Sonntag, 12. Juli 2015



17. Sonntag im Jahreskreis

26. 7. 2015
 
Joh 6, 1-15
1Danach ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt.
2Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
3Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder.
4Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe.
5Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?
6Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.
7Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.
8Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm:
9Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!
10Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer.
11Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.
12Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt.
13Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.
14Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.
15Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.

Gedanken zum Evangelium

Bei den Berichten aus dem Johannesevangelium geht es letztlich immer um die Frage: Wer ist dieser Jesus? Das ganze Evangelium will bekunden: Dieser Jesus ist der Messias, der Mensch gewordene Sohn Gottes, der Herr. In ihm ist Gott ganz gegenwärtig.
Im Prolog des Johannesevangeliums steht: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“
In unserem großen Glaubensbekenntnis beten wir: „Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.“ Vor diesem Glaubenshintergrund können wir den heutigen Bericht meditieren.

Jesus, der göttliche Lehrer
Mose führte zum Gottesberg. Er war von Gott beglaubigt, lehrte dessen Gesetze und Normen und wies in seinem Namen den rechten Weg. Angst und Zittern erfassten das Volk.
Jesus lehrt nun als der gottgesandte neue Mose, weist den Weg und lehrt die Menschen ebenfalls nach den Gesetzten und Normen Gottes zu leben. Hinter seiner Lehre steht göttliche Autorität.

Jesus der göttliche Wohltäter
Sie kommen in Scharen, sie umdrängen ihn, weil sie spüren, dass es hier Barmherzigkeit gibt. Sie erleben Trost in ihren tristen Verhältnissen, erhalten innere Kraft, Frieden und Freude. Sie erkennen, dass dieser Jesus ihnen wohlgesinnt ist, sie nicht beherrschen und verurteilen will. Sie erleben seine Wohltat in der wunderbaren Speisung.
Auch wir gehören zu denen, die Jesus mit seiner Fürsorge umgibt.

Jesus, der Verkannte.
Allzu schnell geben sich die Menschen aber mit den Wohltaten des Leibes zufrieden. Der volle Bauch ist wichtig. Sie verkennen Jesus und wollen ihn zum weltlichen König machen. Er wird unsere diesseitige Not beheben, denken sie. Sie sind noch weltlich gesinnt, noch „von dieser Welt“.
Bei Johannes finden wir den Begriff „Welt“. Er versteht darunter die noch gottferne Welt, die den Alltag der Menschen so vollständig durchdringt, dass nichts Göttliches mehr Platz hat. Gelderwerb, Vergnügungen, Unterhaltungen, Macht und Einfluss, Ansehen und Geltung treten an Stelle der Hinwendung zu Gott. Die Beziehung zu ihm wird zweitrangig oder verkümmert ganz. Menschen leben so, als gäbe es keinen Gott.
Wir Christen könnten uns fragen: Unterscheiden wir uns von diesen Bürgern der „Welt“?

Jesus, der göttliche Beter
Es kommt wiederholt vor, dass sich Jesus zurückzieht, um allein zu beten. Die Apostel haben dies immer wieder erlebt und baten einmal sogar: „Herr, lehre uns beten!“ Jesu kraftvolles Wirken ist nicht in den Wunderzeichen begründet. Er lebt in inniger Verbindung mit dem Vater. Dies ist die wahre Wurzel seiner Autorität, seines Königtum und seines Wirkens.
Auch des Christen innere Kraft kommt von diesem Bemühen um eine Gottesbeziehung. Ohne Gebet versandet der Glaube. Hektische Aktivitäten im Dienste der Menschen sind auf Dauer zu wenig. Dem Christen geht dann langsam die religiöse Luft aus. Eines Tages ist er „angefressen“ und beleidigt, wenn er nicht die hinreichende Anerkennung bei seiner pfarrlichen Tätigkeit erfährt oder Misserfolge erleben muss.

Wer Jesu Worte und Taten bedenkt, erkennt seine göttliche Sendung, versteht seine Wegweisung immer mehr und lernt, im Glauben an ihn geborgen und in innerem Frieden zu leben. (merli@utanet.at)