den Feind wollen verdeutlichen, dass es ebenso leichtfertig,
unsinnig und dumm ist, sein Vertrauen auf Wohlstandsangebote zu setzen und
davon sein Lebensglück zu erwarten. (merli@utanet.at)