12. Sonntag
im Jahreskreis
22. 6. 2014
Mt 10, 26-33
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:
26Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht
enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.
27Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch
ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern.
28Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht
töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben
der Hölle stürzen kann.
29Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt
keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters.
30Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt.
31Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.
32Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich
vor meinem Vater im Himmel bekennen.
33Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem
Vater im Himmel verleugnen.
Gedanken zum Evangelium
„Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“
Es gibt ängstliche Menschen, die sich immer fürchten.
Sie fürchten
sich vor der Finsternis, vor einem Gewitter, vor einer Reise, vor Unbekanntem
und vor Fremden. Es gibt mutige Menschen, die sich kaum fürchten, die fast
immer optimistisch leben, allerdings auch gelegentlich enttäuscht werden.
Es gibt bei
nicht wenigen aber ein eigenartiges Phänomen: die Menschenfurcht, besonders
dann, wenn es um den Glauben, um das religiöse Leben geht. Es ist nicht zu
begreifen, wie sich erwachsene, reife, im Berufsleben bewährte Männer und
Frauen fürchten, ihren Glauben vor anderen zu zeigen und zu leben. Da werden
sie wie ängstliche Kinder. Besonders bei Männern kann man dies häufig
beobachten.
Welche Ursachen hat diese eigenartige Menschenfurcht?
Man kann diese
Erscheinung in Europa zurückverfolgen auf die öffentliche Verunglimpfung, die
schon im 19. Jahrhundert, dann in der Zwischenkriegszeit und während des
Zweiten Weltkrieges und schließlich in den letzten Jahrzehnten wieder stärker
in glaubensfeindlichen Zeitschriften und Sendungen stattfand.
Glaubensschwache
und charakterlich unsichere Menschen lassen sich auch heute allzu leicht
beeinflussen. Sie scheuen eine klare Stellungnahme gegen die Meinung anderer;
sie schwimmen gerne mit der Masse mit und schließen sich lieber den Lautstarken
an, als selbst eine gegensätzliche eigene Meinung zu vertreten. Sie sind
religiöse Angsthasen und werden von Menschenfurcht gebeutelt.
Mitverursacht
wird eine solche Mentalität durch mangelnden Glauben und ein zu geringes
Glaubenswissen, um in einer Diskussion bestehen zu können. Was man verloren
hat, wird man auch nicht mehr bekennen oder verteidigen können.
Jeder reife Christ sollte die
Worte Jesu hören und befolgen: „Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“
Christen, besonders Erwachsene
und reifere Jugendliche, sind aufgefordert, sich zu ihrem Glauben, letztlich zu
Jesus Christus in Wort und Tat zu bekennen.
Dies geschieht
durch die treue Mitfeier der Feste des Glaubens, durch den Besuch von
Veranstaltungen der Weiterbildung in religiösen Fragen, durch das
Glaubenszeugnis bei Diskussionen in der Familie, am Arbeitsplatz, im Gasthaus,
beim Heurigen und überall, wo das Thema auf den Tisch kommt. Dazu gehören
Überzeugung, Glaubenswissen, Entschiedenheit und Mut. Das macht den reifen und
glaubwürdigen Christen aus.
Wer sich zu einer solchen
Haltung entschließt, dem gelten die Worte Jesu aus dem heutigen Evangelium:
„Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor
meinem Vater im Himmel bekennen.“
Aber
auch die Warnung sollten Christen beachten: „Wer mich aber vor den Menschen
verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“ (merli@utanet.at)
Fronleichnam
19. 6. 2014
Joh 6, 51-58
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
51Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von
diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist
mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.
52Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu
essen geben?
53Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch
des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben
nicht in euch.
54Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich
werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
55Denn mein Fleisch ist wirklich Speise, und mein Blut ist wirklich Trank.
56Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich
bleibe in ihm.
57Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater
lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
58Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht
wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber
dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.
Gedanken zum Evangelium
Fronleichnam
wird auch der feierliche Gründonnerstag genannt. In der Karwoche kann man die
Einsetzung der Danksagungsfeier Eucharistie (Messe und Kommunion) nicht froh
und feierlich begehen. Dies geschieht jetzt am Ende der österlichen Zeit. Es
gibt kaum ein Fest bei den Katholiken, das sich so überaus festlich und in
aller Öffentlichkeit prunkvoll entfaltet. Alle sind eingeladen und, besonders
auf dem Lande, sind auch fast alle dabei: Behörden, Organisationen und Vereine,
die Schulkinder und der Kindergarten, Jugend- und Jungschargruppen. Die
Musikkapelle bläst die Fronleichnamslieder, die Feuerwehr trägt den „Himmel“.
Es ist ein uraltes Fest der ganzen Pfarre. Blumen werden gestreut, Birkenzweige
entlang der Straße gesteckt, Fenster mit Blumen und Kerzen geschmückt, Kinder
tragen Blumenkreuze, Fahnen wehen unter dem Prozessionsgeläute, Weihrauchduft
und das Klingeln der Altarglocken lassen frohe Kindheitserlebnisse wieder
lebendig werden.
Weshalb so große
Fest- und Sinnesfreude an diesem Tag? Die einzigartige Bedeutung der
Eucharistie ist dafür der tiefste Grund.
Gott ist bei
den Menschen.
Unter den
Gestalten von Brot und Wein, Zeichen des Lebens und der Freude schon in dieser
Welt, ist Jesus Christus geheimnisvoll gegenwärtig, wie er sich dem Vater an
unserer Stelle in Liebe hingibt und den Menschen zur Nahrung ihrer Seele wird.
„Wer von
diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“
Es geht um das
wahre Leben, das Zukunft hat, das nicht mehr zugrunde geht. Es geht um das
Leben, das Jesus in seiner Verherrlichung schon besitzt und uns in dieser
übernatürlichen Speise weitergibt. Es geht um die Zukunftshoffnung der
Christen. Wir nehmen das Leben, das von Gott getragen ist, in uns auf und
werden dadurch geheilt und erneuert.
„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“
Es gibt eine
geheimnisvolle Lebensgemeinschaft mit Christus. Diese Lebensgemeinschaft ist
überaus kostbar und gibt Kraft für ein christliches Leben. Wir tragen Jesu
Geist in uns, der unser Denken befruchtet. Dies bedeutet Heilung, Wegweisung, Vergebung,
Zuversicht, Hoffnung und bringt letztlich Seligkeit in der Vollendung.
Deshalb der
große Aufwand und die Freude an diesem Festtag. Wir Katholiken glauben, dass
Gott in der Messe und Kommunion auf einzigartige Weise bei uns ist, dass uns
sein Leben trägt, verwandelt und für die letzte Vollendung bereit macht. (merli@utanet.at)