Fest Kreuzerhöhung
14.
September
Das Fest
Kreuzerhöhung wurde zuerst in Jerusalem begangen. Am Weihetag der
Auferstehungsbasilika, der sogenannten Grabeskirche, am 14. September 335, bot
man dem Volk das heilige Kreuz zur Verehrung dar. Alt- und neutestamentliche
Texte kreisen heute um den Zusammenhang von Erniedrigung und Erhöhung, von Leid
und Befreiung.
Von
einer wundertätigen ehernen Schlange erzählt die alttestamentliche Lesung. Die
„Erhöhung“, das Aufhängen der Schlange an einer Fahnenstange, wird im
Evangelium zum Bild für die „Erhöhung“, das Aufhängen Christi ans Kreuz. Eine
doppelte Kühnheit. Den Augenblick grausamster Qual und äußerster Erniedrigung,
die Kreuzigung, deutet der Evangelist als Moment der Erhebung. Und die
rätselhafte Geschichte von einem auf Veranlassung Gottes hergestellten
rettenden Schlangenbild wird zum Zeichen des Gottesheils, das von Christus
kommt. Es gilt, Unfassliches zu fassen: Warum musste Jesus diesen schrecklichen
Weg gehen? Der gehenkte Messias - ein fast unüberwindlicher Skandal. In dem
erhöhten Schlangenbildnis, das nach Gottes Willen dem Tod Paroli bietet,
erblickt die Gemeinde des Evangelisten Johannes ein Vor-Bild jener Rettung, die
Jesus im Einklang mit Gottes Willen für uns erwirkt.
Joh 3, 13-17
13Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel
herabgestiegen ist: der Menschensohn.
14Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der
Menschensohn erhöht werden,
15damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
16Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben
hat.
17Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt
richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Gedanken zum Evangelium (1)
Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Glauben an Jesus Christus und
der Erlangung des ewigen Lebens.
Die wahre Zukunft des Menschen –
jedenfalls dessen, der über Jesus hinreichende Kunde erhielt – liegt in der
heilenden Beziehung zu Jesus Christus begründet. Es gibt also kein Heil für
den, der diese Beziehung bewusst und gegen besseres Wissen vernachlässigt oder
überhaupt beendet. Wer sie aber annimmt und pflegt, kann mit Recht auf das
wahre, unvergängliche, ewige Leben in der Vollendung hoffen.
Gott gab seinen Sohn in die Welt.
Dieses Geheimnis berührt die
Dreifaltigkeit. Man kann auch denken, Gott gab sich selbst in die menschliche
Natur und wurde in Jesus von Nazaret einer von uns: Er nahm im Namen aller das
menschliche Leben und Sterben in sich auf. Er heilte damit alle Schäden für
die, die sich glaubend unter dem Kreuz versammeln, die also an Jesus Christus
glauben und seine Wegweisungen beachten wollen.
Es gibt in der Bibel das Wort vom Gericht.
Doch steht im Vordergrund die
Rettung aus allen menschlichen Tiefen der Existenz, die Rettung aus der Sünde,
dem Leid, der Angst und dem Tod. Es gibt die Rettung durch Jesus hinein in ein
Leben in Fülle. Das Gericht bedroht die, welche schuldhaft gegen Gott leben und
sein Angebot in Jesus ablehnen.
Es gilt das Lied: „Er rettet dich, er rettet mich, er lässt uns niemals
verloren geh´n.“
Gedanken zum Fest (2)
In der Karwoche wird gerufen: „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben,
im Kreuz ist Auferstehung.“
Es geht um die wesentliche
Heilsgabe, die Gott den Menschen schenkt: um das Leben in Fülle. Diese
Heilsgabe steht im geheimnisvollen Zusammenhang mit dem Leben und Sterben Jesu
in Liebe zum Vater und zu den Menschen. Der am Kreuz Erhöhte ist der Angelpunkt
der Erlösung des Menschen aus Sünde und Untergang.
Die Hingabe Jesu in den Tod am
Kreuz bewirkt für alle, die sich zu ihm bekennen, also an ihn glauben, ewiges,
von Gottes Lebenskraft getragenes Leben.
Diese Hingabe geschah aus Liebe. Das Wort: „...dass er seinen einzigen Sohn hingab“ wird manchmal blutrünstig
verstanden, kann aber auch bedeuten: dass er seinen einzigen Sohn für die
Menschen gab, den Menschen in diese menschliche Natur hinein schenkte, um sie
zu heilen und zu retten.
In Verbindung mit diesem Jesus,
in dem Gott menschliches Sein annahm, werden alle zu seinen Brüdern und
Schwestern, die sich ihm anschließen, und haben daher im Glauben an ihn auch
Anteil an seinem neuen, auferstandenen Leben, das von Gott kommt und mit Gott
vereint.
Die Drohgebärden, mit denen in
früheren Zeiten der Glaube verkündet worden ist und die Menschen diszipliniert
werden sollten, sind nicht angebracht, haben für Glaubende keine Bedeutung.
Es geht in der christlichen Glaubensgemeinschaft in erster Linie um
liebende Rettung, nicht um Gericht und Verdammung. (merli@utanet.at)