Samstag, 11. Juli 2015



An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen (Mt 7, 16.)

Gelegentlich wird behauptet, alle Religionen seien friedliebend und würden nur fallweise von Eiferern missbraucht. Dafür könnte man sicher in der Geschichte manche Belege finden.
Man kann aber auch das heutige Erscheinungsbild verschiedener Religionen vergleichen. Da finden sich wesentliche Unterschiede, was Friedfertigkeit, Toleranz oder Gewaltbereitschaft betrifft.

Betrachten wir die gegenwärtige Lehr- und Lebensrealität im Islam und im Christentum. Stellen wir ohne Vorurteile dazu einige Fragen in den Raum:

  • Was würde passieren, wenn ein Moslem am Petersplatz in Rom ein Transparent mit der Aufschrift „Es gibt keinen Gott“ entfaltete?
  • Was wären die Folgen, wenn ein Christ in Teheran dies öffentlich behauptete?

  • Wie lange würde es ein Christ überleben, wenn er in Riad vor einer Moschee ausriefe: „Mohammed ist ein falscher Prophet“?
  • Was würde einem Moslem passieren, der am Stephansplatz in Wien lautstark behauptete, Jesus sei ein Betrüger und kein Prophet?

  • Wie müsste ein Christ befürchten, der in Pakistan einen Koran verbrennen würde?
  • Was ein Moslem, wenn er in Italien dies mit einer Bibel täte?

  • Wie reagierten wohl Religionswächter im Iran, wenn ein Christ sagen würde: Die Fastenvorschriften im Koran und die Verschleierungsvorschriften für Frauen seien unsinnig und gehörten abgeschafft.
  • Wie würden Bischöfe reagieren, wenn ein Moslem christenkirchliche Vorschriften als Aberglauben bezeichnete?

  • Wo überall gibt es heute im Namen des Islam Bedrohungen, Mord, und Terror?
  • Wo findet man unter christlicher Flagge brutale Gewalt, Hinrichtungen und Terroranschläge?

  • Was ist Salman Rushdie angedroht worden, weil er in seinem Buch andeutete, es könnten sich teuflische Verse in den Koran eingeschlichen haben?
  • Was wurde Atheisten von christlicher Seite angedroht, die Wahrheiten der Bibel angezweifelt oder in Büchern gar Gottes Existenz geleugnet haben?

  • Wie viele Imame gibt es heute weltweit, die als Hassprediger Gewalt im Namen ihrer Religion gutheißen?
  • Wie viele christliche Bischöfe oder Priester gibt es, die Gewaltanwendung im Namen des christlichen Glaubens tolerieren?

  • Gibt es für Vergehen gegen Religionsvorschriften oder bei Abfall vom Islam Sanktionen oder Todesdrohungen?
  • Wird ein Christ bei Konversion zu einem anderen Glauben irgendwo in der Welt durch seine Kirche bedroht?

  • Wie viele muslimische Verantwortungsträger gibt es, die Gewalt- und Gräueltaten im Namen des Islams heute unmissverständlich verurteilen?
  • Wie eindeutig haben sich Papst und Bischöfe ohne Ausnahme von solchen im Namen des Christentums geschehenen Gräueltaten distanziert?

  • Warum gibt es im Islam heute noch Richter, die Todesurteile fällen, Terroristen und grausamste Mörderbanden, die sich dabei auf den Koran berufen?
  • Warum gibt es solche, die sich auf die Bibel berufen, im Christentum nicht?

  • Werden Christen in muslimisch geprägten Ländern offiziell unterdrückt oder benachteiligt?
  • Geschieht irgendwo ähnliches mit Moslems in christlich geprägten Ländern?

  • Warum getraut man sich im Islam kaum, Texte im Koran, die z. B. Gewalt anordnen, als zeitbedingt und daher neu interpretierbar zu bezeichnen?
  • Wieso ist dies schon längst in der christlichen Theologie bei biblischen Texten z. B. bei Aufforderungen zu Gewalt im Alten Testament möglich, ja gang und gäbe?

  • Gab es im Islam von Anfang an Gewalt im Dienste der Glaubensverbreitung?
  • Wie verlief in den ersten Jahrhunderten die Ausbreitung des Christentums?

  • Wie viele Terroristen unserer Tage sind Moslems?
  • Wie viele Christen gibt es, die Terroranschläge verüben?
  • Gibt es Moslems, die mit Gewalt einen Gottesstaat errichten wollen?
  • Wo findet man Christen, die dies mit Gewalt anstreben?

  • Entspricht die Aussage „Gott ist Liebe“ vorrangig der islamischen Auffassung von Gottes Wesen?
  • Ist im Christentum dies die zentralste Aussage über Gott?

  • Was ist im Islam das höchste Gebot?
  • Welches Gebot der Christen ist das höchste?

Aufrichtige Antworten auf alle diese Fragen können signifikante Unterschiede in den Religionsgemeinschaften, was heute Friedfertigkeit oder Gewaltbereitschaft betrifft, aufzeigen.

Dass es im Christentum in der Vergangenheit schwere Entartungen wie Gewalt gegen Andersgläubige, Verfolgung und Unterdrückung gab, ist keine Frage. Dafür haben sich Päpste wiederholt entschuldigt. Es darf auch nicht geleugnet  werden, dass es auch viele friedliebende Muslime gibt.
Man könnte einwenden, Christen nehmen, weil sie auf glaubensfeindliche Provokationen so nachsichtig reagieren, ihren Glauben und die Ehre Gottes nicht ernst genug. Das muss jedoch nicht so gesehen werden, nur weil sie heute die Freiheit des Denkens achten und geistige Auseinandersetzung ohne Gewaltanwendung bevorzugen.

Man kann heute gravierende Verschiedenheiten von Islam und Christentum, was Friedfertigkeit, Toleranz und Ablehnung von Gewalt im Namen der Religion betrifft, nicht  übersehen. Wer so tut, als gäbe es diese Unterschiede nicht, ist entweder uninformiert, unsachlich oder fanatisch verblendet.

AM