Gründonnerstag
17. 4. 2014
Joh 13, 1-15
1Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war,
um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt
waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.
2Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon
Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern.
3Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und
dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,
4stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem
Leinentuch.
5Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu
waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
6Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die
Füße waschen?
7Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch
später wirst du es begreifen.
8Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus
erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.
9Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern
auch die Hände und das Haupt.
10Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur
noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle.
11Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht
alle rein.
12Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz
genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
13Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn
ich bin es.
14Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann
müsst auch ihr einander die Füße waschen.
15Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an
euch gehandelt habe.
Gedanken zum Gründonnerstag
Über dem
Gründonnerstag liegt eine eigentümliche Atmosphäre von Geheimnis und Abschied.
Jesus gibt seinen Freunden Wesentliches mit in ihr zukünftiges Leben. Was über
diesen Abend berichtet wird, hat die Geschichte des Christentums entscheidend
geprägt. Es geht um die bedeutendsten und inhaltsschwersten Worte Jesu, die uns
überliefert sind.
Dienende Liebe
Wer den Tod
erwartet, spricht Wesentliches und Wichtiges. Jesus trägt den Seinen die Liebe
auf. Er zeigt in der Fußwaschung, dass Liebe immer zum Dienen bereit sein muss.
Auch uns
heutigen Christen ist dieser Auftrag gegeben und wird an jedem Gründonnerstag
erneuert: Die Hauptaufgabe der Christen ist die Liebe. Es geht nicht darum,
Menschen zu beherrschen, diese sich dienstbar zu machen, sie gar auszunützen.
Christen wissen sich dem wohlwollenden, helfenden Dienen verpflichtet. Darum
bemühen sie sich ein Leben lang.
Eucharistie
Jesus nimmt
seine Hingabe in den Tod für und an Stelle aller Menschen vorweg und setzt das
Opfermahl ein, in dem er als in Liebe Hingeopferter und als Auferstandener
immer wieder unter den Feiernden bis zum Ende der Welt gegenwärtig sein wird.
Gleichzeitig bietet er im eucharistischen Mahl die innige Lebensverbindung mit
ihm, die Teilnahme an seinem Leiden und Sterben und an seiner Auferstehung an.
Das bewirkt Heilung, Erneuerung, Auferstehung für die gläubig in der
Gedächtnisfeier Versammelten.
Es handelt sich bei
der Eucharistie um das letzte und größte Geschenk, das uns Jesus angesichts
seines bevorstehenden Todes gegeben hat. Es gibt keine bedeutendere Art der
Gottesverehrung, der Anbetung, des Dankens und der Heilung für die Menschen.
Christen
besinnen sich am Gründonnerstag auf dieses Geschenk und erneuern ihre Vorsätze,
nichts der Mitfeier der Eucharistie vorzuziehen.
Priesterlicher
Auftrag
„Tut das zu
meinem Gedächtnis.“ Dieser Auftrag ergeht an die Apostel. Diese gaben ihre
Vollmacht weiter bis zum heutigen Tag. Die Eucharistie zu leiten ist die
höchste Aufgabe des Priesters. Dazu wird er in einer feierlichen Zeremonie
geweiht. Damit verbunden ist die Vollmacht zu predigen, im Sakrament der Buße
loszusprechen, die Heilung und Stärkung der Christen in den Sakramenten und
Segnungen zu bewirken; lauter heilige Vollmachten, die schwachen und sündigen
Menschen übertragen werden. Ohne das Wirken in der Weihe Beauftragter wäre
unser Leben ärmer an Wegweisung, Stärkung und Hoffnung. Sie halten die heilende
Liebe Gottes zu uns wach und bringen sie an den Festtagen, aber auch in den
dunklen Stunden unseres Lebens in unsere Herzen.
Dafür sollten
wir dankbar sein, für sie beten und ihnen zur Seite stehen.
Am Gründonnerstag stehen die wichtigsten Wahrheiten
unseres Glaubens, das wesentlichste Vermächtnis Jesu vor seinem Sterben vor
unseren geistigen Augen. Bei der Feier der hl. Eucharistie und beim Empfang der
hl. Kommunion können wir Jesus für diese kostbaren Gaben danken und unsere Bereitschaft
zur Erneuerung unseres Lebens kundtun. (merli@utanet.at)
*
Karfreitag
18. 4. 2014
Am Karfreitag
fühlen wir stille Trauer wegen der Feier des Todes Jesu. Die Christen fasten,
um ihr Gedenken zu stützen und sich die Tragweite des Geschehenen bewusst zu
machen. In der abendlichen Feier wird die Leidensgeschichte gelesen. Es wird
keine heilige Messe gefeiert. Die „Heiligen Gräber“ in den Kirchen weisen
darauf hin: Jesus ist gestorben und wurde ins Grab gelegt.
Welche Gedanken
können die zur abendlichen Liturgie Versammelten beschäftigen?
Zuerst hören wir
die Lesungen aus der Bibel. Sie
zeigen uns Gottes Wirken schon in uralten Zeiten. Gott begleitete die Menschen
schon immer. Die großen Fürbitten
beinhalten die Sorge der Kirche für die Anliegen der Welt und das Vertrauen auf
den Beistand Gottes. In der Kommunionfeier
vereinigen sich die Christen mit dem hingegebenen und auferstandenen Jesus und
erfahren Heilung.
Im Mittelpunkt
des heutigen Tages steht das Kreuz. Die feierliche Kreuzverehrung ist wesentlicher Bestandteil der Liturgie. Wer das
Kreuz verehrt, wird dessen Bedeutung bedenken:
1. Das Kreuz
als Zeichen der Hingabe Jesu in Liebe an den Vater.
„Nicht mein,
sondern dein Wille soll geschehen“, war der Lebensgrundsatz Jesu, dem er auch
am Ölberg und bis zum Kreuzestod treu blieb. Der Blick auf das Kreuz kann uns
bewegen, diese Lebenshaltung Jesu nachzuahmen. In christlichem Verständnis an
Gott zu glauben bedeutet immer, sein Leben in Gottes Hand zu legen. Dies setzt
liebendes Vertrauen voraus, birgt das Wissen, auch an Karfreitagen des Lebens
bei Gott Heimat, Geborgenheit und letztlich Rettung zu finden. Deshalb hängen
in unseren Schulen und Häusern Kreuze als Zeichen der Geborgenheit in Gott in
allen Wechselfällen unseres Lebens. Unter diese Geborgenheit wollen wir auch
unsere Kinder und unsere Familien stellen.
2. Das Kreuz
ist Zeichen der Liebe Jesu zu den Menschen.
An Stelle der
Menschen leistet er seine liebende Hingabe, auch für solche, die ihre Hingabe
an Gott in der Sünde verweigern, die Liebe verletzen, falsche Wege gehen, Gott
missachten. Stellvertretend für sie setzt Jesus seine liebende Hingabe an den
Vater selbst bis in das Sterben hinein ein. Diese Hingabe wird denen zum Heil,
die sich in Reue unter das Kreuz stellen, die sich an Jesus halten, die an ihn
glauben. Sie finden Heilung und Rechtfertigung durch diese Lebensgemeinschaft
mit Jesus. Sie sind in seine liebende Hingabe hineingekommen. Seine heilende
Liebe steht für alle und heilt alle. Wir sagen, wir sind durch Jesu Kreuz
erlöst.
3. Das Kreuz,
ein Programm für jeden Christen.
Auch wir sind
zur liebenden Hingabe an Gott berufen. Jesus nachfolgen bedeutet, sich dieser
liebenden Hingabe anzuschließen. Gott lieben heißt, so beten wie Jesus: „Nicht
mein, sondern dein Wille geschehe.“ Jesus lädt uns ein, täglich unser Kreuz auf
uns zu nehmen. Wir können im Vertrauen auf Gott auch dann gelassen bleiben,
wenn schwere Lebenslasten niederdrücken.
Andererseits
sollten wir auch darin Jesus nachfolgen, dass wir für andere leben. „Eine
größere Liebe hat niemand, als der, der sein Leben hingibt für seine Freunde.“
Wenn uns auch nicht das Lebensopfer abverlangt ist, so sollten wir doch etwas
von unserem Leben für andere einsetzen: Geduld, Zeit, Hilfe, Trost. Für wen nur
sein eigenes Wohlergehen zählt, der wird kein reiches, schon gar kein
christliches Leben führen können. Darüber liegt nicht der helle Schein der
Hoffnung, die vom Kreuz Jesu ausstrahlt.
Karfreitag, Kreuzverehrung, Blick auf Jesu Kreuz –
Zeichen des Vertrauens auf Gott, der heilenden Hingabe für die Menschen,
Auftrag zur Liebe, aber letztlich auch schon Licht des neuen Lebens, in das uns
Jesus vorausgegangen ist. (merli@utanet.at)
*
Osternacht
19. 4. 2014
Mt 28, 1-10
1Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche
Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
2Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam
vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich
darauf.
3Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie
Schnee.
4Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden.
5Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr
sucht Jesus, den Gekreuzigten.
6Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her
und seht euch die Stelle an, wo er lag.
7Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten
auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Ich
habe es euch gesagt.
8Sogleich verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude
zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.
9Plötzlich kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen
auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße.
10Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen
Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.
Gedanken zum Fest
Heute strahlt in
den Herzen der Christen die Freude über die Auferstehung Jesu. Mit dem feierlichen
Gloria und Halleluja wird dieser Freude Ausdruck verliehen. Die Glocken läuten
wieder, die Orgel spielt höchste Töne. Die Lichter erhellen das Gotteshaus. Die
Osterkerze als Symbol für den auferstandenen Christus wird bis Christi
Himmelfahrt brennen. Wir feiern mit frohen Gesängen in der Festmesse und bei
der Auferstehungsprozession unser großes Fest.
In dieser Nacht
wurden früher die während der Fastenzeit im Glauben an Jesus Christus
Unterrichteten getauft. Die Taufwasserweihe zeugt heute noch von der uralten
Taufnacht zu Ostern. Heute erneuern die Christen ihr Taufgelöbnis. Die als
Kinder Getauften unterschreiben gleichsam bewusst ihre Taufe und erneuern jedes
Jahr das Taufversprechen. Dies tun sie in dem Bewusstsein, dass auch sie mit
Jesus auferstanden sind und endgültig auferstehen werden.
Wir können am heutigen Osterfest an eine dreifache
Auferstehung denken:
Es gibt die
Auferstehung in der Taufe.
Wer getauft
wird, empfängt etwas vom auferstandenen Leben Jesu. Er wird hineingenommen in
den Lebensstrom des Dreifaltigen Gottes. Der Heilige Geist wird in der Seele
des Getauften erneuernd gegenwärtig. Seine Lebenskraft verändert den Menschen,
heilt die Wunden der Sünden, befreit von den Lasten der Seele und befähigt zum
guten Denken und Handeln. Während das menschliche Leben altert und schließlich
im Tod endet, baut sich im Christen neue Lebenskraft auf, die durch den Glauben
an Jesus Christus und durch die Taufverbindung mit ihm geschenkt wurde.
Es gibt die
Auferstehung zur christlichen Hoffnung.
Ostern ist für
die Christen Anlass, ihren Lebensweg zu überdenken. Worauf baue ich mein Leben?
Wie steht es mit meiner Beziehung zu Gott? Kann man mich gläubig nennen? Welche
Erwartungen hege ich? Auch wir können in der rein auf Vergängliches ausgerichteten Welt leicht zu
Oberflächlichkeit und Diesseitigkeit verführt werden. Geld, Einfluss, Ansehen,
Lebensgenuss stehen häufig im Vordergrund. Viele feiern Ostern als
Urlaubserlebnis, bei Essen und Trinken oder bei öffentlichen Unterhaltungen.
Bedenken wir zum Osterfest die Vergänglichkeit mancher Werte, deretwegen wir
uns sorgen und abplagen. Schauen wir auf unsere wahre und nicht gefährdete
Zukunft, die in der Gemeinschaft mit Jesus auf uns zukommt. Gestalten wir unser
Leben als solche, die im treuen christlichen Leben unverdrossen und zäh an
dieser Hoffnung bauen. Christen stehen wieder vor der Glaubensentscheidung:
Sinnlosigkeit und Untergang oder Hoffnung und Zukunft durch Gott.
Es gibt die
Auferstehung zum ewigen Leben.
Der
Auferstandene zeigt uns, wo wir letztlich landen werden. Der Gesunde soll
wissen, dass er hier nur Gast ist. Dieser Realitätssinn soll ihn nicht
betrüben, aber auch nicht leichtsinnig leben lassen. Es kommt die Fülle, die
Vollendung des Lebens. Auch der Leidtragende oder Todkranke muss nicht
verzweifeln. Er befindet sich in einer Lebensverbindung mit dem auferstandenen
Christus. Seine Zukunft ist bei Gott gesichert. Die Sehnsüchte der Gesunden wie
der Kranken, der Armen wie der Reichen, der Angesehenen wie der Unbeachteten
nach Geborgenheit, Liebe, Glück werden erfüllt.
Ostern kündet
uns: Das wahre Leben in Freiheit und Seligkeit steht schon für alle bereit. Wer
mit Christus gelebt hat und mit Christus gestorben ist, der wird mit ihm
auferstehen zum hellen Licht des wahren, beglückenden Lebens. Darin erfüllt
sich letztlich der Sinn unserer Existenz.
Diese Gedanken können uns in der heutigen Messfeier
bewegen. Dankbarkeit und Freude seien erneuert, wenn wir uns bei der Prozession
zu Jesus Christus, dem Auferstandenen, bekennen. Segen und Freude sei allen
geschenkt. (merli@utanet.at)
*
Ostersonntag
29. 4. 2014
Joh 20, 1-18
1Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch
dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.
2Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und
sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen
nicht, wohin man ihn gelegt hat.
3Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab;
4sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller
war als Petrus, kam er als Erster ans Grab.
5Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht
hinein.
6Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab
hinein. Er sah die Leinenbinden liegen
7und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber
nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer
besonderen Stelle.
8Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war,
hinein; er sah und glaubte.
9Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten
auferstehen musste.
10Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte,
beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
12Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der
Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
13Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man
hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.
14Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen,
wusste aber nicht, dass es Jesus war.
15Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es
sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir,
wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
16Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf
hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.
17Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum
Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe
hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
18Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den
Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.
Gedanken zum Fest
Wie bei anderen
religiösen Festen gerät der wesentliche Inhalt auch beim Osterfest zunehmend in
den Hintergrund. Anleihen werden bei archaisch-heidnischen Bräuchen gemacht
oder es überschwemmen epidemieartig fremde, oberflächliche und nichtssagende
Arten des Feierns unser mehrheitlich christliches Land. Der Nikolaus und auch
schon das Christkind werden von einem Heer schwitzender, rauschebärtiger
Weihnachtsmänner abgelöst. Das Allerheiligenfest wurde schon immer vom
Totenkult überlagert und droht im nachgeäfften Halloween-Spektakel
unterzugehen. Auch beim Osterfest gewinnt bei vielen Christen der Braten die
Oberhand vor der Glaubenswahrheit und vor der Feier der Auferstehung und des
Lebens durch Gott. Es wird zwar noch tausendfach frohe Ostern gewünscht,
Millionen Ostereier werden gefärbt, verziert und verschenkt. Die Karwoche und
die Ostertage bieten aber vielen willkommene Urlaubstage auf Schihütten oder in
fernen Ländern. Können wir uns noch auf das Fest des bedeutendsten Ereignisses
der Weltgeschichte konzentrieren? Worauf sollen wir uns besinnen?
Wir bedenken
die Auferstehung Jesu als Sieg über den Tod.
Vorbildhaft wird
uns in den Texten der Osterliturgie bewusst gemacht, dass dieser Jesus, auf den
wir getauft sind und zu dem wir uns bekennen, den Tod überwunden hat. Wir
glauben an den Auferstandenen. Vor uns steht nicht nur eine großartige Lehre,
eine vorzügliche Wegweisung, ein weiser Mann Gottes. Wir glauben an den, der
als Sohn Gottes gekreuzigt wurde und zu neuem Leben erstand. Wir setzen unsere
Hoffnung nicht auf gute Ideen, auf Weisheitslehren oder philosophische
Spekulationen, wir stehen in der Gemeinschaft der Jünger dieses Auferstandenen,
von dem wir glauben, dass er auch heute und bis zum Ende der Welt geheimnisvoll
bei uns ist und unser Leben begleitet. Wir befinden uns auf der Seite des
Lebens.
Wir glauben,
dass wir an diesem Leben Anteil haben.
Dieser Glaube an
den auferstandenen Jesus betrifft auch unser eigenes Leben. „Wer an mich
glaubt, der wird leben.“ Es geht um ein Leben der Vollendung, der Fülle, der
Glückseligkeit. Dieses Leben wird uns gegeben, wenn wir im Glauben mit diesem
Jesus verbunden sind. Wir werden in die Auferstehung Jesu hineingenommen und
tragen schon seit der Taufe das Siegel der Unsterblichkeit in uns. Wir sind
Neugeborene. Der Geist Gottes hat uns ergriffen. Wer mit Jesus lebt und mit
Jesus stirbt, der kann nicht mehr aus diesem auferstandenen neuen Leben
herausfallen. Wir feiern zu Ostern also auch unsere eigene Würde und unsere
eigene Auferstehung. Wer nicht mehr glaubt, der feiert auch nicht mehr. Aber
auch umgekehrt: Wer nicht mehr feiert, der wird nach und nach auch seinen
Glauben verlieren und so leben, als gäbe es die Auferstehung nicht.
Wir leben in
der Hoffnung auf die Auferstehung.
Wer das bisher
Gesagte bedenkt, wird seinen Glauben und sein Leben überprüfen. Das Fest kann
zur Erneuerung des christlichen Lebens führen. Ostern ist ein Aufruf, Gottes
Lebenskraft nicht zu verachten, das große Geschenk der Beteiligung an der
Auferstehung nicht gegen billigen Konsum wertloser Angebote einzutauschen, uns
vielmehr auf unsere tragfähige Hoffnung zu besinnen und unserem religiösen
Leben neue Schubkraft zu verleihen. Nur so gewinnen die Osterwünsche ihre
Bedeutung, werden die Osterfeiern zur Freude und zur beglückenden Hoffnung auf
den, der den Tod bezwang und allen neues Leben schenkt, die mit ihm
Gemeinschaft halten.
Wir Christen
feiern die Osterliturgie aus der Überzeugung, dass hier nicht nur eine
Erinnerung wach gehalten wird, sondern dass wir in das Geschehen der
Neugestaltung der Welt und mit der Auferstehung von den Toten in ein neuartiges
unvergängliches Leben in Fülle eingebunden werden. Für uns gibt es kein noch so
verlockendes Angebot, das an Wert unsere Osterfeiern und deren Inhalt
übertreffen könnte.(merli@utanet.at)
*
Ostermontag
21. 4. 2014
Lk 24, 13-35
13Am gleichen Tag waren zwei von den
Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von
Jerusalem entfernt ist.
14Sie sprachen miteinander über all das,
was sich ereignet hatte.
15Während sie redeten und ihre Gedanken
austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen.
16Doch sie waren wie mit Blindheit
geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.
17Er fragte sie: Was sind das für Dinge,
über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen,
18und der eine von ihnen - er hieß
Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger
nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
19Er fragte sie: Was denn? Sie
antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort
und Tat vor Gott und dem ganzen Volk.
20Doch unsere Hohepriester und Führer
haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
21Wir aber hatten gehofft, dass er der
sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem
das alles geschehen ist.
22Aber nicht nur das: Auch einige Frauen
aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe
beim Grab,
23fanden aber seinen Leichnam nicht. Als
sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten
gesagt, er lebe.
24Einige von uns gingen dann zum Grab und
fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn
nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt
haben.
26Musste nicht der Messias all das
erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
27Und er legte ihnen dar, ausgehend von
Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben
steht.
28So erreichten sie das Dorf, zu dem sie
unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen,
29aber sie drängten ihn und sagten: Bleib
doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging
er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30Und als er mit ihnen bei Tisch war,
nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen.
31Da gingen ihnen die Augen auf, und sie
erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.
32Und sie sagten zueinander: Brannte uns
nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn
der Schrift erschloss?
33Noch in derselben Stunde brachen sie
auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die elf und die anderen
Jünger versammelt.
34Diese sagten: Der Herr ist wirklich
auferstanden und ist dem Simon erschienen.
35Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt
und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
Gedanken zum Evangelium
Zwei Jünger, die
wohl nicht zum engsten Kreis der Apostel zählen, fliehen enttäuscht über Jesu
Tod aus der Stadt. Ihre Hoffnungen wurden zunichte gemacht. Die Schilderung beleuchtet
den Weg jedes Christen zum Glauben an den Auferstandenen. Bedenken wir einige
der zahlreichen Impulse, die in der Erzählung enthalten sind.
Die Jünger
unterhalten sich über Glaubensfragen.
Sie führen
ernste Gespräche. Sie hatten ihre Hoffnungen auf Jesus gesetzt. Tiefe Fragen
beschäftigen sie auf der Suche nach dem Sinn der Ereignisse.
Wie
oberflächlich ist das Geschwätz in den Medien oder auch unter den Christen,
wenn sie über die Probleme ihrer Religion diskutieren! Vordergründig wird immer
wieder dasselbe durchgekaut. Wie oft geht es denn um existentielle Fragen nach
Gottes Gegenwart unter den Menschen oder um die Rettung aus der
Vergänglichkeit, um den Weg, der vor Gott recht ist? Sprechen wir überhaupt
über Jesus außerhalb des Gottesdienstes, beim sonntäglichen gemeinsamen Essen,
an Abenden oder bei Wanderungen? Die Religion und damit die Beziehung zu Jesus
Christus ist vielfach aus dem Bewusstsein selbst der Christen entschwunden. Gar
nicht zu reden von denen, die ihren Glauben praktisch aufgegeben haben.
Jesus erklärt
das Geschehene aus der Heiligen Schrift.
Wer es mit
seinem Glauben ernst nimmt, zu dem gesellt sich Jesus auch heute. Sein Geist
erfasst beim Gebet unser Denken, Zweifel lichten sich, bohrende Fragen finden
Antworten, wenn wir ihm in den Menschen, beim Gottesdienst oder in der Bibel
begegnen.
Sie laden ihn
ein.
Der Weg des
Glaubens geht auch über die Gastfreundschaft und findet in der
Mitmenschlichkeit einen fruchtbaren Boden. Christliche Gemeinschaften sind nur
dann Glaubensträger, wenn sie einladend sind und die Nächstenliebe
verwirklichen.
Beim
Abendmahl erkennen sie ihn.
Jesus bricht das
Brot, wie bei der Speisung von Tausenden oder besonders beim letzten Abendmahl.
Lukas hat die christliche Liturgie der urkirchlichen Gemeinschaften vor sich.
Sie bestand aus dem Wortgottesdienst und dem „Brotbrechen“, der
Eucharistiefeier - für uns der Hinweis, dass gläubiges christliches Leben
eingebunden sein muss in die Mahlgemeinschaft der Gläubigen bei der Feier der
Eucharistie. Hier lernen die Menschen in der Begegnung mit dem Wort Gottes
ihren Glauben begreifen, hier erfahren sie Jesu Gegenwart, hier wird der Glaube
an den Auferstandenen erneuert, und hier werden dem Leben des Christen
Wegweisungen gegeben, die ihn zu seinem Lebensziel führen.
Sie brechen
auf und verkünden.
Wer Jesus
erkannt hat, der wird zum Apostel. Die Freude über die Gemeinschaft mit Gott,
über die Hoffnung, die das ganze Leben trägt, über die frohe Botschaft von der
Vergebung und Rettung und von der Liebe Gottes darf nicht verheimlicht und
konserviert werden. Auch wir sind aufgerufen, die frohe Botschaft von der
Auferstehung und von den damit verbundenen Heilsgaben weiterzutragen
Der
Ostermontag gibt uns noch einmal Gelegenheit, die Feier unserer Rettung durch
den auferstandenen Christus ausklingen zu lassen. Wir können als österliche
Menschen leben und die Osterfreude weitertragen. (merli@utanet.at)