Heilige Nacht
24. Dezember
Lk 2, 1-14
1In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus
den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen.
2Dies geschah zum ersten Mal; damals
war Quirinius Statthalter von Syrien.
3Da ging jeder in seine Stadt, um sich
eintragen zu lassen.
4So zog auch Josef von der Stadt
Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt;
denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
5Er wollte sich eintragen lassen mit
Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
6Als sie dort waren, kam für Maria die
Zeit ihrer Niederkunft,
7und sie gebar ihren Sohn, den
Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil
in der Herberge kein Platz für sie war.
8In jener Gegend lagerten Hirten auf
freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
9Da trat der Engel des Herrn zu ihnen,
und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr,
10der Engel aber sagte zu ihnen:
Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen
Volk zuteil werden soll:
11Heute ist euch in der Stadt Davids der
Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.
12Und das soll euch als Zeichen dienen:
Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
13Und plötzlich war bei dem Engel ein
großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:
14Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und
auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.
Gedanken zum
Evangelium
„Du Betlehem
bist nicht die geringste unter den Fürstenstädten Judas, denn aus dir wird
hervorgehen, der mein Volk regieren soll.“ (Micha,
5,1)
Die Berichte des
Lukas sind Erzählungen, die den Glauben an Jesus Christus, den Retter und
Messias, umrahmen. Sie beinhalten Glaubensaussagen über diesen Jesus, an den
die Christengeneration des Lukas glaubt, den sie als Auferstandenen feiert und
als Retter und Heilbringer erwartet. Einige Gedanken des Berichtes sollen weihnachtlicher
Besinnung dienen:
Gott in der
Geschichte
Lukas stellt die
Geburt Jesu in einen geschichtlichen Rahmen. Die Weltgeschichte scheint oft von
Menschen bestimmt zu sein. Die Ereignisse kommen scheinbar ohne Gott über die
Welt. Dennoch werden Gottes Pläne nicht von Zufälligkeiten, von ehrenwerten
oder grausamen Machthabern bestimmt. Diese wissen nicht, dass sie letztlich
Werkzeuge Gottes sind. Seine Gegenwart wird von vielen in der Politik oder
Wirtschaft nicht mehr wahrgenommen.
Christen, die
Weihnachten feiern, sollen aber bedenken: Gott nimmt sich der Menschen immer
an. Wer auf ihn baut, der hat Bestand. Es gilt, Ihn zu suchen in einer
scheinbar gottlosen Welt. Er kommt immer, wenn auch unbemerkt, zu denen, die
seine Botschaft im Gewirr der Ereignisse hören wollen. Er ist in der Geschichte
gegenwärtig. Wer glauben will, kann Gott auch heute finden und in einer „gottlosen“
Welt entschieden als Christ leben.
In der
Herberge ist kein Platz
Gott kommt zu
den Menschen und wird abgewiesen. Sie schicken ihn in den Stall. Er nimmt diese
Abweisung in Kauf. Er geht den Weg des Verzichtes, der Armut, der Liebe.
Christliche Gemeinschaften sollten sich dieser Tatsache bewusst sein, wenn die
Versuchung zu Anhäufung von Macht und Reichtum lockt. Aber auch der gewöhnliche
Christ befindet sich in der Gefahr, zu sehr auf diese Welt und ihre Angebote zu
bauen. Einfachheit, Unscheinbarkeit, Armut, Verzicht aus Liebe sind auch für
uns heutige Christen Tugenden und nicht Zeichen des Versagens.
Fürchtet euch
nicht!
Die Hirten
erfahren die Nähe Gottes. Unsicherheit und Furcht erfassen ihr Gemüt. Sie hören
die frohe Botschaft. Eine „große Freude“ wird ihnen zuteil. Christen sollen
nicht nur am Weihnachtsfest Freude empfinden. Der christliche Glaube ist
geprägt von der Freude, die in der Nähe Gottes begründet ist. Im Namen Gottes
werden seit Jesus Rettung, Heil, Erlösung, Hoffnung für alle Zukunft verkündet
und zugesagt. Die höchste Berechtigung, froh und gelassen zu leben, haben unter
allen Menschen die Christen. Ihre Freude basiert nicht auf vergänglichen Werten
und trügerischen Hoffnungen. Ihre Freude ist getragen von Gottes Kommen, von
der Aussichtz auf Heilung, Vergebung und Rettung über den Tod hinaus aufgrund der
Auferstehung Jesu, an der sie bereits jetzt im Glauben und im religiösen Leben
Anteil haben.
Wir feiern
mit Recht ein frohes Weihnachtsfest, singen mit Freude die Weihnachtslieder,
wünschen einander aus Überzeugung, in Liebe mit den Glaubensbrüdern und
-schwestern verbunden, Gutes und tragen die Weihnachtshoffnung auf unseren
Mensch gewordenen Gott unauslöschlich im Herzen und bekennen sie vor aller
Welt. (merli@utanet.at)
*
Weihnacht
Am Morgen
Lk 2, 15-20
15Als die Engel sie verlassen hatten und
in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir
gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.
16So eilten sie hin und fanden Maria und
Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
17Als sie es sahen, erzählten sie, was
ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
18Und alle, die es hörten, staunten über
die Worte der Hirten.
19Maria aber bewahrte alles, was
geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
20Die Hirten kehrten zurück, rühmten
Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war
so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
Gedanken zum
Evangelium
Nach der Feier
der Kindermette am Nachmittag, des Heiligen Abends zu Hause oder auch bei der
Christmette in der Nacht kommen die Frühaufsteher heute wieder zum
Gottesdienst, um das hohe Weihnachtsfest auch am Christtag zu begehen. Die
Hirten stehen im Mittelpunkt des Evangelienberichtes. Letztlich will Lukas den
Lesern auch mit dieser Schilderung die Bedeutung des von Gott bezeugten
Messiaskindes vor Augen führen. Wir können anhand des Textes einiges bedenken.
„Kommt, wir
gehen nach Betlehem.“
Die Hirten hören
die Botschaft der Engel. Zuerst ergreift sie Furcht, dann Staunen und
schließlich Freude. Sie brechen auf, um den Retter zu finden. Sie legen sich
nicht auf die andere Seite, um weiter zu schlafen. Sie gehen vom wärmenden Feuer
weg in die kalte Nacht.
Heutige Menschen
hören die Botschaft von Gott auf vielfältige Weise: in der Schule, von den
Eltern, in der Kirche, in den Medien. Doch viele beachten sie nicht. Zu
fantastisch oder zu unbequem ist sie ihnen. Sie bleiben, wo sie sind und rühren
sich nicht vom Fleck.
Wir Christen
sollen uns von der heiligen Botschaft berühren lassen und uns auf den Weg
machen, Gott zu suchen und zu finden. Diese Botschaft beinhaltet die Zusage
Gottes von Erlösung, Heilung, Vergebung und Rettung. Sie bedeutet Geborgenheit
in der Liebe Gottes, bringt Sicherheit auf dem Lebensweg, begründet den Sinn
all unserer Freuden und Plagen. Sie ist einfach die Frohbotschaft, die alle
sonstigen Versprechungen und Verheißungen überstrahlt. Sie zu suchen und in Jesus
zu finden, ist Angebot und Auftrag des Weihnachtsfestes.
„Als sie es
sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.“
Die von Gottes
Zuwendung Ergriffenen halten ihre Freude nicht geheim. Der Theologe Bonhoeffer
sagt: „Der Glaube ist nur dann echt, wenn er ein Glaube für andere ist.“ Es ist
unsere Aufgabe, unseren Glauben an Jesus Christus und an die Befreiungstat
Gottes öffentlich kundzutun. Wer die
Weihnachtsfreude erlebt, soll sie auch weiter tragen in die Familien, in die
Diskussionsrunden über religiöse Fragen und besonders durch das Beispiel eines soliden
christlichen Lebens verbreiten.
„Die Hirten
kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und
gesehen hatten.“
Die
Weihnachtsfeiern werden zur Farce, die Lieder klingen hohl, das Herz bleibt
leer, wenn sich das Fest nicht in einem gläubigen Leben bewährt. manchmal
gleichen sie einem Rahmen ohne das Bild. Wer die Menschwerdung Gottes in Jesus
gefeiert hat, kann nicht zur Tagesordnung eines schlampigen religiösen Lebens
zurückkehren und so tun, als gäbe es die Mensch gewordene Liebe Gottes nicht,
auch nicht die Rettung in eine neue Dimension des Menschseins, nicht die
göttliche Verheißung und nicht die Hoffnung, durch diesen Jesus endgültiges
Heil und letzte Rettung zu erlangen. Wer sich zu den Hochfesten in den
göttlichen Bereich begibt, ist zum Lobpreis Gottes an den Sonn- und Feiertagen
des ganzen Jahres eingeladen und zur Freude eines entschiedenen und kraftvollen
christlichen Lebens gerufen.
Der Morgen
des Weihnachtsfestes erhelle unsere Herzen und breite über uns die Sonne des
Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. (merli@utanet.at)
*
Weihnacht
Am Tag
Joh
1, 1-18
1Im Anfang war das Wort, und das Wort
war bei Gott, und das Wort war Gott.
2Im Anfang war es bei Gott.
3Alles ist durch das Wort geworden, und
ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
4In ihm war das Leben, und das Leben
war das Licht der Menschen.
5Und das Licht leuchtet in der
Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
6Es trat ein Mensch auf, der von Gott
gesandt war; sein Name war Johannes.
7Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen
für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8Er war nicht selbst das Licht, er
sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9Das wahre Licht, das jeden Menschen
erleuchtet, kam in die Welt.
10Er war in der Welt, und die Welt ist
durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
11Er kam in sein Eigentum, aber die
Seinen nahmen ihn nicht auf.
12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er
Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben,
13die nicht aus dem Blut, nicht aus dem
Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren
sind.
14Und das Wort ist Fleisch geworden und
hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die
Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
15Johannes legte Zeugnis für ihn ab und
rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir
voraus, weil er vor mir war.
16Aus seiner Fülle haben wir alle
empfangen, Gnade über Gnade.
17Denn das Gesetz wurde durch Mose
gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.
18Niemand hat Gott je gesehen. Der
Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.
Gedanken
zum Evangelium
Der Verfasser
des Johannesevangeliums will Jesus als den Mensch gewordenen Gottessohn, den
Messias und Retter aller Menschen darstellen. Er betont besonders im heute
vorgelesenen Prolog, dass Gott in Jesus in die gottferne Welt kam, um hier das
göttliche Licht des neuen Lebens und des Heiles zu entzünden.
Das Wort
Das gesprochene Wort
geht aus dem Wesen hervor. Unter dem Wort versteht der Evangelist die Zweite
göttliche Person, die vor aller Zeit im Dreifaltigen Gott existiert,
wesensgleich mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Diese für menschliches
Denken unbegreifliche Glaubenswahrheit vom Dreifaltigen Gott der drei Personen
und der einen Natur steckt in den Worten des Johannesprologs. Aus dieser
Glaubenswahrheit gingen Gebete hervor, wie das „Ehre sei dem Vater...“ oder folgender
Satz im Gebet „Der Engel des Herrn“: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat
unter uns gewohnt.“ Die Zweite göttliche Person wurde Mensch. Wir sagen, in ihm
sind die göttliche und die menschliche Natur vereint, er ist der Gottmensch.
Dies ist das Glaubensgeheimnis des Weihnachtsfestes: Gott wurde einer von uns,
bekannte sich in Liebe zu den Menschen, ist bereit, uns aus den Verstrickungen
in Sünde und Tod zu befreien und zum endgültigen Leben in Fülle zu führen. Ein
wahrhaft bedeutender Grund zur Weihnachtsfreude.
Das Leben
Das Leben des Menschen
ist gefährdet und vergänglich. Es wird eine Zeitlang Leben genannt, doch
wirkliches Leben ist es nicht. Johannes spricht von einem neuen Leben, das
durch den Glauben an Jesus Christus begründet wird und von Leid und Tod
unberührt bleibt. Es ist ein Leben, das von Gottes Geist getragen ist, nicht
verdirbt, sondern in der Vollendung bei Gott seine selige Erfüllung erfahren
wird. Dieses Leben fließt in die Seele des Glaubenden, ergreift ihn, macht ihn
heil und lässt ihn Anteil erlangen am Leben Gottes. Dafür danken Christen am
Weihnachtsfest und jeden Sonntag. Die in dieser neuen Wirklichkeit Lebenden
tragen Gottes Zusage des Heils als unauslöschliche Hoffnung in sich. Sie wissen
sich geborgen und geliebt. Sie haben eine Zukunft, die nicht mehr gefährdet und
vergänglich ist.
Das Licht
Die Menschen befanden
sich ohne die Offenbarung Gottes in einer Unwissenheit. Sie tasteten sich da
und dort zu Gott hin. Viele Verirrungen im Namen der Religion waren die Folge dieser
Finsternis.
In Jesus kommt das
Licht, das die Menschen erleuchten kann. Sie erfahren im Blick auf diesen
Jesus, wie man Gott begegnen, wie man mit den Mitmenschen umgehen soll und was
richtig und was falsch ist. Er weist den rechten Lebensweg, gibt Auskunft über
das Leben nach dem Tod und über des Menschen Berufung zur Glückseligkeit. Jesus
sagte: „Ich bin das Licht der Welt.“ Er beauftragte seine Freunde, Licht in der
Welt zu sein. Er wollte, dass an unserem christlichen Leben alle Welt ersehen
kann, worauf es ankommt, und welche Zukunft auf uns wartet. Wir sollen vor
unseren Mitmenschen bezeugen, dass es den liebenden Gott gibt und dass bei ihm
Heilung, Vergebung und Heimat zu erwarten sind.
Zu diesen Überlegungen
könnte man noch zusätzlich bedenken, was es bedeutet, dieses Licht zu
missachten, das Heil Gottes bewusst auszuschlagen, sich in reiner
Diesseitigkeit zu bewegen und letztlich Sein Heil zu verwirken. Aber auch die
Verheißung steht vor uns, Kinder Gottes zu werden und Anteil zu erhalten an der
Seligkeit des Ewigen.
Christen feiern das Weihnachtsfest besinnlich, erneuern ihren Glauben
und wagen neue Wege des christlichen Lebens, über dem himmlische Hoffnung
leuchtet. (merli@utanet.at)
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Fest des heiligen Stephanus
26. Dezember
Lesung:
Apg 6, 8-10; 7, 54-60
8Stephanus aber, voll Gnade und Kraft,
tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk.
9Doch einige von der so genannten
Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien
und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten;
10aber sie konnten der Weisheit und dem
Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen.
54Als sie das hörten, waren sie aufs
Äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen.
55Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist,
blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten
Gottes stehen
56und rief: Ich sehe den Himmel offen
und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
57Da erhoben sie ein lautes Geschrei,
hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los,
58trieben ihn zur Stadt hinaus und
steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes
nieder, der Saulus hieß.
59So steinigten sie Stephanus; er aber
betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!
60Dann sank er in die Knie und schrie
laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.
Evangelium: Mt 10, 17-22
17Nehmt euch aber vor den Menschen in
Acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen
auspeitschen.
18Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter
und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt.
19Wenn man euch vor Gericht stellt,
macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in
jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt.
20Nicht ihr werdet dann reden, sondern
der Geist eures Vaters wird durch euch reden.
21Brüder werden einander dem Tod
ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern
auflehnen und sie in den Tod schicken.
22Und ihr werdet um meines Namens willen
von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird
gerettet.
Gedanken zum Evangelium
„Nehmt euch
vor den Menschen in Acht!“
Jesus setzte auf
die Kraft der Liebe. Er lehnte Gewalt ab und wollte mit seinen Worten und mit
seinem Leben überzeugen. Einigen schien das von Anfang an verdächtig, andere
verließen ihn später, weil er offenbar nicht als Machthaber regieren wollte,
wieder andere schickten ihn in den Tod. Nicht nur er erlitt dieses Schicksal.
Wir erinnern uns an Mahatma Gandhi, an Martin Luther King oder an die vielen
Blutzeugen ihres Glaubens Jahr für Jahr bis zum heutigen Tag. Jesus sagte es
voraus: Seine Jünger werden auch Ablehnung und Verfolgung erleiden. Wenn ihnen
alle, auch die Böswilligen, nur Beifall klatschten, läge dies vielleicht an
ihrem unverbindlichen, seichten, leichtgewichtigen und oberflächlichen
christlichen Leben. Entschlossene Nachfolge Jesu erregt immer auch Anstoß.
„... damit
ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt.“
Christen sind
immer Zeugen ihres Glaubens. Wenn man einem Christen seinen Glauben nicht
ansieht, kann dieser nicht richtig sein. Es kommt vor, dass Verlobte noch nicht
einmal nach Jahren der Bekanntschaft wissen, welchen Glauben ihr zukünftiger
Partner hat und ob er gläubig ist oder nicht.
Wir sollten
unser Leben danach überprüfen, ob es ein gläubiges Zeugnis ist, an dem sich
jedermann darüber orientieren kann, was Christsein bedeutet. Manches
christliche Lebenszeugnis führt eher in die Irre und stellt ein verzerrtes Bild
entarteten Glaubenslebens dar. Jesus erwartet von den Seinen ein solides,
ehrliches und entschiedenes Zeugnis. Der Papst sagte, dass jeder Christ auch
Missionar sein müsse..
„...macht
euch keine Sorgen,...“
Dem Christen ist
der Beistand des Heiligen Geistes zugesagt. Nicht Ängstlichkeit, Zaghaftigkeit,
Kleingläubigkeit oder Menschenfurcht sind seine Markenzeichen. Vertrauen auf
Gottes Beistand, Gelassenheit, Überzeugungskraft und innere Ruhe sollen sein
Glaubenszeugnis begleiten.
„...wer aber
bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.“
Bei allen
Unternehmungen, beglückenden oder belastenden Ereignissen, auch bei
Unverständnis, Ablehnung oder Verfolgung leuchtet im Leben des Christen die
Verheißung der endgültigen Rettung, der Teilnahme an der Auferstehung und
Vollendung auf. Wenn heute auch die Geschäftsreklamen lautstark Glück verheißen
oder der Lebensstandard Wohlergehen auf Dauer zu vermitteln scheint, weiß der
Christ von der Unzuverlässigkeit diesseitiger Angebote und von der
Verletzlichkeit und Begrenztheit seines Wohlstandes. Unsere Hoffnung ist die
Heimat bei Gott. Was uns vorher an Gutem geschenkt wird, nehmen wir froh und
dankbar an, doch binden wir unser Herz nicht so daran, dass wir den Sinn für
das Ewige verlieren.
Der heilige Stephanus ist der kraftvolle und unbeugsame Zeuge des
Glaubens an Jesus Christus, der Seine Hoffnung in seinem Wirken als Diakon in
der Urkirche war und dem er auch in seinem Tode treu geblieben ist. Wir rufen
ihn als Fürbitter an und ahmen sein Lebenszeugnis nach. (merli@utanet.at)
*
Fest der Heiligen Familie
29. 12. 2013
Die Christliche Familie
Mt 2, 13-15,
19-23
13Als die Sterndeuter wieder gegangen
waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf,
nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich
dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.
14Da stand Josef in der Nacht auf und
floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten.
15Dort blieb er bis zum Tod des Herodes.
Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus
Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.
19Als Herodes gestorben war, erschien
dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum
20und sagte: Steh auf, nimm das Kind und
seine Mutter, und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach
dem Leben getrachtet haben, sind tot.
21Da stand er auf und zog mit dem Kind
und dessen Mutter in das Land Israel.
22Als er aber hörte, dass in Judäa
Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin
zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das
Gebiet von Galiläa
23und ließ sich in einer Stadt namens
Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt
worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.
Gedanken
zum Evangelium
Wir können nach dem
Weihnachtsfest auf die Familie schauen, in der Jesus lebte und heranwuchs. Wenn
auch der Evangelist kein Modell christlichen Familienlebens entwerfen will,
sondern das Wort der Schrift deutet „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn berufen“
und sein späteres Kommen aus Nazaret erklärt, so dürfen wir doch das Vorbild
der Heiligen Familie bedenken.
Wir hören von der Verfolgung.
Diese Nachstellung wird in den Unglauben der Schriftgelehrten und
schließlich in den Kreuzestod Jesu münden. Christsein bedeutet offenbar auch,
Anfeindungen ausgesetzt zu sein. In einer christlichen Familie zu leben, findet
nicht immer selbstverständliche Anerkennung. Eltern werden unter Umständen
schon angepöbelt, weil sie sich „mehrere Kinder leisten“. Die kinderfeindliche
Welt will ihre Ruhe haben und missgönnt den größeren Familien sogar ihre
Kinderbeihilfe.
Aber auch die Gründung einer Familie bedeutet, gegen den Strom zu
schwimmen. Bei Ablehnung von Kindern durch Gatten oder Großeltern, bei guten
Ratschlägen, doch abzutreiben, kann es zu Konflikten kommen, die Christen
austragen müssen. Dann gibt es die Auseinandersetzungen mit den
Heranwachsenden, die viele andere Miterzieher in der Spaßgesellschaft zu einem
hemmungslosen Leben verführen und dem christlichen Elternhaus entfremden
wollen.
Also ist das Bemühen, eine christliche Familie aufzubauen, von
vielen Arten von „Verfolgungen“ unserer Zeit umgeben. Dennoch sollen die
Verantwortlichen wissen, es gibt keine tragfähige Alternative zu einer
christlichen Familie als Weg zu einem sinnvollen und geglückten Leben. Wenn
auch Ausnahmen möglich sind, bestätigen dies viele Beispiele der Gefährdung und
des Versagens junger Menschen, die in einer desolaten Familie aufwachsen
mussten.
Im
Evangelium fällt die wiederholte Bereitschaft auf, den Auftrag Gottes zu
erfüllen.
Heute pflegt
man die Selbstbestimmung, die Selbstverwirklichung als das Um und Auf der
Freiheit hoch zu loben. „Lass dir nichts gefallen!“, tönt es ringsherum. „Trau
dich was!“, heißt der Kampfruf gegen Autoritäten. Die Bereitschaft zum Gehorsam
ist vielfach geschwunden, die Erfüllung von Geboten und Normen wird nur
akzeptiert, wenn staatliche Strafen drohen. Sonst ist man selbst gescheit
genug, um „nach seinem Gewissen“ zu leben, vergisst dabei aber auf eine solide
Gewissensbildung. Gewissen bedeutet vielen nur, nach eigenem Gutdünken zu
handeln.
Der Christ
dagegen achtet den Grundsatz: Man muss Gott gehorchen. Diese Haltung befähigt
ihn, Normen zu akzeptieren, die Ehrfurcht vor Gott stützen und Rücksicht gegen
die Menschen begründen, auch wenn sie Anstrengung erfordern. Er betrachtet auch
die Vorschriften des Staates und die „Gebote“ seiner Kirchengemeinschaft nicht
als Zwang, sondern als Regeln, die das Leben miteinander ermöglichen, beglücken
und zu Gott führen. Christsein bedeutet auch, sich sinnvoll unterzuordnen und
letztlich bei allen Handlungen vor Gott Rechenschaft abzulegen.
Das Leben
in Nazaret ist unauffällig.
Die Berichte
aus der Jugendzeit Jesu sind zwar lückenhaft, dennoch ersehen wir aus ihnen,
dass er sich in einer in religiösen Traditionen verankerten Familie befand. Die
Teilnahme am Glaubensleben war selbstverständlich, wie die Wallfahrt mit dem
Zwölfjährigen zeigt. Auch darin soll uns die Heilige Familie ein Vorbild sein.
Christliches Leben muss nicht spektakulär sein, es beinhaltet die Heiligung des
Sonntages, das Gebet in der Familie, die Mitfeier der Glaubensfeste,
Beitragsleistungen für die Armen und heute auch die Mitarbeit in einer
Pfarrgemeinde. Lassen wir uns zu einem von der Weihnachtsfreude inspirierten
neuen soliden christlichen Leben aus dem Glauben anregen.
Wir sind
berufen, in den Irrungen unserer Tage deutlich zu machen, dass wir Christen
sind und bewusst und froh nach unserem Glauben leben wollen (merli@utanet.at).