Gründonnerstag
2. 4. 2015
1 Kor 11,
23-26
Brüder!
23Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus,
der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot,
24sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für
euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!
25Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der
Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem
Gedächtnis!
26Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet
ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Evangelium
Joh 13, 1-15
1Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war,
um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt
waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.
2Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon
Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern.
3Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und
dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,
4stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem
Leinentuch.
5Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu
waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
6Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die
Füße waschen?
7Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch
später wirst du es begreifen.
8Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus
erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.
9Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern
auch die Hände und das Haupt.
10Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur
noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle.
11Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht
alle rein.
12Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz
genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
13Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn
ich bin es.
14Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann
müsst auch ihr einander die Füße waschen.
15Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an
euch gehandelt habe.
Gedanken zum Gründonnerstag
Im Geschehen des ersten der drei
Kartage werden uns wesentliche Wahrheiten unseres Glaubens vor Augen gestellt
und Anregungen zu einem tieferen christlichen Leben gegeben.
Wir können ein Dreifaches
bedenken:
1. Auftrag zu dienender Liebe
In der Fußwaschung wird gezeigt,
wie Christen einander begegnen sollen. Zur Zeit Jesu wurden dem Gast beim
Eintritt vom Diener die Füße gewaschen.
Es gibt in dieser neuen
Gemeinschaft Jesu rechtens keine Hochwürdigen, denen gedient werden müsste, und
keine Untergebenen, die dienen müssten. In einer christlichen Gemeinde sollte
geschwisterliche Liebe gelten. Entartungen, welcher Art immer, gehören
korrigiert. „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie
ich an euch gehandelt habe.“
2. Auftrag zur Feier der
Eucharistie.
Der zweite Auftrag ist untrennbar
mit dem ersten verbunden und steht von Anfang an im Zentrum des christlichen
Lebens. Jesus reicht das Brot und den Wein mit den Worten: „Das ist mein Leib,
der für euch hingegeben wird, das ist mein Blut, das für euch vergossen wird
zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“
Ein Auftrag an der Schwelle des
Todes ist von besonderem Gewicht. Trotzdem wird er von vielen Christen nicht
mehr gehört oder nicht ernst genommen. Christen, die sich auf das Osterfest
vorbereiten, sollten bedenken, was es bedeutet, ein letztes Vermächtnis Jesu
vor seinem Sterben unbeachtet zu lassen. Damit wäre die Beziehung zu Christus
schon sehr geschwächt und von Ehrfurcht und Liebe gäbe es kaum noch eine Spur.
Der Gründonnerstag ist ein
gewaltiger Aufruf, die Worte Jesu zu bedenken und die Feier der Eucharistie
wieder in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen. In dieser Feier wird alles
gegenwärtig, was Jesus zuletzt endgültig in seinem Sterben für uns erworben
hat: Vergebung, Erneuerung und Heil. Viele Christen bereuen in diesen Tagen
ihre Nachlässigkeiten und Sünden in einer Osterbeichte und fangen ein neues
christliches Leben an.
3. Hingabe an den Willen des
Vaters.
Wir finden Jesus zu später Nacht im
Garten Getsemani. Er betet, während die Apostel einschlafen: „...nicht mein,
sondern dein Wille soll geschehen.“
Damit zeigt sich für den Christen,
dass er in leidvollen Stunden wie Jesus flehen darf: „Lass diesen Kelch an mir
vorübergehen!“ Doch sagt Jesus dazu: „Nicht mein, sondern dein Wille soll
geschehen.“
Dies wäre die richtige Grundhaltung
dessen, der sich auch im Leid in der Liebe Gottes geborgen weiß und sich zum
Lebensprinzip gemacht hat, sein Lebens- und Todesschicksal in die Hände seines
gütigen Vaters zu legen.
Es ist für jeden Christen heilsam, am Gründonnerstag und jeden Sonntag an
der Feier teilzunehmen, die Jesus den Seinen an diesem Tag als Gabe und Auftrag
geschenkt hat. (merli@utanet.at)
*
Karfreitag
3. 4. 2015
Im Gedenken an den rettenden Tod
Jesu am Kreuz begehen die Christen diesen Tag als strengen Fasttag (Enthaltung
von Fleischspeisen und einmalige Sättigung)..
Die Karfreitagsliturgie gliedert
sich in vier Abschnitte:
Wortgottesdienst mit der
Leidensgeschichte
Große Fürbitten für die Anliegen der
Kirche und der Welt
Kreuzverehrung
Kommunionfeier
Besinnung zum Karfreitag
Im Alten Bund gab es die Opfer, um
Gott zu ehren, ihm zu danken, Bitten vorzutragen und Vergebung zu erlangen. Es
wurden Tiere geschlachtet, sie sollten an Stelle des Opfernden dargebracht
werden. Je wertvoller ein solches Opfer war und je inniger es mit dem
Darbringer verbunden war und mit je mehr Liebe zu Gott es dargebracht wurde,
für desto wertvoller wurde es angesehen.
Wenn man bei der Kreuzigung Jesu
von Opferhingabe spricht, dann sind hier das Opfer und der Opfernde identisch
und seine Hingabe an Gott geschah mit höchster Ehrfurcht und Liebe. Daher ist
es das einzigartige Opfer des Neuen Bundes. In der Grundhaltung von Gehorsam,
Ehrfurcht, Liebe, Ganzhingabe des Sohnes an den Vater, ungetrübt von jedem
Ungehorsam und an Stelle aller Menschen, geschieht etwas Einzigartiges und
Rettendes für die Menschen.
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn
hingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige
Leben haben.“
Diese Worte des Evangelisten haben
im Kreuzestod ihre letzte Erfüllung erhalten. Die Hingabe an die Welt, an die
Menschen, ist nicht erst beim Sterben geschehen, sondern hat schon bei der
Menschwerdung begonnen. „Er kam in sein Eigentum“, als er empfangen und geboren
wurde. Gott gab sich schon in diesem Jesuskind liebend an die Menschen hin.
Am Weihnachtsfest feiern wir den
Anfang dieser Hingabe, dieses Hineingehens Gottes in die menschliche Natur und
in ein Menschenschicksal. Diese Hingabe geschah das ganze Leben Jesu hindurch
immer wieder und fand seine letzte mühsame Vollendung im Tod am Kreuz.
Wir Christen feiern dankbar, dass
uns der ewige Gott mit seiner Liebe umfangen hat, dass er dies nicht nur
verkünden ließ, sondern sichtbar gemacht hat in seiner Menschwerdung. Jesus ist
die Mensch gewordene Liebe Gottes zu uns.
Wir gehören durch Jesus endgültig zu Gott. Dies hat Konsequenzen: Wenn
wir uns zu diesem Jesus bekennen, an ihn glauben, mit ihm verbunden leben,
bedeutet dies Rettung, Heilung, Erneuerung, Befreiung, Heil in Fülle, Vollendung,
Glückseligkeit.
Der Karfreitag ruft zur Erneuerung
unseres Glaubens an Jesus Christus auf. Wir sind eingeladen, diesem Jesus zu
folgen, mit ihm verbunden zu leben, seine Worte zu beachten, uns von ihm heilen
zu lassen und so Hoffnung in uns zu tragen, die das ganze Leben erhellt.
Am Karfreitag leuchtet die Liebe Gottes für jeden auf, der sich diesem
Jesus zuwendet. Wer ihn verachtet, beiseite legt und sich um ihn kaum kümmert,
der versäumt seine Rettung und verspielt sein Heil. Es ist der Welt kein
anderer Name gegeben, in dem Heil ist. (merli@utanet.at)
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Osternacht
4. 4. 2015
Mk 16, 1-7
1Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter
des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus
zu salben.
2Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die
Sonne aufging.
3Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang wegwälzen?
4Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war;
er war sehr groß.
5Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen
jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken
sie sehr.
6Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret,
den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Seht, da ist die
Stelle, wo man ihn hingelegt hatte.
7Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch
voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.
Osterfreude
In der Osternacht feiern die
Christen ihr großes Fest. Freude liegt über diesen Feiern und über den
Ostertagen.
Die Freude hat mehrere Wurzeln:
Freude über das sprießende Leben
des Frühlings. Die Tage werden länger und heller, Frühlingswärme belebt die
Natur, Leben drängt überall hervor, grünt und blüht. Eine natürliche Freude an
„des Frühlings holdem belebenden Blick“ bewegt das Gemüt.
Freude über die guten Wünsche
und kleinen Geschenke. Wir wünschen einander nach der Fastenzeit
Osterfreude, Glück und Segen. Kinder finden jauchzend ihre Osternester.
Erwachsene freuen sich mit ihnen. Freie Tage ergänzen die Freude der festlichen
Zeit.
Freude bei den liturgischen
Feiern. Osterfeuer, Osterkerze, Osterglocken, voller Orgelklang, das
Halleluja, reicher Blumenschmuck, frisch geputzte Kirchen, mancherorts auch die
Auferstehungsprozession mit der Blasmusik und den Klingeln der Ministranten
sowie die hellen Osterlieder sind Zeichen der Osterfreude christlicher
Menschen.
Die tiefste Wurzel der Freude
liegt in der Auferstehung Jesu. Es wäre alles Getue letztlich hohl und
leer, würde der Christ nicht die wesentlichste Ursache der Osterfreude bedenken
und feiern. Dass Jesus auferstanden ist, dass er lebt, dass sein Weg der
richtige ist, dass der Tod überwunden werden kann, dass es eine Zukunft gibt,
die über den Tod hinausreicht, dass nach jedem Sterben das helle Licht Gottes
leuchtet, sind die einzig tragfähigen Begründungen wahrer Osterfreude im Herzen
der Christen. Diese Freude künden sie allen am Osterfest.
Mit der Auferstehung Jesu ist
untrennbar der Glaube an die eigene Auferstehung verbunden. „Ist Jesus
auferstanden, werden auch wir auferstehen“, sagt der Apostel. Wir feiern zu
Ostern auch unsere eigene Zukunft, unsere Hoffnung, unserer Rettung, unsere
Teilnahme an der Auferstehung Jesu schon jetzt in der Taufe und in einem
christlichen Leben.
Diese Osterfreude ist umso
berechtigter und tragfähiger, je mehr wir uns in der Fastenzeit auf dieses
Feiern vorbereitet haben. Der Christ, dem in einer Beichte seine Auferstehung
und innere Erneuerung zugesagt werden konnten, der seine Schwächen zu
überwinden versuchte, der das Gute einübte und seine Beziehungen zu Gott und zu
den Menschen erneuert hat, der ist zu dieser Freude bereit und kann sie auch
gefühlsmäßig erleben. Ohne das Bemühen um religiöse Erneuerung bleibt die
Osterfreude fahler Schein ohne Strahlkraft.
Wir Christen erleben am Osterfest
die Freude derer, für die Jesus als Retter gekommen ist, die er liebend in
seine Heilsgemeinschaft gerufen hat und denen er eine Zukunftshoffnung gab, die
auch dann trägt, wenn unser Leben und seine Gaben zu zerfallen drohen. Unser
frohes Halleluja ist berechtigt.(merli@utanet.at)
*
Ostersonntag
5. 4. 2015
Joh 20, 1-18
1Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch
dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.
2Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und
sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen
nicht, wohin man ihn gelegt hat.
3Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab;
4sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller
war als Petrus, kam er als Erster ans Grab.
5Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht
hinein.
6Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab
hinein. Er sah die Leinenbinden liegen
7und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber
nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer
besonderen Stelle.
8Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war,
hinein; er sah und glaubte.
9Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten
auferstehen musste.
10Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte,
beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
12Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der
Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
13Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man
hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.
14Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen,
wusste aber nicht, dass es Jesus war.
15Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es
sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir,
wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
16Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf
hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.
17Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum
Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe
hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
18Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den
Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.
Gedanken zum Evangelium
Es war verboten und daher gefährlich, für einen als Unruhestifter
Hingerichteten öffentlich zu trauern.
Maria von Magdala setzt sich
dieser Gefahr der Bestrafung aus, weil sie sich zu Jesus gehörig fühlt.
Frauen sind auch in unseren Tagen häufig mutiger als manche Männer, wenn es
gilt, sich zu Jesus Christus zu bekennen. Sie sind unkompliziert und stehen mit
einer erfreulichen Selbstverständlichkeit zu ihrem Glauben. Sie fürchten nicht
das Gerede der Wirtshausbrüder und halten am religiösen Leben auch fest, wenn
sie dafür im eignen Haus kein Verständnis finden.
Sie läuft zu den Aposteln,
um ihnen die Situation beim Grab zu melden.
Frauen sind praktisch, greifen auch bei Arbeiten in der Kirche zu,
diskutieren nicht lange, sondern tun das Nötige. Dafür muss man sie bewundern
und ihnen in jeder Pfarre dankbar sein.
Die Apostel glauben ihr und
sehen nach.
Jeder Verantwortungsträger in unserer Gemeinschaft ist dazu aufgerufen, der
Botschaft vom leeren Grab und dann von der Auferstehung Jesu Gewicht
beizumessen. Christen sollten diese Kunde vom Leben nach dem Tod als
Glaubensflamme immer brennen lassen und das tägliche Leben von diesem
Evangelium her betrachten und organisieren. Wir sollten jeden Tag österliche
Menschen sein.
„Ich habe den Herrn
gesehen.“
Die Liebe macht die Augen sehend. Während die Jünger untätig wieder nach
Hause gehen, bleibt die Frau beim Grab, um ihre Trauer zu zeigen. Dann wird sie
zur ersten Zeugin der Auferstehung und zur Apostelin für die Apostel.
Die Liebe zu Jesus Christus bildet auch heute die Voraussetzung für den
christlichen Glauben. Wer ohne persönliche Beziehung, die von Wohlwollen und
Freude aneinander getragen wird, nur über Jesus diskutiert, wird zweifeln,
wanken oder gar abfallen. Die betende und dankbare Begegnung mit Jesus bei den
Festen des Glaubens, im Gottesdienst, im Gebet und in den Sakramenten trägt das
gläubige Leben.
Wer Ostern feiert, denkt an
das größte Wunder der Menschheitsgeschichte. Christen feiern nicht nur das
Erinnerungsfest von der Auferstehung des Jesus von Nazaret, sondern auch seine
bleibende Gegenwart unter den Glaubenden. Sie feiern darüber hinaus auch
deshalb frohe Ostern, weil für sie an diesem Fest glaubwürdig die Verheißung
ihrer eigenen Auferstehung und ewigen Vollendung bei Gott verkündet wird. (merli@utanet.at)
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Ostermontag
6. 4. 2015
Lk 24, 13-35
13Am gleichen Tag waren zwei von den
Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von
Jerusalem entfernt ist.
14Sie sprachen miteinander über all das,
was sich ereignet hatte.
15Während sie redeten und ihre Gedanken
austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen.
16Doch sie waren wie mit Blindheit
geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.
17Er fragte sie: Was sind das für Dinge,
über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen,
18und der eine von ihnen - er hieß
Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger
nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
19Er fragte sie: Was denn? Sie
antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort
und Tat vor Gott und dem ganzen Volk.
20Doch unsere Hohepriester und Führer
haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
21Wir aber hatten gehofft, dass er der
sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem
das alles geschehen ist.
22Aber nicht nur das: Auch einige Frauen
aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe
beim Grab,
23fanden aber seinen Leichnam nicht. Als
sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten
gesagt, er lebe.
24Einige von uns gingen dann zum Grab und
fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn
nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt
haben.
26Musste nicht der Messias all das
erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
27Und er legte ihnen dar, ausgehend von
Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben
steht.
28So erreichten sie das Dorf, zu dem sie
unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen,
29aber sie drängten ihn und sagten: Bleib
doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging
er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30Und als er mit ihnen bei Tisch war,
nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen.
31Da gingen ihnen die Augen auf, und sie
erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.
32Und sie sagten zueinander: Brannte uns
nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn
der Schrift erschloss?
33Noch in derselben Stunde brachen sie
auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die elf und die anderen
Jünger versammelt.
34Diese sagten: Der Herr ist wirklich
auferstanden und ist dem Simon erschienen.
35Da erzählten auch sie, was sie
unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
Gedanken zum
Evangelium
Zwei Jünger, die wohl nicht zum
engsten Kreis der Apostel zählen, entfliehen der Stadt der Enttäuschung über
Jesu Tod. Ihre Hoffnungen wurden zunichte. Die Schilderung beleuchtet den Weg
jedes Christen zum Glauben an den Auferstandenen. Bedenken wir einige der
zahlreichen Impulse, die in der Erzählung enthalten sind.
Sie unterhalten sich über
Glaubensfragen.
Sie führen ernste Gespräche. Sie
hatten ihre Hoffnungen auf Jesus, den Gekreuzigten gesetzt. Tiefe Fragen
beschäftigen sie auf der Suche nach dem Sinn der Ereignisse. Wie oberflächlich
ist das Geschwätz in den Medien oder auch unter Christen, wenn sie über die
Probleme ihrer Religion diskutieren! Vordergründig wird immer wieder dasselbe
durchgekaut.
Wie oft geht es denn um
existentielle Fragen nach Gottes Gegenwart unter den Menschen oder um die
Rettung aus der Vergänglichkeit, um den Weg, der vor Gott recht ist und zu Gott
führt? Sprechen wir überhaupt über Jesus außerhalb des Gottesdienstes, beim
sonntäglichen gemeinsamen Essen, an Abenden oder bei Wanderungen? Die Religion
und damit die Beziehung zu Jesus Christus ist vielfach aus dem Bewusstsein
selbst der Christen entschwunden. Gar nicht zu reden von denen, die ihren
Glauben praktisch aufgegeben haben.
Jesus erklärt das Geschehene aus
der Heiligen Schrift.
Wer es mit seinem Glauben ernst
nimmt, zu dem gesellt sich Jesus auch heute. Sein Geist erfasst im Gebet unser
Denken, Zweifel lichten sich, bohrende Fragen finden Antworten, wenn wir ihm in
der Liebe zu den Menschen, beim Gottesdienst oder in der Bibel begegnen.
Sie laden ihn ein.
Der Weg des Glaubens führt auch
über die Gastfreundschaft und findet in der Mitmenschlichkeit einen fruchtbaren
Boden. Christliche Gemeinschaften sind nur dann Glaubensträger, wenn sie
einladend sind und die Nächstenliebe verwirklichen.
Beim Abendmahl erkennen sie ihn.
Jesus bricht das Brot wie bei der
Speisung von Tausenden oder besonders beim letzten Abendmahl. Lukas hat die
christliche Liturgie der urkirchlichen Gemeinschaften vor sich. Sie bestand aus
dem Wortgottesdienst und dem „Brotbrechen“, der Eucharistiefeier, für uns der
Hinweis, dass gläubiges christliches Leben eingebunden sein muss in die
Mahlgemeinschaft der Gläubigen bei der Feier der Eucharistie. Hier lernen die
Menschen in der Begegnung mit dem Wort Gottes ihren Glauben begreifen, hier
erfahren sie Jesu befreiende Gegenwart, hier wird der Glaube an den
Auferstandenen wach, und hier werden dem Leben des Christen Wegweisungen
gegeben, die ihn zu seinem Lebensziel führen.
Sie brechen auf und verkünden.
Wer Jesus erkannt hat, der wird zum
Apostel. Die Freude über die Gemeinschaft mit Gott, über die Hoffnung, die das
ganze Leben trägt, über die frohe Botschaft von der Vergebung und Rettung und
von der Liebe Gottes darf nicht verheimlicht und konserviert werden. Auch wir
sind aufgerufen, die frohe Botschaft von der Auferstehung und von den damit
verbundenen Heilsgaben weiter zu tragen
Der Ostermontag gibt uns noch
einmal Gelegenheit, die Feier unserer Rettung durch den auferstandenen Christus
ausklingen zu lassen. Wir können als österliche Menschen leben und die
Osterfreude weitergeben. (merli@utanet.at)
*
Das leere Grab
am Ostermorgen bedeutet nicht, dass es keine Katastrophen, keine Tragödien mehr
gibt, dass die Rechnung stets aufgeht, weil ein Himmel über uns wacht, der es
gut meint und das Schicksal jedes Einzelnen zum Guten lenkt. Noch leben wir in
einer Welt, in der überall Menschen zerbrochen und Kreuze aufgerichtet werden.
Doch das leere Grab am Ostermorgen ist Sinnbild dafür, dass die Liebe den Tod
ein für alle Mal besiegt hat und dass unser Weg auf Erden nicht am Grab endet.
Denn seit Ostern sind Gräber keine Gräber mehr, sondern Brücken in die
Unendlichkeit, Verheißung der Unzerstörbarkeit eines jeden von uns, Beginn der
Ewigkeit. Immer dort, wo wir in unserem Leben der Liebe Raum geben, werden wir
spüren, dass die Angst vor dem Tod an Macht über uns verliert.