Montag, 21. September 2015



27. Sonntag im Jahreskreis

 4. 10. 2015

Mk 10, 2-16
2Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen? Damit wollten sie ihm eine Falle stellen.
3Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben?
4Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und (die Frau) aus der Ehe zu entlassen.
5Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.
6Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen.
7Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen,
8und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins.
9Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
10Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber.
11Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch.
12Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.
13Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab.
14Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
15Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.
16Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.

Gedanken zum Evangelium

Wenn über den christlichen Glauben diskutiert wird, kommen unweigerlich auch folgende Themen zur Sprache: Ehescheidung, Wiederverheiratung, Zulassung zur Kommunion.
Da es viele Geschiedene und Wiederverheiratete gibt, ist das Interesse an diesen Fragen verständlich. Schauen wir zuerst auf die Lehre der Kirche über die Ehe. Was entspricht der menschlichen Natur? Wie steht es im kirchlichen Gesetz? Was lehrt die katholische Kirche über die Ehe?

Die Antwort lautet kurz zusammengefasst:
Die Ehe ist eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau (Einehe), sie ist unauflöslich und unter Christen ein Sakrament, das die Eheleute einander spenden. Dabei besteht für Katholiken die kirchliche Formvorschrift, die Ehe vor dem zuständigen Priester oder Diakon und vor zwei Zeugen zu schließen. Von dieser Formvorschrift kann die Kirche dispensieren.
Ist die Ehe aus irgendeinem Grund ungültig geschlossen worden, kann diese in einem kirchlichen Gerichtsverfahren für ungültig erklärt werden (Ungültigkeitserklärung, nicht Scheidung). - Soweit eine kurze und bruchstückhafte Zusammenfassung über Wesen und Normen der christlichen Ehe.

Woher nimmt sich die Kirche das Recht, über die Ehe zu bestimmen und dazu Vorschriften zu erlassen?
Ganz abgesehen von den negativen Folgen von Scheidungen für die Gesellschaft und vor allem für die Kinder hat die Kirche für ihr Festhalten an ihren Ehenormen einen entscheidenden Grund: Sie führt ihre Pflicht, die Einheit, Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe zu schützen auf Jesu Weisungen zurück. Im heutigen Evangelium hören wir einige dieser Worte.
Bei den Juden gab es die Ehescheidung, das heißt die Entlassung der Frau. Manche Religionsgelehrte waren dabei sehr streng, andere lax.

Jesus lässt sich auf irgendwelche menschliche Vorschriften gar nicht ein. Er weist auf Gottes Plan in der Schöpfung zurück und stellt eindeutig fest:

1. Gottes Wille ist es, dass die Menschen in Liebe unauflöslich verbunden bleiben, wenn sie ein gemeinsames Eheleben begonnen haben.
2. Ehescheidungsregeln, die von Menschen ausgedacht wurden, sind in der Welt des Versagens und der Hartherzigkeit begründet und sollen im Reich Gottes, in der neuen Zeit der Liebe und Gnade keine Geltung haben.
3. Die Frau oder den Mann aus der Ehe zu entlassen, ist gegen die Liebe, zu der Eheleute befähigt und verpflichtet sind.
4. Ehebruch begeht, wer nach der Scheidung einer gültig geschlossenen Ehe eine neue Ehe eingeht.

Die Lehre scheint also eindeutig. Was sollen wir aber tun angesichts so vieler, deren Liebe und Ehe zerbrochen ist? Die Kirche versucht, mit Verständnis und Mitgefühl gute Wege aufzuzeigen:

1. Wer in seiner Ehe gescheitert ist, soll nicht sein ganzes Leben als gescheitert ansehen.
2. Wenn auch die erste Ehe weiter besteht und daher die Zweitehe nicht als legal betrachtet werden darf, kann diese aber doch zur Verpflichtung werden, in Liebe und Treue zu leben. Manchmal sind auch Kinder aus dieser zweiten Ehe da. Eine solche Gemeinschaft kann von großer Verantwortung getragen sein und nicht ohne neues Unrecht wieder aufgegeben werden.
3. Der Christ, dessen Liebe gescheitert ist, soll dennoch mit seiner kirchlichen Gemeinschaft leben, auch wenn er gewöhnlich nicht an allen Gaben des Glaubens Anteil erhält.
4. Er soll auch, soweit es möglich ist, in seiner Pfarre mitarbeiten. Er wird sicher nicht verurteilt oder an den Rand gedrängt sein.
5. Der wiederverheiratete Geschiedene könnte sagen: Ich bin an der Scheidung nicht schuld. Sicher sind manche einfach alleingelassen worden und haben in keiner Weise das Scheitern ihrer Ehe verschuldet. Wer kann das beurteilen? Gott kennt die Schuld, den Schmerz und auch das vergebliche Bemühen um den Fortbestand der Ehe. Er wird aber auch denen vergeben, die sich ihm in ihrem Leid oder in ihrer Schuld anvertrauen.
Wer in dieser Situation lebt, kann sich auch an einen Priester wenden und mit ihm seine Probleme besprechen.
In diesem Zusammenhang müsste man auch über die kostbare Gabe der Liebe, die sich in der Ehe entfaltet und Menschen beglückt, nachdenken, auch über ihre Erneuerung durch Vergebung. Ebenso sollen die Freude und der Segen, die in einer Familie mit Kindern erlebt werden können, nicht unerwähnt sein. Jesu Liebe zu den Kindern wird am Ende dieses Abschnittes im heutigen Evangelium deutlich.
Wer im Sinne Jesu leben will, der wird sich auf eine gute Ehe vorbereiten, einen Partner suchen, mit dem eine Ehe auf Dauer aussichtsreich erscheint. Er wird nicht leichtsinnig und unüberlegt heiraten und nach einer Entscheidung alles meiden, was die Liebe gefährden kann und verantwortungsbewusst und selbstlos seiner Familie dienen. Er wird in Krisen um ihren Bestand kämpfen und seine Ehe und Familie in einem christlichen Leben immer wieder unter den Beistand Gottes stellen.
Uns Christen sind unsere Ehen und Familien, besonders auch die Kinder immer als beglückendes Geschenk, aber auch als heiliger Auftrag anvertraut. (merli@utanet.at)