Sonntag, 13. April 2014



2. Ostersonntag 

27. 4. 2014

Joh 20,19-31

19Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
24Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
26Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
27Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
28Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!
29Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
30Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan.
31Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

Gedanken zum Evangelium

Das Evangelium des Johannes will zum Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, führen. Auf dieses Ziel hin sind die Erzählungen, die Wunderberichte und die Reden Jesu ausgerichtet. Man könnte in einer Sonntagsmeditation die bibeltheologischen Grundlagen und den theologischen Gehalt der Evangelien-Perikope herausarbeiten. Dies ist Aufgabe der Bibelwissenschaft. Im Folgenden soll darauf verzichtet werden. Dafür seien einige Anregungen gegeben, über das geschilderte Geschehen nachzudenken und daraus Konsequenzen für das eigene Leben als Christ zu ziehen.

„Friede sei mit euch!“
Der an Jesus Glaubende kann auf inneren Frieden hoffen. Es geht dabei nicht nur um die Ruhe und Gelassenheit in den Wechselfällen des Lebens. Es geht vor allem um die Hoffnung auf Gott, um Geborgenheit bei ihm. Dies wird dem geschenkt, der sein Leben Jesus anvertraut, die Wegweisung Jesu ernst nimmt, also an Jesus glaubt. Er weiß sich in der liebenden Hand Gottes und sucht den Frieden mit seinen Mitmenschen. Er lechzt nicht nervös nach Anerkennung, besteht nicht krampfhaft auf seinen Rechten, verurteilt  nicht überheblich die Schwäche der anderen, sondern zeigt sich ihnen gegenbüber barmherzig. Er ist durch seinen Glauben an Jesus Christus in Gott verankert.
Dieser Friede trägt auch Züge der Dankbarkeit, weil der Glaubende weiß, dass er innerlich geheilt wird, dass ihm seine Sünden in der Gemeinschaft Jesu vergeben werden.

„...glaube ich nicht.“
Es gibt den Zweifel im Leben des Christen: Zweifel an Gott, an Jesus, an der Auferstehung, an der Führung der Kirche durch den Heiligen Geist, an den Lehren über die Eucharistie, die Mariendogmen und manches andere noch.
Thomas meidet wegen seines Zweifels die Gemeinschaft der Glaubenden nicht. Er ist trotzdem wieder bei den Aposteln zu finden und lernt dort zu glauben.
Auch der zweifelnde Christ sollte sich nicht so verunsichern lassen, dass er die Glaubensgemeinschaft verlässt, dass er sich endgültig von ihr lossagt, weggeht und nicht mehr kommt. Das Wort „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ gilt auch für uns heute. Es geht bei den Glaubenswahrheiten oft um etwas Unvorstellbares, Ungeheuerliches und Unglaubliches. Der reife Mensch wirft Antworten auf wesentliche Lebensfragen nicht leichtfertig in die Mülltonne, weil er zweifelt, weil er sie nicht verstehen und begreifen kann. Er wird ehrlich suchen, ernst forschen, dort zu finden sein, wo es Antworten erfahrener Menschen gibt und wo ihn der Geist Gottes ergreifen kann. Er wird in der Gemeinschaft der Glaubenden verbleiben.

„...damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“
Im Glauben an Jesus gewinnt alles seinen Sinn. Es gibt für den Glaubenden schon in diesem Leben eine unzerstörbare Hoffnung, es gibt aber auch die Vollendung, das Leben in Fülle, die Seligkeit danach. In dieser Zukunft lebt der Christ bereits, wenn er sich um den Glauben an Jesus Christus bemüht, dessen Wege zu gehen wagt und ihm in seiner Glaubensgemeinschaft nachfolgt. Es geht um das wahre Leben, das nicht mehr verletzlich ist und vom Sterben bedroht wird. Es geht um den Himmel, der uns durch den auferstandenen Jesus versprochen und bereitet ist. (merli@utanet.at)