Montag, 12. Mai 2014



6. Sonntag der Osterzeit

25. 5. 2014

Jo 14, 15-21

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
15Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
16Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
17Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
18Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch.
19Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet.
20An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.
21Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

Gedanken zum Evangelium

Das kostbarste Gefühl, zu dem Menschen fähig sind, ist die Liebe. Unter Liebe kann man Verschiedenes verstehen. Der eine sagt: Ich liebe meinen Hund. Ein anderer meint: Ich liebe den Frühling. Ein dritter äußert: Ich liebe den Wein.
Eine ganz andere Bedeutung hat das Wort Liebe, wenn es um Menschen geht: Ich liebe meinen Mann, meine Kinder, meine Braut, meinen Freund usw. Doch auch bei der Liebe zu einem Menschen gibt es verschiedene Stufen. Man kann selbstlos oder selbstsüchtig lieben. Man kann sich Liebe einbilden oder sie vortäuschen. Die Liebe ist vielleicht tragfähig und belastbar oder nur eine Strohfeuerliebe. Liebe bedeutet manchmal Entscheidung für den geliebten Menschen oder sie besteht nur aus einer momentanen Begeisterung, die rasch verfliegt. Die Liebe kann selbstlos oder egoistisch sein. So viel wie heute wurde noch nie über Liebe geschrieben, und doch haben manche keine Ahnung davon, was Liebe wirklich sein kann. Sie kennen nur die blasse, eingeschränkte, unvollkommene, oberflächliche Liebe.

Christen sind immer aufgerufen, ihre Liebesbeziehungen zu vertiefen, zu festigen und zu verbessern. Wie im ganzen Leben sollen sie sich dabei an Jesus orientieren. Sein Leben zeigt ihnen, wie wahre Liebe ausschauen kann und soll. An Jesus gilt es jede Woche Maß zu nehmen.

Im heutigen Evangelium spricht Jesus von der Liebe zwischen ihm und seinen Jüngern. Diese Liebe ist nicht in erster Linie gemütsbetont. Sie hat folgende wesentliche Eigenschaften und Ergebnisse:

„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“
Die Liebe zu Gott, zu Jesus wird verwirklicht, wenn wir die Gebote halten. Über die Zehn Gebote hinaus sind es die Wegweisungen Jesu, die wir besonders in der Bergpredigt vernehmen. Nicht das Gefühl steht dabei im Vordergrund, sondern die Bereitschaft, Gottes Willen zu erfüllen.

„Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann.“
Wer Jesus ernst nimmt, der empfängt den Geist Gottes, die höchste Gabe für Menschen. Er wird an den Lebensstrom des Dreifaltigen Gottes angeschlossen. Gottes Geist wird in seinem Geist immer mehr wirksam, so dass er erkennen kann, worauf es in seinem Leben ankommt. Er wird fähig, die Geschehnisse in der Welt und in seinem Leben richtig zu deuten. Er begreift zunehmend die Wahrheit, die von Gott her gilt. Er kann daher auch anderen gute Ratschläge geben. Er lässt sich nicht von Zeitströmungen betören und durchschaut die leichtgewichtigen falschen Propheten.

„Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen.“
Diese freundschaftliche, treue Liebe zu Gott bewirkt Geborgenheit. Der in Liebe mit Jesus Verbundene gehört zu denen, um die er sich sorgend kümmert, die bei ihm ein Zuhause haben werden, ja sich jetzt schon unter seinem liebenden Schutz befinden. „...wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“

Wer dies bedenkt, wird alles daransetzen, die liebende Gemeinschaft mit Jesus stets zu erneuern, zu festigen und zu vertiefen. In dieser Liebe wird der Christ auch fähig, seine Mitmenschen tragfähig und beglückend zu lieben: Eltern, Ehepartner, Kinder, Freunde, Hilfsbedürftige und Einsame. (merli@utanet.at)