16. Sonntag
im Jahreskreis
20. 7. 2014
Mt 13, 24-43
In jener Zeit
24erzählte Jesus der Menge das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist
es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.
25Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den
Weizen und ging wieder weg.
26Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut
zum Vorschein.
27Da gingen die Knechte zum Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten
Weizen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?
28Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu
ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?
29Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den
Weizen aus.
30Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist,
werde ich zu den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in
Bündeln, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune.
31Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis und sagte: Mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte.
32Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hoch gewachsen
ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, so dass die
Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
33Und er erzählte ihnen noch ein Gleichnis: Mit dem Himmelreiche ist es wie
mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das
Ganze durchsäuert war.
34Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge durch Gleichnisse; er redete nur
in Gleichnissen zu ihnen.
35Damit sollte sich erfüllen, was durch den Propheten gesagt worden ist:
Ich öffne meinen Mund und rede in Gleichnissen, ich verkünde, was seit der
Schöpfung verborgen war.
36Dann verließ er die Menge und ging nach Hause. Und seine Jünger kamen zu
ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.
37Er antwortete: Der Mann, der den guten Samen sät, ist der Menschensohn;
38der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Söhne des Reiches;
das Unkraut sind die Söhne des Bösen;
39der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der
Welt; die Arbeiter bei dieser Ernte sind die Engel.
40Wie nun das Unkraut aufgesammelt wird und im Feuer verbrannt wird, so
wird es auch am Ende der Welt sein:
41Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem
Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten
haben,
42und werden sie in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden
sie heulen und mit den Zähnen knirschen.
43Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten.
Wer Ohren hat, der höre!
Gedanken zum
Evangelium
Am heutigen
Sonntag wird die Reihe der Reich-Gottes-Gleichnisse fortgesetzt. Unter
Himmelreich oder Reich Gottes wird die neue Heilszeit verstanden, die durch
Jesus Christus angebrochen ist. Wer in dieses Reich Christi eintritt, ist
beauftragt und wird befähigt, seine Mitmenschen zu lieben und erfährt durch
seine Hinwendung zu Gott Rettung und Heil. Um dies besser verständlich zu
machen, erzählt Jesus die Gleichnisse - heute von der wachsenden Saat, vom
Senfkorn und vom Sauerteig. Im zweiten Teil wird eine Erklärung dargeboten.
Die wachsende
Saat
Wenn wir unsere
christlichen Gemeinden anschauen, fällt auf, dass sich das Christsein in
verschiedener Ausprägung manifestiert. Es gibt die entschlossenen Christen,
deren Leben vom Glauben geprägt ist, die das Leben einer Pfarre mittragen und
ihren Kern bilden. Andere pflegen einen mehr losen Kontakt zu ihrer Kirche,
sind keine aktiven Mitarbeiter, feiern aber die Glaubensfeste regelmäßig mit.
Wieder andere stehen mehr am Rande, kommen nur gelegentlich zum Gottesdienst,
zahlen ihren Kirschenbeitrag noch, sonst aber haben sie kaum mit der Kirche
Kontakt. Dann gibt es noch die losgelösten Christen, die sich abgemeldet haben,
weil ihnen der Kirchenbeitrag zu hoch erschienen ist oder etwas in der
Kirchenführung nicht gepasst hat. Ihnen ging der Glaube schon vorher großteils
verloren. Gelegentliches Gebet, die Teilnahme an Begräbnissen oder Trauungen
Bekannter bleiben als Reste ihrer kirchlichen Bindung.
Das Gleichnis
legt uns nahe, die Taufscheinchristen oder Auswahlchristen nicht zu verdammen
oder auszuschließen. Gottes Geduld mit ihnen soll auch auf uns ausstrahlen. Wir
sind nicht die Richter, gerichtet wird am Ende, und das ist Sache Gottes.
Das Senfkorn
Es ist einer der kleinsten Samen,
und doch wird daraus ein großer Strauch. Wenn auch darin kaum Vögel nisten
konnten, so diente der Senfstrauch doch den Vögeln als Rastplatz und
Unterschlupf. Das Gleichnis hat Bedeutung für uns selbst. Wir müssen nicht
verzagen, wenn wir keine vollendete Heiligen, sondern noch Anfänger im Glauben
und unvollkommen sind. Geduld mit uns selbst ist die Voraussetzung auch für die
Milde zu denen, die ebenfalls mangelhaft christlich leben. Wir werden niemanden
verurteilen oder vertreiben.
Die Hoffnung, dass sie den Weg
zu Gott finden und diesen dann auch gehen werden, soll von unserem Wohlwollen
zu ihnen begleitet sein. Wir müssen allen mit freundlicher Einladung begegnen.
Der Sauerteig
Ohne etwas davon zu merken wird
der Teig durchsäuert. Still, ohne Lärm und Aufsehen wächst auch der Glaube in
den Menschen. Im Reich Gottes gilt das Gesetz des Heiligen Geistes, der auf
stille Weise die Herzen berührt und allmählich verwandelt. Wir haben dieses
Gesetz im Geschehen einer Pfarre manchmal vergessen.
Auch dort, wo scheinbar nichts
weitergeht, kann das Reich Gottes wachsen, die Sehnsucht nach Gott vordringen
und schließlich ein gutes Brot des christlichen Lebens entstehen. Allerdings
braucht es den Sauerteig, der wir selbst immer mehr werden sollten.
Die Reich-Gottes-Gleichisse lehren uns auch heute wieder ein wenig mehr
verstehen, wie es ist mit der Berufung in die Gemeinschaft Jesu steht, in der
unsere wahre, letzte, heile und beglückende Zukunft begründet ist. (merli@utanet.at)
*
17. Sonntag im Jahreskreis
27. 7. 2014
Mt 13, 44-52
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
44Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker
vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner
Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
45Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen
suchte.
46Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er
besaß, und kaufte sie.
47Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer
warf, um Fische aller Art zu fangen.
48Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen
die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie
weg.
49So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die
Bösen von den Gerechten trennen
50und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen
und mit den Zähnen knirschen.
51Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja.
52Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des
Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen
Vorrat Neues und Altes hervorholt.
Gedanken zum Evangelium
Im ersten Teil des Berichtes geht es um die
Bereitschaft zum Verzicht, wenn man in der Gemeinschaft des Heils mit Jesus
leben will. Himmelreich bedeutet ja nicht nur das Ewige Leben nach dem Tod,
sondern die rettende Gemeinschaft mit Gott schon jetzt.
Beispiele:
In einem kleinen
Bergdorf lebt ein Ehepaar. Beide haben ein Haus für viele Jahre gemietet, das
sie modernisierten, und verbringen dort in der schönen Natur ihren Lebensabend.
Ihre Wohnung in Wien haben sie verkauft. Sie sind endgültig dem Lärm der
Großstadt entflohen. - Sie haben nach dem hektischen Leben einen Schatz
gefunden und alles Frühere dafür aufgegeben.
Ein junger Mann
findet ein Mädchen. Er verlässt seine Heimat, seine Familie, seine Freunde, um
sie zu heiraten und mit ihr eine Familie zu gründen. - Er hat eine kostbare
Perle gefunden.
Eine Maturantin
entschließt sich, in den Orden der Englischen Fräulein einzutreten. Da ihr
Vater ein Gegner der Kirche ist, darf sie in Hinkunft nicht mehr nach Hause.
Erst später kann sie ihn besuchen, aber nicht in Ordenstracht. - Sie verlässt
ihre Familie, weil sie ihre Lebensaufgabe und ihr Glück gefunden hat.
Ein Arzt gibt
seine gesicherte Stellung im Krankenhaus auf, entschließt sich in die
Entwicklungshilfe zu gehen und lebt dort unter Armen, um ihnen beizustehen. Er
hat offenbar seinen Lebenssinn gefunden.
Ein junger Mann
hat einen attraktiven Beruf in einer Bank mit vorzüglichem Gehalt. Er kündigt,
um eine Ausbildung als Krankenpfleger zu beginnen. Dies ist für ihn eine
sonnvolle Lebensaufgabe.
Die Beispiele
könnten fortgesetzt werden.
Es gibt Christen, die wegen ihrer
Glaubenstreue ihr Leben wagen. Sie wissen, worauf es ankommt. Sie kennen den
Schatz und die kostbare Perle ihres Lebens.
Nicht selten
gibt aber auch solche, die auf keine Annehmlichkeit verzichten wollen und
gierig nach allen angebotenen vergänglichen Werten haschen, selbst wenn sie dabei
die Schätze des Glaubens oder die christliche Hoffnung verlieren und von ihrem
christlichen Lebensweg abirren.
Der Christ könnte sich an diesem Sonntag
fragen: Was bedeuten mir mein Glaube, die Gemeinschaft in meiner Kirche und die
Verbindung mit Jesus Christus? Welche Werte prägen mein Leben? (merli@utanet.at)